CARESS - als ich diesen Namen zum ersten Mal hörte, mußte ich sofort an RUSHs Meisterwerk »Caress Of Steel« denken. Wenn ich diese Assoziation aber als Vergleich herangezogen hätte, wäre die Band aus dem Schwarzwald unweigerlich, schon bevor sie den ersten Ton gespielt hätte, auf der Verliererstraße gelandet. Denn mit RUSHs Götterrock haben CARESS nichts zu tun und können logischerweise auch nicht mithalten, denn das können wohl höchstens zwei oder drei Bands auf diesem Erdenrund von sich behaupten. Bei einem anderen Bewertungsmaßstab jedoch, haben CARESS gute Chancen mit ihrem melodischen Heavy Rock.

Vor prächtiger Kulisse von etwa 50 Zuschauern begannen sie gegen 21.30 Uhr leicht verspätet ihren Auftritt. Daher war dem Gig von Anfang an eine kurze Lebenszeit vorherbestimmt, denn schließlich mußte um 22.00 Uhr schon Feierabend sein. Dennoch kamen wir über eine Stunde lang in den Genuß von CARESS, da man dummerweise vergessen hatte, auf die Uhr zu sehen - so ein Pech, aber kann ja mal vorkommen! Daß diese Verlängerung eine wahrhaft weise Entscheidung war, wurde schon nach einigen Minuten sehr deutlich, denn CARESS legten wirklich einen guten Set hin. Dies trifft sowohl auf die quicklebendige Bühnenshow als auf die spielerische Leistung und das einwandfreie Songmaterial zu. Leider jedoch hatte diese Aussage keine Gültigkeit in bezug auf den Sound, der sehr zu wünschen übrig ließ. Leider hatte es einige handfeste technische Schwierigkeiten gegeben, und die Band war dann gezwungen, trotz einiger so gearteter Nachteile den Gig beginnen, wollten sie überhaupt noch etwas von sich hören lassen. So verdarb der undifferenzierte Sound den guten Eindruck etwas und verdeckte leicht das Potential der Band, das jedoch für den halbwegs fachkundigen Zuhörer dennoch klar ans Tages- bzw. Nachtlicht trat.

Sah man von dieser kleinen Schwäche ab, gab es an CARESS nichts zu meckern. Die Band mühte sich redlich, ihr Songmaterial dem Publikum möglichst lebendig zu vermitteln. Dabei fiel ganz besonders Sängerin Coco Laross auf, die verständlicherweise ganz andere Bewegungsfreiräume hatte als die Musiker. Diese nutzte sie dann auch desöfteren für Spaziergänge durchs Publikum, die begeistert aufgenommen wurden. Insofern wußten CARESS sich positiv im Gehirn der Anwesenden zu vermerken.

Die fünf Baden-Badener haben vor einiger Zeit eine EP eingespielt, die erst kürzlich veröffentlicht wurde. Diese EP bestätigt meinen soeben geschilderten Eindruck voll. Da UNDERGROUND EMPIRE mit seinem Vertrieb solch verheißungsvolle Bands unterstützen will, haben wir diese EP in unser Programm eingegliedert, so daß sie ab sofort für 15,- DM bei der Redaktionsanschrift erhältlich ist. Schnuppert mal in die Platte rein - sie ist es wert!

Stefan Glas

Den meisten wird der Name LIEGAND wohl nicht bekannt sein, was für uns erst recht ein Grund ist, sie zu erwähnen. Als ich in meinem letzten Urlaub im Schwarzwald LIEGAND und auch CARESS kennenlernte und mir beide Bands sehr sympathisch waren, machte ich mir die Mühe, ein Konzert mit beiden Bands im "Haus der Jugend" in Ramstein zu organisieren, was leider auf der miesen Besucherzahl ein totaler Reinfall wurde. LIEGAND boten melodischen Speed Metal, der live sehr gut rüber kam. Im Vergleich zu CARESS war der Sound um Längen besser, besonders die Soli von Leadgitarrist Hubs kamen sehr scharf.

Der Set von LIEGAND war sehr abwechslungsreich und bot schon einigermaßen Eigenständigkeit, die sich mit Sicherheit aber noch ausbauen läßt. Das Stageacting war für eine Band wie LIEGAND zufriedenstellend, da sie über keinen extra Sänger verfügen und somit in der Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt sind. Außerdem muß man die Verhältnisse im "Haus der Jugend" berücksichtigen. Auf dieser Bühne kann man echt keine großen Kunststücke vorführen, und bei der Besucherzahl an diesem Tag hat man sicher nicht gerade Bock, sich den Arsch aufzureißen. Aufgelockert wurde der Gig durch ein Schlagzeugsolo von Stefan Fehrenbach. Im großen und ganzen waren LIEGAND für eine so junge Band wirklich zufriedenstellend. Die äußeren Umstände hätten können etwas besser sein, wenn mehr Zuschauer gekommen wären. Das hätte sicher die Bands zu noch besseren Leistungen angespornt. Aber dennoch muß man sagen, daß die wenigen Anwesenden schon ganz gut Stimmung machten und auf das Dargebotene reagierten.

Falls Ihr auch mal Bock habt, mit LIEGAND oder CARESS ein Konzert zu veranstalten (beide Bands sind wirklich gut), dann wendet Euch einfach an die untenstehenden Adressen. Lohnt sich!

Holger Schroth

Hier noch, wie versprochen, die Adressen, über die Ihr mit LIEGAND oder CARESS Kontakt aufnehmen könnt:

Im Endergebnis kann man also sagen, daß dieses Konzert nicht ganz so erfolgreich war, wie das erste seiner Art im Ramsteiner "Haus der Jugend", bei dem WARDANCE und VENTURE zum Tanz aufspielten. Dennoch ist es gut zu sehen, daß auch solch kleine Bands immer mal wieder die Möglichkeit geboten bekommen auch mal "fern der Heimat" Gigs durchzuziehen.

Photos: Stefan Glas [Photo 1 & 2 & 4]

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