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”UNDERGROUND EMPIRE 7”-Datasheet

Contents:  SHOK PARIS-''Cult Complete''-Artikel

Date:  1994 (estimated, created), 28.07.2021 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 7

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several earlier issues still available; find details here!

Comment:

Angesichts der Tatsache, daß hier SHOK PARIS eindeutig Geschichte waren, ist es um so erfreulicher, daß die Lebensader der Truppe seit 2004 wieder zu zucken begann. Und da im letzten Jahr dann - wenn auch nach seeehr langer Vorbereitungszeit - ein wirklich gutes neues Album namens »Full Metal Jacket« erscheinen sollte.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

Titel: Cult Complete
Dekolinie

SHOK PARIS-Logo

Etwas kompliziert gestaltete sich die Wahl des "Cult Complete"-Themas für die aktuelle Ausgabe - frei nach dem selbstgewählten UNDERGROUND EMPIRE Motto "Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?!?". Geplant war eigentlich eine andere Band, als die, die Ihr hier nun findet. Dieser Act wird nun wahrscheinlich im nächsten Heft nachgeholt werden, wobei ich den Namen jedoch nicht verraten werde, um nicht die Spannung zu zerstören. Anyway - es begab sich folgendermaßen: SHOK PARIS waren eigentlich für "Remember" geplant, doch als ich den betreffenden Text schrieb, stellte ich fest, daß meine schreiberischen Ergüsse über eine solche Ausnahmeband nicht bremsen ließen und daß dabei ein Artikel entstanden war, der etwa die dreifache Länge eines "Remember"-Artikels hatte. Ich hatte die ganze Zeit über ohnehin ein mieses Gefühl dabei, solche musikalische Wahnsinnstaten "nur" für "Remember" zu verbraten, obwohl SHOK PARIS ohne Frage eine der wenigen reinrassigen Kultbands unserer Tage sind, so daß ich höchst erleichtert den Entschluß faßte, die Jungs aus Ohio zum Kult der sieben Ausgabe zu deklarieren! Ich habe schon öfter festgestellt, daß ein Artikel über eine Band, sei es nun Demokritik oder Interview, nur so gut wird wie die betreffende Band. So haben sich also SHOK PARIS mit ihren Ausnahmeleistungen ihr Recht erspielt, indem sie mich beim Schreiben dermaßen inspirierten, daß eine unbändige Flut von Worten in die Computertastatur strömte. Ich erkläre hiermit höchst erfreut, den neuen, etwas überraschenden "Cult Complete"-Artikel für eröffnet!

Ganz bescheiden begann im Jahre 1983 eine Story, die sich zu einer der größten Offenbarungen der Szene entwickeln sollte: mit einem dezenten 2-Song-Demo und einem Samplerbeitrag. Das bis dato jungfräuliche Ohio-Quintett SHOK PARIS veröffentlichte ein Demotape mit ihren beiden Stücken ›Caged Tiger‹ und ›Burn It Down‹ und zeigten der Welt, daß man es auch in diesem, bis dahin metallisch eher unterbelichteten Bundesstaat versteht, exzellenten Metal zu schmieden. Auf dem »Cleveland Metal«-Sampler gaben SHOK PARIS mit ihrem Stück ›Go Down Fighting‹, welches mit melodischer Power zu überzeugen wußte, ihren vinylisierten Einstand.

SHOK PARIS-Cover: »Go For The Throat«

Im Gegensatz zu den beiden Demosongs befand sich der Samplerbeitrag überraschenderweise jedoch nicht auf dem Debut »Go For The Throat«, welches im folgenden Jahr bei AUBURN RECORDS erschien. Jenes Label hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Talente aus ihrem US-Bundesstaat Ohio zu fördern und hatte neben SHOK PARIS in BREAKER ein weiteres echtes Juwel ans Licht der Öffentlichkeit gebracht. Das Debut von SHOK PARIS war ein brillantes Werk, glänzte mit bestechenden Melodien, die mit schneidender Schärfe kombiniert waren, war gnadenlos powervoll und transportierte dennoch unendlich viele Emotionen. Diese Qualitäten sind besonders auf die unglaubliche, charismatische Stimme von Vic Hix zurückzuführen, der auf der Basis von Ken Erbs und Eric Marderwalds unnachahmlichen Gitarrenduellen sowie der lückenlosen Rhythmusarbeit von Drummer Bill Sabo und Basser Kel Berkshire ein fesselndes Netzwerk ausbreitete, dem der hilflose Hörer sofort verfallen mußte, zumal seine Vocallines mit den Backgroundchören so exakt abgestimmt waren wie die Zahnräder eines Schweizer Uhrwerks und so den Hörer endgültig unlösbar verstrickten. »Go For The Throat« war schon bei Erscheinen schwer zu beschaffen, da AUBURN RECORDS keinen Vertriebspartner in Europa hatten. Mittlerweile ist die Platte eine ziemliche Rarität, die Preise um 50,- DM erzielt, und selbst wenn solche Preise für Euch keinen Hinderungsgrund darstellen, so muß man sagen, daß man nur noch ganz selten sieht, daß diese Scheibe mal angeboten wird. »Go For The Throat« erschien jedoch kürzlich als CD in der "Reborn Classics"-Bootleg-Serie, die ich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte, so daß es doch noch eine Möglichkeit gibt, dieses Überwerk halbwegs einfach zu erstehen.

SHOK PARIS-Cover: »Steel And Starlight«

Lange mußte der fiebernde Fan auf eine neue Scheibe seiner Helden warten, denn erst 1987 erschien mit »Steel And Starlight« die Platte, die ich heute zu den zwanzig Werken zähle, die ich in meinem Leben am häufigsten gehört habe. Ein klein wenig wurden diesen unerträglich langen drei Jahre durch Samplerbeiträge von SHOK PARIS überbrückt. 1985 erschien zunächst der Instrumentalopener des Debuts ›Marseilles De Sade‹ sowie das nachfolgende ›Battle Cry‹ auf dem »The Wild Bunch«-Kassettensampler, den das ROIR-Kassettenlabel zusammen mit dem HIT PARADER-Magazin veröffentlicht hatte. Kurze Zeit später gaben sich SHOK PARIS auch auf dem NEW RENAISSANCE RECORDS-Sampler »Metal Madness« die Ehre und zwar erfreulicherweise mit dem bis dato unveröffentlichten ›Streets Of Pleasure‹. Neues Futter für die gespannte Meute! Dieser Samplersong erhält noch mehr Wert dadurch, daß er nicht auf dem nächsten SHOK PARIS-Album zu finden war. Anyway - »Steel And Starlight« enthielt auch so zehn perfekte Reißer, ohne jegliche Schwachstelle, die für mich aus der History des Heavy Metal nicht mehr wegzudenken sind. Gegenüber dem Debutalbum vielleicht eine Nuance härter, dominierten wieder alle Elemente, um deren Willen eine kleine Fangemeinde SHOK PARIS fanatisch liebte. Wäre ich gezwungen, eines der drei praktisch gleichwertigen Kultwerke von SHOK PARIS als das Beste zu titulieren, so würde ich »Steel And Starlight« den Vorzug geben. »Steel And Starlight« sollte mit etwas Geduld auch heute noch zu finden sein, da die Scheibe seinerzeit von I.R.S. auch in unseren Breiten vertrieben wurde. Als die CDs begannen, immer mehr den Markt zu übernehmen, wurde auch »Steel And Starlight« als Silberling aufgelegt. In dieser Version findet auch ›Streets Of Pleasure‹ vom »Metal Madness«-Sampler Zugang als Bonustrack zu allen SHOK PARIS-Liebhabern. Zu »Steel And Starlight« erschienen gleich zwei Promo-Maxis, eine mit dem Titelstück der Platte, für die man extra ein Cover anfertigen ließ, und eine weitere, wie abgebildet, leider etwas schmächtig nur mit Standard-Black-Cover aufgemacht (aber solche Dinge sind bei Promos eher zweitrangig), mit ›Go Down Fighting‹, jenem Stück vom »Cleveland Metal«-Sampler, das nun endlich auf dem zweiten SHOK PARIS-Album verewigt worden war. Es wurden also durchaus Anstrengungen unternommen, SHOK PARIS zu pushen, aber dennoch konnten SHOK PARIS nie über den Status eines Insidertips emporsteigen.

SHOK PARIS-Cover: »Steel And Starlight«-Promo

Das änderte auch die 1989 erschiene dritte Platte von SHOK PARIS mit Titel »Concrete Killers« nicht. Im Gegenteil - sie schaffte es eher, die Fans ziemlich zu verwirren, denn mit ›The American Dream‹ hatte man einen Opener gewählt, der alle Qualitäten, die SHOK PARIS auszeichneten, vermissen ließ und das einzige schwache Stück ist, das SHOK PARIS in ihrer Karriere veröffentlichten. Hatte sich die Nadel durch diese dreieinhalb Minuten des Schocks und der Ungewißheit gefräst, so stellten SHOK PARIS sofort alles klar: Die Band hatte nicht von ihrem Genie eingebüßt! Da knallen die Drums, bläst der Baß, säbeln die Gitarren und triumphiert die Stimme. Neun neue fabelhafte Kompositionen einer Band, die zu gut war, um wahr zu sein. Jedoch war »Concrete Killers« bei uns nur schwer zu ergattern, denn, obwohl I.R.S. auch diese Scheibe vertrieb, war sie in unseren Breiten stets nur als Import erhältlich. Auch die CD-Version, die vor geraumer Zeit aufgelegt wurde, war nur zum teuren Importpreis zu erstehen. Das sind wohl die ewigen Mysterien aus dem Reich der Plattenfirmenpolitik. Auf jeden Fall hatte die CD von »Concrete Killers« mit ›Get It Right‹ ebenfalls einen begrüßenswerten extra track zu bieten.

SHOK PARIS-Cover: »Go Down Fighting«-Promo

Doch hiermit sollten SHOK PARIS den Schlußpunkt setzen. Es kehrte Stille um den Namen SHOK PARIS ein, und einige Zeit später erspähte ich in irgendeinem Magazin den knappen, drei Zeilen umfassenden Hinweis, daß sich SHOK PARIS aufgelöst hätten. Das, was man die ganze Zeit befürchten mußte, war also traurige Realität geworden. Überhaupt wurden SHOK PARIS von der Presse total stiefmütterlich behandelt. In großen Magazinen suchte man ohnehin vergebens, aber auch in Fanzines waren Artikel allerhöchstens in der Konzentration von Spurenelementen zu finden. Eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen war die Titelstory in SHOCK POWER Nr. 14.

SHOK PARIS-Cover: »Concrete Killers«

Leider war seither absolut nichts von irgendeinem SHOK PARIS-Mitglied zu hören. Gespenstergleich scheinen die Musiker wie vom Erdboden verschluckt. Was mögen sie derzeit wohl machen? Haben sie sich ins Privatleben zurückgezogen und zeigen jene Hände, die solche musikalische Revolutionen hervorgebracht haben, heute nur noch dem eigenen Nachwuchs, wie man Fahrrad fährt, wie man eine Sandburg baut, oder erzählt jene Stimme, die so mannigfaltig eine Gänsehaut verursachte, heute nur noch ihren Kids Gute-Nacht-Geschichten? Nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß ein solches musikalisches Talent es einem gestattet, es verkümmern zu lassen; es wird auf Entfaltung drängen! Oder spielen sie vielleicht heute in irgendeiner Coverband und machen Tanzmusik für ignorante Zuhörer, denen es lediglich drauf ankommt, daß der 4/4-Takt sauber durchgezogen wird? Nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß man sich nach solchen Taten mit Primitivgemucke zufriedenstellen kann! Oder sind sie am Mißerfolg zerbrochen, weil alle musikalischen Wundertaten nicht erhört wurden und werden heute von ihren Nachbarn als mißliebige "gescheiterte Existenzen" geschmäht? Das sind Fragen, auf die wir höchstwahrscheinlich nie eine Antwort erhalten werden. Jene Dinge mit denen wir leben müssen, ohne daß wir auch nur im entferntesten die Möglichkeit haben, etwas dagegen zu tun.

Nein, kommerziell erfolgreich waren SHOK PARIS gewiß nie, aber sie machten Musik von einer Intensität, wie es nur ganz wenige Bands je geschafft haben. SHOK PARIS waren eine 100 Prozent eigenständige Band, so individuell wie ein Fingerabdruck. Die Band hat zu keiner Zeit eine andere Gruppe kopiert und interessanterweise gab es bis heute keine Band, die auch nur ein minimal ähnliches Feeling zu kreieren imstande gewesen wäre. Gut so, denn noch nie hat eine Kopie das Original erreicht, und mit ihren drei Platten haben uns SHOK PARIS eine Menge Material zum Abschweben geschenkt, zumal man die Lieder von SHOK PARIS tausendfach gehört haben kann, ohne beim 1001. Mal davon ermüdet zu sein. Glaubt mir - ich habe es ausprobiert - SHOK PARIS sind unendlich!

Sofern Euch SHOK PARIS noch kein Begriff waren, so hege ich die stille Hoffnung, daß durch meinen Artikel bei Euch der Entschluß gereift ist, zumindest mal »Steel And Starlight« ein Ohr zu leihen - der Rest kommt von ganz allein... Wie es um die Beschaffungsmöglichkeiten der einzelnen Alben steht, habe ich Euch schon geschildert, also habt Geduld - die Band ist es wert! Auch für eigentliche CD-Verweigerer können die Silberlinge im Falle SHOK PARIS mit ihren Bonustracks ein deutliches Kaufargument aufweisen. Und als wahrer SHOK PARIS-Fanatiker muß man einfach jeden Ton haben, den die Band jemals veröffentlicht hat! Haltet bei den spezialisierten Vertrieben, auf Börsen und in Second Hand-Läden die Augen offen, und wenn Ihr diese Preziositäten irgendwo erspäht, zögert nicht und greift zu!

SHOK PARIS

Demo - und Discographie

2-Song-Demo 1983

Go For The Throat [LP]1984

Steel and Starlight [LP & CD]1987

Concrete Killers [LP & CD]1989

Stand: Juni 1994


Stefan Glas


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