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NIGHTWISH
PAIN (S, Ludvika)
KRIEGER

Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle

24.02.2008

Das einzige Ärgernis des Abends sollte im Vorfeld passieren: Leider ist die Homepage der Schleyerhalle derart zuverlässig, daß zur abgekündigten Anfangszeit schon fast die zweite Band auf der Bühne steht, so daß für den Opener KRIEGER lediglich dessen "durch die Wand"-Einschätzung bleibt. Doch die Mucke, die da herüberströmt, klingt live genauso belanglos und nervtötend wie auf Platte, und auch die Reaktionen des Publikums sind nicht gerade phonstark, so daß das Zuspätkommen nicht sonderlich schmerzt. Die im Vorfeld geäußerten Bedenken, wie hemdsärmeliger Deutsch-Metal/Rock in dieses Billing reinpassen sollte, erweisen sich also umgehend als richtig. Aber: Irgendjemand muß sich wohl schon was dabei gedacht haben. Vielleicht...

PAIN [S, Ludvika]-Liveshot 1

Sehr viel passender sind da natürlich PAIN - zumal Chef Peter Tägtgren als ausgebuffter Profi die einzig richtige Strategie verfolgt und statt - krampfhaft die neue Platte promoten zu wollen - lieber Hit auf Hit folgen läßt (›Same Old Song‹, ›End Of The Line‹, der Neuling ›Zombie Slam‹, ›On And On‹, ›Just Hate Me‹ und ›Shut Your Mouth‹), so daß er das Publikum schnell auf seine Seite ziehen kann und somit sicherlich einige Interessenten hinzugewonnen hat, denen PAIN zuvor kein Begriff gewesen war. Daher ist es doppelt schade, daß PAIN nur schmächtige 30 Minuten Spielzeit zur Verfügung stehen. Zwar werde ich mich bei PAIN nie dran gewöhnen, daß eine Band, bei der ein nicht unbeträchtlicher Teil der Songs synthetischen Instrumenten entspringt, ohne Keyboards auftritt - auch wenn dies bei Peter und seinen wechselnden Hintermannschaften seit jeher so ist - aber das ändert natürlich nichts daran, daß sich PAIN nach ihrem Gig eindeutig als Sieger fühlen dürfen.

PAIN [S, Ludvika]-Liveshot 2

Apropos - Band verpaßt: Die Besucher zwei Tage zuvor in Leipzig hatten diesbezüglich Pech, da PAIN komplett ausgefallen waren. Peter hatte nämlich zusammen mit seinen Tourmuckern Johan Husgafvel (b) und David Wallin (d) den Day-Off genutzt, um eine kleine Kneipentour zu machen. Dabei kamen sie mit einigen Schlägern in Konflikt, die die Musiker auf dem Rückweg von hinten anfielen und niederschlugen - ein Angriff aus dem Hinterhalt; das spricht zweifelsohne für den Mut der Täter... Das Resultat war auf jeden Fall, daß Johan eine gebrochene Nase davontrug, Peter und David genäht werden mußten und Peter zudem ein blaues Auge abbekam, das man in Stuttgart hervorragend begutachten kann, obgleich Peter sich bemüht, sein Feilchen möglichst gut mit seiner Mähne zu verdecken. Doch die Tatsache, daß einzig Gitarrist Marcus Jidell nicht ramponiert ist, lassen sich PAIN auf der Bühne keinesfalls anmerken.

PAIN [S, Ludvika]-Liveshot 3

Überhaupt werden Peter & Co. diesen Deutschlandtrip in nicht allzu guter Erinnerung behalten, denn nach dem Konzert am folgenden Tag in Frankfurt wurde der Tourbus von der Polizei gestoppt und komplett gefilzt, so daß die Musiker die Ehre hatten, in der Affenkälte vor dem Bus herumsitzen zu dürfen. Während man sich die Zeit damit vertrieb, einen "Nightmare On Elmstreet"-Streifen auf einem Laptop zu schauen, kaltes Dosenfutter in sich reinzuschaufeln und dazu lauwarmen Rotwein zu "genießen", wurde eine Tüte mit verdächtigem weißen Pulver gefunden, das dem neuen Busfahrer gehörte, der erst in Frankfurt zum Tourtroß gestoßen war und der daraufhin in Polizeigewahrsam genommen wurde. Geschlagene sieben Stunden später lieferte die Polizei den Fahrer wieder am Tourbus ab, denn der Inhalt der Tüte hatten sich nicht als eine Droge entpuppt, so daß PAIN die Tour doch noch fortsetzen konnten.
Doch zurück zur Show in Stuttgart mit einer Vorabbilanz: Eine völlige Fehlbesetzung und ein sehr guter Special Guest sind zu verbuchen. Aber es ist ganz deutlich, daß der überwältigende Teil der Zuschauer wegen NIGHTWISH gekommen ist. So verwundert es auch nicht, daß nahezu die komplette erste Reihe der randvoll gefüllten Schleyerhalle mit Teenagermädels bestückt ist.

NIGHTWISH-Liveshot 1

Die große Frage des Abends lautet natürlich, wie sich die neue NIGHTWISH-Sängerin Anette Olzon, die sich bei der Studioproduktion als Glücksgriff erwiesen hatte, und eine problemlose "Umstellung" im NIGHTWISH-Sound ermöglicht hatte, wofür die Band mit der "Echo"-Auszeichnung belohnt wurde, live schlagen würde und vor allem wie die alten Songs mit der neuen Sängerin klingen würden.

NIGHTWISH-Liveshot 2

Erwartungsgemäß konzentrieren sich NIGHTWISH stark aufs neue Album - also auf eben jene Songs, die man ohnehin mit der Stimme von Anette kennt - lassen aber leider das wunderbare ›For The Heart I Once Had‹, das meines Erachtens eines der, wenn nicht sogar das Albumhighlight schlechthin ist, weg. Die alten Songs präsentieren sich naturgemäß in verändertem Gewand, wurden teilweise umarrangiert und auch die Gesangslinien wurden an Anettes natürlichen Stimmumfang angepaßt - schließlich ist sie keine Operdiva wie Tarja. Dabei macht meinereiner die Erfahrung, daß ich bei den ersten alten Songs ein wenig verdutzt in Richtung Bühne blicken muß, doch gegen Ende des Konzertes das Gefühl habe, daß die Songs schon immer so geklungen hätten.

NIGHTWISH-Liveshot 3

Ergo: Auch live sollten NIGHTWISH problemlos in ihr zweites Leben starten können, denn in musikalischer Hinsicht ist die Show ohne Makel. In showtechnischer Hinsicht ist in Form von endlosen Pyrostafetten, einer tollen Lightshow sowie diversen Konfetti & Co.-Kanonaden ohnehin Vollbedienung angesagt. Vor allem tut es aber gut, bei NIGHTWISH eine Frau auf der Bühne zu sehen, die zu jeder Sekunde zum Ausdruck bringt, daß sie einen immensen Spaß daran hat, was sie macht - ganz im Gegensatz zu Tarja, die - trotz ihrer stetig verbesserten Qualitäten als Frontfrau - gelegentlich recht sauertöpfisch dagestanden hatte. Dazulernen muß Anette - ebenso wie die restlichen Musiker - allerdings noch in Sachen Entertainment und Ansagen, denn zwischenzeitlich wird hier und da zu sehr unsinnig rumgeulkt, was die Stimmung ein wenig einbrechen läßt. In dieser Hinsicht muß noch etwas gestrafft und "professionalisiert" werden. Doch die ein oder andere verbesserungswürdige Ansage verzeiht man Anette angesichts ihrer supersympathischen Ausstrahlung gerne, die dadurch verstärkt wird, daß sie mit dem Publikum viel Deutsch spricht.

NIGHTWISH-Liveshot 4

Am wichtigsten ist indes die Erkenntnis, daß die Stimmung in der Band viel besser und gelöster ist als zuvor; und daß es bei NIGHTWISH intern wieder stimmt, sieht man auch daran, daß Bandchef Tuomas an seinem Keyboardständer keinen Halter für eine Weinflasche hat, während er bei der letzten Tour mit Tarja desöfteren on stage zur Flasche gegriffen hatte. Oder ist Alkoholenthaltsamkeit bei einem Finnen eher ein schlechtes Zeichen..?

NIGHTWISH-Liveshot 5

So endet der Abend also mit einer tollen NIGHTWISH-Show, bei der man sich lediglich noch ein oder zwei Songs mehr gewünscht hätte; dann noch 15 Minuten mehr Spielzeit für PAIN sowie ein anderer, unKRIEGERischer Opener und alles wäre perfekt gewesen!


Stefan Glas

KRIEGER im Überblick:
KRIEGER – Online Empire 34-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2008)
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siehe auch: Edelmetallregen für NIGHTWISH
siehe auch: Ehemann von Tarja strengt Verleumdungsprozeß wegen NIGHTWISH-Biographie an
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siehe auch: Review zum NIGHTWISH-Film "Imaginaerum"
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PAIN (S, Ludvika) – Cynic Paradise (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 37)
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