HEIR APPARENT
beim
"Wacken Open Air"-Festival 2000
Wacken, "Party Stage"
05.08.2000
Eine weitere Band, der ich mit sehr viel Spannung entgegengeschaut habe. Beide Alben des Seattlevierers zählen zu den absoluten Sternstunden des melodisch-verspielten US-Metal. Und wer die Jungs auf ihrer Tour mit SAVAGE GRACE anno 1986 bewundern durfte, wird ähnliche Vorfreude verspürt haben.
Es gab eigentlich nur ein riesengroßes Fragezeichen: Wie klingt der neue Sänger? Selbst Jürgen Hegewald, der die Jungs ja nun unter Vertrag hat, hatte ihn zuvor noch nicht zu hören bekommen. Würde es ihm gelingen die glasklaren, sich über mehrere Oktaven erstreckenden, Vorlagen zu meistern? Ich nehme die Antwort mal vorweg: Nicht ganz! Der neue Mann, der sich spaßigerweise als Gary Cherone vorstellte, aber eigentlich auf den Namen Michael Flatters hört, hangelte sich eher gekonnt durch tiefe und mittelhohe Tongefilde, umschiffte die hohen Lagen aber elegant und klang niemals peinlich. Hatte man sich daran gewöhnt - was bei seinem sympathischen Auftreten nicht allzu schwer fiel - so konnte man eines der absoluten Open Air-Highlights genießen. Und das instrumental kongeniale Trio Terry Gorle (g), Derek Peace (b) und Ray Schwartz (d) wußte, welche Songs das Publikum hören wollte. Vorwiegend aus dem unendlichen Fundus des Debuts »Graceful Inheritance« schöpfend, knallten uns kantige Baßläufe eines ›Tear Down The Walls‹ genauso überzeugend um die Ohren, wie melodisch balladeskes à la ›Another Candle‹. Und wie damals war es faszinierend zu beobachten, wie frickelig die eingängig erscheinenden Kompositionen wirklich sind. Die hektischen Rhythmusparts stehen hier nämlich im krassen Kontrast zu den melodischen Kabinettstückchen der Sechssaitigen. Der einzige neue Song ›Love Anger‹ erschien überraschend groovig. Ich hoffe nicht, daß hier mit einer neumodischen Produktion alles verschandelt wird. Der Höhepunkt war erwartungsgemäß ›Keeper Of The Reign‹, bei dem die eh schon begeisterte Menge endgültig ausrastete. Geilomat. Ach ja, zum Abschluß doomte ›Disturbing The Priest‹ vom wiedergeborenen SABBATH-Werk aus den Boxen. Schon von PSYCHOTIC WALTZ zu späten Ehren geführt, zollten auch HEIR APPARENT hier gebührend Tribut. Neben den gottesgleichen HADES, die natürlich ohne Ende alles überrulten, den kultigen ANGELWITCH und den zu Höchstform aufgelaufenden ARMORED SAINT, waren HEIR APPARENT die Gewinner des gesamten Festivals. Wir dürfen auf ein spannendes Album warten!
Photo: Stefan Glas
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