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VICIOUS RUMORS
THE EMBODIED
THE ORDER OF CHAOS (CDN)
DREADFACE
ROADWOLF

Wien, Escape Metalcorner

19.05.2013

Alle Jahre wieder kommt bekanntermaßen nicht nur das Christkind, sondern seit geraumer Zeit - und das sehr zur Freude ihrer langjährig getreuen Anhänger - auch die US-amerikanische Power Metal-Institution VICIOUS RUMORS in unsere Heimat. Auch auf ihrer aktuellen Gastspielreise, auf der es selbstredend in erster Linie darum geht, das brandneue Album »Electric Punishment« vorzustellen, legt das Quintett einen Zwischenstopp in Wien ein und hat obendrein eine ganze Menge Gäste mit dabei.

Leider starten wir allerdings zu unserem diesbezüglich angesetzten "Familienausflug" doch ein wenig zu spät und haben obendrein noch eine erhebliche Verzögerung durch das Suchen eines Parkplatzes in Kauf zu nehmen, weshalb ich mich hiermit offiziell bei DREADFACE und ROADWOLF entschuldigen möchte, da beide Bands ohne uns spielen müssen, jedoch einen offenbar guten Job absolviert haben, denn die Stimmung im Saal ist bereits überraschend gut.
Überaus positiv anmerken kann man auch, daß sich die Herren aus den US of A durch ihre regelmäßige Präsenz hierzulande und die dabei gebotenen durchweg erfolgreichen Shows, sowie nicht zuletzt auch ihre amtlich knallenden Scheibletten seit einiger Zeit verdientermaßen wieder mit stetig wachsenden Publikumszahlen konfrontiert sehen. So auch heute, wo eine gute Hundertschaft anwesend ist, die sich zwar selbstredend aus einigen "alten Hasen", aber auch aus überraschend vielen jungen Bangern zusammen setzt und, wie in unserem Fall sogar schon aus zwei Generationen. Sehr zur Freude von VICIOUS RUMORS-Drummer Larry Howe, der sich per Handschlag und den Worten "Good to know that there will be a crowd, when we are getting really old!" beim Sohnemann vorstellt.

THE ORDER OF CHAOS [CDN]-Liveshot

Das Publikum wird von den auf die beiden einheimischen Bands folgenden KanadierInnen THE ORDER OF CHAOS weiter in Stimmung gebracht, wobei obendrein auffällig ist, daß der gesamte Tourtross ein sehr freundschaftliches Verhältnis untereinander pflegen dürfte, schließlich sind sowohl Mitglieder von THE EMBODIED an vorderster Front zu finden, wie auch Musiker von VICIOUS RUMORS, um die bei uns noch nicht wirklich bekannten "Crazy Canucks" anzufeuern. Die Band weiß das ebenso zu schätzen wie auch den Zuspruch des Publikums, und so legt sich die Truppe rund um Frontdame Amanda Kiernan im Verlauf der Spielzeit immer mehr ins Zeug. Ob die Setlist tatsächlich darauf abgestimmt gewesen ist, läßt sich zwar im Nachhinein nur schwer nachvollziehen, auf mich macht der aus Alberta stammende Fünfer den Eindruck, als ob man sich die heftigsten Tracks für das Ende aufgespart hätte. Da auch die Stimme von Amanda zu den vom knackigen Power hin zu eher groove-betontem Thrash tendierenden Nummern immer derber klingt, erhält die Chose durch ihre bösartige Stimme gar einen dezenten ARCH ENEMY-Touch und den ansonsten eher gemäßigten, wenn auch rauhen Gesangsvortrag, der an eine Mischung aus frühen HELLION und SENTINEL BEAST denken läßt, ablöst. Beim Publikum kommt die überaus ambitionierte, engagierte und energiereiche Performance ebenso gut an wie bei Amandas "Fanboys" der anderen Bands in der Frontrow. Daumen hoch!

THE EMBODIED-Liveshot

Ein Großteil jener "Abteilung" - die schwedische Delegation davon, um genau zu sein - begibt sich unmittelbar danach selbst auf die Bühne, während sich noch im Verlauf der ersten beiden Nummern von THE EMBODIED die Musiker von THE ORDER OF CHAOS in den ersten Reihen einfinden. Für das Quintett aus Jönköping stellt der Auftritt in Wien den letzten der gemeinsamen Gastspielreise dar, weshalb die Burschen doppelt motiviert loslegen. Im Verlauf der Spielzeit werden nicht nur Songs ihres auch schon wieder gut zwei Jahre alten, selbstbetitelten Debutalbums, sondern auch brandneues Material dargeboten, wobei dieses zwar einen Zacken heftiger ausfällt, keineswegs aber Melodien vermissen läßt. Dürfte ein starkes Album werden! Selbstredend vergißt man auch nicht, sich auf höfliche Art und Weise bei ihrer Tourneebegleitung mehrfach zu bedanken, was auch von den Fans honoriert wird, wie die Lobpreisung von Sänger Marcus Thorell auf Bier und Heavy Metal! Daß die Party nun in vollem Gange ist, bemerkt man bis in die hinteren Regionen des Clubs, Respekt! Der Löwenanteil geht aber logischerweise auf den zwar harten Metal der Burschen zurück, wohl auch weil dieser idealerweise auch über reichlich Melodien verfügt und mit knackigen, einprägsamen Refrains unterzogen ist. Als Highlights darf das Quintett vor allem die Reaktionen auf das mit amtlicher MAIDEN-Schlagseite gesegnete ›Born From Shadows‹, sowie auf das an frühe IN FLAMES erinnernde, jedoch gesangstechnisch im Klar-Bereich bleibende ›Shedding Skin‹ verbuchen. Mal sehen, was da noch so kommen wird. Feiner Gig, coole Band, Bravo!

VICIOUS RUMORS-Liveshot

Danach ist es Zeit für den Headliner, und der hat wie bereits eingangs kurz erwähnt, einiges an Überraschungen parat. Zum einen ist mit James Rivera ein alter Bekannter kurzfristig ins Line-up zurückgekehrt, da sich der etatmäßige Sänger Brian Allen aus privaten Gründen nicht mit nach Europa begeben konnte. Da Bandleader Geoff Thorpe und der langjährige frühere Frontmann ihren seinerzeitigen Streit längst beigelegt haben, dürfte es nicht besonders schwierig gewesen sein, James zu überreden, die Tournee mitzuspielen, und da der kleine Mann mit der großen Stimme zudem auch noch einige gute Bekannte in der Bundeshauptstadt hat, wird James auch dementsprechend fast wie ein "verlorener Sohn" empfangen, auch wenn seine kurzfristige Rückkehr offenbar im Vorfeld nicht wirklich ausreichend kommuniziert worden sein dürfte, wie anhand manch' ebenso überraschter Gesichter im Publikum nachzuvollziehen ist.
Als zusätzliche Überraschung entpuppt sich auch die Setlist, die man überaus "besucherfreundlich" auch an die Seite der Bühne gepappt hat. Zwar gilt es für die Amis in erster Linie, ihr brandneues Album »Electric Punishment« vorzustellen, doch einige Nummern dürften wohl auch auf den relativ spontanen "Sängertausch" zurückzuführen sein. Kein Wunder allerdings, schließlich konnte James mit seinem prägnanten Organ das 2006er Werk »Warball« entscheidend mitprägen und dafür sorgen, daß es um VICIOUS RUMORS seit eben jener Phase wieder deutlich besser bestellt ist.
Doch nicht nur die Schmankerl dieses Drehers wie ›Mr. Miracle‹ und ›Sonic Rebellion‹, die auf den fulminanten Einstieg mit dem bei seiner Wien-Premiere tadellos funktionierenden Eröffnungsdoppelschlag ›I Am The Gun‹ und ›Black X List‹ folgen, weiß James perfekt zu intonieren, er hat es auch drauf, die an sich auf Brian zugeschnittenen Tracks, wie eben jenen zu Beginn intonierten "Doppler", ›Murderball‹ und ›Razorback Blade‹ vom ersten Album mit Brian am Mikro, auf souveräne Manier darzubieten. Aber auch das aktuelle Material - allen voran der massiv drückende und mit zu den Stimmungshöhepunkten zählende Titelsong - verfehlen ihre Wirkung nicht und lassen die Köpfe kreisen. Aus dem dicken Katalog an US-Metal-Klassikern, den die Herren rund um Mastermind Geoff Thorpe im Laufe ihrer gut 35-jährigen Karriere veröffentlicht haben, kommen zwar nur einige wenige Exemplare zum Einsatz (›Abandoned‹, ›Don't Wait For Me‹ und ›On The Edge‹, sowie das furiose Finale ›March Or Die‹), doch der Chef im Ring hat eine Erklärung für die hungrige Meute parat: Die Band wird noch im Sommer erneut nach Europa zurückkehren, um dabei mit einem echten "Old School"-Set jeglichen Nachholbedarf tilgen. Hellyezzzz!
Daß man sich dafür einmal mehr Carl Alberts Sohn Kevin als Gastsänger einladen wird, intensiviert selbstredend die Vorfreude darauf noch einmal, dennoch soll und kann das keineswegs von der einmal mehr einwandfreien Vorstellung der Amis und dem eigentlichen Ereignis ablenken. Ist auch nicht nötig, denn die Formation agiert überaus spielfreudig - vor allem Geoff und sein Gitarren-Partner Thaen Rasmussen scheinen sich blind zu verstehen und wissen, ihre Arbeitsgeräte immer wieder zu Höchstleistungen zu bringen - und bis in die Haarspitzen motiviert. Auch die Rhythmusabteilung versteht es, weit über den eigentliche "Arbeitsauftrag" hinaus zu agieren, so läßt sich Larry hinter seinem Drum-Kit mehrfach zu Scherzen hinreißen, die gut zum sympathischen wie auch immer wieder unterhaltsamen Bild passen, das der Drummer nebst seinem Ventilator abgibt. Und auch Basser Stephen Goodwin, der permanent über die Bretter wuselt wirkt überaus agil und motiviert. Zwar macht ihm die Technik einen ordentlichen Strich durch die Rechnung, doch der Ärger über das kaputte Gesangsmikro an seiner Bühnenseite währt nicht lange, und so ist gibt der "Lange" bis zum Ende des Sets den "Rockstar" und erweist sich als Weltmeister im Posen, so daß sein riesengroßes Instrument durch seinen immensen Bewegungsdrang mehrfach bedrohlich den Häupter der Frontrow nähert.
Doch passiert ist zum Glück nix, die Stimmung bis zum Schluß bestens, und als sich die Herrschaften nach den beiden ebenfalls aus der Rivera-Phase stammenden Knallern ›Immortal‹ und ›A Ghost Within‹, sowie dem als Gnadenstoß verabreichten Oldie ›March Or Die‹ verabschieden, will der Applaus nicht enden. Kurzum: VICIOUS RUMORS kamen, überraschten mehrfach, spielten geil wie eh und je und siegten daher einmal mehr auf ganzer Linie!
Danke meine Herren, und beehren sie uns bitte bald wieder!


Walter Scheurer

Photos: Walter Scheurer


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