Auch wenn sich die belgischen Traditionalisten FIREFORCE durch mitreißende Konzerte längst auch außerhalb ihrer Heimat einen guten Namen erspielen konnten, sind ihre bisherigen Veröffentlichungen bis dato leider eher unbeachtet geblieben.
Gitarrist und Gründungsmitglied Erwin Suetens ist jedoch davon überzeugt, daß sich daran demnächst etwas ändern wird - und läßt uns wissen, was mit neuen Album »Deathbringer« auf uns zukommt.
Erwin, Respekt! Euer neues Album knallt nicht nur mächtiger denn je, es läßt meinem Dafürhalten nach im direkten Vergleich zum Erstling »March On« auch ein wesentlich breiteres Spektrum an Inspirationen vernehmen. Was empfindest du, wenn ich als Referenzen in diesem Zusammenhang Acts wie ACCEPT, JUDAS PRIEST und METAL CHURCH einwerfe?
Ich fühle mich geehrt. Außerdem kann ich Dir nur beipflichten, denn auch ich bin davon überzeugt, daß wir abwechslungsreicher und vielschichtiger denn je klingen. Dennoch haben wir reinrassigen Heavy Metal abgeliefert und unsere Vielseitigkeit gepflegt, ohne auf etwaige Hilfsmittelchen zurückzugreifen oder gar "verwässert" zu klingen. Da die erwähnten Formationen obendrein mit zu meinen Top-Favoriten zählen, sollte es logisch sein, daß ich nichts dagegen einzuwenden habe!
Apropos persönliche Vorlieben: Das an den Schluß gestellte TYGERS OF PAN TANG-Cover ›Gangland‹ quillt ebenso überzeugend aus den Boxen wie Eure eigenen Tracks und läßt zudem auf exquisiten Geschmack schließen!
Danke! Auch die TYGERS OF PAN TANG schätze ich seit Jahrzehnten und wollte ihnen schon lange in Form einer Coverversion Ehrerbietung erweisen. Ich glaube, daß ich sogar bei DOUBLE DIAMOND (Vorgänger-Band von FIREFORCE, der neben Erwin auch Sänger Sänger Filip Lemmens angehörte - der Verf.) darüber nachgedacht habe, mich da heranzuwagen. Aber manche Dinge dauern eben etwas länger als geplant, und da mich nichts drängte, habe ich die Sache mehr oder weniger in mir reifen lassen. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, ich denke, unsere Version des Songs kann sich echt hören lassen. Einfach fiel mir die Auswahl allerdings nicht, denn ich bin mit der New Wave of British Heavy Metal sozusagen aufgewachsen und fühle mich dadurch von vielen Formationen jener Epoche angesprochen. Zu den TYGERS pflege ich wohl deshalb ein innigeres Verhältnis, weil ich sie schon in den frühen Achtzigern live erleben durfte. Danach dachte ich zwar lange Zeit nicht mehr daran, daß die Herrschaften noch einmal überzeugen werden können - doch da täuschte ich mich, denn inzwischen sah ich sie gut zehn Mal live und wurde noch nie enttäuscht!
Generell freue mich immer wieder aufs Neue, wenn ich es schaffe, eine alteingesessene Band zu sehen, schließlich bin ich seit Jahrzehnten Metalfan aus Überzeugung. Im letzten Jahr beispielsweise gelang es mir endlich, SAVAGE zu sehen - und als ob das nicht schon Wahnsinn genug gewesen wäre, entpuppte sich Andy Dawson auch noch als überaus netter Zeitgenosse und feiner Kerl!
Die Nähe zu den Fans ist eben nirgendwo anders dermaßen intensiv ausgeprägt - unabhängig davon wie populär die jeweiligen Musiker sind oder wie lange sie schon im Rock-Biz mitmischen...
Und nicht nur das! Ich bin auch davon überzeugt, daß der Zusammenhalt innerhalb unserer Branche unvergleichbar ist! FIREFORCE konnten diesbezüglich bisher nämlich nur gute Erfahrung sammeln - unabhängig davon, mit wem wir tourten.
Besonders ausgeprägt dürfte Euer Verhältnis zu MYSTIC PROPHECY sein, denn neben einigen bereits absolvierten Gigs - die im Herbst flächendeckend in ganz Mitteleuropa eine Wiederholung finden werden - übernahm ihr Sänger R.D. Liapakis erneut die Produktion...
Logisch, denn nicht umsonst sagt man: "Never change a winning team!" Und wer Lia kennt, weiß, daß er nicht nur sein Handwerk als Produzent versteht, sondern ebenso Metalfan durch und durch ist. Wer sonst also, wenn nicht Lia, wäre die ideale Ergänzung für eine Combo wie uns? Wenn man dazu noch berücksichtigt, daß wir uns in den "Prophecy & Music Factory"-Studios einfach pudelwohl fühlen und zu Toningenieur Christian Schmid ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen konnten, erübrigt sich wohl jede Frage nach der Auswahl!
Ebenso nachvollziehbar wäre es für mich, wenn man Euch in die bislang noch nicht existierende Kategorie "Combat Metal" einordnen würde - und das nicht bloß wegen eines so betitelten Brechers auf »Deathbringer«...
Damit hast Du recht - selbst wenn ich nicht annehme, daß sich dieses Etikett für ein Subgenre etablieren wird. Aber diese Bezeichnung trifft auf jeden Fall zu - und das nicht nur auf uns. Mich beschäftigt das Thema Krieg schon seit langer Zeit, wobei mich zumeist die historischen Hintergründe und Zusammenhänge faszinieren. Dadurch unterschieden sich wohl auch meine Texte von denen anderen Musiker, die mitunter dermaßen intensiv in die Materie eintauchen, um Konzeptalben über einzelne Schlachten oder Personen zu kreieren.
Auf »Deathbringer« beschäftigen sich zwar viele Songs mit kriegerischen Kampagnen - ich fixierte mich aber weder auf einen der beiden Weltkriege, noch auf irgendeinen anderen militärischen Auseinandersetzungen, sondern gehe historisch unbefangen an die Chose heran. Inspirationen zu meinen Texten finde ich dementsprechend überall in der Welt, wobei ich manchmal freie Tage - oder auch nur Stunden - auf Tournee dazu nutze, mir historische Gebäude oder Denkmäler anzusehen.
Interessante Sache und durchaus kein Einzelfall in Metallerkreisen. Gehst Du auch noch anderen Hobbies nach?
So einigen, jedoch beschäftige ich mich mit nichts lieber als mit Musik. Die hat schon immer die Hauptrolle in meinem Leben gespielt. Aber nicht nur das Spielen hat es mir angetan, auch das Hören. So hege und pflege ich schon seit meiner Jugend eine, vorwiegend aus klassischem Hard Rock und Heavy Metal-Zeug bestehende Schallplatten- und CD-Kollektion, die inzwischen mehrere Tausend Stück umfaßt und mit Sicherheit auch noch weiter anwachsen wird.
Photos: Jens De Haes [Photo 2], Olivier Bourgi [Photo 3]