KROKUS
CRYSTAL BALL (CH)
SHYLOCK (D)
Nehren, Festzelt
06.09.2002
Nach einigen Shows in Amerika und der Schweiz hatten sich KROKUS das Biker-Meeting der "Motorradfreunde Nehren" für ihren ersten Deutschlandauftritt in neuer alter Besetzung ausgesucht. Nehren ist ein kleiner Ort zwischen Tübingen und Balingen, dem Austragungsort des Bang Your Head!!!-Festivals. Das Timing der Schweizer schien gut zu sein, denn die zu diesem Zeitpunkt noch recht übersichtliche Zuschauermenge war schon bei derart guter Laune, daß der Opener SHYLOCK schon kräftig bejubelt wurde, als sie ihren Soundcheck durchzogen, wofür sich Sänger Matthias Schenk ganz gerührt bedankte.
Als es bei SHYLOCK ernst wurde, konnte die Band locker beweisen, daß sie die "Vorschußlorbeeren" verdient hatte. Die Truppe aus Franken, die mit "Pyronized" eine der besten AOR/Melodicplatten aus deutschen Landen des letzten Jahres veröffentlicht hatte, durfte eine Stunde lang ihre Qualitäten ausspielen. Dabei stach besonders Fronter Matthias heraus, der mit originellen Sprüchen wie "Wir Rocksänger sind von Geburt an etwas schwerhörig. Daher müßt Ihr nochmal etwas lauter schreien!" sofort Verbindung zum Publikum knüpfen konnte. Er legte auch das größte Bewegungspotential an den Tag, während die Herren mit den Saiteninstrumenten etwas zu passiv blieben. Ihre Körperhaltung war zwar in Ordnung (breitbeinig und den Hals der Axt immer wieder entschlossen gen Publikum gerissen), ein größerer Aktionsradius kann in Zukunft jedoch nichts schaden. Durch den flächendeckenden Keyboardteppich waren SHYLOCK zwar nie heavy, aber dank des klaren Sounds und der hervorragend gesungenen Backing Vocals kamen die Melodien sehr gut zur Geltung.
CRYSTAL BALL kann man derzeit fast nicht aus dem Weg gehen. So waren die Schweizer gerade mit Dokken auf Tour, mischten beim Summer Breeze mit und zudem konnte Sänger Mark Sweeney ankündigen, daß man in den nächsten Monaten sowohl mit Doro als auch U.D.O. touren werde. Mit dieser Routine rockten CRYSTAL BALL das mittlerweile gut gefüllte Zelt und brachten vor allem die Mädels in den ersten Reihen zum Tanzen. In den hinteren Reihen zuckten die Körper jedoch weitaus weniger, sondern konzentrierten sich eher darauf, Gerstenkaltschalen in eben jenen zu versenken.
Wie würde sich der zurückgekehrte KROKUS-Originalsänger Marc Storace live schlagen? So lautete die große Frage des Abends. Und KROKUS machten sich zunächst selbst das Leben schwer, denn die Umbaupause dauerte 75 Minuten, so daß man erst gegen halb zwei auf die Bühne ging, was nicht wenige Gäste zu einem gellenden Pfeifkonzert veranlaßte, während andere genervt die Veranstaltung verließen. Dennoch sollten KROKUS der Höhepunkt der Schweizer Festspiele zu Nehren werden und konnten das Publikum schnell besänftigen - beziehungsweise zum Abrocken bringen: Marc war sowohl optisch als stimmlich sehr gut in Schuß. Lediglich im Umgang mit dem Publikum war er noch etwas reserviert; diese Routine muß er sich offensichtlich erst wieder antrainieren. Die komplette Band konnte positiv überraschen und vor allem Gitarrist Fernando von Arb legte los wie ein unbekümmerter Jüngling. Diese Truppe hat zweifelsohne eine ernsthafte Perspektive, denn als gegen drei Uhr Feierabend war, hatten KROKUS keine Wünsche offengelassen und die letzten fehlenden Klassiker mittels eines Medleys erschlagen. Schade, daß von den zwischenzeitlich 700 Zuschauern dies nur noch etwa 150 miterlebten.
Photos: Stefan Glas
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© 1989-2025 Underground Empire |
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