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  UE-Home → History → Online Empire 79 → Interview-Übersicht → KRYPTOS-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Obwohl diese Band schon seit Jahren aktiv ist und mit »Afterburner« den bereits fünften Longplayer am Start hat, hält sich der Bekanntheitsgrad von KRYPTOS hierzulande immer noch sehr in Grenzen. Und das, obwohl die Truppe 2013 die Ehre hatte, als erste Band ihres Heimatlandes auf dem weltweit berühmtesten Acker auftreten zu dürfen. Doch nicht nur in Wacken hat sich die Band aus der südindischen Metropole Bangalore pudelwohl gefühlt. Bandsprachrohr Nolan Lewis, der die gesamte Pressearbeit der Band im Alleingang stemmt, und seine Kollegen fühlen sich in Europa generell gut aufgehoben.

KRYPTOS-Bandphoto 1

Seid Ihr denn beleidigt, wenn man Euch hierzulande immer noch als "Exoten" abstempelt?

Nö, eigentlich nicht. Oder sagen wir besser: nicht mehr. Uns ist nämlich bewußt, daß uns auf ewig ein gewisser Exoten-Touch anhaften wird. Daran haben wir uns irgendwie gewöhnt. Dennoch fühlen wir als Metalband in Europa einfach besser aufgehoben. Hier haben wir zumindest unser zweites Zuhause gefunden, unser Bandzuhause! Es sagt wohl viel, daß wir bisher mehr Konzerte in Europa gegeben haben als in unserer Heimat.

Gutes Stichwort: Wie ist es denn um Metalbands in Indien generell bestellt?

Das ist schwer zu beurteilen, da ich nur für unsere Region sprechen kann. Hier hat sich die Situation in den letzten Jahren wirklich deutlich verbessert, zumal sich in unserer Heimatstadt inzwischen eine pulsierende Szene entwickelt hat. Mit unseren Kumpels von DYING EMBRACE, BEVAR SEA und DHWESHA haben wir schon einiges erlebt. Wir unterstützen uns gegenseitig und helfen uns auch beim Organisieren von Gigs. Da die Metalszene in Indien ein wenig eigenartig ist und wir mitunter den Eindruck haben, wir wären eher eine Ausnahme in Sachen Hilfsbereitschaft, halten sich die Kontakte außerhalb unserer unmittelbaren Umgebung in Grenzen. Lediglich zu AMORPHIA, ARMAMENT, MORAL PUTERFACTION, REGICIDE und STEEL RUSH pflegen wir Kontakte.

Wie ist das Verhältnis von einheimischen Metalheads zu Bands wie Euch?

Mit Metallern hatten wir noch nie ein Problem. Warum auch? [lacht] Mit dem Rest der Bevölkerung war es dagegen nicht immer so einfach. Am Anfang nahmen uns viele Menschen hier nämlich nicht einmal als Band oder Musiker wahr, geschweige denn ernst. Na ja, immerhin konnten wir unserem Hobby in Ruhe nachgehen. Für uns ging es von Anfang an darum, exakt jene Art von Musik zu spielen, die wir lieben. Das war alles.

Warum so bescheiden? Ihr habt für eine Band von Eurem Status schließlich schon einiges vorzuweisen. Hattet Ihr einen Plan?

Hmmm, eher nicht. Eigentlich wollten wir einfach nur Musik machen. Von Tourneen oder dergleichen haben wir nicht einmal geträumt. Aber wer weiß schon, welche Ausmaße eine Freizeitbeschäftigung einmal annehmen wird. Für uns war die Musik jedenfalls von Anfang an interessanter als Kühe melken zu müssen. [lacht]

KRYPTOS-Headline

Gute Entscheidung, Jungs! Und scheinbar eine mit nachhaltiger Wirkung. Eure Entwicklung läßt sich von Album zu Album nachvollziehen, an Euren Einflüssen hat sich dagegen seit den Anfängen nichts verändert, oder?

Nö, gar nichts! Wir hören immer noch dieselben Bands wie in unserer Jugend. Neu und auch etwas ganz Besonderes für uns ist dagegen, daß einige Pressevertreter Namen wie JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN oder ACCEPT verwendet haben, um unsere Musik zu beschreiben. Ich meine, Alter - mit diesen Bands! So etwas ist einfach unfaßbar!

Unrecht hat man ja auch nicht, wenn man diese Bands als Referenzen anführt. Wolltet Ihr denn bewußt so klingen?

Als Orientierungshilfe haben wir all diese Klassiker sicher vor Augen. Bewußt nachgeeifert haben wir aber noch nie jemandem. Üblicherweise läuft das Komponieren bei uns so ab, daß Rohit, mein Partner an der Sechssaitigen, und ich uns gegenseitig Riffs oder Songideen vorspielen und diese dann gemeinsam ausarbeiten. Das kann mitunter ziemlich rasch zu einem Basistrack werden, den wir in weiterer Folge aufnehmen. Es ist aber auch schon vorgekommen, daß wir halbfertige Songs einfach wieder verworfen haben, weil sich der zündende Funke nicht einstellen wollte.

Klingt logisch. Gibt es denn einen Ansatzpunkt dafür, wie sich eine Nummer anhören soll?

Im Prinzip gibt es bei KRYPTOS nur eine einzige Vorgabe: Ein Song muß uns selbst ansprechen und ein Riff sowie eine Hook besitzen, die sich ins Ohr fressen. Wenn dieses Grundgerüst einmal steht, mache ich mich dann gemeinsam mit unserem Bassisten Ganseh daran, die passenden Texte auszuarbeiten.

Also erst die Musik und dann die Texte, richtig?

Zumindest ansatzweise. Doch das ist nicht immer einfach, da die Songstruktur mitunter bereits die Atmosphäre vorgibt und die Lyrics entsprechend angepaßt werden müssen. Es war zwar im Vorfeld nicht so geplant, aber speziell unser neues Album zeichnet sich dadurch aus. Es ist bei weitem nicht so dunkel ausgefallen wie etwa »The Ark Of Gemini« und in Summe wesentlich direkter ausgefallen als alle unsere früheren Scheiben. Außerdem beinhaltet es die wohl markantesten Riffs, die KRYPTOS jemals vom Stapel gelassen haben!

Keine Widerrede. »Afterburner« knallt aber nicht nur amtlich aus den Boxen, das Teil gibt auch optisch einiges her. Wer hat denn das coole Artwork entworfen?

Dafür haben wir Bill Hauser engagiert, der schon für HIRAX und SKELETONWITCH gearbeitet hat. Er hat sowohl unseren "Old School"-Ansatz perfekt umsetzen können, als auch unsere Vorstellung, ein Metal-untypisches, buntes Cover zu haben, das hinsichtlich der optischen Gestaltung an alte Nintendo-Spiele erinnert.

http://www.facebook.com/kryptosindia

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photo: Vishal Dey

KRYPTOS im Überblick:
KRYPTOS – Burn Up The Night (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 68)
KRYPTOS – Online Empire 79-Interview (aus dem Jahr 2019)
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