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Contents: IRON SAVIOR-"Off The Board"-Artikel |
Date: 08.04.2002 (created), 06.08.2022 (revisited), 02.03.2024 (updated) |
Origin: HEAVY, ODER WAS!? |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Comment: Beim HEAVY, ODER WAS!? hieß diese Kategorie "Behind The Curtain", die zudem mit dem Motto "Geheimer Studio Report [sic!]" untertitelt war. Allerdings wollte ich den Bereich für Studioreporte beim UNDERGROUND EMPIRE schon immer "Off The Board" nennen - obgleich mir bewußt war, daß es sehr unwahrscheinlich ist, daß es solche Stories jemals geben wird. Andererseits: Von kleineren Bands wurde ich desöfteren ins Studio eingeladen, um dort ihre Aufnahmen vorab anzuhören, wozu mir aber immer die Zeit fehlte oder die Entfernung zu groß war. Aber letzten Endes war unsere WARDANCE-Titelstory in UNDERGROUND EMPIRE 2 nicht anderes als ein Studioreport - und somit quasi unser erster "Off The Board"-Artikel.
Dies war eine der Stories, bei welcher der intern nur als "Head" titulierte Minibeitrag in der Kopfzeile abgedruckt wurde. Da er im gedruckten Heft auf einer rechten Seite plaziert war, stand das kleine Dekophoto auf der linken Seite. Im vorliegenden Fall gab der Head folgendes preis: Piet war lange Jahre im Karo-Studio angestellt Dieser Head paßte übrigens doppelt gut, denn Piet sah man auch auf dem Photo zum zweiten Studioreport über die kommende PARAGON-Scheibe »Revenge«, die der IRON SAVIOR-Frontmann produziert hatte; diesen Umstand sprach ich zudem gegen Ende meines Textes an.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß wir in der Redaktion fest damit gerechnet hatten, daß einer der in Norddeutschland ansässigen HOW-Schreiber diesen Studioreport übernehmen würde. Doch das sollte dann doch ins Wasser fallen, so daß ich mich am Abend des Vortages noch schnell um ein Bahnticket bemühte, so daß ich am nächsten Morgen gen Hamburg tuckern kann. Ich weiß noch, daß das Ticket wegen dieser "Last Minute"-Komponente derart unsittlich teuer war, daß ich dafür auch den ganzen ICE hätte kaufen können. Ebenfalls sehr in Erinnerung geblieben ist mir das Kochen in Piets Wohnung, was nicht nur Spaß gemacht hatte, sondern mich auch von dem weitverbreiteten Irrtum "Sushi = roher Fisch" befreite; ich hatte nämlich bei der Ankündigung dieses Programmpunktes mit leicht verzweifeltem Blick geäußert, daß ich Vegetarier sei und Fisch schon gehaßt hätte, als ich noch totes Tier verschlungen hätte. Doch so konnte ich meinen Horizont erweitern und feststellen, daß Sushi auch als sehr schmackhafte vegetarische Varianten gibt.
Da bei den bereits im UNDERGROUND EMPIRE online veröffentlichten Artikeln bei der Portierung der HEAVY, ODER WAS!?-Seiten nur ein kleines Thumbnail der HOW-Story zu sehen ist, von dem aus man zu der bereits veröffentlichten, meist umfangreicheren Version gelangt, soll diese kleine Graphik im Falle einer noch nicht online zu findenden Story nun hier auftauchen: |
Supervisor: Stefan Glas |
IRON SAVIOR
✇Zum Kochduell nach Hamburg. Und ganz nebenbei noch die neue IRON SAVIOR hören. Genügend Gründe, um einmal quer durch Deutschland zu jetten.
✇Doch vor den Erfolg hat der Herr nun mal den Schweiß gesetzt; oder auch die Deutsche Bundesbahn: Will heißen, zunächst sind mal über sieben Stunden Schienenodyssee angesagt. Und dann fährt der ICE kurz vor Hamburg noch einen kleinen Umweg - nein, er macht keinen Abstecher durch saftige Blümchenwiesen, sondern wegen Bauarbeiten am Streckennetz muß er umgeleitet werden. Auf jeden Fall kann ich mir jetzt ein pünktliches Eintreffen im Hamburger "Hammer Musik"-Studio nahezu abschminken. Allerdings ergeht es den Kollegen von den anderen deutschen Metal-Gazetten nicht besser, so daß sie noch später eintrudeln.
✇In dem Studio mit Bille-Blick haben sich IRON SAVIOR bei den Aufnahmesession binnen kürzester Zeit wie Zuhause gefühlt. Zum einen ist der Proberaum der Band nur einen Steinwurf weit entfernt im gleichen Gebäudekomplex gelegen. "Außerdem konnten wir beim Einspielen die goldene Oktobersonne genießen, die durch die große Fensterfront hereinfiel", erinnert sich Piet. "Das ist natürlich eine ganz andere Atmosphäre als in einem Studio, bei dem man auf Tageslicht komplett verzichten muß."
✇Als dann die Meute versammelt ist und die ersten Kräutertees vernichtet sind, dürfen wir uns gemeinsam mit den drei Eisernen Piet, Piesel und Thomas in den Regieraum zusammenkuscheln, um die kommende Rettungstat am Stück durchzuhören.
✇»Condition Red« wird das gute Stück heißen, und beim ersten Höreindruck stechen vor allem der Groove-Banger ›Mindfeeder‹ und das hymnenhafte ›Paradise‹ heraus. Doch mit weiteren starken Tracks wie ›Walls Of Fire‹, ›Protector‹, ›Tales Of The Bold‹, ›Warrior‹, ›No Heroes‹, dem Titelsong sowie dem eher ungewöhnlichen ›I Will Be There‹ haben IRON SAVIOR es geschafft, den Vorgänger ›Dark Assault‹ zu toppen. Es ist zudem klar zu hören, daß nach dem Weggang von Kai Hansen die GAMMA RAY-Elemente völlig verschwunden sind.
✇Und dann begannen alle Journalisten zu kochen. Nicht etwa weil uns Promoterin Christine mit ihren weiblichen Reizen in Extase versetzt hätte, sondern weil ihr Kollege Naughty in seinem vorherigen Leben, als er noch ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft war, als Koch malocht hatte und nun in Piets Domizil kollektives Kochlöffelschwingen angeordnet hat. Drei Gänge (ohne Rückwärtsgang) wollen zubereitet werden: Zur Eröffnung steht das "Caldaria Massaker" an, bei dem meine Wenigkeit seinen kulinarischen Horizont um einige Sushi-Kenntnisse erweitern kann: Das fernöstliche Gericht muß nicht unbedingt mit rohem Fisch bestückt werden, sondern kann sehr wohl vegetarisch komponiert werden. Erst beim Hauptgang wird für den HOW-Abgesandten eine Extrawurst ohne totes Tier gebraten: Zwei der Königinnenpasteten werden nicht mit Fischragout sondern einer Gemüsekomposition gefüllt. Der abschließende "Eiskomet Iron Savior" schlägt jedoch bei jedem der Anwesenden gleich heftig ein. Einziges Problem bei der ganzen Sache: Beim Kochduell à la SAVIOR gibt es keine Kandidaten, die als königliche Vorkoster die Suppe auslöffeln müssen, sondern hier muß jeder ran an die selbstgemachten Buletten.
✇Da einige Minuten nach der Beendigung der Völlerei immer noch niemand tot von Stuhl gerutscht ist oder ganz heftig darauf bestanden hat, umgehend zum Magenauspumpen ins Krankenhaus "Heavy Suck" eingewiesen zu werden, spricht nichts dagegen, den Abend in der Kneipe "Goldies" ausklingen zu lassen.
✇Dort warten einige Fans darauf, mit IRON SAVIOR auf den möglichst großen Erfolg des neuen Albums anzustoßen. Ebenso sind einige der PARAGON-Jungs da, mit denen Piet in seinem eigenen Studio, das er liebevoll als Gartenlaube bezeichnet, gerade deren neue Scheibe zurechtschleift. Zu diesem Event durfte Kollege Brandt wenige Tage später tingeln und berichtet nebenan; der Glückliche hatte zu diesem Zweck allerdings eine wesentlich kürzere Wegstrecke zurückzulegen. Für mich sind hingegen jetzt wieder sieben Stunden vorbeifliegende Landschaft bei Shakespeare-Lektüre angesagt.
Photos: Stefan Glas