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"Bang Your Head!!!"-Festival 2009

Balingen, Messegelände

26.-27.06.2009

Ende Juni war es erneut an der Zeit für die Traditionsmetaller nach Balingen zu reisen, um dort gemeinsam mit zahlreichen Gleichgesinnten eine mächtige Party zu feiern und sich von einem abwechslungsreichen Aufgebot an Bands unterhalten zu lassen. Die überaus imposante "Big Bang"-Warm-up-Show in der neuen Messehalle am Donnerstagabend konnte ich zwar nicht miterleben, doch Augenzeugen zur Folge haben Jon Oliva's PAIN und KREATOR einmal mehr unter Beweis gestellt, daß sie mit zu den besten Adressen in ihren Genres zu zählen sind.
Nach einer streßfreien und überpünktlichen Anreise mit der ÖBB bzw. DB erreichte ich in kurz nach dem offiziellen Einlaß das Festivalgelände und noch bevor der Reigen losgehen sollte, hatte ich sämtliche "Formalitäten" und "Untersuchungen" hinter mich gebracht. Ein großes Lob von meiner Seite nochmals an die Veranstalter für ihre überaus agilen, unkomplizierten und hilfsbereiten Mitarbeiter, die auch heuer wieder einen nicht unerheblichen Beitrag zu einem gelungenen "Bang Your Head!!!"-Festival beigetragen haben.

HATSTIK-Liveshot

Pünktlich um 10 Uhr ging es dann mit den Lokalmatadoren HATSTIK los. Das Trio aus Reutlingen war mir zwar bislang nur durch einen Beitrag auf dem »Metal To Metal«-Sampler von EYRA RECORDS aus dem Vorjahr ein Begriff, hat aber auch schon ein Album mit dem Titel »The Way Beyond Help« vorzuweisen. Seinen Stil beschreibt der Dreier selbst als "Psychodelic Nu Metal", und leider ist exakt damit auch schon die eigentliche Krux an der Sache dingfest gemacht: Die Burschen waren selbstredend hochmotiviert und hatten satte Grooves ebenso im Angebot wie auch jede Menge "zeitgemäße" Rockklänge. Doch der Großteil an Fans, die um diese Uhrzeit ohnehin noch in nicht gerade übermäßig großer Anzahl auf dem Festivalgelände zu finden waren, konnte mit dem für "Bang Your Head!!!-Verhältnisse" schlicht und ergreifend zu "modern" orientierten Klängen der Truppe nicht viel anfangen. So sehr sich HATSTIK auch ins Zeug legten und wirklich für amtlichen Druck aus den Boxen sorgten, die Jungs spielten leider am Großteil der Zuseher vorbei. Zwar versammelten sich im Laufe der Spielzeit immer mehr Zuseher vor der Bühne, doch nicht nur die als Piraten verkleideten Gesellen, die sich definitiv für die anschließenden ALESTORM in Schale geschmissen hatten, warteten eher auf "kommende" Ereignisse.

ALESTORM-Liveshot

Der Piraten-Metal der Schotten ALESTORM scheint momentan mächtig angesagt zu sein, nicht zu unrecht, wenn man die Reaktionen auf ihren Auftritt als Maßstab nimmt. Leider zeigte sich die Band selbst zwar nicht in passender "Abendgarderobe", doch das tat der guten Laune auf und vor der Bühne keine Abbruch. Ganz im Gegenteil, je länger das Quartett die Bretter in Beschlag nahm, desto lauter wurde es im Auditorium. ›Over The Seas‹ gab die Marschroute vor und ein Hauch von Seeräuber-Romantik schwebte in der schon zu diesem Zeitpunkt nicht gerade kühlen Balinger Mittagsluft. Front-Sympathikus Chritopher Bowes wollte zum ersten Bierchen animieren, doch irgendwie bekam ich eher Lust auf Fischbrötchen. Aber egal wofür man sich auch entscheidet, wichtig ist die richtige "Würze", und die wurde auch auf der Bühne in Form von ›That Famous Ol' Spiced‹ geboten. Bei ›Wenches And Mead‹ konnte die Stimmung noch weiter gesteigert werden, ehe bei ›Pirate Song‹ und ›Wolves Of The Sea‹ der Siedepunkt zu erkennen war. Ein Flieger der Bundeswehr sorgte zwischenzeitlich ein klein wenig für Irritationen und durch seinen ohrenbetäubenden Lärm sogar für "Terror", doch das Publikum schien gerade danach zu verlangen und sollte diesen zum Abschluß auch von ALESTORM serviert bekommen, denn das imposant intonierte ›Terror On The High Seas‹ beendete den Set der Burschen, deren Erfolgskurve wohl noch längere Zeit nach oben gehen wird. Spaß und Unterhaltung sind nämlich garantiert, und da die Jungs auch ihre Instrumente beherrschen, kann ein Besuch in der nächstgelegene Spelunke nur empfohlen werden, wenn diese Piraten in Eurer Stadt einfallen.

KISSIN' DYNAMITE-Liveshot

Nach den schottischen "Seeräubern" hatten die schwäbischen Jungspunde von KISSIN' DYNAMITE die Ehre, ihre überaus partytaugliche Hard Rock/Heavy Metal-Melange unters Volk bringen zu dürfen. Inwiefern der Heimvorteil für ihren Triumph ausschlaggebend gewesen sein mag, kann ich schwer beurteilen, doch selbst bislang "unbedarfte" Zeitgenossen in Sachen KISSIN' DYNAMITE, wie meine Wenigkeit, wußte das unterhaltsame Quintett zu begeistern. Ab dem Einstieg ›My Religion‹, einem "Glaubensbekenntnis" an den Rock'n'Roll, gelang es den Jungs, die Stimmung am Sieden zu halten. KISSIN' DYNAMITE konnten sich mit diesem Auftritt mit Sicherheit unzählige neue Fans erspielen und zwar in allen Altersgruppen. Selbst wenn ›I Hate HipHop‹ eher für die jüngere Generation gedacht sein dürfte, so wurde selbst der altgediente Edelstahl-Fetischist bestens bedient, als ihm eine amtliche Dosis ›Steel Of Swabia‹ geboten wurde. An Ohrwürmern fehlt es den Burschen wahrlich nicht, diesbezüglich haben sie sich an den richtigen Vorbildern orientiert. Für Sänger Johannes Braun gilt das jedoch nur teilweise, denn vom Gehabe und "Schmäh" her erinnert er doch ein wenig zu stark an den jungen Tobias Sammet. Aber egal, von dieser Band wird man in Zukunft sicherlich noch reichlich zu hören bekommen, denn die Musik stimmt definitiv. Gerüchten zufolge war der Großmeister der "Solinger Stahlschmiede" dermaßen vom ›Steel Of Swabia‹ angetan, daß er die Jungs für seine kommende Tournee als Opener verpflichten ließ. Strahlender Sonnenschein, bestens gelauntes Publikum und eine nicht minder freudestrahlende Band, was wollte man noch mehr?

Ross The Boss-Liveshot

Eine nicht minder fette Portion True Metal vielleicht? Die gab es im Anschluß von Ross The Boss, der zusammen mit seiner Mannschaft nicht nur sein aktuelles Album »The New Metal Leader« präsentierte, sondern auch Exponate aus der Vergangenheit seines Schaffens im Programm hatte. Vor allem Frontmann Patrick Fuchs (im "Hauptberuf" Sänger von IVORY NIGHT) zeigte sich als ganz großes Talent und wußte, die Edelmetall-Hymnen perfekt zu intonieren. Zudem darf man dem Kerl auch Entertainer-Qualitäten attestieren, und das sage ich jetzt nicht bloß deshalb, weil Patrick dem Publikum immer wieder huldigte, daß es gut aussehen würde. Zudem zeigte sich Patrick überaus dankbar für die Chance sich vor so einem Publikum überhaupt präsentieren zu dürfen und widmete ›We Will Kill‹ dem HEAVY-Mitarbeiter und KIT-Veranstalter Oliver Weinsheimer, den Patrick quasi als "Entdecker" der Band bezeichnete. Als sehr ergreifend empfand ich auch das allen verstorbenen "Helden" gewidmete, epische ›May The Gods Be With You‹, das ebenso wie ›Blood Of Knives‹, ›Death & Glory‹ und ›Immortal Son‹ (das Patrick seinem "Mentor" Ross widmete und mit einem (mir aber leider weder bekannten, noch verständlichen) Wörtchen aus seiner Heimat eingeleitet wurde, mit der er uns sein Wohlbefinden mitteilen wollte - Kommissar Glas bitte übernehmen Sie! - Tja, wenn ich mich doch nur erinnern könnte, was der "Nachbar" da gesagt hatte... - der ratlose Kommissar) aus dem aktuellen Fundus von Ross The Boss stammt, der in Summe durchweg gut beim Publikum angekommen ist. Doch richtig Festival-Stimmung kam - fast logischerweise - erst auf, als alte Kamellen aus dem früheren Schaffen des Großmeisters auf dem Programm standen. Schon ›Death Tone‹ und ›Gloves Of Metal‹ kamen überzeugend aus den Boxen und konnten unzählige Fans mehr vor die Bühne "scheuchen", ›Thor (The Powerhead)‹, sowie das von unzähligen Kehlen mitgesungene ›Hail And Kill‹ setzten stimmungsmäßig dann die Höhepunkte dieses Sets dar und ließen keinerlei Wünsche offen. Ross The Boss stellte mit seinem Set eindrucksvoll unter Beweis, daß man mit derlei Songs immer noch ausreichend Anklang finden kann und dabei weder seine Fans verarschen muß, noch sich einen Fantasy-Autor zu Hilfe holen muß.

VOIVOD-Liveshot

Nach True Metal aus dem Lehrbuch wurde das Balinger Messegelände von einem Hauch von "Kult" umweht, schließlich stand ein Act auf dem Programm, der sich diesen Begriff redlich verdient hat und den man zudem hierzulande leider nur sehr selten zu sehen bekommt. Die kanadische Ikone VOIVOD war angetreten, um einen Querschnitt ihres Schaffens zu präsentieren. Mit der Bandhymne ›Voivod‹ gelang der Truppe auch gleich ein überzeugender Einstieg ins Geschehen. Auch wenn man Sänger Snake einen gewisse Nervosität anmerken konnte, sollte es ein Auftakt nach Maß für die Kanadier sein. Die Reaktionen aus dem Publikum waren durchaus euphorisch, allerdings muß doch erwähnt werden, daß sich wesentlich weniger Fans vor der Bühne versammelten, um sich dem Treiben hinzugeben, als zuvor. Verständlich eigentlich, denn wirklich "party-kompatibel" waren VOIVOD ohnehin noch nie, und auch Snake zählt nicht unbedingt zur Sorte der "Entertainer", auch wenn er bemüht war, die Stimmung aufrechtzuerhalten. Musikalisch ging die Vorstellung aber mehr als nur in Ordnung, und es machte der eingeschworene Fan-Meute der Truppe merklich Spaß, endlich einmal wieder Tracks wie ›Tribal Convictions‹ oder ›Ravenous Medicine‹ um die Ohren geballert zu bekommen. Snake konnte bei den Fans nicht nur durch sein "Teddybär"-artiges Bühnenauftreten Sympathiepunkte sammeln, sondern auch dadurch, daß er Freibier servierte, das bei der mittlerweile sengenden Hitze innerhalb weniger Sekunden vernichtet wurde. Sehr ergreifend war für mich die Vorstellung von Dan Mongrain, dem neuen Mann an der Klampfe, der seit langer Zeit eingeschworener Fan des leider nicht mehr unter uns weilenden "Piggy" ist und nun die unfaßbare schwierige Aufgabe zu erledigen hat, das Vermächtnis dieses großartigen Musikers zu verwalten.
Um es kurz zu machen: Dan zog sich verdammt gut aus der Affäre, die offenbar durch die überaus positive Resonanz auf den aktuellen Silberling »Infini« ausgelöste bandinterne Euphorie und Harmonie war zu jeder Sekunde spürbar und scheint sogar zu einem Fortbestand von VOIVOD zu führen. Aber selbst wenn sich dieser Umstand im Endeffekt doch im Nichts verlaufen sollte, konnte man sich zumindest erhaben und mit Würde als Fan in Würde von "Piggy" verabschieden, was den Herrschaften auch bei diesem Auftritt gelingen konnte als ihren Set mit dem PINK FLOYD-Cover ›Astronomy Domine‹ beendeten. Gänsehaut pur!

PRIMORDIAL [IRL]-Liveshot

Die bei VOIVOD entstandene Gänsehaut wurde in den anschließenden 40 Minuten geradezu bedrohlich konstant aufrechterhalten. Alan Nemtheanga und seine Mannschaft stellen einmal mehr unter Beweis, daß sie momentan in Sachen Intensität nicht zu schlagen sind. Selbst bei blauem Himmel, bedrohlich heißer Sonne und vor einem an sich eher auf Party-taugliche Klänge ausgerichteten Publikum gelang es den Iren perfekt, ihre hymnischen Epen auf eindrucksvolle Weise zu präsentieren. Auch wenn "A cold wind is blowing", die erste Textzeile des Openers, fast wie ein frommer Wunsch der Zuseher wirkte, war die Meute der Intensität von ›Empire Falls‹ gnadenlos ausgesetzt und fraß den Iren regelrecht aus der Hand. Der wie immer überaus aktive Frontmann verfügt über eine Art magische Anziehungskraft und zeigte sich ebenso als grandioser Dramaturg. Sensationell geradezu wie er ›Gods To The Godless‹ intonierte, unser Glück, daß Alan keiner Sekte angehört, denn zumindest meine Wenigkeit wäre ab diesem Zeitpunkt in deren Fänge geraten. Zumindest aber fühlte ich mich persönlich dazu berufen, den Sklaven mitzuteilen, daß Rom brennen würde (›As Rome Burns‹) und offenbar empfand nicht nur ich diese Notwendigkeit, sondern die gesamte versammelte Fan-Gemeinde vor der Bühne, die Alan als "Sklaventreiber" zu betrachten schien. Das von ihm beschriebene Leiden in ›The Coffin Ships‹ kam dermaßen authentisch rüber, daß sich neben der Gänsehaut sogar ein dezenter Feuchtigkeitsschleier in meinen Augen bildete, der auch im abschließenden ›Heathen Tribes‹ nicht auftrocknen wollte. Schlichtweg ergreifend dieser Auftritt und erneut ganz, ganz großes Metal-Kino von PRIMORDIAL!

SACRED REICH-Liveshot

Der Feuchtigkeitshaushalt im Körper sollte an diesem Nachmittag aber keineswegs zur Ruhe kommen, denn danach war es an der Zeit für ein satte Dosis Thrash Metal der mächtigen Art und Weise, wodurch die Aktivität der Schweißdrüsen einmal mehr bedrohliches Ausmaß annehmen mußte. Die Jungs von SACRED REICH lieferten zwar nicht unbedingt die große Show, aber wer braucht so etwas schon, wenn man ausschließlich Thrash Metal-Klassiker in petto hat und zudem bei der Zusammenstellung der Setlist sehr geschickt umzugehen wußte. Der gefeierte Einstiegsdoppelschlag ›The American Way‹ und ›Independent‹ deutete auf einen erfolgreichen Gig hin, und die Arizona-Thrasher setzten mit ›Administrative Decisions‹, ›Love...Hate‹ und ›Sacred Reich‹ gekonnt nach. Die Band ließ kaum Wünsche offen und hatte selbstredend auch noch weitere Schmankerl auf Lager. So folgten zunächst ›Crimes Against Humanity‹ und ›One Nation‹, ehe Phil Rind ›Who's To Blame‹ mit einer sehr persönlichen Ansage einleitete. Aber ganz egal welchen Track man als Zuseher auch dargeboten bekam, es steht außer Frage, daß diese Songs auch nach all den Jahren noch immer perfekt funktionieren. Unterstützt von mehreren tausend Kehlen, ackerten sich die Amis durch ihr "Best Of"-Programm, in dem selbstredend auch das BLACK SABBATH-Cover ›War Pigs‹ nicht fehlen durfte. Mit ›Death Squad‹ und ›Surf Nicaragua‹ verabschiedeten sich die Herrschaften aus Balingen und hinterließen ein überaus zufriedenes Publikum.
Ganz egal, wann, wie und wo man in den Genuß kommen sollte, SACRED REICH live erleben zu dürfen, diese Herrschaften sind immer noch eine Bereicherung für die Szene, selbst wenn mit weiteren Studiotätigkeiten wohl kaum zu rechnen sein dürfte.

SODOM [D, Gelsenkirchen]-Liveshot

Danach hatten es SODOM nicht besonders schwer, die Stimmung auf dem Siedepunkt zu halten. Die Thrash-Gemeinde war bestens aufgewärmt, und Tom Angelripper und seine Jungs ließen sich auch nicht lange bitten und hatten ein ebenso überaus unterhaltsames "Best Of-Programm" anzubieten, das die Zuseher im Endeffekt sogar noch ein wenig mehr steilgehen ließ. Nicht zum letzten Mal an diesem Wochenende konnte ich feststellen, daß deutsche Bands, egal aus welcher Region sie auch stammen mögen, auf Festivals in der Heimat immerzu "Heimspielatmosphäre" vorfinden. Genau diese wußten SODOM auch auszunutzen und feuerten Granaten unterschiedlichsten Alters, von ›Outbreak Of Evil‹ bis hin zu ›Axis Of Evil‹ ebenso in die Menge wie die Publikumsmagneten ›Agent Orange‹, ›Bombenhagel‹ oder ›Remember The Fallen‹. Der Schweiß rann den Gestalten vor und auf der Bühne nur so von den Leibern, glückliche Gesichter waren dennoch überall zu sehen. SODOM rackerten sich merklich ab und konnten, trotz schwer bezwingbarer Konkurrenz zuvor und danach, einen beeindruckenden "Arbeitssieg" einfahren.

Lita Ford-Liveshot

Nach soviel Thrash und Feuchtigkeitsverlusten unterschiedlicher Art, sollte es dennoch nicht unbedingt "trocken" weitergehen, denn die Hard Rock-Genossenschaft durfte sich an einem der, ähem, feuchten Träume ihrer Jugendtage ergötzen. Lita Ford zeigte, auch im mittlerweile doch etwas gesetzten Alter, zu Beginn eine auf optische Reize aufbauende Show und wußte sich, noch während der ersten Nummer ›Larger Than Life‹ der Lederjacke zu entledigen. Im anschließenden ›Black Widow‹ skandierte sie, daß sie fast ihre Hose verlieren würde. Nun ja, dafür gab es zwar sehr wohl "Uuhs" und "Oohs" aus dem Publikum und auch vereinzelte "Ausziehen"-Rufe, doch die musikalische Darbietung der Dame ließ - trotz einer mächtig aufgeigenden Live-Truppe, der unter anderem auch der aktuelle GUNS N' ROSES-Klampfer Ron "Bumblefoot" Thal angehört - sehr zu wünschen übrig. Die Klassiker kamen zwar durchaus gut dargeboten aus den Boxen, doch es wurde deutlich, daß die Songs von dem noch für heuer angekündigten brandneuen Studioalbum alles andere als beeindruckend sind und auch die Stimme der Lady nicht mehr ganz so imposant zu sein scheint, wie es früher einmal war. Selbiges gilt auch für ihren Ehemann Jim Gilette, der sich sangestechnisch und auch vom Gehabe her offenbar mittlerweile eher an "zeitgemäßen" Klängen zu orientieren scheint und mit seiner Performance für mein Dafürhalten auch nicht gerade passend wirkte. Mit den abschließenden Tracks ›Close My Eyes Forever‹ (bei dem wir alle Ozzy waren) und ›Kiss Me Deadly‹ konnte sich Lita zumindest noch einigermaßen respektabel aus der Affäre ziehen, was aber nichts daran ändert, daß der Auftritt von Lita Ford als die Enttäuschung des diesjährigen BYH-Festivals zu werten ist.

U.D.O.-Liveshot

Auf Tiefpunkte folgen im Leben bekanntermaßen immer wieder Höhepunkte und das zumindest stimmungsmäßige Highlight des gesamten Festivals folgte nach der nächsten Umbaupause, die - wie übrigens alle am gesamten Festivalwochenende - geradezu sensationell kurz ausgefallen war, wofür der gesamten Crew ein Extralob gebührt. Zudem haben U.D.O. auch alles richtig gemacht. Wer sein Set mit einem Klassiker wie ›Metal Heart‹ beginnt, hat an sich schon mit dem Opener gewonnen, doch das allein reichte der Institution U.D.O. nicht aus. Schnurstracks entführte die Band das Publikum auf den ›Midnight Highway‹, bevor Herr Dirkschneider und seine Truppe erstmals im Programm auf eigenes Material zurückgriffen. Auch dabei tätigte man einen Glücksgriff, denn auch ›They Want War‹ darf mittlerweile durchaus als Klassiker bezeichnet werden. Die Setlist muß generell als sensationell betrachtet werden, und enthielt in Folge selbstredend reichlich U.D.O.-Material, und zwar sowohl älteren Datums (›Animal House‹), wie auch aus jüngerer Zeit (›Thunderball‹ beziehungsweise ›24/7‹), aber auch auf das letzte Album »Mastercutor« wurde nicht vergessen, und anhand der Reaktion auf ›Vendetta‹ war zu bemerken, daß es auch dabei zu keinem Abflauen der Stimmung kam, so daß man wohl sogar das Experiment wagen hätte können, auch Material des in Bälde erscheinenden Werkes »Dominator« zu präsentieren.
Daß dieser Titel programmatisch zu verstehen ist, bezweifelte an diesem Abend aber ohnehin keine Menschenseele, viel eher wurde dem kleinen Mann mit der großen Stimme würdig gehuldigt. Kein Wunder, waren doch noch weitere Klassiker aus ACCEPT-Tagen zu vernehmen, die gen Abendhimmel gedonnert wurden und von mehreren tausend Kehlen inbrünstig mitgesungen wurden.
Der Publikumschor bei ›Princess Of The Dawn‹ ließ erneut die Gänsehäute sprießen und daß ›Balls To The Wall‹ mit zu den essentiellsten Live-Tracks im gesamten Metal-Bereich überhaupt zählt, hat erst vor kurzer Zeit auch der Kollege "Ripper" mit seinem All-Star-Cover-Projekt HAIL! eindrucksvoll bewiesen. Etwas überraschend war für mich zwar ›I'm A Rebel‹ als Schlußpunkt, da ich doch eher auf ›Fast As A Shark‹ getippt (okay, zugegeben, gehofft...) hatte, dennoch bleibt nichts anderes übrig, als festzuhalten, daß U.D.O. hoffentlich noch lange in dieser Form zu bestaunen sein werden!
Eine ACCEPT-Reunion - mit wem auch immer am Mikro - kann da bestimmt nicht mithalten, ohne Udo geht meiner Meinung nach da nix! Unfaßbar war es für mich erneut festzustellen, welche Euphorie dieser Mann mit seinen Tracks in Deutschland auszulösen vermag, während in Österreich bei etwaigen Gigs von U.D.O. keine Hundertschaft mehr vor die Bühne zu bewegen ist...

JOURNEY-Liveshot

Es gab reichlich Diskussionen im Vorfeld, ob die Auswahl des Headliners JOURNEY die richtige gewesen sein sollte, schließlich war es der Band in Europa niemals gelungen, sich einen auch nur annähernd so großen Namen manchen zu können wie in der Heimat, und zudem war die Band in unseren Breiten in der Vergangenheit auch nicht gerade wirklich aktiv auf dem Live-Sektor, wodurch der Bekanntheitsgrad wohl ebenso vergleichsweise geringer ist als bei anderen "Aspiranten" für diese Position.
Auf der Gegenseite mußte aber gerade deshalb das Interesse an JOURNEY an sich gewaltig sein, wodurch eine spannungsgeladene Atmosphäre schon vor Beginn gesichert war.
Im Endeffekt muß man zwar festhalten, daß stimmungsmäßig nach U.D.O. ein deutlicher Abfall zu bemerken war, aber erstens hatten JOURNEY kein Heimspiel und zweitens waren sie mit ihrem Melodic Rock/AOR auch ein klein wenig "Außenseiter" auf diesem Festival. Doch diese Band besteht aus Vollprofis, und diese zogen sich mehr als nur beachtlich aus der Affäre und kredenzten zum Abschluß des ersten Festivaltages ausschließlich Sahneschnittchen, dazu gab es perfekt in Szene gesetzten Sound und auch eine ebensolche Darbietung der Herrschaften.
Sänger Arnel Pineda, der schon auf der letzten Studio-Scheiblette »Revelation« eine überaus beeindruckende Vorstellung ablieferte, zeigte sich als Frontmann von Format und fügte sich in eine perfekt eingespielte Liveband ein. Die Show enthielt selbstredend Klassiker am laufenden Band, aber auch die Exponate des bereits erwähnten letzten Studioalbums wurden eindrucksvoll dargeboten. Wie nicht anders zu erwarten, wußten JOURNEY auch mit ihren herzerweichenden Balladen zu imponieren und zumindest für mein Dafürhalten zählt vor allem ›Lights‹ ohnehin mit zum Besten, was die Musikwelt jemals auf diesem Sektor geboten bekam. Die Amis hatten sich mit ›Seperate Ways‹ für einen geradezu sensationellen Opener entschieden und konnten - wenn auch nicht auf demselben Level wie U.D.O. - das Publikum mit Klassikern wie ›Only The Young‹, ›Wheel In The Sky‹ oder ›Don't Stop Believin'‹ bis zum Schlußakkord von ›Any Way You Want It‹ bei Stimmung halten. JOURNEY beendeten mit einer einwandfreien Leistung einen gelungenen ersten Festivaltag und entließen das Publikum zufrieden in die Nacht.

Diese verlief im 2008 neu installierten "Metalcamp" großteils ruhig und friedlich, was ebenso für dieses Festival spricht. An Ausnahmen gab es nur jene Vollidioten zu vermelden, die gegen 2.00 Uhr morgens nichts Besseres zu tun wußten, als auf dem Campingplatz ein Feuerwerk zu zünden... Herr, laß' Hirn vom Himmel fallen.
Zumindest an das "vom Himmel fallenlassen" schien sich dessen Vertreter Petrus ab den frühen Morgenstunden auch zu halten, doch anstelle von Hirn war es schlicht und ergreifend Regen, den er in dauerhafter Form gnadenlos auf uns herabprasseln ließ.

CLOVEN HOOF-Liveshot

Auch wenn am Vortag dem Donner- und Regengott in Form einer satten Version von ›Thor (The Powerhead)‹ sehr wohl gehuldigt wurde, dürfte diese Zuwendung nicht ausreichend gewesen sein, um ihn auch zufriedenzustellen. Ein Blick gen Himmel deutete vor Konzertbeginn und auch während der kommenden Stunden auf keinerlei Auflockerung hin, so daß zunächst einmal CLOVEN HOOF ihre Show vor einer mehr als nur überschaubaren und innerhalb von Sekunden pitschnasser Menschenmenge absolvieren mußten. Die wenigen Fans, die dem Regen trotzten und sich den Klängen der NWoBHM-Institution hingaben, wurden dafür aber mächtig entlohnt. Das Quintett zeigte sich in bestechender Form und kredenzte akzentuiert dargebotenen Heavy Metal in feinster Form. Dabei ließ sich mehrfach feststellen, daß CLOVEN HOOF weniger nach typischen NWoBHM-Sounds klingen, sondern mitunter durchaus auch als US-Power Metal-Truppe durchgehen könnten, wie vor allem in ›Mutilator‹ unter Beweis gestellt wurde. Vor allem Sänger Russ North erweckte mehr als nur einmal Gedanken an den "The Tyrant" und entlockte den Zusehern Sprüche wie "Harry, fahr' schon mal den Jagpanzer vor!". In ›Road Of Eagles‹ stellte Russ dann die Band vor, allerdings vergaß der gute Mann den "Special Guest" für das Finale zu erwähnen. Wohl aus Freundschaft, aber auch anläßlich der Jubiläumsfeierlichkeiten für die NWoBHM beim "Keep It True", durfte zum Abschluß nämlich noch ROXXCALIBUR-Klampfer Kalli mit auf die Bühne, um die Jungs von der Insel zu unterstützen. ›The Gates Of Gehenna‹ beendete den eindrucksvollen Eröffnungsschlag zum zweiten Festivaltag, an dem einzig die widrigen Witterungsumstände Grund für Unmut boten.

LÅÅZ ROCKIT-Liveshot

Mit einer nicht minder mächtigen Darbietung ging es weiter, denn auch LÅÅZ ROCKIT zeigten sich von etwaigen Wetterkapriolen keineswegs demotiviert, sondern eher noch mehr aufgestachelt, den Fans ein amtliches "Brett" abzuliefern. Ihr massiver Thrash Metal wußte, schon in der Vergangenheit zu gefallen, und so schafften es die Amis auch an diesem Vormittag mühelos, die Fans bei Laune zu halten, oder besser gesagt, in Euphorie zu versetzen. Sänger Michael Coons war sich nicht zu schade, den Großteil des Sets über den nicht überdachten Laufsteg die Nähe zum Publikum zu suchen und dieses anzuheizen. Mitunter wagte sich sogar der überaus agile Bassist Willy Lange in Richtung Publikum um eine Art "Regentänzchen" in den Pfützen auf dem Laufsteg zu absolvieren. Die Truppe setzte zunächst auf Songs vom Comebackalbum »Left For Dead« und offerierte davon gleich das Einstiegstrio ›Brain Wash‹, ›Delirium Void‹ und ›Erased‹, ehe gekonnt auf Klassiker umgeschwenkt wurde. Nach ›Last Breath‹ und ›Chasin' Charlie‹ erwähnte Michael nochmals das Comeback-Werk, und die Jungs prügelten ›Liar‹ ins triefendnasse Auditorium, bevor mit ›Forced To Fight‹ und ›Fire in The Hole‹ die Show ihr Ende finden mußte. Dafür regnete es nicht nur vom Himmel, sondern verdientermaßen auch reichlich Applaus. Schade bloß, daß man dieser Truppe keinen höheren Platz im Billing zugesprochen hatte, aber alles kann man eben nicht haben, und ich bin sicher, daß diese Herrschaften nicht zum letzten Mal in Europa zu Gast gewesen sind.

POWERWOLF-Liveshot

In der Zwischenzeit ließ es Petrus (oder irgendein anderer Gehilfe des Donnergottes) zwar mächtig weiterregnen, doch offensichtlich war die "Gebetsstunde" der folgenden POWERWOLF dann doch auch für ihn zufriedenstellend, um im weiteren Verlauf des Tages die Sonne wieder scheinen zu lassen. Man mag von den Kompositionen dieser Truppe halten was man will, am überaus hohen Unterhaltungswert dieser Band gibt es dagegen nichts zu diskutieren. Das Quintett rund um den "rumänischen" Frontmann Attila Dorn hatte erneut nicht nur die Banger, sondern auch die Lacher auf ihrer Seite. Wie es diesem Kerl immer wieder gelingt, seinen "Akzent" zu vermitteln, ist schon bemerkenswert, und so wurde sein immer wieder eingeworfenes "Vielen Dankeschön" zu einer der am häufigsten gebrauchten Floskeln im weiteren Verlauf des Tages. Stilvoll wurde zu Beginn des Sets die Bühne von Attila mit einem Weihrauchkessel eingeweiht und in weiterer Folge des Auftritts - der von ›We Take It From The Living‹ eingeleitet wurde und einen guten Querschnitt über das bisherige Schaffen der Truppe verschaffte - wurde sogar noch ein "echter" Vertreter des Klerus auf die Bretter gebeten, um Festival samt Publikum zu segnen, und wem sonst, wenn nicht Bruder Cle, hätte diese ehrenvolle Funktion sonst gebührt? Ein weiterer Unterhaltungshöhepunkt der "Wölfe", die aber auch "nur" mit ihrer Musik allein punkten konnten und sowohl eine öffentliche Gebetsstunde mit ›Prayer In The Dark‹ abhielten, wie auch vom ›Saturday Satan‹ zu berichten hatten und sogar von einer durchaus anstrebenswerten Variante der Wiedergeburt (›Resurrection By Erection‹) sangen. Daß derlei sakrale Huldigungen auch eine "Etage" höher ankommen, zeigte sich zwar durchaus noch an diesem Samstag, jedoch wie schon erwähnt, erst einige Zeit später. Die Hymnen von POWERWOLF dagegen, die mit ›Kiss Of The Cobra‹ ihren Schlußpunkt erhalten mußten, kamen ohne Umschweife direkt beim Publikum an und trugen erheblich zur Steigerung der gute Laune in den Fanreihen bei.

DRIVER [US, CA, Los Angeles] [II]-Liveshot

Bevor endgültig Schluß war mit der "Himmelspisse" wurde einmal mehr akuter "Klassikeralarm" in Balingen ausgerufen, denn DRIVER absolvierten einen ihrer ganz seltenen Live-Performances. Rob Rock am Mikro konnte zwar im Vergleich zu zahlreichen anderen Frontmännern nicht unbedingt mit Entertainer-Qualitäten überzeugen, darf sich aber mit Fug und Recht den Titel für die "Beste Stimmperformance" des heurigen "Bang Your Head!!!"-Festivals ans Reverse heften. Jeder (noch so hohe) Ton saß punktgenau und auch die Songauswahl war vorzüglich. Die Setlist enthielt logischerweise Material des aktuellen Drehers »Sons Of Thunder« (neben dem als Opener verwendeten Titelsongs wurden noch ›Fly Away‹, Heart's On Fire‹ und ›Winds Of March‹, sowie zum Abschluß ›I'm A Warrior‹ dargeboten), auf dem bekanntlich die komplette sagenhafte EP von 1990 enthalten ist, aber in ›Nations On Fire‹ gab es sogar ein Stück des legendären »Project: Driver«-Albums zu hören, das Mitte der 80er Jahre unter dem Banner M.A.R.S veröffentlicht wurde. Aber nicht nur Meister Rock war in bestechender Form, auch Roy Z., sein Sidekick an der Klampfe, wußte zu imponieren und das nicht nur durch seine Spieltechnik. Der Kerl legte eine Spielfreude an den Tag, die wahrlich bewundernswert war. Roy solierte mitunter in bester Hendrix-Manier mit der Klampfe hinter dem Kopf und behandelte seine Gitarre gegen Ende auch noch ganz im Stile dieses Großmeisters und verpaßte den Tracks immer wieder das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Damit konnten dann endlich auch die "Wettergottheiten" vollends zufriedengestellt werden, denn diese beendeten kurz vor dem Ende des Auftritts von DRIVER den Regenschauer. Mehr noch, innerhalb von ganz kurzer Zeit war plötzlich wieder strahlender Sonnenschein angesagt, gerade richtig, um sich eine weitere Portion "Kult" abzuholen.

WARRIOR [US, CA, Los Angeles] [I]-Liveshot

Von WARRIOR war in den letzten Jahren generell nicht besonders viel zu vernehmen gewesen und wenn, dann - wie für ihre letzte Veröffentlichung »The Wars Of Gods And Men« im Jahr 2004, die von KROKUS-Sänger Marc Storace eingesungen wurde, gab es dafür eher Schelte als Lob. Mit großer Spannung durfte man also die Rückkehr der "Krieger" erwarten, die dann auch gleich im Tarnoutfit die Bretter enterten. Um es kurz zu machen: WARRIOR kamen, sahen, spielten und siegten.
Mit einer überaus bestechenden Setlist, in der neben Klassikern des Debuts »Fighting For The Earth« lediglich Exemplare des nicht minder geilen 1998er Comeback-Scheibchens »Ancient Warrior« zu finden waren, legten die Herrschaften den Grundstein für ihre überzeugende Darbietung. Dazu war auch Sänger Parramore McCarthy stimmlich in Topform, und nicht einmal sein etwas gewöhnungsbedürftiges, ähem, Bühnegehampel konnte etwas am Umstand ändern, daß diese Band zu einem der Gewinner des Festivals werden konnte. Selbst der Ausfall des Mikros in ›Day Of The Evil (Beware)‹, das nach ›Fight Or Fall‹ (überraschender Opener), ›Mind Over Matter‹ und ›Ruler‹ ins Publikum geballert wurde, konnte die Jungs nicht aus der Ruhe bringen. Mit ›Defenders Of Creation‹ (was für ein Publikumschor!), der Huldigung an alle Harley Davidson-Fahrer ›Tonight We Ride‹ und dem ungemein gefühlvoll und atmosphärisch eingeleiteten ›Cold Fire‹ wurde der Reigen fortgesetzt und stellte unter Beweis, daß die Herrschaften erneut sehr gut harmonieren. Neben einem stimmlich überaus perfekt disponierten Parramore McCarthy erwies sich Gitarrenheld Joe Floyd als Dauergrinser, während Joey DeMaio-Lookalike A.C. Alexander an der zweiten Klampfe eher für die Show und die Publikumsamination zuständig gewesen war. Aber auch die Rhythmusfraktion Robb Farr (Baß) und Dave DuCey (Schlagzeug) leistete durch ihr tightes, kraftvolles Spiel einen nicht unerheblichen Beitrag zu diesem erfolgreichen Auftritt.
Im Vorfeld wurde zwar gemunkelt, ob sich eventuell Rob Rock (der ja das dritte WARRIOR-Album »The Code Of Life« eingesungen hat) für den einen oder anderen Song zur Band gesellen würde, doch dazu kam es nicht. Unterstützung erhielten die Herren aber sehr wohl und zwar von ihrem alten Kumpel Roy Z., der sich im Finale ›Fighting For The Earth‹, das es im Endeffekt auf gute acht Minuten Spielzeit brachte, abermals die Klampfe umschnallte, erneut wild solierte und sich in einen derartigen Rausch spielte, daß er zum Abschluß sein Arbeitsgerät mit einem eleganten Schwung auf die Bühnenbretter knallte. Thumbs up for the WARRIOR!!

PINK CREAM 69-Liveshot

Auch wenn beim Festival selbst an sich alles perfekt über die Bühne gehen konnte, blieben die Veranstalter im Vorfeld nicht davon verschont, eine Absage hinnehmen zu müssen. Mehr noch, es galt möglichst kurzfristig (und noch dazu adäquaten) Ersatz für TESLA zu rekrutieren, da die Amis im Endeffekt doch von der eigenwilligen Aufgabe Abstand nehmen mußten, innerhalb eines Tages zwei Gigs in Europa zu absolvieren. Aber auch dabei zeigte sich das Team des HEAVY-Magazines als erfolgreich, denn eine bessere Alternativ als PINK CREAM 69 hätten Horst Franz und seine Mannschaft nicht engagieren können. Nicht nur, daß die Herrschaften fast als Lokal-Act durchgehen können und bei den Festival-Besuchern auf ein treues Stammgefolge blicken können, mit ihrem herrlich melodiösen, groovigen Hard Rock ist diese Truppe immer und überall ein Gewinn. Zudem sind die "Pinkies" bekannterweise schon seit dem Beginn ihrer Karriere ein guter Live-Act, und so wußten sie auch an diesem Tag abzusahnen. Mit ›Children Of The Dawn‹, dem Opener ihres aktuellen Albums »In10sity«, stiegen die Herrschaften in ihr Programm ein und offerierten ausschließlich Hits. Vor allem die Band-Klassiker, ›Do You Like Like That‹, ›Talk To The Moon‹ und ›Welcome The Night‹, sowie das Mitveranstalter und HEAVY-Kollegen Jagger, aber auch dem in der Nacht zuvor verstorbenen Michael Jackson gewidmete ›Livin' My Life For You‹ konnten regelrecht Euphorie im Publikum auslösen. Aber auch ›Keep Your Eye On Twisted‹ oder ›Shame‹ ließen der Band die Freude im Publikum über das "zufällige" Wiedersehen mit den "Pinkies" spüren, was die Band damit zu würdigen wußte, daß sie nicht nur ungemein professionell wirkte, sondern auch überaus spielfreudig agierte und daher eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte, daß die Multikulti-Truppe aus Karlsruhe keineswegs bloß eine "Ersatzband" gewesen war.

HARDCORE SUPERSTAR-Liveshot

Die überaus gute Stimmung wußten auch die nachfolgenden HARDCORE SUPERSTAR auszunutzen und erwiesen als eine der Überraschungen dieses Wochenendes. Zugegeben, ich hatte nicht wirklich Großartiges erwartet, und von daher war die Überraschung dann um so größer, als das schwedische Quartett, allen voran Frontmann Jocke Berg, wie von der Tarantel gestochen über die Bühnenbretter fegten. Der Frontmann erinnerte mich immer wieder an DEATH ANGEL-Frontwusel Mark Osegueda, denn ähnlich wie dieser spulte auch Jocke im Laufe des Gigs eine Unzahl von Kilometern ab, feuerte dabei permanent die Meute an und kam niemals außer Atem. Welch' ein Wirbelwind! Dazu servierte der Vierer das bekannte, schmissige Gebräu aus Sleaze Rock, Hard Rock und Heavy Metal, das um vereinzelte Thrash-Fragemente aufpeppt wurde. An Spielfreude und Animationskünsten waren die Jungs an diesem Wochenende nicht zu übertreffen, und so stieg mit Fortdauer des Gigs auch die Stimmung im Publikum. Jocke, der ohnehin eine Lehrstunde in Sachen Entertainment ablieferte, wurde dadurch noch weiter aufgestachelt und legte sich noch mehr ins Zeug. Das Innenleben dieses Knaben scheint lediglich aus Lungenflügeln zu bestehen, denn neben seiner immensen Laufarbeit, wußte er auch mit mächtiger Gesangsleistung aufzuwarten, ohne auch nur im Ansatz aus der Puste zu geraten. Respekt!
Party pur auf und vor der Bühne war zu Songs des aktuellen Drehers »Beg For It«, wie dem fulminanten ›Shades Of Grey‹ ebenso angesagt, wie bei bereits bewährten und live-erprobten Hämmern der Marke ›Medicate Me‹ (von »Dreamin' In A Casket«) oder ›Wild Boys‹ (vom selbstbetitelten 2006er Album). Aber nicht nur die im Übermaß vertretenden "Poser" (ist da das nächste Revival im Anmarsch? Könnte durchaus sein, zumindest waren reichlich durchgestylte Persönchen jeglichen Alters in Balingen vertreten) im Publikum quittierten die Leistung der Burschen mit tosendem Applaus, ganz Balingen schien sich von HARDCORE SUPERSTAR animieren haben zu lassen, nicht zuletzt deshalb, weil Jocke das Publikum nahezu permanent dazu anstachelte, dem Namen dieses Festivals gerecht zu werden. Geiler Gig, Jungs, hat Spaß gemacht!

EXODUS [US, CA]-Liveshot

In der nun erneut sengenden Hitze folgte dann die wohl massivste Attacke auf die Lauschlappen, serviert von der Thrash Metal-Legende EXODUS. Der Bay Area-Fünfer schien in bester Spiellaune zu sein und konnte damit für sprichwörtlich "mörderische" Stimmung sorgen. Angeführt vom sensationell aufgeigenden Gitarrenduo Gary Holt/Lee Altus wußten EXODUS das Publikum ab dem Startschuß in ihren Bann zu ziehen. Kein Wunder, schließlich stellten sie gleich zu Beginn fest, daß Publikum und Band ›Bonded By Blood‹ wären. Alles perfekt also bei EXODUS? Nicht ganz. Zwar kam es auch beim anschließenden ›Iconoclasm‹ zu keinem deutlichen Abschellen der Stimmung, doch am Gehabe und den Ansagen von Sänger Rob Dukes werden sich wohl auch in Zukunft die Geister scheiden. Mich erinnert der Kerl immer mehr an Billy Milano, der ähnlich unsympathisch rüberkam und auch ähnlich eigenwillige Ansagen vom Stapel gelassen hatte. So wußte der in US-Flaggen-Shorts gekleidete Fronthühne die berühmteste und gewalttätigste aller "Lehrstunde" zwar amtlich vorzutragen, doch durch ein lapidares "Fuck The Middle East" als Einstieg in ›Children Of A Worthless God‹ konnte Rob zumindest bei mir nicht unbedingt Sympathiepunkte sammeln. Sehr wohl dagegen aber für seine überraschend gute Gesangsleistung, wobei er speziell ›Piranha‹ ganz im Stile des seligen Paul Balloff intonierte, aber auch bei ›Blacklist‹ Akzente zu setzen verstand.
Das Highlight allerdings folgte in Form der Aufforderung der Truppe zum kollektiven "Walzer-Tanz", wobei Rob seinen Gesangspart überaus melodisch zum besten gab und ›The Toxic Waltz‹ im Endeffekt mit zu den absoluten Brechern des gesamten Wochenendes gedeihen konnte. Das Publikum fraß Rob spätestens ab diesem Zeitpunkt ohnehin aus der Hand, doch der Kerl verlangte noch immer nach mehr, nach einem Pit nämlich und genau dieses sollte er dann - wohl als Premiere auf dem "Bang Your Head!!!"-Festival - bei ›Strike Of The Beast‹ auch von der Bühne aus bestaunen dürfen. Die im Laufe des Gigs der Amis "fliegende Kuh" konnte selbstredend nicht zur Ruhe kommen, und selbst wenn so mancher Besucher die Frontrow auf schnellstem Wege zu verlassen versuchte, hat dieses Spielchen, wie auch die folgende Wall Of Death amtlich Spaß gemacht, zumal im Endeffekt alles genau so abgelaufen ist, wie es die Herrschaften einst selbst besungen haben: "Good Friendly Violent Fun" war nämlich Programm!

Y&T-Liveshot

Luft holen, Durchatmen, Flüssigkeitsaufnahme (bzw. -abgabe) standen danach auf dem Programm, allerdings war man gut beraten, sich dabei zu sputen, denn es folgte ein Schmankerl der gediegenen Hard Rock-Küche. Y&T waren danach an der Reihe und hatten das Glück, nicht gegen übermächtige "Parallelveranstaltung" kämpfen zu müssen wie anno 2006, als Y&T zeitgleich auf die Bühne mußten, als Deutschland bei der Fußball-WM im eigenen Land das Achtelfinal-Spiel gegen Schweden zu absolvieren hatte und die Band dadurch vor nur wenigen Fans antreten mußte. Doch 2009 hatten die Amis das Publikum ganz für sich allein und durften zusammen mit allen anwesenden Fans ihr 35. jähriges Bandjubiläum zelebrieren, und das verstanden Dave Meniketti und seine Mannschaft auch ganz vorzüglich und legten sich amtlich ins Zeug. Besonders hervorzuheben ist vor allem die Leistung von Drummer Mike Vanderhule, der sich wenige Tage zuvor am rechten Arm eine Verletzung zugezogen hatte und deshalb den Gig "einarmig" absolvieren mußte. Sein Groove und Rhythmusteppich waren dennoch überaus amtlich und die Band wußte die Spielzeit geschickt zu nutzen und hatte in dieser ausschließlich Klassiker zu bieten. Von ›Open Fire‹ (ein Opener aus dem Lehrbuch!), über ›Dirty Girl‹, ›Rescue Me‹ (Gänsehaut!), bis hin zu ›I Believe In You‹, das Dave dem Publikum als Dank für die langjährige Treue widmete, vergaßen die Amis keinen ihrer Hits (besonders gelungen einmal mehr ›Meanstreak‹, und auch der ›Black Tiger‹ weiß noch immer vehement zuzubeißen) und beendeten den Reigen mit ›Forever‹, das mit imposanten Backing Vocals gesegnet war und dessen Refrain noch Stunden nach dem Gig in meinen Lauscherchen widerhallte. Eine verdammt gelungene Vorstellung dieser Herrschaften, denen man ihr Alter zu keiner Sekunde anmerkt!

W.A.S.P.-Liveshot

Zu den nicht mehr ganz jugendlichen Musikern zählt auch W.A.S.P.-Mastermind Blackie Lawless, der danach an der Reihe war, um das Finale einzuleiten. Das unerwartete, aber überaus stimmungsvolle Intro in Form des THE DOORS-Klassikers ›The End‹ ließ zwar ein wenig Untergangsstimmung aufkommen, doch der ausschließlich aus Klassikern bestehende Set hatte überhaupt nichts mit "Untergang" oder gar "The End" zu tun. Im Gegenteil, das Quartett tobte wie ein Orkan über die Bretter und ließ das prallgefüllte Festivalgelände im Kollektiv ausrasten. Zwar hatten die Herrschaften den mit Abstand schlechtesten Sound des gesamten Wochenendes und waren schlicht und ergreifend zu L.A.U.T., doch das Publikum war vom Auftritt der Amis mehr als nur angetan. Kein Wunder, hält man sich die Setlist vor Augen, die neben Klassikern nur noch Klassiker enthielt. Schon mit dem überaus fulminanten Einstieg mit ›On Your Knees‹, ›Inside The Electric Circus‹, ›Hate To Love Me‹ und ›L.O.V.E. Machine‹ war klar, daß W.A.S.P. an diesem Abend als Gewinner vom Gelände ackern durften, denn damit zogen die Amis ihre Fans voll in ihren Bann, auch wenn es zunächst nicht unbedingt nach einem kommunikativen Abend aussah. Doch Meister Lawless schien im Laufe des Gigs von der Stimmung regelrecht angesteckt worden zu sein und mutierte sogar noch zu einem überaus unterhaltsamen "Moderator". Das Publikum hätte sich wohl gut und gerne noch einige Stunden von der Band in dieser Form unterhalten lassen können, doch leider war die Spielzeit mit 70 Minuten begrenzt (die Meister Blackie wie immer nicht ausnutzte... Aber dennoch hat er sich mit dieser Show für die Frechheit beim BYH 2007 entschuldigt. - sg), denn schließlich waren die Amis ja doch nicht als Headliner angetreten, obwohl die Publikumsreaktionen bei Songs wie ›Wild Child‹, ›I Wanna Be Somebody‹ oder dem "Grande Finale" ›Blind In Texas‹ einem solchen Status überaus gerecht gewesen wären.

BLIND GUARDIAN-Liveshot

Auch was den Headliner des zweiten Festivaltages betrifft, gab es darüber bereits lange Zeit vor Beginn der Veranstaltung vielerorts Diskussionen. Aber BLIND GUARDIAN haben in Deutschland ein überaus stattliches Gefolge im Rücken, so daß die oberste Position im Billing für die Krefelder durchaus gerechtfertig war. Allerdings muß man im Nachhinein sagen, daß die Burschen dieser Rolle doch nicht ganz gerecht werden konnten. Am imposanten Bühnenbild gab jedoch es wahrlich nichts zu meckern und auch der Umstand, daß die Jungs irgendwie verkrampft wirkten, sollte nicht der eigentliche Kritikpunkt sein.
Meiner Meinung ließ die Band an diesem Abend aber leider kaum Spielfreude erkennen. Auf mich (beobachtet aus "fluchtsicherer" Entfernung, um den Heimweg per Bahn pünktlich antreten zu können) wirkten die Jungs eher "routiniert", also eher so, als würden sie ihr "Ding" durchziehen, aber nicht gerade wirklich darüber begeistert sein, an dieser Stelle im Billing auftreten zu dürfen. Ich will den überaus sympathischen Burschen jedoch nichts unterstellen, weshalb es durchaus auch sein kann, daß BLIND GUARDIAN schlicht und ergreifend dermaßen konzentriert bei der Arbeit waren, um nur ja keinen Fehler zu begehen, so daß man ihren Auftritt auf positive Art im Endeffekt mit dem Begriff "überprofessionell" bezeichnen konnte. Aber egal, der Stimmung selbst konnte das nichts anhaben, so daß durch die eindrucksvollen Publikumsgesänge bei All-Time-Klassikern wie ›Time Stands Still (At The Iron Hill)‹, ›Valhalla‹ oder ›Lord Of The Rings‹ selbst im hinteren Bereich des Geländes geradezu "Westkurven"-Atmosphäre aufkommen konnte, auch wenn BLIND GUARDIAN im direkten Vergleich doch weniger abräumen konnten als W.A.S.P. zuvor. Ich bin sicher, daß die Jungs mit diesem Auftritt ebenso unterschiedliche Meinungen verursacht haben, wie es im Vorfeld nicht gerade zu einheitlichen Aussagen seitens Presse und Fans gekommen war, BLIND GUARDIAN als Headliner auftreten zu lassen.

Aber was soll's, mit Ausnahme einzelner nicht ganz so imposanter Auftritte und einem phasenweise mehr als nur indisponierten Petrus, gab es in Summe nichts zu meckern, so daß man dem Veranstalterteam einmal mehr zu einem gelungenen Festival gratulieren muß. Eine Fortsetzung am selben Ort wird es selbstverständlich auch im nächsten Jahr geben, allerdings hat man sich für das Wochenende 16. und 17. Juli 2010 entschieden. Zum einen, um nicht erneut mit der Fußball-WM konkurrieren zu müssen, zum anderen, weil offenbar eine doch erhebliche Anzahl an potentiellen Festivalbesuchern (vor allem aus dem Ruhrgebiet) in diesem Jahr von einer Reise nach Balingen absah und stattdessen nach Belgien gondelte, um sich beim "Graspop Metal Meeting" ihre Dosis Metal abzuholen.
Ganz egal, wen auch immer man 2010 auf der Bühne des "Bang Your Head!!!"-Festivals zu sehen bekommt, Balingen ist immer ein empfehlenswertes Reiseziel für den Traditionsmetaller, schon allein aufgrund der einmaligen Atmosphäre!


Walter Scheurer

Photos: Stefan Glas


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