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”UNDERGROUND EMPIRE 6”-Datasheet

Contents:  NIRVANA (US)-Interview

Date:  16.03.1992 (created), 05.02.2011 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 6

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Es liegen etliche Stories und Reviews schon seit Jahren unveröffentlicht auf Halde, weil eigentlich der damalige Autor noch ein "Extra-Info" hätte verfassen sollen. Doch diese Idee soll nun in die Tonne gekloppt werden, weil auf diese Weise diese alten Artikel vielleicht nie online gehen. Daher wird meine Wenigkeit - sofern möglich - ein "Ersatz-'Extra-Info'"verfassen. Sollte der damalige Autor doch noch Lust verspüren, etwas zu diesem Kasten beizusteuern, so werde ich das dann eben hinzufügen.


In Sachen Layout hatten wir das Bandlogo oben rechts in das Bandphoto (das nun an zweiter Stelle in der Story zu sehen ist) gestellt; da NIRVANA einen weitverbreiteten Schrifttypus gewählt hatten, hatten wir selbigen auch für diesen Zweck genutzt. Allerdings lag das NIRVANA-Logo auch nochmal in einer Version mit einer Textur unter dem Text. Wenn ich mich noch recht entsinne, stammte dieses Design von einer Anzeige, das wir dafür zweckentfremdet hatten. Ich habe heuer versucht, eine ähnliche Textur auf das Logo zu legen, das über dem Interview zu sehen ist.

Supervisor:  i.V. Stefan Glas

 
 

NIRVANA (US)-Logo

NIRVANA (US)-Bandphoto 1

NIRVANA in den deutschen Verkaufscharts auf Platz drei! Und zwar vor unserem gefährlichen Freund Michael. NIRVANA sind "hip", äh "hop", also auf jeden Fall "in". ›Smells Like A Teen Spirit‹ brettert in die Singlecharts und führt somit brachiale Gitarrenklänge in heimische Discotheken. All diese Faktoren waren zum Zeitpunkt dieses Interviews noch nicht absehbar, lassen mich aber hoffen, daß wir in nächster Zeit vielleicht häufiger derartige Bands in den Charts finden. "Back to the roots" ist das Motto. Bands, die sich wie NIRVANA nach oben kämpfen mußten, finden die ihnen zustehende Beachtung. Sie spielen ehrlich und mit Herz. Da ich denke, daß ich die Band niemandem mehr vorzustellen brauche, steigen wir gleich in das Interview mit Drummer David Grohl ein, der während des Gesprächs seine anfänglich Reserviertheit ablegte und mich und mein Aufnahmegerät erst einmal mit Sahneschaum aus der Sprühdose eindeckte. Nachdem wir die Tücken dieses Spritzgefährtes bewältigt hatten, stand einem kleinen Smalltalk nichts mehr im Wege.

NIRVANA (US)-Headline

"Ins Nirvana eingehen" wird im Buddhismus unter anderem als Loslösen und Erlöschen aller Lebenstriebe und somit im Endeffekt also als das Sterben angesehen. Welche Bedeutung hat NIRVANA für David, da die Band ja sehr lebendig und agil erscheint?

Es gibt einen Haufen Gründe, warum wir uns für diesen Bandnamen entschieden haben. Er sieht gut aus, er klingt gut, und er ist einprägsam, da Bandnamen, die aus mehr als einem Wort bestehen schneller vergessen werden. Hinzu kommt natürlich die Bedeutung. Klar, für viele Menschen ist Sterben etwas Furchtbares, da es so total endgültig ist. Aber ist es nicht auch Freiheit von allen Leiden und Schmerzen und hat somit durchaus auch seinen positiven Aspekt? Es ist einfach gut, einen Namen zu finden, der nicht albern klingt. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen.

Interessante Ansichten, die Dave da äußert. Nun war ich natürlich gespannt, ob es eine ebenso gute Erklärung zu dem schlicht genial anmutenden Cover gibt.

Das ist eine witzige Geschichte. Irgendwie hockten wir vor dem Fernseher. Da lief dann ein Special über Babies, denen das Schwimmen beigebracht wurde. Das war einfach zum Totlachen. Hinzu kamen dann noch Aufnahmen von Unterwassergeburten. Es war einfach klasse! Wir hingen vor der Glotze und hatten unseren Spaß. Als es dann darum ging, ein Covermotiv zu finden, hatten wir anfangs absolut keine brauchbare Idee. Bis uns dann diese Sendung wieder einfiel. So hatten wir auf einmal dieses schwimmende Baby auf dem Cover.

Aber es ist ja nicht nur das Baby. Hinzu kommt ja noch diese Dollarnote, die, an einem Angelhaken hängend, vor dem Baby baumelt.

Ja, genau. Ich denke, es zeigt die typische amerikanische Erziehungsmethode. Schon von klein an werden die Kinder gelehrt, den Wert des Geldes zu schätzen. Es wird ihnen eingebleut, Geld sei das Wichtigste im Leben. Man muß sein Leben lang arbeiten, sonst hat man kein Geld. Ohne Geld kann man nicht überleben. Das ist ihre Lebensweisheit. Schrecklich! Wir sind völlig anti-kommerziell eingestellt. Geld und Reichtum ist die Grundlage für sehr viel Schlechtes in der Welt. Es bedeutet Macht! Seien wir doch ehrlich, es ist nur ein Fetzen Papier, das die einen Menschen besser erscheinen läßt als die anderen.

NIRVANA (US)-Bandphoto 2

Kommen wir mal zu erfreulicheren Themen. Wie beurteilst Du die Seattle-Szene? Im Augenblick scheint alles, was auch nur im entferntesten mit Seattle oder Grunge zusammenhängt, völlig angesagt zu sein. Das riecht ein wenig nach Hype!

Eigentlich denke ich, daß das bereits durch ist. Der Grungeboom war 1989 in den Staaten mit Bands wie MUDHONEY, TAD oder SOUNDGARDEN. Diese Bands hatten das Punkfeeling. Etwas später ging es dann auch in England los. Allerdings muß ich sagen, daß die Engländer mit einer merkwürdigen Einstellung da rangegangen sind. Es war einfach cool, sich zu besaufen oder zu bekiffen. Dazu brauchte man entsprechende Musik. Da Hendrix aber keine neue Platten mehr veröffentlichen konnte, suchte man halt nach aktuellen Bands mit ähnlicher Attitude und Sound. Ehrlich gesagt, finde ich das etwas albern. Schau, ich stamme aus Washington D.C. und bin mit Hardcore à la MINOR THREAT aufgewachsen. Ich brauch" mir nicht die Birne vollzuknallen, um gut drauf zu sein. Die Musik allein reicht völlig aus. Da haben die Engländer irgendwas falsch verstanden.

Was ist denn der große Unterschied zwischen NIRVANA und anderen Seattlebands?

Das ist für einen Beteiligten schwer zu sagen. Das permanent schlechte Wetter und exzessiver Kaffeegenuß mögen unseren Sound beeinflussen. Kurt hat ein gutes Gespür für eingängige Melodien, die hängenbleiben. Wir sind keine begnadeten Musiker, die jeden Abend solistische Kabinettstücke abliefern. Meine Philosophie ist, je besser Du Dein Instrument beherrscht, desto schwieriger wird es, einen guten Song zu schreiben. Je einfacher die Songs in die Köpfe des Publikums gehen, desto besser ist auch der Kontakt. Wir wollen die Leute unterhalten, nicht verwirren. Kannst Du mir auf Anhieb einen Song von RUSH vorsingen? (Aber sicher!!! - Stefan Glas) Ich nicht! Klar, das sind exzellente Musiker, aber sie machen es dem Publikum nicht gerade einfach (Hier untertreibt er ein wenig, es sind Götter! - Red.).

Nun wollte ich wissen, wie man einen Song ›Lithium‹ nennen kann.

Keine Ahnung! Da solltest Du Kurt fragen, er hat den Text geschrieben. Soweit ich weiß, dreht es sich um einen Mann, der, von seiner Freundin verlassen, Selbstmord begehen will und sich nun an Gott wendet. Im Endeffekt geht es gegen die "pay to pray"-Religion im amerikanischen Fernsehen. Darüber könnte ich mich stundenlang aufregen. Da wird im Namen der Kirche zu Spenden aufgerufen, und die Leute schicken ihre Knete an die stinkreichen Fernsehprediger. Das Erschreckende ist halt, wieviele Menschen offensichtlich völlig verunsichert daran glauben. Sie denken, man könnte sich auf die Schnelle einen Plätzchen im Himmel erkaufen. Welch" ein Hohn! Würde man diese ganzen Spenden wenigstens sinnvoll einsetzen, könnte ich das noch akzeptieren. Aber es ändert sich absolut nichts!

Da wir uns nun schon völlig vom Thema Musik entfernt hatten, sprach ich Dave noch auf David Duke an. Dieses ehemalige Klu-Klux-Klan Mitglied kandidierte zum Zeitpunkt des Interviews für das Amt des Staatspräsidenten von Louisiana.

Das ist schlicht unglaublich! Es ist erwiesen, daß er beim Klu-Klux-Klan ein hohes Tier war, und trotzdem wird er zur Wahl zugelassen. Aber es geht ja eigentlich gar nicht um einzelne Personen. Warum können wir nicht friedlich auf diesem Planeten zusammenleben? Ist das Leben als solches nicht schon mysteriös genug? Wir sollten allmählich erkennen, daß wir etwas mehr auf unser Leben auf diesem Planeten achten sollten. Es ist einfach krank, sich aufgrund irgendwelcher Äußerlichkeiten, wie der Hautfarbe, zu hassen. Das Problem in den Staaten entsteht dadurch, daß es praktisch keine Mittelklasse gibt. Hinzukommt noch ein Aufeinandertreffen verschiedenartiger Kulturen, die nicht miteinander harmonisieren. Solange wir nicht zueinander finden, wird sich auch nichts ändern.

Ein sehr ernster Schlußgedanke, der zeigt, daß es wohl doch noch Menschen gibt, die sich Gedanken um ihre Mitmenschen machen. Abschließend sei noch erwähnt, daß ich vom Konzert etwas enttäuscht war. Offensichtlich waren die Drei etwas erschreckt, ob der Menschenmassen, die da in der Halle dichtgedrängt auf ihre Helden warteten. Recht kurz war dann auch der Auftritt, der zwar sehr energievoll rüberkam, allerdings auch etwas Abwechslung vermissen ließ. So hätte ich zum Beispiel gerne ruhigere Songs wie ›Polly‹ oder das atmosphärische ›Something In The Way‹ gehört. Aber man kann nicht alles haben. Bleibt nun abzuwarten, ob Bands wie SOUNDGARDEN oder die genialen PEARL JAM Profit aus dem Erfolg von NIRVANA schlagen können.

http://www.hereisnirvana.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Holger Andrae

NIRVANA (US) im Überblick:
NIRVANA (US) – Underground Empire 6-Interview (aus dem Jahr 1992)
siehe auch: Musik von NIRVANA im Film "Jarhead"
siehe auch: Musik von NIRVANA im Film "Marley & ich"
siehe auch: Musik von NIRVANA im Film "Shoot 'em Up"
siehe auch: Musik von NIRVANA im Film "Vielleicht, vielleicht auch nicht"
siehe auch: NIRVANA als Bestandteil der Storyline des Films "Männertrip"
siehe auch: NIRVANA als Bestandteil der Storyline einer Episode der 27. Staffel der TV-Serie "Alarm für Cobra 11"
siehe auch: NIRVANA als Bestandteil der Storyline einer Episode der achten Staffel der TV-Serie "Family Guy"
siehe auch: NIRVANA als Bestandteil der Storyline einer Episode der zweiten Staffel der TV-Serie "Family Guy"
siehe auch: NIRVANA-Poster als Requisite im Film "Die To-Do Liste"
siehe auch: Review zu Chuck Crisafullis Buch "Teen Spirit - NIRVANA - Die Story zu allen Songs"
siehe auch: Schauspieler trägt im Film "Jungfrau (40), männlich, sucht…" ein NIRVANA-Shirt
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