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Wie Phönix aus der Asche stiegen auch RUFFIANS vor etwas mehr als zwei Jahren wieder aus der Versenkung auf. Nachdem die Truppe 1989 aufgelöst wurde und es über Jahre hinweg überhaupt nicht nach einer Reunion ausgesehen hatte, half die Penetranz einiger eingefleischter Fans, die Gitarristen Craig Behrhorst so lange mit Mails wegen einer Reunion bombardierten, bis dieser seinen ehemaligen Kumpanen Rich Wilde (v, der 1986 den damals zu VICIOUS RUMORS abgewanderten und später auf tragische Weise ums Leben gekommenen Carl Albert ersetzte), Chris Atchison (g) und Luke Bowman (d). Da der mittlerweile leider ebenfalls verstorbene Original-Basser Dan Moura zu jenem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr in der Lage gewesen wäre, den Trip nach Europa mitzumachen, mußte mit dem Bay Area-Veteranen Eric Wong eine weitere Legende kontaktiert werden, um diese Reunion zu realisieren.
Eine stärkere Motivation als das "Bang Your Head"-Festival 2004 hätte es wohl kaum gegeben können und so wurden RUFFIANS sowohl für die Warm-Up-Show als auch für das Festival selbst. Nicht wenige Fans waren wohl nicht zuletzt deshalb 2004 als Besucher in Balingen und im Nachhinein betrachtet, waren es allein diese beiden Auftritte wert, anwesend gewesen zu sein. Mit einer schwer beeindruckenden Set-List, die aber nicht nur aus Klassikern bestand, sondern zum Teil auch aus bis dahin noch nicht veröffentlichten Songs, zählten RUFFIANS mit zu den absoluten Highlights dieser BYH-Ausgabe. Dieses Wochenende schien die Band auch weiterhin inspiriert und motiviert zu haben: Neben diesem Festival wurden noch weitere Konzerte in insgesamt acht Ländern absolviert. Die erste (und bis dahin einzige) Veröffentlichung, die selbstbetitelte EP, erschien in überarbeiteter Form und mit verschiedenen "Bonüssen" als Vinyl- und CD-Version und nicht zuletzt der Ansturm auf diese Scheiben brachte den Herrschaften wohl auch einen neuen Plattenvertrag ein. Mit METAL HEAVEN haben RUFFIANS nun einen neuen Partner an der Seite und in Form von »Desert Of Tears« erschien unlängst das langersehnte neue Album der Band.
Luke Bowman wirkte anläßlich des vereinbarten Interview-Termins entspannt und zufrieden und gab folgendes zu Protokoll:

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Hand aufs Herz. Habt Ihr vor zwei Jahren mit einer derartigen Resonanz gerechnet?

Nein, überhaupt nicht. Ich muß sogar gestehen, zu Beginn durchaus skeptisch gegenüber Craigs Idee, die Band wieder aufleben zu lassen, gewesen zu sein. Ich hatte für sieben Jahre das Schlagzeug noch nicht einmal angesehen, geschweige denn darauf gespielt, war also auch nicht unbedingt der fitteste an meinem Instrument. Doch Craig war uns gegenüber offenbar ebenso penetrant wie die Fans ihn gepiesackt haben. [lacht] Aber im Endeffekt hat es sich ja doch ausgezahlt, die Band und die Fans sind zufrieden, mehr braucht man ja auch gar nicht.

Einige Songs von »Desert Of Tears« haben aber offenbar schon einige Zeit auf dem Buckel, schließlich kommen mir einige Tracks noch vom BYH reichlich bekannt vor.

Das ist korrekt. ›Darkest Of Light‹ haben wir damals ebenso gespielt wie den Titelsong. Auch ›Running Blind‹ ist nicht mehr neu, sondern lediglich bislang noch nicht veröffentlicht worden. Es ist also eine Mischung aus ein paar älteren und aktuellen Tracks geworden, repräsentiert aber den Zustand der Band sehr gut.

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Ein weiterer interessanter Aspekt an der Scheibe ist auch, daß mit Tommy Sisco ein weiteres bekanntes Gesicht mit von der Partie ist. War denn Eric Wong nicht bereit, weiterhin bei RUFFIANS mitzuspielen?

Eric war zum Zeitpunkt der Reunion ja ohnehin lediglich als Aushilfsbassist bei uns, so daß er uns nach den Konzerten mitgeteilt hat, daß er nicht gerade scharf darauf wäre, abermals ins Studio zu gehen, um die Scheibe aufzunehmen. Eric hat ja nebenbei auch UNJUST am Laufen, die just in jener Zeit, als er zu uns gestoßen war, ein Album fertigproduziert hatten. Ihm war damals schlichtweg nach Konzerten, weshalb er überhaupt keinen Bock auf Studioarbeiten hatte. Bei Tommy wiederum war es so, daß er von Beginn an klar gesagt hat, daß er uns wohl nur für die Studiozeit zur Verfügung stehen kann, da er mit seiner Band LUVPLANET genug ausgelastet ist. Jetzt wo das Album fertig ist und es abermals auf Tournee geht, war Eric logischerweise abermals unsere erste Ansprechstelle. Nun schließt sich der Kreis, denn Eric hat uns nun auch auf der letzten Europa-Tournee begleitet.

Deutschland scheint so etwas wie Eure zweite Heimat geworden, zumindest scheinen die Fanzusprüche hier am stärksten zu sein.

Das kann man so sagen. Mitteleuropa scheint generell ein guter Boden für traditionellen Metal zu sein, aber Deutschland ist da noch einmal hervorzuheben. Man scheint uns regelrecht zu lieben und das ist ein sehr großartiges Gefühl. Aber auch wir lieben unsere Fans in Deutschland!

Hat sich die Art des Songwritings irgendwie verändert in all den Jahren? War es denn in den letzten Monaten schwieriger, neue Songs zu komponieren als in Eurer Jugend?

Der Hauptunterschied liegt daran, daß wir früher wesentlich öfter gemeinsam proben konnten. Da Rich aber in North Carolina wohnt, während alle anderen Bandmitglieder in Kalifornien beheimatet sind, ist es sehr schwer, überhaupt gemeinsam zu proben. Das letzte Mal, daß alle Bandmitglieder zusammen waren und geprobt haben, muß im Juni dieses Jahres gewesen sein, als wir hier bei uns einige Gigs gespielt haben. Allerdings wirkt die Angelegenheit komplizierter als sie tatsächlich ist. Klar, früher haben wir uns getroffen, geprobt und danach etwas gemeinsam unternommen, das geht logischerweise heute nicht mehr. Doch durch die moderne Technik und das Internet ist es nun kein Problem mehr, Songideen auf jenem Weg auszutauschen. Von daher hat sich die Herangehensweise beim Songwriting zwar grundlegend geändert, nicht aber das Ergebnis!

Was man auf »Desert Of Tears« auch eindrucksvoll nachvollziehen kann. Wie ist eigentlich der Kontrakt bei METAL HEAVEN zustandegekommen?

Craig hat eine Zeitlang das gesamte Internet nach kleineren Plattenfirmen abgegrast und irgendwann einmal ist er dabei wohl auch auf diese Firma gestoßen. Nach den üblichen Vorgängen, wie Bemustern und vor allem Abwarten, hatten wir dann einen Deal bei METAL HEAVEN an Land gezogen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir klar, daß RUFFIANS wieder zu einem sehr gewichtigen Teil meines Lebens geworden war. Klar habe ich noch immer meinen Job in einem holzverarbeitenden Betrieb, aber durch die Band kam wieder wesentlich mehr Abwechslung in mein Leben.

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Mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit mit eurer Plattenfirma darf man wohl auch mehr als zufrieden sein. Die Musik steht ohnehin für sich, die Produktion ist gelungen und auch das Cover paßt zum Titel. Gibt es eine bestimmte Beziehung zu Ägypten oder was hat es damit auf sich?

Das Cover ist eher aus Spaß entstanden. Als wir uns auf »Desert Of Tears« als Albumtitel geeinigt hatten, brachte ich das Thema Ägypten ins Spiel. Da wir nicht wirklich wußten, wie wir dieses dann umsetzen konnten, war ein Zeitlang sogar im Gespräch, den Titel als Hieroglyphen abzubilden. Schlußendlich haben wir es aber doch bei der eher konventionellen Art gelassen, um nicht zu sehr für Verwirrung zu sorgen.

Reunion, Gigs, neues Album. Soweit, so perfekt. Was wird denn noch folgen?

Nach der Veröffentlichung des Albums waren wir wieder bei Euch zu Gast. Aber das ist noch lange nicht alles. Logischerweise wollen wir auch in den Staaten vermehrt unterwegs sein, obwohl dort im Moment relativ wenig Interesse an RUFFIANS besteht, aber das wird schon wieder. Desweiteren sind wir gerade dabei, mit einigen Veranstaltern über Auftritte bei den europäischen Sommer-Festivals im nächsten Jahr zu verhandeln. Im Moment ist zwar noch nichts fixiert, aber ich denke, man wird RUFFIANS im Laufe des Sommers 2007 abermals auf der einen oder anderen europäischen Open Air-Bühne sehen können! Zudem wollen auch in absehbarer Zeit mit einem weiteren Studioalbum aufwarten können. Auf jenem wird es dann wirklich nur brandneues Material geben. Das Schreiben der Songs hat sich nämlich im Nachhinein als recht unkompliziert erwiesen, wenn auch das Proben so gut wie unmöglich ist. Und an Ideen für neue Songs mangelt es uns ebenfalls nicht. Man könnte fast meinen, wir wollen die verlorene Zeit, die wir durch unsere Auflösung in Kaufen mußten, zurückgewinnen.

Uns soll das nur recht sein. Wie auch immer eine weitere Scheibe von RUFFIANS entsteht, so lange Qualitätsware wie auf den bisher bekannten Veröffentlichungen der Band abgeliefert wird, brauchen wir uns keinerlei Gedanken zu machen.

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ruffians@yahoo.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Stefan Glas

RUFFIANS (vorhergehende Besetzung) im Überblick:
RUFFIANS – 85 & Live (Re-Release-Review von 2004 aus Online Empire 19)
RUFFIANS – Desert Of Tears (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 29)
RUFFIANS – Desert Of Tears (Rundling-Review von 2010 aus Online Empire 44)
RUFFIANS – There & Back (Re-Release-Review von 2006 aus Online Empire 26)
RUFFIANS – Underground Empire 5-"Remember"-Artikel (aus dem Jahr 1991)
RUFFIANS – ''US Metal Vol. 1''-Special (aus dem Jahr 1996)
RUFFIANS – Online Empire 20-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
RUFFIANS – Online Empire 21-Interview (aus dem Jahr 2004)
RUFFIANS – Online Empire 25-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
RUFFIANS – Online Empire 29-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
RUFFIANS – Online Empire 30-Interview (aus dem Jahr 2007)
RUFFIANS – News vom 18.04.2005
RUFFIANS – News vom 20.01.2010
Soundcheck: RUFFIANS-Album »Desert Of Tears« im "Soundcheck Heavy 96" auf Platz 3
Playlist: RUFFIANS-Album »Desert Of Tears« in "Jahrescharts 2006" auf Platz 3 von Walter Scheurer
Playlist: RUFFIANS-Album »live @ "Keep It True"« in "Playlist Heavy 87" auf Platz 1 von Stefan Glas
Playlist: RUFFIANS-Liveshow Balingen, "Bang Your Head!!!"-Festival 25.06.2004 in "Jahrescharts 2004" auf Platz 3 von Walter Scheurer
Playlist: RUFFIANS-Vinyl-EP »Ruffians« in "Playlist Metal Hammer 13-14/90" auf Platz 4 von Stefan Glas
Playlist: RUFFIANS-Vinyl-EP »Ruffians« in "Playlist Heavy 109" auf Platz 1 von Stefan Glas
siehe auch: Musik von RUFFIANS im Film "American Fighter II - Der Auftrag"
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