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SPERMBIRDS
HEADCRASH
TRIBUTE TO NOTHING
WALTER ELF

Kaiserslautern, Kammgarn

29.12.2005

1954: Die Walter Elf macht Deutschland zum Fußball-Weltmeister. 2005: Die Punkrocker WALTER ELF feiern, 13 Jahre nach ihrer Auflösung, ihr Comeback in Kaiserslautern. Und das Event sollte ratzekahl ausverkauft sein. Doch es sollte gleich ein Doppelpackage werden: Am 29. Dezember sollten die SPERMBIRDS als Headliner fungieren, während einen Tag später der WALTER ELF die Aufgabe zukommen sollte, den Abend zu beschließen.

WALTER ELF-Liveshot

Am ersten Abend ist es indes die WALTER ELF, die den Startschuß gibt. Als "Mitarbeiter eines Atomkraftwerkes" vorgestellt, entern die Mannen die Bühne und das Outfit erklärt umgehend, was der Anlaß für die leicht extravagante Ankündigung war: Die Instrumentalisten sind in weiße Ganzkörperkondome gehüllt, während die beiden Sänger Beppo und Alex mit knallroten Arbeiterkombis bekleidet sind. I-Tüpfelchen auf dem neuen Bühnendress: die Schutzbrillen, die alle tragen und alsbald heftigst dahinter zu schwitzen beginnen - Scheibenwischer wären echt praktisch gewesen... Doch an diesem Abend soll für die WALTER ELF nur etwa eine halbstündige Schweißtreiberei angesagt sein, in den man dennoch nahezu alle der einstigen W11-Mitglieder auf die Bühne bittet, um bei dem ein oder anderen Song mitzumischen: Immerhin muß ein Teil der Musiker später noch mit den SPERMBIRDS auf die Bühne, für die zudem eine DVD-Aufzeichnung auf dem Plan steht. Selbiges soll am nächsten Abend mit umgedrehten Vorzeichen passieren, denn dann muß sich die WALTER ELF den Kameras stellen. Ihre Generalprobe fällt auf jeden Fall vorzüglich aus: Das Publikum steigt auf den ELFer-Punk ein, als sei die Band niemals abgetreten, Beppo und Alex trompeten wie Elefanten beim Brunch am Wasserloch, die Band versprüht eine Spielfreude, daß es eine wahre, ähm..., Freude ist, und die Songs haben nichts von ihrem jugendlichen Charme nichts eingebüßt. Ein Kantersieg im ersten Heimspiel und eine halbe Stunde, die viel zu schnell vorbei war!

TRIBUTE TO NOTHING-Liveshot

Als eine "Ehre und zugleich schwere Bürde" bezeichnet der TRIBUTE TO NOTHING-Sänger und -Gitarrist Sam die Aufgabe, zwischen solchen Legenden wie an diesem Abend aufzutreten. Um nicht abzustinken geben der britischen Emo-Coreler TRIBUTE TO NOTHING mächtig Gas und vor allem Sam sticht durch seine extravagante und reichlich überdrehte Performance ins Auge. Den Mikroständer hinter sich herziehend, auf dem Boden herumzuckend, wild umherspringend liefert Sam genau jene Vocals, die zu den meist recht schrägen Klängen von TRIBUTE TO NOTHING passen. Dennoch nutzen viele diese Zeit, um ein wenig zu verschnaufen - jupp, auch Punkrocker kommen in die Jahre - denn es sollten noch zwei Überflieger-Acts mit Lokalmatadorbonus anstehen.

HEADCRASH-Liveshot

Numero uno sind HEADCRASH, für die diese Show eine einmalige Angelegenheit werden soll - wie letztendlich auch jene beiden Shows, die man vor vier Jahren zur gleichen Jahreszeit in Pirmasens und Kaiserslautern gespielt hatte. Denn: Sänger Alan lebt mittlerweile seit Jahren wieder in Amerika, während sein wichtigster Partner, Gitarrist Herwig, nach wie vor in seiner Heimatstadt Pirmasens residiert. Zwar sind in der Zwischenzeit neue Songs und auch Demo-CDs entstanden, doch leider konnten die Musiker offensichtlich kein Label für ihre Arbeit begeistern. Eine wahre Schande, denn mit ihrem Gig in der Kammgarn bewiesen HEADCRASH erneut, daß sie ein Ausnahmeact waren und sind; keine andere Band hat es je geschafft, eine derart spannungsgeladene Vermischung aus Elementen der Stilrichtungen Rock, Punk, HipHop, Metal und Hardcore zu schaffen. Folglich ist während der HEADCRASH-Show die große Tanzextase angesagt, ganz dem Vorbild von Alan folgend, der leichtfüßig über die Bretter tänzelt - und zudem erhält er für sein Anti-Bush-Shirt einen fetten Bonuspunkt!

SPERMBIRDS-Liveshot 1

Nachdem SPERMBIRDS-Gitarrist Roger Ingenthron bei einem Song zu HEADCRASH auf die Bühne gestoßen war (wir erinnern uns: Roger zählte eine Zeitlang zum Line-up der Truppe, so daß es gute Gründe für einen "Besuch" gab), ist SPERMBIRDS-Sänger Lee Hollis der einzige Musiker, der sich an diesem Abend noch nicht warmgespielt hat. Doch das stellt gewiß kein Problem dar, denn die Band ist seit ihrem exzellenten Comeback-Album »Set An Example« regelmäßig live unterwegs und tourte 2005 sogar durch Südafrika. Ergo: Auch mit einem Kaltstart kann er in Sachen Beweglichkeit locker mit seinen Kollegen mithalten, so daß bei SPERMBIRDS sowohl vor als auch auf der Bühne die Hölle los ist. Stagediving, Pogo, Slamdancing war an der Tagesordnung und Roger ebenso wie Lee sollten sich desöfteren an diesem Spielchen beteiligen, und sich von ihren Fans auf Händen tragen lassen. Ebenso erfreulich ist es zu sehen, daß sich die neuen Stücke wie das famose ›Knifethrower‹ problemlos in die SPERMBIRDS-Setlist eingefügt haben und von den Fans in gleichem Maße angefeiert werden wie die alten Klassiker, so daß von der ersten bis zur letzten Minute kein Abbruch der Stimmung festzustellen ist.

SPERMBIRDS-Liveshot 2

Ergo: Das sollte wahrlich eine amtliche DVD werden, die die Faszination dieser Band, die mittlerweile seit über 20 Jahren anhält, deutlich rüberbringen sollte! Und es müßte schon mit dem Teufel zugegangen sein, wenn das am nächsten Abend im Falle der WALTER ELF nicht genauso gewesen wäre.


Stefan Glas

Photos: Stefan Glas


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