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An Karl Marx und seinen Werken orientieren sich offensichtlich nicht nur politische Parteien und unzählige Splittergruppen, sondern neuerdings auch Musiker. Das italienische Quartett NODE benannte ihr letztes Album - frei nach Karl Marx - »Das Kapital«. Allerdings handelt es sich dabei keineswegs um ein politisch linksorientiertes Hardcore-Album, sondern um eine feine Melange aus knüppelharten Thrash und Death Metal-Elementen, die dazu auch keinerlei direkt angelegte politischen Messages enthält.
Bevor ich die Band selbst zu Wort kommen lasse, sollte allerdings die Geschichte der Band näher betrachtet werden, denn auch diese ist nicht gerade uninteressant: Die Gründung von NODE geht ins Jahre 1994 zurück, wobei in den Anfangstagen nicht nur völlig andere Musiker wie der ehemalige DEATH SS-Gitarrist Steve Minelli mit von der Partie waren, sondern darüber hinaus die Musik am Anfang der Karriere von NODE noch wesentlich derber und Grindcore-lastiger klang. Das damals eingeholzte Demo mit dem Titel »Grind Revolution In Mass Evolution« erhielt aber dennoch zahlreiche positive Kritiken. Im Jahre 1995 kam es zum ersten Zusammenbruch, stiegen doch bis auf Steve sämtliche Musiker aus und wurden durch Gary D'Eramo (v, g), Klaus Mariani (b) und John Manti (d) ersetzt. In dieser Besetzung wurde noch im selben Jahr das zweite Demo »Ask« eingespielt, das in späterer Folge via LUCRETIA RECORDS vertrieben wurde. Diese Veränderung brachte auch eine musikalische Umorientierung mit sich: NODE klangen ab diesem Zeitpunkt viel eher nach METALLICA, SLAYER oder PANTERA als nach Grindcore. Als alles auf Erfolg hinzudeuten schien - so hatten NODE gar die Ehre für DEATH auf der "Symbolic"-Tour zu eröffnen - rappelte es abermals gehörig im Karton. Diesmal war es der Drummer, der NODE abhanden gekommen war und durch den ehemaligen SADIST-Schlagzeuger Oinos ersetzt wurde. Doch auch dessen Gastspiel war nur von kurzer Dauer. Nahezu zeitgleich hatte auch Gary die Schnauze voll von NODE, kehrte aber Jahre später wieder in den Schoß der Band zurück. An seiner Stelle stieß damals Daniel Botti zu NODE, der auch auf dem 1998 erschienenen Debutalbum »Technical Crime« zu hören ist. Die Reaktionen waren durchwegs positiv, konnten der Formation aber keine innere Ruhe bringen, denn nun war es Basser Klaus, der drauf und dran war, das Handtuch zu werfen; allerdings blieb er - offensichtlich weil Bandmitbegründer Minelli sich verabschiedete. Nach einem weiteren Demo namens »Land Of Nod« konnte ein Vertrag bei SCARLET an Land gezogen werden, was nicht bedeuten sollte, daß der Drum-Hocker nicht wieder zum Schleudersitz mutieren sollte.
2001 trat man die Reise nach Schweden an, um das nächste Werk namens »Sweatshops« in den "Underground Studios" zu Vasteras einzuprügeln. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß ein junger Mann namens Mario Giannini die Schlagzeugparts einspielte. Musikalisch läßt sich auf dieser Platte der schwedische Einfluß keineswegs abstreiten. Erst seit 2003 ist das derzeit aktuelle Line-Up mit "Heimkehrer" Gary, dem "Beinahe-Ex" Klaus, Daniel und dem derzeitigen Schlagzeuger Marco Di Salvia zusammen, das abermals gen Sverige tuckerte, um auch das aktuelle Album »Das Kapital« in den "Underground Studios" einzuspielen.

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Nun ist ja »Das Kapital« nicht mehr unbedingt brandneu. Wie waren denn die Reaktionen darauf bisher?

Wir können uns nicht beklagen, denn Kritiker und Fans haben das Album wohlwollend aufgenommen. Unserer Meinung nach ist es klarerweise das beste unserer bisherigen Album, aber welche Band behauptet denn das nicht? Wir durften auch eine Menge Interviews dafür geben, was von regem Interesse an der Band zeugt und ebenso war es uns möglich, zahlreiche Gigs zu absolvieren.

Ein Titel wie »Das Kapital« ist für eine Formation aus dem nichtdeutschsprachigen Raum eher unüblich und klingt ebenso abgefahren wie Euer Sound. Was genau steckt denn hinter diesem Album?

Es ist ein Konzeptalbum über weltpolitische Entwicklungen im 20. Jahrhundert. Aber es soll keinesfalls als reines "Geschichtsbuch" verstanden werden. Jeder einzelne Song handelt von einem bestimmten Ereignis im letzten Jahrhundert und »Das Kapital« umschreibt die Texte dieser Ansammlung an Songs einfach am besten. Natürlich bezieht sich »Das Kapital« auf das gleichnamige Werk von Karl Marx, von dem wir uns quasi den Titel geborgt haben. Wir denken, daß die Wirtschaft das Herzstück der heutigen Gesellschaft darstellt und ohne Wirtschaft überhaupt nichts so sein würde, wie es ist. Der Faktor "Wirtschaft" hat natürlich auch das weltpolitische Geschehen entsprechend geprägt.

Aber "wirtschaftlich" klingen die Songtitel und Texte nicht unbedingt, schon eher nach Geschichtsschreibung...

Das Konzept als solches ist natürlich ein historisches. Ich versuche in meine Texten zu beschreiben, was ich persönlich hinter den Ereignissen zu sehen meine. Aber ich will weder jemanden belehren, noch wollen wir den Fans unsere persönlichen Einstellungen und Gesinnungen aufzwingen. Wir wollen die Zuhörer zum Denken animieren, ein Unterfangen, das in der Metal-Szene leider nicht mehr unbedingt an der Tagesordnung steht. An Themen gibt das 20. Jahrhundert ja ohnehin viel her, wobei wir uns die beiden Weltkriege, die Zeit des Stalinismus, das Schreckensregime der Nazis in Deutschland und Italien, sowie den "Kalten Krieg" zwischen den USA und der UdSSR als Themenbereiche ausgewährt haben.

Was inspiriert einem denn zu solchen Themen?

Ich bin gerade dabei, mein Lehramtsstudium für Geschichte an der Mailänder Universität fertigzumachen. Du kannst Dir also ungefähr vorstellen, daß ich diesbezüglich "einiges" an Material durchzuackern hatte. Tja, so einfach kann es manchmal sein, sich inspirieren zu lassen, haha.

Is' gut Herr Professor... Die geniale Cover-Version von ›Empire‹ kommt wohl daher, daß diese Nummer ins Konzept paßte, wie kaum eine andere, oder kommen in der "Freizeit" ab und zu auch QUEENSRYCHE in den CD-Schacht?

Beides. Ich liebe diese Band, aber ›Empire‹ fügte sich wahrlich perfekt in unser Konzept ein. Es sprach also alles für diesen Song.

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Wo wir gerade bei den musikalischen Einflüssen angelangt wären. Eure überaus technisch hochstehende Musik klingt wohl einzigartig. Aber Querverweise zu DEATH, CYNIC und ATHEIST auf der einen Seite vernehme ich genau so, wie eben QUEENSRYCHE oder FATES WARNING auf der anderen. Daneben darf man auch den klassischen Thrash Metal nicht vergessen. Ich nehme an, daß die genannten Bands und Genres zu Euren Faves zählen, oder?

Absolut, aber für meinen Teil müssen unbedingt noch CARCASS, EXODUS, MEGADETH, ANTHRAX, OZZY und PANTERA erwähnt werden. Genauso gerne lege ich aber auch THE DOORS, JETHRO TULL, LED ZEPPELIN oder JIMI HENDRIX auf. Wenn es mich einmal überkommt und ich in der richtigen Stimmung bin, dürfen es auch DURAN DURAN, PRINCE oder DEPECHE MODE sein.
Im Grunde genommen bin ich diesbezüglich ziemlich aufgeschlossen, aber die heftigere Machart von Musik bevorzuge ich in jedem Fall.

Was sich auf »Das Kapital« auch merklich ausgewirkt hat. Gab es denn auch die Chance, die Scheibe mittels einer Tournee amtlich zu promoten?

Ja, wir durften auf der Italien-Tournee von LACUNA COIL mitspielen, was ein recht beachtlicher Erfolg für NODE war. LACUNA COIL scheinen ja zur Zeit recht angesagt zu sein, weshalb die Besucherzahlen auch ziemlich gut waren. Desweiteren konnten wir einige Konzerte zusammen mit unseren Labelgenossen HATESPHERE und WITHERING SURFACE absolvieren. Allerdings hatten wir bislang erst viermal die Chance, außerhalb von Italien aufzutreten. Diesbezüglich hoffen wir demnächst mehr erreichen zu können.

Um eine flächendeckende Tour zu spielen, wäre wohl auch ein neues Album notwendig. Wie schaut es denn diesbezüglich aus?

Unser nächstes Scheibchen ist gerade in Mache. Einige Songs sind sogar schon fertig, allerdings fehlen mir noch die Texte. Ich glaube nicht, daß ich etwas Ähnliches wie »Das Kapital« verfassen werde können. Allerdings habe ich schon vor einen gewissen Zusammenhang der einzelnen Songs herzustellen. Wir planen, ab August mit der Produktion beginnen zu können und so gegen Ende 2005 sollte unser nächstes Album in den Läden stehen. Einen Titel kann ich aber leider noch nicht nennen, denn dieser wird sicher wieder mit den Texten in Verbindung stehen. Generell ist es bei NODE ja auch so, daß ich erst dann beginne, die Texte zu gestalten, wenn die Instrumentalparts vollständig geschrieben sind.
Gerade diesbezüglich habe ich aber vor, ein wenig zu experimentieren. Ich habe einige Text-Fragmente in der Schublade, werde daraus eine Story gestalten und diese dann meinen Bandkumpanen in der Hoffnung auf deren musikalische Einfälle präsentieren.

Wie auch immer, den Herren wird bestimmt das Richtige einfallen, um uns wieder einmal mit einer satten Portion Thrash/Death Metal zu beglücken!

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Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

NODE im Überblick:
NODE – Sterilized (Rundling-Review von 2001 aus Online Empire 6)
NODE – Online Empire 22-Interview (aus dem Jahr 2005)
NODE – News vom 22.05.2000
NODE – News vom 24.02.2012
NODE – News vom 16.11.2022
Soundcheck: NODE-Album »As God Kills« im "Soundcheck Heavy 92" auf Platz 46
Soundcheck: NODE-Album »Das Kapital« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 75" auf Platz 56
Soundcheck: NODE-Album »Sweatshops« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 62" auf Platz 65
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