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”UNDERGROUND EMPIRE 2”-Datasheet

Contents:  DEMON (GB)-Interview

Date:  1989/'90 (created), 19.03.2009 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 2

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here!

Comment:

Nachdem DEMON vor einigen Monaten vor teils minimaler Kulisse mittels einer Tour Abschied gefeiert haben, stimmt mich der Rückblick auf dieses Interview ein wenig traurig. Denn: Die Briten hatten damals mit einem Weltklassealbum die Basis gelegt, um es vielleicht doch noch zu "packen". Doch die nächste Platte »Hold On To The Dream« sollte zwar gut, aber eben doch deutlich schwächer ausfallen, und der völlig fehlgeleitete Nachfolger »Blow-Out« brach der Truppe dann das Genick.

Daß das Comeback letztendlich nicht mehr als ein paar tolle Konzerte und zwei ganz nette Platten zutageförderte, ist Euch bestimmt bekannt. Doch mittlerweile haben DEMON schon wieder den Rücktritt vom Rücktritt angekündigt, denn in diesem Sommer werden Dave Hill & Co. schon wieder bei einigen Festivals auflaufen.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

DEMON (GB)-Logo

DEMON (GB)-Headline

Remembrance Day - ja, es war wirklich ein denkwürdiger Tag, dieser 30.11.1989 - ein fantastischer DEMON-Gig und zudem eines der besten Interviews, das ich bisher führen durfte. Ich sprach mit dem einzigen verbliebenen Gründungsmitglied, Sänger Dave Hill, der ein wirklich sympathischer und ausgeglichener Gesprächspartner war. Ja, ich werde ihn wohl nicht so schnell vergessen, den 30.11.1989 - Remembrance Day!

DEMON (GB)-Bandphoto

DEMON wurden 1980 gegründet und waren einer der Mitbegründer und später eine der führenden Bands der NWoBHM. Wenn man bedenkt, welchen Status Bands wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST oder DEF LEPPARD heute haben, während Ihr immer noch solche relativ kleinen Touren durchziehen müßt, seid bei diesem Gedanken nicht irgendwie frustriert?

Ich fühle mich eigentlich nicht so schlecht deswegen, denn es gibt sehr viele Bands aus dieser Zeit, die überhaupt nicht mehr existieren. Wir sind zwar nicht die großen Stars, aber wir haben es geschafft, so lange zu überleben, verkaufen nachwievor Platten und haben eine treue Fangemeinde. Unsere neue LP »Taking The World By Storm« ist bislang unsere bestverkaufte in Deutschland und daher sind wir recht optimistisch und glauben weiter an das, was wir tun! Ich glaube, es gibt viele Gründe, weshalb wir heute nicht genauso groß sind wie JUDAS PRIEST oder IRON MAIDEN. Zu einem gewissen Prozentsatz ist es unser eigener Fehler, aber auch die Plattenfirmen tragen einen großen Teil der Schuld. Vielleicht liegt es auch daran, daß wir ständig unseren Stil verändert haben und völlig unterschiedlich Alben gemacht haben, aber wir wollten eben nicht abgedroschen und altbekannt klingen. Weißt Du, JUDAS PRIEST oder IRON MAIDEN sind großartige Bands, aber sie machen doch recht ähnliche Platten, und wir wollten nie die gleiche Platte zweimal machen. Unglücklicherweise wollte die Rockpresse viel lieber sehen, daß wir ständig gleich bleiben, und wir hatten daher nicht immer das größte Glück mit der Presse. Somit ist es teilweise unsere Schuld, aber ich bereue nicht, daß wir solche Musik gemacht haben. Wir hatten auch einige Vertragsprobleme als wir in Amerika mit »The Plague« einen Deal mit ATLANTIC RECORDS hatten. dieser Probleme konnten wir 18 Monaten lang nicht auftreten und keine Platten machen - das war 1983/1984. Das hat uns natürlich um einiges zurückgeworfen. Dennoch übernehmen wir die Verantwortung für all dies und beschuldigen niemand anderen. Vielleicht wendeten wir uns an manchen Punkten nach links, wo wir eigentlich besser nach rechts gegangen wären.

Du hast eben schon erwähnt, daß DEMON sich über die Jahre musikalisch sehr verändert haben. Meiner Meinung nach seid Ihr mit der Zeit immer etwas softer geworden - getting old and wise?

Ja, es stimmt, daß wir immer softer wurden. Ich weiß nicht, ob es nach dem Motto "Old and wise" ablief, aber vor etwa zwei Jahren dachte ich, daß wir wieder zu unseren Heavywurzeln zurückkehren sollten, aber die aufwendige Produktion beibehalten sollten. Daher ist »Taking The World By Storm« meiner Meinung nach das heavieste Album, das wir je gemacht haben. Ich glaube, wir sind wieder da, wo uns die Fans gerne sehen wollen. Auf der Bühne klingen wir, wenn der Sound gut ist, auf jeden Fall ziemlich heavy.

Wenn ich mir den Keyboardpart zu Beginn von ›Life Brigade‹ anhöre, dann meine ich Einflüsse von altenglischer Musik zu hören!

Vielleicht klingt der Part etwas "old-fashioned". Weißt Du, wir leben in einer sehr schnellebigen Zeit. Davon handelt auch der Song, und der Hauptgrund für den Keyboardpart war, daß wir etwas den alten Flair, den alten Zeitgeist, einfangen wollten, um dann den Song sehr heavy zu machen.

Du hast die Entwicklung der englischen Heavy Metal-Szene sehr gut verfolgen können. Was ist Deine Meinung zur aktuellen britischen Metalszene?

Es gibt viele gute Bands, aber es fehlen die geeigneten Plätze, um zu spielen. Als wir 1980 begannen, gab es sehr viele Möglichkeiten, um aufzutreten, aber die mittelgroßen Hallen sind inzwischen verschwunden. Heute gibt es fast nur noch riesige Hallen oder Miniclubs. Es ist zudem sehr schwer für junge Bands, denn die Musikzeitungen sind dem britischen Rock nicht sehr zugetan. Sie schreiben viel lieber über die amerikanischen Bands wie BON JOVI oder SKID ROW die alle gut zu fotografieren sind und hübsch aussehen. Dennoch kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sehr viele gute Bands gibt. Es fehlen nur die Auftrittsmöglichkeiten, und das ist sehr frustrierend für junge Bands. Das ist auch sehr schwer für DEMON, weil die Konzerthallen mit der richtigen Größe fehlen.

DEMON-Livephoto: Dave Hill

Auf »Taking The World By Storm« stehen sehr unterschiedliche Songs. Auf der einen Seite straighte Rocksongs wie ›Commercial Dynamite‹, auf der anderen Seite, recht komplizierte, fast progressive Songs wie ›Remembrance Day‹. Wie kannst Du das erklären?

DEMON hat eine sehr natürliche Entwicklung durchgemacht. »Taking The World By Storm« hat irgendwie etwas von »The Unexpected Guest«, etwas von »The Plague«, etc. - es hat von all unseren LPs etwas. Wir haben jetzt einen zweiten Gitarristen, Steve Brookes, der vorher bei DISCHARGE, einer Punkband, gespielt hat, und er hat ganz neue Einflüsse in die Band miteingebracht. Irgendwie ist »Taking The World By Storm« eine Kombination aus all unseren bisherigen Stilen und den verschiedenen Geschmäckern der einzelnen Musiker. Vielleicht eine seltsame Zusammenstellung, aber ich finde, daß es gut geklappt hat.

Kann man also sagen, daß »Taking The World By Storm« eine Zusammenfassung Euerer bisherigen Karriere ist. Gewissermaßen eine "Best of DEMON" mit neuen Songs?

Ja, ein guter Vergleich! Vielleicht haben wir erkannt, was die beste Art für uns ist, bevor es zu spät ist.

Du bist doch schon relativ alt, und ich vermute, daß Du eine Familie hast. Gibt es deswegen keine Probleme für Dich, besonders, wenn Du sie, so wie jetzt, wenn Du auf Tournee bist, alleine lassen mußt?

Nein, wir haben gelernt, damit zu leben. Es ist ein sehr hartes Business, vor allem wenn man Frau und Kinder hat, so daß man sich damit arrangieren muß. Weißt Du, man wird davon besessen, Rock'n'Roll zu spielen und daher muß man eine Frau finden, die das akzeptiert. Genauso ist es auch bei mir.

Was für ein Gefühl hast Du dabei, wenn Du bedenkst, daß es Bands gibt, die von DEMON beeinflußt wurden, heute Euch aber an Bekanntheitsgrad überrundet haben?

Einer der Gründe, weshalb wir uns nach »Night Of The Demon« und »The Unexpected Guest« verändert haben, war, daß es damals schon viele Bands gab, die etwas ähnliches machten. Wir fühlten, daß wir ernsthaft etwas mehr machen könnten. Das passiert oft, daß Bands sich andere zum Vorbild nehmen und es dann weiter bringen als die Vorbilder. Aber ich glaube, wir hätten können nicht überleben, wenn wir immer das gleiche gemacht hätten. Es gibt Bands, die von early DEMON beeinflußte Musik machen und groß geworden sind, aber deswegen habe ich keine Probleme. Vielleicht hätten wir es ihnen gleichtun können, aber irgendwann hätten wir unsere Musik doch verändern müssen. Ich bin eigentlich mehr froh darüber, daß wir Alben wie »The Plague« oder »Breakout« gemacht haben, denn es kam immer vom Herzen. Weißt Du, wir sind eine ehrliche Band und tun das, was wir fühlen und wir fühlen uns gut dabei.

Mal 'ne ganz andere Frage: Warum glaubst Du, daß im Heavy Metal lange Haare so angesagt sind? Glaubst Du, daß es mehr Gewohnheitssache ist, oder daß das die Erwartungshaltung der Fans an eine Band ist, oder wird es getan, weil es den Leuten gefällt?

Ich glaube, daß es zu einem großen Teil eine Mode ist, weil viele Leute, die zu einem Konzert kommen, sich so anziehen wie die Rockband. Ich glaube, die Leute mögen es, so zu sein. Rock ist ganz einfach Leder, Jeans, lange Haare, etc. Ich weiß nicht, vielleicht ist es auch nur eine Tradition. Ich habe mir darüber nie so sehr Gedanken gemacht - eine gute Frage!

DEMON-Livephoto: John Waterhouse

Könnte es nicht auch zu einem gewissen Prozentsatz ein äußeres Zeichen von Rebellion sein, weil man anders aussehen will wie jedermann?

Ich weiß nicht, ob es eine Art Rebellion ist. Es ist wohl ein Ausdruck davon, was sie mögen. Es ist fast so, wie wenn man einen Anstecker trägt und damit seine Meinung zu etwas kundtun möchte. Ich denke, das ist gut so! Ich glaube, die Leute mögen es, sich mit etwas zu identifizieren.

»Night Of The Demon« erschien 1981. In den letzten acht Jahren habt Ihr sieben LPs herausgebracht. Gibt es da für Euch keine Probleme, immer wieder neue Ideen zu bekommen, um originelle Songs zu machen?

Nein, denn die meisten Songs, die wir in den letzten fünf Jahren geschrieben haben, handeln von Sachen, die um uns herum passierten. Unsere Texte waren gewissermaßen wie Zeitungsberichte und so war es einfach, weil uns die Themen nie ausgehen können. Es wäre schwer gewesen, wenn wir immer und immer wieder über Liebe geschrieben hätten.

Okay, Du hast meine Frage auf die Texte bezogen, aber ich hatte auch an die Musik gedacht.

Nein, denn unsere Musik ist einfach eine Art, uns auszudrücken. Wir hatten bislang noch keine Probleme damit.

Am Anfang Eurer Karriere hattet Ihr ein okkultes Image und ebensolche Texte. Gab es deswegen jemals Schwierigkeiten?

Damals kamen öfter ziemlich seltsame Gestalten zu unseren Konzerten. Einmal tauchte sogar eine echte Hexe auf, die alles über die Band und über mich zu wissen schien, was sehr seltsam war. Es sind wirklich einige komische Dinge passiert.

Du glaubst also an diese okkulten Dinge und hältst sie für möglich?

Man muß einen offenen Geist für so etwas haben. Ich persönlich glaube, daß alles möglich ist. Wir entschlossen uns dann, als wir »The Plague« einspielten, die Texte zu ändern, weil es viel dämonischer war, über die Dinge, die in der modernen Welt passieren, zu schreiben, als über Vampire und ähnliches, weil es einfach viel erschreckender ist.

Wenn Du heute an »Night Of The Demon« zurückdenkst, welches Gefühl hast Du dann? Stehst Du auch heute noch zu dieser LP?

Ich bin immer noch sehr stolz auf »Night Of The Demon«. Wir hatten damals Gräber und Blut und solche Sachen auf der Bühne, und es gefiel uns. Ich mag es, auf jede LP zurückzuschauen, denn jede erinnert mich an eine spezielle Periode der Band. Wir spielen auch heute noch Songs davon, denn es sind Sachen, die wir kreiert haben.

Du bist jetzt schon sehr lange in der Szene. Siehst Du selbst Heavy Metal als eine Form der Kunst an oder ist es für Dich nur Unterhaltung?

Ich denke, es ist beides. Viele Leute wollen es zwar nicht als Kunst anerkennen, aber Heavy Metal hat eine so große Wirkung auf einige Leute, so daß es sehr wohl Kunst ist. Rock ist wahrscheinlich die beste Art der Welt, um sich auszudrücken!

Was denkst Du über die Vorgänge im Ostblock?

Es ist ganz lustig, denn wir haben auf der neuen Platte einen Song namens »Blue Skies«, in dem wir zunächst geplant hatten, über das sich verändernde Gesicht des Ostblocks zu schreiben. Letzte Woche waren wir in England in einer TV-Show, weil sie genau das erfahren hatten und wir gaben ein Interview, weil es ein sehr aktuelles Thema war. Wir freuen uns schon darauf, nach Berlin zu kommen und uns ein Stück der Mauer mit nach Hause zu nehmen. Ich denke, es ist super, daß die Mauer niedergerissen wird, aber ich hoffe, daß es nicht "fehlzünden" wird und sich alles wieder zurückentwickeln wird. Ich denke, die Sachen entwickeln sich momentan zum Besseren hin.

DEMON-Livephoto: Steve Brookes & Dave Hill

Wer von Euch nicht auf den DEMON/DOMAIN-Konzerten war, der konnte hiermit wenigstens die Worte von Dave Hill lesen. Bald wird er die Möglichkeit haben, DEMON live per Vinyl zu hören, denn demnächst wird eine Live-LP der Band erscheinen, so daß er dann gut vorbereitet ist, wenn DEMON in nächster Zeit noch einmal in Deutschland auf Tour kommen werden, wie Dave ankündigte.

Vorbereitung:
Stefan Glas + Heiko Simonis

Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

Photos: Stefan Glas [Photo 2-4]

DEMON (GB) im Überblick:
DEMON (GB) – Cemetery Junction (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 69)
DEMON (GB) – Hold On To The Dream (Rundling-Review von 1991 aus Underground Empire 5)
DEMON (GB) – One Helluva Night (Rundling-Review von 1990 aus Underground Empire 3)
DEMON (GB) – Spaced-Out Monkey (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 10)
DEMON (GB) – Unbroken (Rundling-Review von 2012 aus Rocks 31)
DEMON (GB) – Underground Empire 2-Interview (aus dem Jahr 1990)
DEMON (GB) – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
DEMON (GB) – Heavy, oder was!? 70-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
DEMON (GB) – Break Out 08/1997-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 1997)
DEMON (GB) – Rock Station 8-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2002)
DEMON (GB) – ''Y-Files »div«''-Special (aus dem Jahr 0000)
DEMON (GB) – Online Empire 4-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2000)
DEMON (GB) – Online Empire 9-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
DEMON (GB) – Online Empire 14-Special (aus dem Jahr 2003)
DEMON (GB) – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
DEMON (GB) – Online Empire 27-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
DEMON (GB) – Online Empire 44-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2010)
DEMON (GB) – Online Empire 56-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2013)
DEMON (GB) – News vom 16.12.2000
DEMON (GB) – News vom 28.04.2007
DEMON (GB) – News vom 06.04.2009
DEMON (GB) – News vom 13.02.2011
DEMON (GB) – News vom 27.02.2022
Soundcheck: DEMON (GB)-Album »Better The Devil You Know« im "Soundcheck Heavy 83" auf Platz 6
Soundcheck: DEMON (GB)-Album »One Helluva Night« im "Soundcheck Metal Hammer 15-16/90" auf Platz 5
Soundcheck: DEMON (GB)-Album »Spaced Out Monkey« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 60" auf Platz 15
Playlist: DEMON (GB)-Album »Cemetery Junction« in "Jahrescharts 2016" auf Platz 6 von Walter Scheurer
Playlist: DEMON (GB)-Liveshow Brande-Hörnerkirchen, "Headbanger's Open Air" 26.07.2013 in "Jahrescharts 2013" auf Platz 2 von Walter Scheurer
Playlist: DEMON (GB)-Liveshow Tübingen-Hirschau, "Bang Your Head!!!"-Festival 13.09.1997 in "Jahrescharts 1997" auf Platz 4 von Stefan Glas
Playlist: DEMON (GB)-Song »›Remembrance Day‹ @ Bang Your Head!!! 2010« in "Playlist Heavy 130" auf Platz 2 von Stefan Glas
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