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"Keep It True VII"-Festival

Dittigheim, Sporthalle

04.11.2006

Wie würde wohl das "kleine" KIT ausfallen? Würde sich der doch eher ärmliche Rahmen der "Sporthalle" in Dittigheim, in der bis dato nur die Warm-up-Shows stattgefunden hatten, als würdig für ein solches Event erweisen? Würde auch bei nur sieben Bands das richtige KIT-Flair aufkommen?
Nicht nur meine Wenigkeit hatte gewisse Bedenken, aber um es vorwegzunehmen: Alles paletti! Auch das siebte "Keep It True" sollte ein denkwürdiger Event werden - und das obwohl die Co-Headliner FLOTSAM AND JETSAM kurz vor dem Festival ihre Europatour absagten.
Leider faßt die "Sporthalle" noch nicht mal halb so viele Zuschauer wie die "Tauber-Franken-Halle" in Lauda-Königshofen, so daß die Show ruckzuck ausverkauft war - was übrigens auch zum jetzigen Zeitpunkt schon auf die Warm-up-Show des nächsten KIT zutrifft - so daß eine lauschige Atmosphäre schon mal garantiert war.

MESSENGER [D, Neunkirchen]-Liveshot

Den Anfang machen MESSENGER, die schon seit über 15 Jahren aktiv sind, doch erst in den letzten Jahren auf KIT-kompatiblen Sound umgeschwenkt waren; aus jenen Tagen ist heuer allerdings nur noch Gitarrist Patrick Deckarm vertreten. Als völliges Neuland für schätzungsweise alle Anwesenden (mit Ausnahme einiger mitgereister Fans, die als einzige für Feedback sorgen) soll es die saarländische Combo verdammt schwer haben und es leider auch nicht schaffen, die ihnen vorgesetzte Nuß zu knacken, so daß sich die Stimmung in Grenzen hält. Einzig Basser Tom Scherer sorgt mit seinem Outfit für einen echten Augenaufschlag: Das mittlerweile weitverbreitete Flammendesign ziert nicht nur sein Oberteil, sondern auch seine Lederjams (!) - ein echter Tip als zukünftiges Outfitkonzept für J.B.O., hüstel...

ARCTIC FLAME-Liveshot

Weitaus einfach sollen es ARCTIC FLAME haben, die dank ihrer CD via BATTLE CRY RECORDS schon den meisten Undergroundlern bekannt sind. Zudem legt sich Sänger Dave Lowe so ins Zeug, daß er gleich beim Opener ›Steel Angels‹ mit dem Baßhals von Neuling Jon Norberg (der mit seinem KRISIUN-Shirt leicht neben der Kleiderordnung seiner Kollegen liegt...) kollidiert und sich einen hübschen Schmiß, auf den jeder Burschenschaftler stolz gewesen wäre, zuzieht. Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem die Jungs zu kämpfen haben: Ihr zweiter Gitarrist Rod Mariani durfte aufgrund von Visumproblemen nicht ausreisen und das Fehlen der zweiten Klampfe macht sich leider negativ bemerkbar. Doch immerhin kommt der Gesang von Dave live bei weitem nicht so schräg rüber wie auf der Platte, über die man sich nämlich trefflich streiten kann. Somit kann leider auch die zweite Band des Abends noch keinen durchschlagenden Erfolg verbuchen.

WARHAMMER [D]-Liveshot

Selbigen wollte man bei WARHAMMER erst gar nicht erwarten, denn schon im Vorfeld gab es zahllose Diskussionen, ob die HELLHAMMER-Verehrer nicht zu extrem fürs "Keep It True" seien. Doch glücklicherweise sind WARHAMMER so old school, daß sie von den meisten Anwesenden mit offenen Armen empfangen werden und es erstmals zu Moshpit-Bildungen kommt. WARHAMMER verstehen es, brachiale, doomige und thrashige Nummern so gekonnt zu mischen, daß die Show nie zu monoton wird. Die Abwesenheit von Basser Frank "Necros II" Krynojewski, früher der Mann bei WARHAMMER fällt niemand ernsthaft auf, ebensowenig wie die doch eher mangelhaften Fähigkeiten von Drummer Rolf Meyn. Wie sagte doch gleich ein Kumpel, der selbst bei einer Crustband trommelt? "Was für ein Rumpeldrummer! Das ist der erste Schlagzeuger, den ich sehe, der noch schlechter ist als ich!" Dem ist nichts hinzuzufügen...

WOLF [S]-Liveshot

Letzte Chance für WOLF! Gute Platten, ohne Frage. Aber live? Eine Katastrophe! Und es war nicht zuletzt Väterchen Alkohol, der dafür sorgte, daß die Schweden ihren Gig beispielsweise in Wacken oder beim "Rock Hard Fesival" souverän in den Sand setzten. Doch anscheinend haben die Männer aus ihren Fehlern gelernt, denn sie gehen heuer "trocken" auf die Bühne und Fronter Niklas A. Olsson gluckert sogar während der Show brav Mineralwasser, während seine Kollegen ein wenig Bölkstoff einsetzen, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Doch die Dosierung ist wohlüberlegt, denn nichts überschattet den heutigen Auftritt: WOLF fegen wie ein Tornado durch die Halle! Spielfreudig, tight und explosiv als gäbe es kein Morgen mehr. Daher ist es völlig gleichgültig, welchen Song WOLF aufheulen lassen, es ist unmöglich, nicht mitgerissen zu werden! Da hätte wohl auch "Alle meine Ent..., äh Wölfchen" funtioniert! Killershow, Männer. Und bitte die guten Vorsätze nie schleifen lassen, okay?

ONSLAUGHT [GB, Bristol]-Liveshot

Daß die Briten ONSLAUGHT eine sichere Bank sein würden, konnte meine Wenigkeit schon vor einigen Monaten beim "Sweden Rock Festival" herausfinden. Ähnlich wie in Schweden sorgen die Jungs für sauberes Thrashing und Gitarrist Alan Jordan hat sogar seinen Irokesen sauber glattgekämmt, um keine Ultratraditionalisten zu vergrämen. Auch die neuen Songs, die auf dem für März geplanten neuen Album stehen sollen, klingen rundum akzeptabel, so daß man ONSLAUGHT endgültig ein gelungenes Comeback bescheinigen kann.
Wie in der Einleitung schon erwähnt, mußte beim siebten KIT ein "Notnagel" herhalten, da FLOTSAM AND JETSAM kurzfristig ihren Auftritt absagten. F&J-Sänger Eric A.K. hat nämlich einen Ausbildungsplatz als Helikopterpilot bekommen und strebt nun eine Karriere als Hubschrauber-Feuerwehrmann an, so daß die Band die komplette Europatour kippen mußte. Auch wenn man Eric nur alles Gute für diese schwierige Ausbildung wünschen kann, stellte dies eine heftige Enttäuschung für die europäischen Fans der Band dar und wirft die FLOTSAMs, die mit ihrem guten Gig beim diesjährigen "Bang Your Head!!!" endlich wieder einen Fuß in die Tür bekommen hatten und sich amtlich zurückmelden konnten, enorm zurück.
Die Zwickmühle, plötzlich ohne Co-Headliner dazustehen und daß sich auf die Schnelle keine ernstzunehmenden Alternativen auftaten, lösten die Veranstalter sehr galant: Da das Stimmungshighlight vom letzten KIT, Ross The Boss, zu diesem Zeitraum ohnehin in Europa gastierte, wurde der Ex-MANOWAR-Gitarrist mit seiner europäischen Gefolgschaft, die mittlerweile offiziell unter dem Namen "ROSS THE BOSS BAND" firmieren, zum ersten Wiederholungstäter in der "Keep It True"-Geschichte - natürlich mit einem veränderten Programm.

ROSS THE BOSS BAND-Liveshot

Eine gute Entscheidung, die definitiv von den meisten Besuchern begrüßt wird, denn stimmungstechnisch soll die Show noch eine Ecke besser als im April ausfallen, was auch daran liegt, daß die Mauer aus auf der Absperrung stehender Griechen fehlt (selbige waren nämlich schon einige Tage zuvor mittels zweier Shows in Hellas befriedigt worden und nur vereinzelt zum kleinen KIT angereist), die den restlichen Fans den Blick auf die Bühne versperrt.
Apropos verändertes Programm: Die Eckpfeiler der ROSS THE BOSS-Show, ›Manowar‹ als Opener, ›Battle Hymns‹ als Schlußnummer und dazwischen die Gassenhauer ›Gloves Of Metal‹, ›Secret Of Steel‹, ›Thor (The Powerhead)‹, das balladeske ›Mountains‹, ›Kill With Power‹, ›Hail To England‹ und ›Hail And Kill‹ (mit MAJESTY-Shouter und KIT-Mitveranstalter Tarek Maghary als Gastsänger) als erste Zugabe, werden natürlich nicht verändert. Doch in Form von ›Metal Daze‹, ›Fast Taker‹, ›Kings Of Metal‹, ›Blood Of My Enemies‹ (endlich!), ›March For Revenge‹ und ›Blood Of The Kings‹ gibt es etliche Neulinge, während man leider erneut auf ›Defender‹ verzichten muß. Das Highlight der Show ist indes, als SACRED STEEL-Fronter Gerrit Mutz bei ›Secret Of Steel‹ spontan die Bühne erklimmt, um die Nummer - exzellent! - mitzusingen und dabei nicht nur gelegentlich verstohlen zu Ross hinüberzuschielen und den Kopf zu schütteln, weil er es nicht fassen kann, gerade mit einer solchen Legende zu performen, sondern sich auch gleich in offener Verehrungsbezeugung vor dem Saitenhelden zu verneigen. Auf jeden Fall kam der eigentliche RTB-Sänger Patrick Fuchs, der den restlichen Gig nur mit englischen Ansagen bestreitet, nicht umhin, diesen "Vorfall" in bester Mundart mit "Wenn das net legendär war, dann wääs ich ah net..." zu kommentieren. So werden kleine Fußnoten in der Geschichte des Metals geboren, die irgendwann den Stoff für sagenumwobene Anekdoten hergeben...

HEIR APPARENT-Liveshot

Arschkarte für HEIR APPARENT? Schließlich müssen die Mannen aus Washington vor eine ausgepowerte Menge treten, um sie auf ihre doch weitaus bedächtigeren Weisen einzuschwören. Zudem lastet auf der Band noch die Bürde des eher durchwachsenen "Wacken"-Gigs von 2000. Doch schon nach wenigen Sekunden ist klar, daß jetzt der unumstrittene Höhepunkt des siebten KIT erfolgen würde: Während in Wacken vor allem der damals neu hinzugekommene Michael Flatters sich nie der HEIR APPARENT-Kompositionen würdig erweisen konnte, hat der mittlerweile kurzgeschorene Terry Gorle mit seiner neuen Mannschaft kein Problem, die passende Stimmung für die majestätischen HEIR APPARENT-Nummern zu schaffen. Zwar machen seine Mitinstrumentalisten optisch ein eher widersprüchliches Bild: Drummer Jeffrey McCormack (früher bei NIGHTSHADE und vor einigen Monaten kurzfristig bei den wiederbelebten BLOODGOOD) und Keyboarder Op Sakiya würde man eher in eine Nu-Metal-Combo stecken, während Basser Bobby Ferkovich zur Biedermannschule zu zählen ist. Doch ganz gleich - sie sorgen dafür, daß Songs wie ›Just Imagine‹ (gigantisch!), ›Hands Of Destiny‹, die Wahnsinnsballade ›One Small Voice‹, ›Tear Down The Walls‹, ›Another Candle‹, das Simon & Garfunkel-Cover ›The Sound Of Silence‹, ›Dragon's Lair‹, der Titelsong des Abends, ›Keeper Of The Reign‹, oder ›Crossing The Border‹ schlicht perfekt rüberkommen. Also kann nur noch der Gesang zum Knackpunkt werden, doch der zurückgekehrte Sänger Peter Orullian absolviert eine Gesangsleistung auf Weltniveau und schafft es, sowohl die Gesangslinien von Paul Davidson auf »Graceful Inheritance« als auch die von Steve Benito von der keinen Tick schwächeren, aber eben melodischeren »One Small Voice«-Platte gleich intensiv zu beleben. Dennoch setzt der einzige Kritikpunkt des Gigs bei ihm an: Peter scheint zu meinen, er würde in einer Schwanzrockband singen, denn seine völlig platten Ansagen passen nicht die Bohne zu HEIR APPARENT. Dadurch rüttelt er den Hörer zwar mehrfach für einige Augenblicke aus dem selbstgewählten Trancezustand, doch es gelingt stets mühelos, sich nach Beendigung des stupiden Geplappers umgehend wieder in die HEIR-Aura zu versenken. Ein weiteres Kompliment und ein Ausweis für die Potenz einer Band, von der wir uns nun ein würdiges neues Album wünschen!

Ergo: Ende gut, alles gut! Und es hat den Anschein, als könnte es gar noch besser weitergehen, denn an diesem Abend konnten die KIT-Veranstalter schon das komplette, wahrlich mächtige Billing der April-Veranstaltung bekanntgeben: LÅÅZ ROCKIT, DIAMOND HEAD, SABBAT, LETHAL, ARTILLERY, THE EXALTED PILEDRIVER, DEFENDER (die Holländer!), TWISTED TOWER DIRE, BULLET, CAULDRON (die ehemaligen GOAT HORN, die eigentlich beim diesjährigen "Headbangers Open Air" geplant gewesen waren).
Wer Interesse hat, sollte sich beeilen, denn wie erwähnt ist die Warm-up-Show (mit DESTRUCTOR, TANKARD, WARRANT (die Düsseldorfer latürnich!) und IVORY NIGHT) schon ausverkauft und der Run auf die Karten für den Haupttag ist größer denn je!


Stefan Glas

Photos: Stefan Glas


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