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PERZONAL WAR-Logo

Als im November des letzten Jahres ein Album mit dem Titel »When Times Turn Red« veröffentlicht wurde, war die Reaktion darauf nahezu ausnahmslos positiv. Fans und Presse waren sich einig, daß PERZONAL WAR hiermit ihr wohl bislang stärkstes Album abgeliefert hatten und das, obwohl auch die bisherigen Alben, allen voran der Vorgänger »Faces« aus dem Jahre 2004, nicht gerade von schlechten Eltern waren. Mit ihrem schwer von Legenden der Bay Area inspiriertem Metal im Spannungsfeld von Thrash und Heavy Metal konnte das Quartett auch diesmal voll und ganz überzeugen.
Der Bandname PERZONAL WAR geistert schon seit einigen Jahren in der deutschen Metal-Szene herum, doch erst seit 2002 unter jener Bezeichnung. Zuvor konnte man sich jedoch bereits als PERSONAL WAR und den Veröffentlichungen »The Inside« (1998), »NewTimeChaos« (2000) einen recht guten Namen machen. Allerdings mußten immer wieder Vergleiche mit METALLICA herhalten, da sich die Jungs sowohl stilistisch an der Blütezeit jener Band orientierten wie auch Sänger und Gitarrist Matthias "Metti" Zimmer stark nach James Hetfield geklungen hat. Erst mit »Different But The Same«, dem 2002 veröffentlichten Album nahmen diese Vergleiche ab, einhergehend damit war auch die, wenn auch nur geringfügige, aber im Endeffekt notwendige, Namensänderung, wie Metti auf meine Einstiegsfrage nach dieser Veränderung als Einstieg in ein unterhaltsames Gespräch am Telefon zu berichten wußte:

Ausschlaggebend dafür waren im Prinzip rechtliche Gründe. Wir waren damals bei B. MIND RECORDS unter Vertrag und mit unserer Situation nicht unbedingt zufrieden. Deshalb hatten wir vor, uns von dieser Firma wieder zu trennen. Leider war es uns aber nicht so einfach möglich. Deshalb haben wir PERSONAL WAR aufgelöst, um uns als PERZONAL WAR zu reformieren.

PERZONAL WAR-Bandphoto 1

Irgendwie habe ich den Eindruck gewonnen, daß mit dem "S" auch die Anklänge an jene berühmte Band, deren Name mit "M" beginnt, einigermaßen entfernt wurden.

Danke für die Blumen. Es ist und war mir immer bewußt, daß vor allem meine Phrasierung einen Vergleich zu James Hetfield geradezu heraufbeschworenen hat, doch ich hatte öfters den Eindruck, daß sich mancher Kritiker gar nicht wirklich mit den Scheiben auseinandergesetzt hat, sondern es lediglich bei jenem Vergleich belassen hat.

Damit sollte aber spätestens seit »When Times Turn Red« endgültig Schluß sein. Ich persönlich vermag wesentlich mehr Zitate, die an ANNIHILATOR oder NEVERMORE erinnern, heraushören.

Scheinbar hat sich meine Idee, den Gesang von der Phrasierung angefangen bis hin zum Ausdruck zu verändern, bezahlt gemacht. Ich wollte bewußt anders klingen und offensichtlich trägt diese Veränderung Früchte. Vergleiche zu den genannten Bands fasse ich eher als Kompliment auf, welche zu METALLICA, bei allem Respekt und Verehrung dieser Band gegenüber, mittlerweile eher als Hohn, zumal ja nicht gesagt wird, wir klängen entfernt danach, sondern teilweise gar von der deutschen Antwort auf die Band die Rede war. Dem muß ich doch deutlich widersprechen, denn PERZONAL WAR sind eine eigenständige, hart arbeitende Band!

Was ich sofort unterschreiben würde, denn das Album stellt wohl nicht nur für mich den absoluten Höhepunkt Eurer bisherigen Karriere dar.

Das sehen wir genauso. Es wäre wohl aber auch dämlich zu behaupten, ein neues Album wäre schlechter als sein Vorgänger. Wir sind schon im Vorfeld mit der Intention ans Werk gegangen, möglichst eigenständig zu klingen, und im Endeffekt ist uns dieses Vorhaben recht gut gelungen.

Zudem ist »When Times Turn Red« eine Ecke heftiger ausgefallen, gleichzeitig aber ist Eure Musik aber auch mit eingängigeren Melodien versehen worden als es zuvor der Fall war.

Stimmt. Die Songs rocken auf der einen Seite mehr als zuletzt, sind also geradliniger geworden. Zudem haben wir die Gitarren dezent nach unten gestimmt und versucht möglichst "live" zu klingen als wir im Studio waren. Auf »Faces« hatten wir noch einige Chöre und Gitarrenleads im Studio nachbearbeitet, um einen fetteren Sound zu erhalten, doch diesmal haben wir versucht, einen möglichst rauhen, ungeschliffenen Sound zu erreichen. Die Songs wurden zudem teilweise absichtlich recht simpel strukturiert, um nicht Gefahr zu laufen, durch zu lange Nachbearbeitung verwässert zu werden.

War denn von Beginn an klar, daß dieses Album härter werden würde?

Nicht unbedingt. Im Laufe der Zeit hat sich aber beim Komponieren eine gewisse Heavyness eingeschlichen, die uns sehr gut repräsentiert. Generell kann man »When Times Turn Red« durchaus als Momentaufnahme von PERZONAL WAR sehen. Deshalb sind auch keine Balladen auf der Scheibe vorhanden. Eine Nummer wie ›Open My World‹ hätte absolut nicht auf diese Scheibe gepaßt.

Sahen denn die Kritiker das neue Werk ebenso wie ich, oder gab es auch schon negative Stimmen?

Bislang liegen uns noch nicht allzu viele Reviews vor, aber es scheint so zu sein, daß man uns diese Soundveränderung sehr wohl positiv anrechnet. Bisher sind wir mit wohlwollenden Kommentaren versehen worden. Zuletzt war es ja schon so weit, daß wir für »Faces« negative Kritik einstecken mußten, bloß weil wir im Vorfeld unser Haupthaar schneiden haben lassen und uns deshalb Trendreiterei vorgehalten wurde. Ich meine, irgendwo hört sich dann die Kritik auf, wenn man einer Band ein schlechtes Urteil ausstellt, bloß weil sie angeblich nicht mehr "true" ist und beim Friseur war, aber zur Musik kaum Wissenswertes von sich gibt.

Manche halten sich eben für besonders wichtig. Mir fallen auf Anhieb zahlreiche Bands ein, die zwar über längere Haare verfügen als die Musiker von PERZONAL WAR, musikalisch aber meilenweit von der Klasse der Siegburger entfernt sind. Wen muß man denn erwähnen, wenn es um musikalische Einflüsse und Vorlieben geht?

Da gibt es sehr viele Bands, die genannt werden müssen. Zunächst einmal kann man die Bay Area als Region für unzählige hochkarätige Formationen nennen, die allesamt ihren Eindruck auf uns hinterlassen haben. Egal, welche der bekannteren Combos auch genannt wird, sie waren allesamt genial. Daneben müssen auch noch ANNIHILATOR, NEVERMORE, PANTERA, SLAYER und ANTHRAX als Einfluß genannt werden und auch unzählige europäische Bands, vor allem aber MORGANA LEFAY, die ich sehr schätze. Aber es gibt auch einige eher moderne Bands, die ich gerne höre. GODSMACK beispielsweise finde ich sehr geil, oder auch NICKELBACK und ALTER BRIDGE ziehe ich mir ganz gerne rein.

Ist nachvollziehbar, schließlich verfügt jede der genannten Kapellen über das Vermögen, sensationelle Songs, welchen Härtegrades auch immer, zu verfassen. Ich nehme einmal, eine dieser Bands sollte es auch sein, wenn man Dich nach jener Traumband mit der PERZONAL WAR gerne "on the road" gehen würden, befragt.

Na klar doch! [lacht] Aber dazu fehlt uns wohl das nötige Kleingeld. Auch wenn uns AFM RECORDS in jeder Hinsicht voll und ganz unterstützen, wird es wohl nicht möglich sein, die nötigen finanziellen Mittel aufzustellen, um als Vorgruppe eines richtig großen Namens unterwegs zu sein. Ich bin mir aber sicher, daß uns AFM in jeder ihnen nur möglichen Art helfen werden, um auf Tour gehen zu können.

Diesbezüglich würde sich doch eine Tournee zusammen mit euren Labelmates von ANNIHILATOR geradezu anbieten. Da Jeff Waters ohnehin unlängst seine Zusage für die DESTRUCTION-Tournee zurückgezogen hat, um in absehbarer Zeit selbst den Headliner zu geben, klingt diese Idee wohl gar nicht so unrealistisch, oder?

Nette Idee, aber ich kann im Moment noch gar nichts Konkretes diesbezüglich von mir geben. Ich habe zwar mitbekommen, daß sich DESTRUCTION und ANNIHILATOR wegen anfallender Summen nicht ganz einig waren. Aber weshalb genau dieses Package, das mit Sicherheit perfekt zusammengepaßt hätte, doch nicht gemeinsam auf Tournee ist, weiß ich auch nicht. Egal, es wird sich wohl auch für uns eine Chance bieten, um unsere Scheibe den Fans präsentieren zu können.

PERZONAL WAR-Headline

Und diese Chance hatten PERZONAL WAR tatsächlich. Wie Metti, der übrigens als beinharter ANTHRAX-Fanatiker von der zum Zeitpunkt des Interviews gerade brandaktuellen Reunion-Geschichte nicht besonders viel hält, zum Zeitpunkt dieses Gesprächs noch nicht wußte, ging es für die Herrschaften ironischerweise zusammen mit DESTRUCTION, den anstelle von ANNIHILATOR ins Boot geholten CANDLEMASS, sowie den Finnen DEATHCHAIN für zwei Wochen quer durch Europa.
Bilder davon, sowie Informationen über kommende Aktivitäten sind auf der layout-mäßig nett gestalteten und immer aktuellen Webpage der Band zu finden.

http://www.perzonalwar.de/

info@perzonalwar.de

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

PERZONAL WAR im Überblick:
PERZONAL WAR – Bloodline (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 36)
PERZONAL WAR – Captive Breeding (Rundling-Review von 2012 aus Online Empire 52)
PERZONAL WAR – Faces (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 22)
PERZONAL WAR – Inside The New Time Chaoz (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 69)
PERZONAL WAR – Online Empire 26-Interview (aus dem Jahr 2006)
PERZONAL WAR – Online Empire 53-Interview (aus dem Jahr 2012)
PERZONAL WAR – News vom 22.08.2003
PERZONAL WAR – News vom 14.04.2008
PERZONAL WAR – News vom 03.05.2008
PERZONAL WAR – News vom 10.02.2012
Soundcheck: PERZONAL WAR-Album »Bloodline« im "Soundcheck Heavy 111" auf Platz 8
Soundcheck: PERZONAL WAR-Album »Captive Breeding« im "Soundcheck Heavy 141" auf Platz 19
Soundcheck: PERZONAL WAR-Album »Different But The Same« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 64" auf Platz 18
Soundcheck: PERZONAL WAR-Album »When Times Turn Red« im "Soundcheck Heavy 87" auf Platz 6
unter dem ehemaligen Bandnamen PERSONAL WAR:
PERSONAL WAR – Online Empire 2-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2000)
Soundcheck: PERSONAL WAR-Album »Faces« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 75" auf Platz 13
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