UNDERGROUND EMPIRE the ONLINE EMPIRE-Titel
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”UNDERGROUND EMPIRE 6”-Datasheet

Contents:  LIQUID JESUS-Interview

Date:  18.03.1992 (created), 05.07.2011 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 6

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Es liegen etliche Stories und Reviews schon seit Jahren unveröffentlicht auf Halde, weil eigentlich der damalige Autor noch ein "Extra-Info" hätte verfassen sollen. Doch diese Idee soll nun in die Tonne gekloppt werden, weil auf diese Weise diese alten Artikel vielleicht nie online gehen. Daher wird meine Wenigkeit - sofern möglich - ein "Ersatz-'Extra-Info'"verfassen. Sollte der damalige Autor doch noch Lust verspüren, etwas zu diesem Kasten beizusteuern, so werde ich das dann eben hinzufügen.


Das Logo war so ein Spezialfall gewesen, was damit zusammenhing, daß ich mich für einen grauen Hintergrund entschieden hatte. Dies war sinnvoll gewesen, weil die Story die "Metal Paper"-Rubrik links von dem DESOLATION ANGELS-Special rechts auf der Doppelseite trennen sollte. Alledings war das LIQUID JESUS-Logo schwer vom Albumcover zu reproduzieren, so daß ich diesen Job Wolfgang, dem Repro-Fachmann unserer Druckerei überließ. Doch um das Logo nun in den grauen Hintergrund reinzukriegen, konnte man es nur auskopieren, wodurch beim Wort "LIQUID" ein Moiré entstand, das ich allerdings damals schon schick fand.

Da ich keine Logovorlage mehr zur Hand habe, mußte ich das Logo nun aus dem gedruckten Heft abscannen, wodurch Ihr einen Eindruck von dem oben beschriebenen, unfreiwilligen Effekt bekommt.

Supervisor:  i.V. Stefan Glas

 
 

LIQUID JESUS-Logo

Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen. LIQUID JESUS im Vorprogramm von FISHBONE. Allerdings nur für zwei Gigs in unseren Breiten, was äußerst mager ist. Wer das Vergnügen hatte, die Fünf auf der Bühne erleben zu dürfen, weiß wovon ich spreche. Es war einfach Klasse! Da stand eine Band auf der Bühne, der es offensichtlich völlig egal war, ob das Publikum mit ihrer Musik vertraut war oder nicht. Sie fegten einfach los. So eine Spielfreude und Spontanität habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Vor diesem legendären Auftritt hatte ich das große Vergnügen, mit Drummer Molo, Basser Johnny und Sänger Buck ein bißchen zu sabbeln.
Meine erste Frage bezog sich dann auch auf die geringe Anzahl der Konzerte in Deutschland.

Das lag an den Terminen der US-Tour von FISHBONE. Soweit wir informiert sind, spielen die in knapp einer Woche schon wieder in den Staaten. Wir selbst haben erst vier Tage vor dem Abflug erfahren, daß wir hier spielen werden. Deshalb gibt es auch praktisch Null Werbung, was sehr schade ist, da so einige Leute gar nicht erfahren haben, daß wir heute hier spielen. Wir würden natürlich liebend gerne eine ganze Deutschlandtour durchziehen, aber allein ziehen wir nicht genügend Leute, so daß wir auf eine Supportrolle angewiesen sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir aber im Frühjahr wieder bei Euch aufkreuzen.

Damit wäre das ja erstmal geklärt. Nun wollte die Band einen Irrtum aus der Welt schaffen und nahm mir somit meiner nächsten Frage schon vorweg den Wind aus den Segeln. Bei Betrachtung des Bandnamen, insbesondere im Zusammenhang mit dem LP-Titel »Pour In The Sky« kommt einem unwillkürlich der Gedanke an eine christliche Band.

Wir haben keinerlei religiöse Hintergründe. Der Bandname entstand mehr zufällig aus einem Wortspiel. Er klingt gut und führt zu kontroversen Fragen. Die Idee des Albumtitels stammt von unserem Gitarristen Todd. Sicher, er unterstreicht den Eindruck, wir wären christlich oder religiös veranlagt. Der eigentliche Sinn ist aber, daß man offen allem neuen gegenüber sein soll. Kreativität ist eine der wichtigsten menschlichen Eigenschaften. Man sollte sie nicht verkümmern lassen. Das ist unser Bandmotto.

Das ihnen das gelungen ist, wird wohl keiner abstreiten. Zu vielfältig ist die musikalische Bandbreite von LIQUID JESUS. Interessant war nun aber noch die Entstehungsgeschichte des total abgedrehten Covers, welches den spirituellen Eindruck noch unterstreicht.

Da steckt eigentlich keine besondere Aussage hinter. Der Typ, der das gemalt hat, ist ein Freund von Todd, der zu dem Zeitpunkt im Knast in Seattle saß und da zum Zeitvertreib gemalt hat. Er hat auch schon das Cover zur ersten LP gemacht. Wir haben ihm einfach ein Tape von »Pour In The Sky« geschickt. Er hat dann versucht, seine Gefühle beim Hören des Tapes in seinen Gemälden auszudrücken. Ich denke, das ist ihm sehr gut gelungen.

Er hat doch auch das Cover Eurer ersten Live-LP gemalt. Vergleicht man beide, kann man, vor allem bei der Farbwahl starke stilistische Ähnlichkeiten feststellen.

Er hat uns vier Zeichnungen geschickt, die alle phantastisch waren. Man muß dabei bedenken, daß er dafür bezahlen mußte, daß er im Gefängnis malen durfte. Deshalb konnte er beispielsweise auch nur eine begrenzte Anzahl von verschiedenen Farbtönen verwenden. Das hat nichts mit irgendwelchen stilistischen, sondern eher mit finanziellen Mitteln zu tun.

Wenn man bedenkt, was für einen Aufwand teilweise bei der Erstellung von Covern betrieben wird und man die Ergebnisse vergleicht, schneidet das LIQUID JESUS-Cover auf jeden Fall sehr gut ab. Wenden wir uns nun aber der musikalischen Seite zu. Sie haben diesen momentan angesagten Seventies-Sound drauf, vermischen ihn aber mit extrem psychedelischen Ergüssen. Wie seht Ihr selbst Eure Musik, und warum ist diese Art von ehrlichem Rock momentan so angesagt?

Sicher sind wir stark von den Seventies beeinflußt. Die Leute übersehen halt nur, was es in den Seventies so alles an Musik gab. Jeder denkt unwillkürlich an LED ZEP, aber es gab ja auch noch Motown, SEX PISTOLS und James Brown, um nur mal ein paar Beispiele aufzuzählen. Wir haben ein bißchen von alledem. Hinzukommt noch eine Menge Metal. Den ersten Song, den ich auf dem Baß gelernt habe, war ›Ace Of Spades‹. Man könnte auch sagen, daß die Musik der Siebziger von den Sechzigern geklaut ist. Ohne den Blues der Sechziger hätte es nicht LED ZEP gegeben. Ich denke, der Grund für das Interesse an solcher Musik liegt auf der Hand. Die Leute sind es leid, von Drumcomputern und Synthesizern vollgedröhnt zu werden. Musik hat was mit Gefühl zu tun. Wie aber können Maschinen Gefühle vermitteln?

Auch Eure Texte sind extrem emotional. ›No Secret‹ hat es mir sehr angetan. Jedes Mal finde ich neue Interpretationsmöglichkeiten. Klärt mich doch bitte auf!

Das ist Todds Text. Er beschreibt da eine Phase seines Lebens, in der er innere Kraft suchte. Der Text ist sehr persönlich, ich möchte da jetzt nichts Falsches erzählen. Auf jeden Fall will er niemandem vorschreiben, wie und ob man sich an irgendeine Form von Gott wenden soll oder nicht. Er drückt nur sein damaliges Gefühl aus.

Da man von Gefühlen allein leider nicht seine Miete bezahlt bekommt, wollte ich nun noch wissen, warum sie denn nun Musik machen.

Es ist einfach das einzige, was wir können. Um ehrlich zu sein, wenn ich meine Stimme verlieren würde, würde ich Selbstmord begehen. Ohne Musik kann ich nicht leben. Wir sehen es quasi als Geschenk, daß wir unseren Lebensunterhalt durch Musik verdienen können.

Wenn ich euch so ansehe, könnte man meinen Ihr wäret in einer falschen Zeit geboren. Wohin würdet Ihr gehen, wenn es einen Zeittunnel geben würde?

Buck: In die Rennaissance, wegen der Architektur. Quatsch, ich würde ›Yesterday‹ neu schreiben und mich dumm und dämlich verdienen. Am besten wir gehen zurück in die Sixties und ändern unseren Namen... Wie wäre es mit THE BEATLES???

Molo & Johnny: Wir sind eigentlich sehr zufrieden. Vielleicht mal einen Blick in die Zukunft wagen, um eventuell was ändern zu können.

Wie gesagt der nachfolgende Auftritt war fast schon legendär. Wenn man bedenkt, daß Todd genau zu dem Zeitpunkt des Seattlebooms eben jene Stadt in Richtung L.A. verließ... Wer weiß, wo er heute wäre. LIQUID JESUS klingen eher nach Seattle oder Texas als nach L.A., wo sie schon seit langem den Ruf eines absoluten Clubkillers besitzen. Sollten sie tatsächlich 1992 auf unseren Bühnen gastieren, will ich Euch alle, die Ihr NIRVANA so mögt, in den Konzerthallen sehen.

http://myspace.com/liquidjesush2o

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Holger Andrae

LIQUID JESUS im Überblick:
LIQUID JESUS – Underground Empire 6-Interview (aus dem Jahr 1992)
siehe auch: Musik von LIQUID JESUS im Film "Gefährliche Brandung"
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