Doro
WINTERBORN
BENEDICTUM
Speyer, Halle 101
25.12.2006
Es war in der Tat erstaunlich, daß Doro es schaffte - gerade mal ein halbes Jahr nach der regulären Tour - die "Halle 101" in Speyer nahezu komplett auszuverkaufen, obwohl erschwerend hinzukam, daß diese Show am ersten Weihnachtstag stattfand und Doro die Fans somit von Tannenbaum und Plätzchen weglotsen mußte. Andererseits nahmen es sicherlich nicht wenige als willkommene Gelegenheit, einen ordentlichen Kontrapunkt zur ansonsten eher besinnlichen Stimmung zu setzen.
Doch vor der Metal Queen sind an diesem Abend zunächst mal zwei Bands dran, die sich erst noch ihre Sporen verdienen müssen: BENEDICTUM, die mit neuem Drummer angereist sind, und WINTERBORN.
Auf Platte hatten BENEDICTUM rundum überzeugen können, doch ein Liveauftritt steht bekanntlich immer auf einem anderen Blatt. Zunächst fällt auf der Bühne allerdings nur eine Person auf: Frontlady Veronica. Und auf der Bühne hat man schnell den gleichen Eindruck wie man ihn anhand der Promophotos gewinnen hatte: too much! Zu kurzer Rock, zu tiefer Ausschnitt. Dadurch hat Veronica ihr "Waffenarsenal" doch recht deutlich freigelegt, und immer dann, wenn Veronica einen ihrer Twists in Richtung Bühnenboden hinlegt, kann man aus den vorderen Reihen in Augenschein nehmen, daß ihr Slip die gleiche Farbe hat wie ihr restliches Outfit... Bleibt lediglich zu unterstreichen, daß sie von ihren gesanglichen Qualitäten her ein solches Ablenkungsmanöver nicht nötig gehabt hätte. Etwas anders sieht es bei der Restband aus, die live deutlich schlechter als von Platte rüberkommt. Nicht nur der Sound ist durchwachsen, sondern die Band wirkt generell nicht tight. Erschwerend kommt hinzu, daß bei den Gitarrensoli ein riesengroßes Loch aufgerissen wird, da die Keyboards während des gesamten Sets nebenher fiepen und nie in das Gesamtklangbild integriert sind. Da muß die Band intensiv an sich arbeiten, denn auf Dauer wird eine dominante Frontfrau, die nahezu zwangsläufig zu der Assoziation "Tina Turner auf Metal" animiert, nicht reichen, wenn man das eigentlich vorhandene gelungene Songmaterial live nicht adäquat rüberbringen kann. An diesem Abend haben sich BENEDICTUM auf jeden Fall deutlich unter Wert verkauft!
Dies gilt vor allem im Gegensatz zu WINTERBORN, die als nächstes die Bühne entern. War der Eindruck ihrer Platte eher durchwachsen, kommt die Band live - trotz des 1-Gitarren-Problems - deutlich professioneller und halbwegs tight rüber, denn gerade hier helfen die recht teppichmäßigen angelegten Keyboards sehr gut mit. Doch allzuviel mehr darf man von WINTERBORN leider nicht erwarten, denn die Songs können auch live keine Magie entfachen. Ergo: An diesem Abend muß es die Chefin höchstpersönlich rausreißen - und das soll ihr spielend gelingen...
Überhaupt hat Doro sehr treue Anhänger: So läuft an diesem Abend beispielsweise ein Fan mit einem "WARLOCK - True As Steel-Tour 1986"-Rückaufnäher - also jemand, der der Metal Queen schon seit zwanzig Jahren die Treue hält, woran man sieht, daß die oft von Doro beschworene, fast schon intime Beziehung zwischen ihr und ihren Fans wirklich existiert. Und eben jene Fans bekommen das, was sie sich wünschen: Doro stürmt auf die Bühne und legt zu jeder Sekunde ihre typische Hingabe an den Tag, hält eine flammende Begrüßungsrede und zeigt ihre altbekannten Posen - woran sich um Himmels Willen nie etwas ändern soll!
Doro wie immer also. Und doch ein bißchen anders! Denn: Zum einen läuft an der zweiten Klampfe Luca Princiotta (ex-BLAZE) auf, da Oliver Palotai nach seiner Proklamierung als festes KAMELOT-Mitglied wohl mit seiner "anderen" Band beschäftigt ist, so daß Doro für diese Tour eine Aushilfe engagieren muß. Viel wichtiger ist aber der Fakt, daß sich die Setlist erfreulicherweise völlig von jener unterscheidet, die auf der letzten Tour gespielt wurde. Oftmals wirkt es so, als hätte Doro sich bemüht, besonders viele Songs zu spielen, die sie in den letzten Jahren eher stiefmütterlich behandelt hatte. So durfte sich meinereiner ganz besonders über ›Out Of Control‹, einen meiner Lieblings-WARLOCK-Tracks, freuen - und das war ein famoses spätes Weihnachtsgeschenk! Danke, Doro!
Photos: Stefan Glas
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© 1989-2024 Underground Empire |
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