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W.A.S.P.
EASY (A)

Wien, Szene

28.11.2012

Ehrlich gesagt überkommt einem beim Betreten des Clubs ein wenig Enttäuschung, denn die - nicht nur von mir - erwarteten Supportacts aus "Tschörmänie" haben den Weg nach Wien doch nicht angetreten, und so entgehen den Zusehern die Durchstarter ALPHA TIGER ebenso wie die erst seit kurzer Zeit wieder aktiven DARK AT DAWN.

Schade drum, aber alles kann man eben doch nicht haben im Leben, und deshalb begibt sich die zum Zeitpunkt des Beginns schon in bemerkenswerter Anzahl anwesende Zuseherschar dennoch sofort zum Supportact EASY. Die Burschen, die sich bereits vor einigen Wochen als Anheizer für STEEL PANTHER gut aus der Affäre ziehen konnten, kredenzen den Anwesenden eine amtliche Ladung tief in den 80er Jahren verwurzelten Hard Rock/Heavy Metal-Mix und lassen dabei auch nichts anbrennen. Im Gegenteil, man kann erkennen, daß der Fünfer diese Art von Musik mit reichlich Herzblut und Hingabe zelebriert und zudem auch, daß man sich nicht nur hinsichtlich des Sounds, sondern auch, was die Garderobe betrifft, an den ganz großen Namen jener Epoche orientiert. Auch die dementsprechend gestalteten Frisuren halten die Spielzeit durchweg stand, und so kann sich das Quintett - unter anderem mit dem an den Schluß gesetzten, fulminant runtergezockten KISS-Gassenhauer ›Lick It Up‹ - nicht zuletzt durch seine spürbare Hingabe mit Sicherheit einige neue Fans erspielen.

W.A.S.P.-Liveshot

Die angenehm kurze Umbaupause wird für die üblichen Kommunikationstätigkeiten genutzt, wobei auffällig ist, daß auch der Raucherbereich im Freien verdammt gut gefüllt ist und sich unzählige der langjährigen W.A.S.P.-Anhänger dem Anlaß entsprechend mit den aktuellsten Exemplaren der Kleidungskollektion von Blackie Lawless und seiner Mannschaft eingekleidet haben. In riesigen Lettern prangt da die Zahl "30" auf der Rückseite, logisch, schließlich sind W.A.S.P. mitten in ihrer "30 Years Of Thunder"-Tournee, die sie anläßlich ihres dreißigjährigen Bühnenjubiläums absolvieren.
Im Vergleich zu früheren "Aufführungen" erweist sich das Bühnenbild auf den ersten Eindruck hin als geradezu minimalistisch und daran ändert sich im Verlauf der Spielzeit auch nichts mehr. Die Intention der Formation sieht offenbar auf ihrer aktuellen Gastspiele einzig und allein vor, den Zusehern mit Musik Freude zu bereiten, und von daher gibt es - mit Ausnahme der Leinwand im Hintergrund, auf der man die einstigen Videoclips der Band als feine Untermalung betrachten kann, wodurch (zumindest bei mir) der "Sentimentalitätsfaktor" noch ein wenig intensiviert wird - nichts anderes als puren, unverfälschten W.A.S.P.- Sound. Alles großes "Kino", also?
Fast. Denn zu Beginn sieht es gar nicht danach aus. Schon das Intro kommt dumpf und plärrend aus den Boxen, und als Blackie und seine klampfenden Kumpanen Mike Duda und Doug Blair, sowie Drummer Mike Dupke so richtig loslegen, wird es noch schlimmer, ist der Sound zu Beginn der Show doch definitiv unter jeder Kritik. Schade, denn das an sich ideale Einstiegsdoppel ›On Your Knees‹/›The Torture Never Stops‹ kann so leider nicht ganz seine Wirkung entfalten, sprich die Publikumschöre bleiben - trotz bemerkbarer guter Stimmung im Saal - eher verhalten und Sprüche wie "Die Nummer kenn' ich zwar, ich bin mir aber nicht ganz so sicher", machen die Runde(n). Daß da an sich vielmehr gehen kann, beweist die geschätzte 400er-schaft bei ›The Real Me‹, mit dem die Herren aus L.A. gekonnt nachsetzen. Offenbar hat bei dieser THE WHO-Covernummer auch der Herr am Soundboard Einsehen und legt gewieft Hand an die Regler, so daß nicht nur die Lautstärke deutlich reduziert wird, sondern auch das Gesamtklangbild plötzlich doch noch klar und differenziert klingt. Besten Dank also an den Kollegen, der es dadurch auch schafft, bei den anschließend dargebotenen Classics ›L.O.V.E. Machine‹ und ›Wild Child‹, sowie dem nächsten "Doppel-Whopper" ›Sleeping (In The Fire)/Forever Free‹ auch die "Wiener Sängerknaben" richtig aus der Reserve zu locken. Respekt!
Der Stimmungshöhepunkt an diesem Abend folgt auf den Fuß, und dieser ist eindeutig ›I Wanna Be Somebody‹, das ebenso wie die zuvorgenannten Tracks durch die Hintergrundbilderchen zusätzlich an Wirkung gewinnt. Noch imposanter in Sachen Umsetzung stellt sich an der von einem zwar offenbar durchaus gutgelaunten, einmal mehr aber eher nur spärlich mit Wortspenden agierenden Blackie zuvor angekündigte "The Crimson Idol-Set". Im Verlauf einer guten halben Stunde läßt uns das Quartett einmal mehr an diesem - ihrem, wohl nicht nur meiner bescheidenen Meinung nach, gelungensten - Album überhaupt teilhaben und kredenzt ein wahrlich spektakuläres, sauber intoniertes und in sich schlüssiges Medley, aus dem der Titeltrack aber noch ein wenig herausragt. Bravo!
Zwar läßt uns der Vierer danach kurz "alleine", doch auch wenn man weiß, daß der Herr Lawless kein Mann der großen Worte ist, wagt es kein Anwesender den Saal zu verlassen. Zu offensichtlich erscheint, daß da noch was kommen muß, und zwar mehr als ein "Goodbye". Und das tut es auch, und zwar zunächst in Form eines kurzen, dafür aber aufgrund der Einspielungen von diversen Ausschnitten aus Autorennen im Hintergrund ungemein unterhaltsamen Drumsolos von Mike Dupke. Der Kerl scheint zwar kein Jörg Michael zu sein und verzichtet auch auf etwaige "Kunststücke", durch die optische Umsetzung der Sache vermag sein Solo aber sehr wohl zu unterhalten - oder fällt Euch jemand ein, der sein Schlagzeug jemals so klingen hat lassen, wie einen an den Start zu bringenden Dragster? Eben. Danach ist endlich Blackie mit ersten Worten an der Reihe, wobei er es aber keineswegs dabei beläßt, sich zu bedanken, sondern uns eine überaus amüsante Anekdote aus seinem Leben kredenzt, die von seinem ersten Zusammentreffen mit dem "Gouvernator" handelt, als dieser eben den "Terminator" mimte. Es folgt - mit Hinweis auf das Anti-Kriegsthema - das unter die Haut gehende ›Heaven's Hung In Black‹, wobei dieser Track vom 2007er Opus »Dominator« auch den aktuellsten Programmauszug darstellt, denn zum Abschluß gibt es - fast schon logischerweise, wage ich zu behaupten - eine mächtige und rundum gelungene Version von ›Blind In Texas‹ zu bestaunen.
Damit beendet der Vierer nach knapp 85 Minuten auch sein Programm und hinterläßt - trotz der erwähnten "Anfangsschwierigkeiten" - vorwiegend zufriedene Zuseher. Klar, dem Anlaß gebührend hätte man durchaus auch noch den einen oder anderen Gassenhauer, oder gar so manche Überraschung darbieten können, doch im Vergleich zu diversen anderen Shows von W.A.S.P. kann man der Truppe als altgedienter Fan für diesen Gig durchaus attestieren, daß man die Band schon deutlich lustloser und vor allem noch viel kürzer erleben hat müssen.
Daher geht ein herzliches Danke an Blackie und seine Mitstreiter - auf die nächsten 30 Jahre!


Walter Scheurer

Photo: Stefan Glas

P.S.: Da Walter an diesem Abend wie auch bei Axel Rudi Pell ohne Kamera unterwegs war und ich keinem meiner Kollegen ein paar aktuelle Shots abluchsen konnte, soll der Artikel zumindest durch ein etwas älteres W.A.S.P.-Photo aufgehübscht werden.

Stefan Glas

EASY (A) im Überblick:
EASY (A) – Online Empire 53-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2012)
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W.A.S.P. im Überblick:
W.A.S.P. – Dominator (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 31)
W.A.S.P. – Dying For The World (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 12)
W.A.S.P. – Gologotha (Rundling-Review von 2015 aus Online Empire 65)
W.A.S.P. – K.F.D. (Rundling-Review von 1998 aus Y-Files)
W.A.S.P. – Still Not Black Enough (Re-Release-Review von 2006 aus Online Empire 27)
W.A.S.P. – The Neon God: Part One - The Rise (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 21)
W.A.S.P. – The Neon God: Part Two - The Demise (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 21)
W.A.S.P. – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
W.A.S.P. – Online Empire 28-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
W.A.S.P. – Online Empire 32-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2007)
W.A.S.P. – Online Empire 32-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2007)
W.A.S.P. – Online Empire 40-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2009)
W.A.S.P. – Online Empire 44-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2010)
W.A.S.P. – Online Empire 53-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2012)
W.A.S.P. – Online Empire 64-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2015)
W.A.S.P. – News vom 22.04.2004
W.A.S.P. – News vom 13.02.2006
W.A.S.P. – News vom 26.02.2006
W.A.S.P. – News vom 01.05.2006
W.A.S.P. – News vom 27.05.2006
W.A.S.P. – News vom 02.02.2008
W.A.S.P. – News vom 12.07.2015
W.A.S.P. – News vom 20.07.2015
W.A.S.P. – News vom 20.09.2015
W.A.S.P. – News vom 22.08.2017
W.A.S.P. – News vom 26.06.2018
W.A.S.P. – News vom 08.07.2019
Soundcheck: W.A.S.P.-Album »Babylon« im "Soundcheck Heavy 125" auf Platz 2
Soundcheck: W.A.S.P.-Album »Dominator« im "Soundcheck Heavy 101" auf Platz 1
Soundcheck: W.A.S.P.-Album »Dying For The World« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 64" auf Platz 5
Soundcheck: W.A.S.P.-Album »The Neon God - Part 1 - The Rise« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 75" auf Platz 3
Soundcheck: W.A.S.P.-Album »The Neon God - Part 2 - The Demise« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 78" auf Platz 4
Soundcheck: W.A.S.P.-Album »Unholy Terror« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 57" auf Platz 4
Playlist: W.A.S.P.-Album »Dominator« in "Playlist Heavy 101" auf Platz 3 von Stefan Glas
Playlist: W.A.S.P.-Album »The Crimson Idol« in "Cavelist Metal Hammer 11/92" auf Platz 5 von Stefan Glas
siehe auch: W.A.S.P.-Poster als Requisite im Film "Shock 'em Dead"
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