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SPIRITUS MORTIS-Bandphoto 1

Aus dem schier unerschöpflichen Reservat an hochkarätigen Bands aus Finnland ist mir in letzter Zeit vor allem »Fallen«, das aktuelle Werk der Doomer SPIRITUS MORTIS, aufgefallen. Neben den genretypischen Eigenheiten verfügt dieses Album auch über zahlreiche Anleihen und Anteile aus dem Bereich des traditionellen Hard Rocks in klassischer 70er-Ausführung, wobei mir beim Hören des Albums Bands wie UFO ebenso in den Sinn gekommen sind wie die üblichen Verdächtigen von BLACK SABBATH bis SAINT VITUS.
Was die Truppe, die bereits seit längerer Zeit existiert, zu sagen hat und was wir von SPIRITUS MORTIS in Zukunft zu erwarten haben, erörterte Sänger Vesa Lampi im Rahmen eines schriftlichen Interviews.

Euch als Newcomer zu bezeichnen wäre Frevel, doch von einem angesehenen Act seid Ihr leider auch noch recht weit entfernt. Laß' aus diesem Grund einmal Eure Geschichte ein wenig revuepassieren, schließlich wissen die meisten unserer Leser mit dem Namen SPIRITUS MORTIS noch nicht sehr viel anzufangen.

Das ist schwierig, da ich in den Anfängen der Band nicht mit dabei war, aber ich werde versuchen, unsere Geschichte ein wenig zu gliedern. Es ging so in etwa 1987 los, als sich SPIRITUS MORTIS formierten und sich damals als erste Doom Metal-Band in Finnland einen recht guten Ruf erspielen konnten. Heutzutage können wir mit Stolz darauf zurückblicken, generell eine der wohl dienstältesten finnischen Bands zu sein. Zunächst existierte die Band als Trio und war in der Besetzung Jussi Maijala (g), Teemu Maijala (b) und VP Rapo (d) mehr als zehn Jahre lang aktiv. Erst dann stieß Tomi Murtomäki als Sänger zur Band. Im Jahre 2000 gab es abermals Umbesetzungen und zwar kam Veli-Matti Yli-Mäyry als Drummer zur Band, während VP an die Gitarre und an das Keyboard wechselte. Auch ich bin zu dieser Zeit eingestiegen und habe das Mikro von Tomi geerbt. Veli hat uns 2003 wieder verlassen und Jarkko "Satan" Seppälä ersetzte ihn. Zu Beginn dieses Jahres verließ VP Rapo SPIRITUS MORTIS und konnte durch Kari Lavila ersetzt werden. In den 90er Jahren spielten SPIRITUS MORTIS einige Demos ein und daraus resultierte wohl auch der Deal bei RAGE OF ACHILLES. Leider mußte dieses Label kurz nach der Veröffentlichung unseres Debuts Konkurs anmelden und wir hatten abermals das zweifelhafte Vergnügen, uns um einen Deal bei einer Plattenfirma zu kümmern. Glücklicherweise stießen wir dabei auf unsere griechischen Freunde von BLACK LOTUS RECORDS, die nun »Fallen« veröffentlichen. Soviel zur Historie der Band in einer extrem kurzen Fassung.

Danke, auch wenn uns die vielen Namen doch ein wenig verwirren. Weniger Verwirrung sollte es eigentlich geben, wenn man über eventuelle Fremdeinflüsse diskutiert. Welche Bands sind zu erwähnen, wenn es um Einflüsse geht? Aufgrund des gehörten Materials könnten diese aber doch einigermaßen über den Doom-Bereich hinausgehen.

Das schon, aber in erster Linie sind es dennoch Bands wie BLACK SABBATH, die für sämtliche Bandmitglieder gleichermaßen als Einfluß genannt werden müssen. Ich persönlich komme zwar eher aus der Hard Rock-Ecke, denn meine Favoriten sind eindeutig DEEP PURPLE, RAINBOW und URIAH HEEP, aber ich bin ja auch bloß ein Fünftel von SPIRITUS MORTIS. In früheren Tagen waren der Stil noch ein wenig heftiger, da vor allem die Maijala-Brüder sehr auf VENOM und CELTIC FROST abgefahren sind.

BLACK SABBATH sind als Einfluß von kaum einer Metal-Band wegzudenken, von Doom Bands wohl schon überhaupt nicht. Aber Ihr scheint Ozzy und Konsorten sowie einige ihrer "Zeitgenossen" geradezu anzuhimmeln.

Man orientiert sich immer wieder an den Ahnen und die sind nun einmal BLACK SABBATH. Im Ernst, ohne BLACK SABBATH hätte es wohl niemals Metal und noch weniger so etwas wie Doom gegeben! Aber wie eben erwähnt, sind wir ja durchaus auch für andere Bands zu begeistern.

Nachdem »Fallen« erschienen ist, kann man sich endlich einmal SPIRITUS MORTIS anhören, ohne archäologische Kenntnisse zu besitzen, derer es bedurfte, um an die Demos oder auch das Debut heranzukommen. Wie würdest Du die Entwicklung der Band über die langen Jahre ihrer Existenz beschreiben?

Das Trio klang damals wesentlich rauher und auch simpler. Seit ich mit von der Partie bin, klingen wir stilistisch in etwa so, wie es auch auf »Fallen« zu hören ist. Das Album stellt also eine Aufnahme von SPIRITUS MOTRIS der Gegenwart dar und ist in meiner Meinung nach sehr repräsentativ für uns.

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Da es bisher wohl recht schwer war, Eure Produkte an den Fan zu bringen, stellt sich die Frage, ob es denn wenigstens gelingen konnte, mit Auftritten Publikum zu erreichen?

Das schon, schließlich sind wir in Finnland schon recht bekannt. Manche Konzerte, wie beispielsweise die CD-Release-Party waren in der Tat phantastisch. Die Bühne scheint überhaupt der Ort zu sein, wo unsere Musik geradezu magische Kräfte entwickeln kann. Das Highlight bisher war mit Sicherheit das "Doom Shall Rise"-Festival, auf dessen zweiter Ausgabe wir auch auftreten durften. Es ist geradezu unbeschreiblich, welche Gefühle einen Musiker bei einer solchen Veranstaltung überkommen können.

Leider sind solche Festivals aber eher der Ausnahmezustand im positiven Sinn. Mit Euren Labels hattet ihr ja bislang nicht so viel Glück. Man kann nur hoffen, daß die Kooperation mit BLACK LOTUS RECORDS eine längerfristige werden sollte. (Was nicht eintreten wird, da BLACK LOTUS ironischerweise gerade den Labelzweig ihrer Firma stillgelegt haben. - sg)

Nachdem RAGE OF ACHILLES bankrott waren, haben wir unzählige Demos an alle möglichen Labels verschickt. BLACK LOTUS erschienen uns von den Angeboten her das seriöseste Label zu sein, weshalb wir den uns angebotenen Vertrag auch unterzeichneten. Ich muß mich aber hier nochmals in aller Form bei unserem Kumpel Tom Phillips von WHILE HEAVEN WEPT bedanken, der sich bei BLACK LOTUS für uns stark gemacht hat.

Klarer Fall von Schützenhilfe, Doomer sind von der Einstellung her offenbar die Musketiere unter den Metallern. Was gibt es von »Fallen« zu berichten, wenn wir über die lyrische Komponente sprechen?

Ein Konzept verfolgen wir nicht. Es ist aber so, daß die Texte im Prinzip auf die Themen "Doom, Death & Destruction" zusammengefaßt werden können. Nicht besonders spektakulär, ich weiß, dafür aber ungemein passend. Generell könnte man diesen Themenkreis aber auch auf das tägliche Leben reduzieren, denn mit wenigen Ausnahmen beziehe ich meine Inspiration für die Texte aus dem Leben an sich. Ich gestehe aber, ab und an auch von Filmen zusätzlich inspiriert zu werden. Ich schaffe es problemlos, diese "Leihgaben" mit meiner persönlichen Erfahrung zu kombinieren.

Überaus gelungen ist auch das Cover geworden, daß zum Titel »Fallen« perfekt paßt.

Danke, dieser Meinung bin ich ebenfalls. Unser Label hat meine Idee von einem Baum und einem Kreuz in einer verlassenen Landschaft perfekt umgesetzt. Es ist zwar ein recht simpel gehaltenes Motiv, aber in der Tat mit dem Titel einhergehend und dadurch passend.

Einfach, aber dennoch künstlerisch sehr ansprechend würde ich sagen. Generell scheinen Doomer ein Faible für bildende Kunst zu haben.

Das kann gut sein. Es ist zumindest bei mir immer so, daß ich eine Songidee oder auch eine Textpassage zunächst quasi als Bild vor mir sehe und erst dann darauf ein Riff oder einen Song komponiere. Da könnte was dran sein!

Für uns in Mitteleuropa stellt die finnische Metal-Szene ein Phänomen dar. Woher kommen diese sagenhaft vielen guten Bands?

Das ist schwer zu beantworten, aber auch diesbezüglich bin ich ganz Eurer Meinung, denn es gibt wirklich jede Menge phantastischer Bands hier. Was den Doom-Bereich betrifft, muß man unbedingt REVEREND BIZZARE, MINOTAURI und GARDEN OF WORM nennen, die sicherlich zur Speerspitze der hiesigen Doom-Szene zählen. Wenn man sich über die Einstellung und die Melancholie finnischer Bands Gedanken macht und nicht dahinter kommt, weshalb viele Bands hier derart drauf sind, wäre es wohl am besten einen ganzen Winter hier zu verbringen. Ich bin sicher, ein Winter in Finnland würde Euch sehr viel über uns Finnen lernen lassen.

Brrrr. So genau wollte ich das nun auch wieder nicht wissen. Vielleicht versuchen wir es damit, daß SPIRITUS MORTIS auf Tournee gehen und Ihr uns Eure Klänge einfach in die Heimat bringt. Ginge da was?

Dafür sieht es im Moment leider nicht besonders gut aus. Wenn uns jemand auf der Bühne sehen will, muß er im Moment dennoch zu uns nach Finnland kommen. Aber wir treten ja auch im Sommer hier auf [lacht] und es wird nicht ganz so schlimm.

Sollte sich in ferner Zukunft die Chance für eine Tournee ergeben, welche Gebiete würde Ihr gerne beehren?

Vor allem Deutschland sollte ein gutes Pflaster für SPIRITUS MORTIS werden, denn schließlich wird der Doom doch bei speziell Euch geradezu verehrt. Allerdings gibt es fast überall auf der Welt eine Doom-Szene, die sich im Schatten des Mainstreams halten kann und überall Fans hat. Wann auch immer wir eingeladen werden und es finanziell realisierbar sein sollte, kommen wir logischerweise dort hin, wo Interesse besteht, um zu spielen. Wie lange es dauern wird, weiß ich zwar nicht, aber eines Tages kommen SPIRITUS MORTIS auch in Eure Nähe!

Bis dahin sollte zwar noch ein Weilchen vergehen, aber »Fallen« sollte zur Einstimmung schon einmal reichen. Wer sich damit nicht begnügen kann, kann es ja gerne versuchen und einen Winter bei Vesa in Finnland verbringen.

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jussi@spiritusmortis.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

SPIRITUS MORTIS im Überblick:
SPIRITUS MORTIS – Fallen (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 27)
SPIRITUS MORTIS – The Year Is One (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 69)
SPIRITUS MORTIS – Online Empire 19-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
SPIRITUS MORTIS – Online Empire 28-Interview (aus dem Jahr 2006)
SPIRITUS MORTIS – News vom 22.01.2009
SPIRITUS MORTIS – News vom 22.07.2009
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