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MASTERPLAN (D)
MYSTIC PROPHECY
SIREN'S CRY
SEBASTIEN
GRIM JUSTICE

Wien, Aera

17.10.2013

Das im Zentrum der Bundeshauptstadt gelegene "Aera" wird seit einiger Zeit immer wieder gerne als Konzert-Location für die eher gemäßigte Rock/Metal-Abteilung gewählt. Offenbar auch deshalb, weil das Fassungsvermögen des im Keller dieses Speiselokales (mit offenbar sehr gediegener Auswahl, wie ein Blick auf die Homepage beziehungsweise Speisekarte zeigt, auf der ich bei der Suche nach der "Running Order" für die Show recht schnell Hunger verspürt habe, weil von typisch österreichischer Hausmannskost über diverseste Pizzen bis hin zu Nachspeisen-Krachern wie "Erdäpfel-Topfen-Tascherln mit Walnussbrösel, garniert mit Beerenmark" eine reichhaltige Auswahl geboten wird) gelegenen Konzertsaales optimal für Bands in der Größenordnung von FREEDOM CALL, die wenige Tage zuvor dort für Stimmung sorgten, oder eben MASTERPLAN ist.

MASTERPLAN [D]-Liveshot 1

Die wenige Tage vor der MASTERPLAN-Show ohnehin nur noch geringe Anzahl an vorhandenen Restkarten dürfte beim Gig des Headliners endgültig den Besitzer gewechselt haben, denn der Raum ist bis in den hintersten Bereich dicht gefüllt. Daß man in Wien offenbar sehnsüchtig auf MASTERPLAN gewartet hat, beweist das Publikum, das schon beim Einstieg mit dem Klassiker ›Enlighten Me‹ in bester Stimmung ist und mitsingt, was die Kehle hergibt. Auffällig ist für mich obendrein, daß ich neben den "üblichen Verdächtigen" auch jede Menge mir völlig unbekannter Gesichter im Auditorium erblicke, deren BesitzerInnen ich allesamt in der "U 25"-Kategorie einordnen würde. Feine Geschichte, daß da auch bei uns eine neue Generation an Melodie-LiebhaberInnen heranwächst! Und eben jene ist es auch, die im Bereich vor der Bühne wirklich mächtig abgeht, auch wenn ich zugeben muß, daß es doch ein bißchen befremdend auf mich wirkt, daß die "Jugend" bei ›Spirit Never Die‹ zu Gummibällen mutiert. Aber egal, die Nummer wird souverän dargeboten und verfehlt mit ihrem satten Groove ebensowenig ihre Durchschlagskraft, wie das auf der neuen Scheibe nicht ganz so mächtig rüberkommende ›Black Night Of Magic‹, wobei sich auch dieser "Neuling" gut in die Reihe der bewährten Livekracher einfügt. Apropos: Vom aktuellen Dreher »Novum Initium« werden mit ›Keep Your Dream Alive‹ (ein Stimmungsgarant par excellence und wohl auch in Zukunft fixer Bestandteil jedes MASTERPLAN-Gigs!) und ›Betrayal‹ zwar noch zwei weitere Nummern dargeboten, die Show hat in Summe aber dennoch eher "Best Of"-Charakter, als daß man "nur" das neue "Baby" vorstellen wollte. Das ist zwar ein wenig ungewöhnlich, läßt sich aber insofern erklären, da MASTERPLAN in den letzten Jahren aus diversen Gründen viel zu wenig live aktiv gewesen sind und man auf Schmankerl wie ›Soulburn‹ oder ›Crystal Night‹ eben nicht so einfach verzichten kann. Doch diese Absenz von den Bühnen, wie Mastermind Roland Grapow schon im Vorfeld der Veröffentlichung des aktuellen Scheibchens verkündet hat, soll der Vergangenheit angehören. Von daher ist es logisch, daß die Band nach diversen Festivalgigs im Sommer als "Aufwärmphase" auf dieser Tour wohl zunächst einmal ihr "Bühnencomeback" zelebriert. Operation gelungen, denn in Wien zeigen sich MASTERPLAN gut auf einander eingestellt, die bereits absolvierten zwei Wochen Europatournee haben das Quintett merklich zu einer Einheit werden lassen. Angeführt vom sympathischen, das Publikum permanent anheizenden Frontmann Rick Altzi und dem spätestens ab dem zweiten Solo mit seiner Gitarre fusionierenden und dauergrinsendend "Chef" legt sich der Fünfer ordentlich ins Zeug. Selbst der zu Beginn noch ein wenig "kühl" wirkende Jari Kainulainen am Baß scheint regelrecht aufzutauen (kein Wunder bei der Temperatur im Club, die einem den Schweiß aus jeder Pore drückt - ein Sommerkonzert im "Aera" dürfte temperaturtechnisch eher etwas unangenehm sein...) und weiß sein sichtlich zufriedenes Befinden mit dem Auditorium zu teilen. Bewegungstechnisch ist aufgrund der eher dürftigen Bühnendimension selbstredend nicht allzu viel los, dennoch ist es sehenswert, was sich auf den Brettern abspielt. Zum einen wäre da einmal die Beinarbeit des an sich bei CRADLE OF FILTH das Kit vermöbelnde Martin Skaroupka, die es zu bestaunen gilt und durch die so mancher Track eine Extraportion Drive mehr erhält, und außerdem haben MASTERPLAN ja auch noch Axel Mackenrott. Zwar würde es mich interessieren, was der Knabe auf einer Bühne veranstalten würde, wenn er sich wie viele seiner Kollegen das Keyboard umschnallen würde, doch auch in "Standposition" ist zu bemerken, das Axel voll und ganz in seiner Rolle und in der Musik der Band aufgeht. Die Zuseher wissen das natürlich zu schätzen, und so bleibt die Stimmung bis zum Finale ›Kind Hearted Light‹ vor der Bühne mindestens ebenso prächtig wie auf den Brettern. Einigkeit über den Auftritt herrscht selbstredend auch noch lange danach, wobei man als Fazit vieler Fanstimmen eindeutig herausfiltern kann, daß man in Wien regelrecht darauf brennt, MASTERPLAN wieder erleben zu können!

MASTERPLAN [D]-Liveshot 2

Doch es ist nicht der Headliner alleine, der heute Fans in den Laden lockt. Auch die Jungs von MYSTIC PROPHECY verfügen in Wien über eine eingeschworene Fangemeinde, und so ist es nicht weiter verwunderlich, daß sich der Fünfer ab dem eröffnenden Dampfhammer ›Kill The Beast‹ über rege Publikumsbeteiligung freuen darf. An Motivation mangelt es dem Quintett zwar keineswegs, die lautstark umgesetzten Mitsingpassagen scheinen jedoch die ohnehin ständig in Bewegung befindlichen Gitarristen Markus Pohl und Laki Ragazas im weiterer Verlauf der Spielzeit dermaßen anzustacheln, daß man desöfteren Angst haben muß, die beiden würden entweder sich gegenseitig, oder auch ihren keinesfalls als "Ruhepol" agierenden Bassisten Connie Andreszka über den Haufen rennen. Das nennt ich Einsatz und Spielfreude! Ein Glück für Frontmann Lia, daß er sich davon die meiste Zeit über "fernhalten" kann, und zwar vorwiegend deshalb, da er den Kontakt zum Publikum auf seine charmant-sympathische Weise durchweg von den vordersten Zentimetern der Bühne sucht und mehrfach sein Mikro in die Menge hält, um die Refrains "outzusourcen". Und diese Aufgaben erledigt Wien nahezu ebenso souverän wie die Band selbst, auch wenn MYSTIC PROPHECY selbstredend die "Hauptdarsteller" in diesem feinen Power Metal-Kino sind. Das Programm enthält neben Auszügen aus dem aktuellen Brecher ›Killhammer‹ (neben dem bereits erwähnten Opener gibt es den Titeltrack, die mächtige Groove-Walze ›Hate Black‹ sowie ›To Hell And Back‹ zu hören) selbstredend auch einiges an älterem Material, wobei das Abschiedsdoppel ›Ravenlord‹ und ›Evil Empires‹ mit zu den absoluten Stimmungshöhepunkten zu zählen sind. Daß MYSTIC PROPHECY ein Faible für Ozzy haben, sollte sich seit den letzten beiden Scheiben bereits herumgesprochen haben, ein klein wenig überraschend wirkt die den Set beschließende Coverversion von ›Paranoid‹ aber dennoch, vorrangig deshalb, weil Lia unüberhörbar einen andere Text dazu verwendet und man so mehrfach sich verwundert anblickende Zuseher beobachten kann, die eigentlich den "Chor" mimen wollten, schlußendlich aber aufgeben und es beim Bangen belassen, um sich danach sichtlich und hörbar zufrieden in Richtung Ausgang zu begeben, um wahlweise durchzuschnaufen und abzukühlen, oder aber um sich mit Merchandising einzudecken, das es erfreulich kostengünstig zu erwerben gibt. So stehen T-Shirts und Vinyl mit 15 Euro angeschrieben, CDs werden gar um einen Zehner angeboten. Feine Sache!

MYSTIC PROPHECY-Liveshot

Davon sollten auch SIREN'S CRY, die österreichischen Vertreter dieses Tourtrosses, wie auch die aus Tschechien stammenden SEBASTIEN profitieren können, denn hält man sich Publikumsresonanzen bei deren Auftritten vor Augen läßt sich festhalten, daß die erstgenannten die Gunst des Heimspiel wirklich gut nutzen können, um ihr Debut »Scattered Horizons« vorstellig zu machen und sich mit diesem als durchaus ernstzunehmende "Marktbegleiter" für VISIONS OF ATLANTIS oder EDENBRIDGE erweisen, auch wenn hinzugefügt werden muß, daß SIREN'S CRY anteilsmäßig mehr Prog und Melodic als Symphonic-Anteile in ihrem Metal integriert haben und von daher eine Ecke kräftiger rüberkommen. Und auch SEBASTIEN - denen man zu Unrecht unterstellt, sie wären lediglich "Grapow-Protegés", weil Roland das letzte Album der Band in seinem Studio in der Slowakei produziert hat - scheinen sich in der Bundeshauptstadt schon so manchen Fan erspielt (unter anderem als man als Support von CIRCLE II CIRCLE gastierte) zu haben und werden mehr als nur gastfreundlich empfangen.

Einzig die als Local Support angeheuerten GRIM JUSTICE müssen hier leider wegen "Absenz" unkommentiert bleiben, man erzählt jedoch davon, daß es die Band keineswegs gestört hätte, daß erst etwa 20 Zuseher um die frühe Tageszeit zugegen gewesen sind. Sorry, ging sich bei mir leider nicht eher aus, beim nächsten Mal dann hoffentlich!


Walter Scheurer

Photos: Walter Scheurer


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