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Sicher erinnert sich der eine oder andere alteingesessene Metaller noch immer an die mittlerweile legendäre "Gods Of Grind"-Tournee, anläßlich der anno 1992 CA­THE­DRAL, CARCASS und ENTOMBED zusammen mit den eben erst bekannt ge­wor­den­en US-Hopefuls CONFESSOR als Anheizer die eu­ro­pä­ischen Clubs heimsuchten und Abend für Abend denkwürdige Gigs abrissen. Während CARCASS mittlerweile Ge­schich­te sind, ENTOMBED ihre beste Zeit längst hinter sich haben und lediglich CATHEDRAL für immerwährende Qualität in Form aktueller Veröffentlichungen sorgen, war es rund um CONFESSOR ebenso schnell wie die fünf Amis emporgestiegen waren, auch wieder still geworden. Erst nachdem Gitarrist Ivan Colon im Alter von nur 32 Jahren verstarb und schockierte Fans ob der traurigen Nachricht im Ge­den­ken an Ivan zunächst ihre CONFESSOR-Alben wieder aus dem heimischen Archiven kramten, war der Name der Band wieder in Umlauf. Da der Todesfall im Endeffekt dazu führte, daß sich Ivans ehemaligen Bandkollegen Cary Rowells (b), Brian Shoaf (g), Steve Shelton (d) und Scott Jeffreys (v) nach mehrjähriger Ab­sti­nenz wieder zusammentaten um, zusammen mit dem anstelle von Ivan rekrutierten Gitarristen Shawn McCoy, abermals unter dem Banner CONFESSOR Musik zu machen, besteht nun erneut die Möglichkeit, abgefahrenen Kompositionen dieser Band zu lauschen. Im letzten Jahr erschien zunächst eine EP mit dem Titel »Sour Times« und diente quasi als Appetizer für das schon kurze Zeit später nach­ge­scho­be­ne Album »Un­raveled«. Im Vergleich zu den mittlerweile legendären Veröffentlichungen »Con­fessor« und »Condemned« zeigen sich die Amis zwar stilistisch deutlich verändert, haben aber nichts von ihrer Intensität eingebüßt.
Doch bevor das neue Album »Unraveled« zur Sprache kommt, mußte zunächst die Tatsache, daß man von CONFESSOR über lange Jahre nichts gehört hatte, geklärt werden.

CONFESSOR (US)-Bandphoto 1

Drummer Steve entpuppt sich als sehr auskunftsfreudiger Zeitgenosse:

War die traurige Tatsache von Ivans Ableben der einzige Grund, daß wir uns abermals über CONFESSOR freuen dürfen, oder gab es auch andere Gründe, die Euch zu dieser Reunion bewogen haben?

Alles begann mit der Benefizveranstaltung zu Gunsten von Ivans Witwe und seinem Vater. Vor nunmehr fast genau vier Jahren (am 15. Februar 2002) verstarb unser ehemaliger Gitarrist Ivan Colon. Es wurde zunächst ein simpler Grippevirus diagnostiziert, später stellte sich heraus, daß er an Pneumonie litt und das nächste, was wir mitbekommen haben, war die Tatsache, daß er in einem sehr renommierten Krankenhaus von North Carolina auf eine Herztransplantation wartete. Innerhalb von nur vier Tagen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand derart, daß keine Heilungschance mehr zu sehen war und Ivan sehr plötzlich und so gesehen auch unerwartet verstarb, was ein großer Schock für uns alle war. Erst wenige Monate zuvor hatten wir uns mit ihm über die guten alten Zeiten unterhalten, unter anderem auch über die erfolgreiche Zeit zusammen mit der Band. Die Krankenhausrechnungen hatten bereits in jenen Tagen eine horrende Summe ausgemacht, so daß wir beschlossen, ihm zu Ehren ein Benefizkonzert zu veranstalten. Daß diese Sache im Endeffekt posthum stattfinden mußte, ist sehr betrüblich, allerdings war dieser Abend derart intensiv, daß ich mich mein ganzes Leben lang daran erinnern werde.

Diese Intensität hat Euch wohl wieder dazu veranlaßt, nochmals unter dem Banner CONFESSOR loszulegen?

Ohne diese Show hätte es CONFESSOR wohl nie wieder gegeben, mit Sicherheit aber nicht in dieser Form und zum jetzigen Zeitpunkt. Brian hatte in den letzten fünf Jahren seine Gitarre nicht einmal angefaßt und auch Scott hatte schon sehr lange nicht mehr gesungen. Die Proben waren zunächst regelrecht brutal, da uns schlichtweg die Übung fehlte. Allerdings kam mit der Zeit nicht nur das Gefühl für die Instrumente, sondern auch das Feeling zurück, das immer zu CONFESSOR gehört hatte. Auch wenn die Umstände sehr tragisch waren, muß ich zugeben, es genossen zu haben, wieder mit den anderen Jungs zu spielen. Nach diesem Auftritt beschlossen zunächst Cary und ich, auch fortan wieder zu musizieren, doch zunächst kümmerten wir uns um unser laufendes Tagesgeschäft, zu dem zwar auch eine Band gehörte, doch diese war eher eine Art "Freizeitbeschäftigung". Scott und Brian hatten aber offensichtlich Lunte gerochen und waren fortan von einer CONFESSOR-Reunion geradezu besessen. Cary und ich waren zunächst nicht unbedingt begeistert von dieser Idee. Nach einiger Zeit erhielten wir einen Anruf, ob wir es denn nicht noch einmal an einem Wochenende zusammen versuchen wollten, denn ein Promotor war dabei, ein kleines Festival zu organisieren und wollte CONFESSOR mit im Billing haben. Darauf haben wir uns eingelassen, wobei Cary und ich Shawn, den Gitarristen unserer Band, anstelle von Ivan mit ins Spiel brachten. Danach waren wir bereit, es nochmal unter dem Namen CONFESSOR zu versuchen und wir begannen auch, erste Songideen für ein eventuelle erscheinendes Nachfolgealbum zu »Condemned« festzuhalten.

Was sich schlußendlich als wahrlich gute Idee herausstellen sollte. Wenn Du nochmals auf die Vergangenheit von CONFESSOR zurückblickst, welche Erinnerungen verbindest Du mit der Band?

In erster Linie Positives und Spaß. Schon 1987, als wir uns zusammenfanden, bestand der Großteil unserer gemeinsamen Zeit aus Spaß. Erst als wir von unserer Tournee zurückkehrten war der Spaß vorbei. Wir waren sehr jung und erhielten die Chance, zusammen mit CARCASS, CATHEDRAL und ENTOMBED unter dem Titel "Gods Of Grind" in Europa zu touren. Mann, es war unfaßbar! In ganz Europa schienen die Fans unser Album zu kennen und nicht wenige sagten, sie wären wegen CONFESSOR in die Clubs gekommen. Ein derartiges Erlebnis mußte erst einmal verkraftet und verarbeitet werden. Ich konnte es mir sogar leisten, für ein halbes Jahr lang keinem geregelten Job nachgehen zu müssen, da CONFESSOR genug Geld einbrachte, um zu überleben! Wir waren quasi direkt in unseren Träumen angelangt. Damals war ich mit Sicherheit am Höhepunkt meines Lebens angekommen. Alles, was ich mir erhofft und erträumt hatte, schien in Erfüllung zu gehen. Wir schwebten allesamt auf Wolke Nummer Sieben.
Doch dann kam alles anders: Schon bald nachdem unsere Tournee beendet war und wir zu Hause waren, schien dieser Traum wie eine Seifenblase zu zerplatzen. In Europa schrieen die Fans geradezu nach CONFESSOR und in den Staaten waren wir eben "nur" jene Jungs, die wir auch zuvor waren. Zunächst konnten und wollten wir das einfach nicht verstehen. Unser Manager entpuppte sich zudem als völliger Versager und wurde gefeuert. Von unserem Label erhielten wir auch nicht mehr den Support, den wir uns erwartet hatten, und plötzlich sah es aus, als ob sich keine Menschenseele mehr für die Band interessieren würde. Wir spielten zwar noch einige Shows, doch es sollte noch nicht einmal zu einer zweiten Scheibe reichen, derart ausgebrannt, verlassen und hilflos fühlten wir uns. Ivan war dann auch der erste, der es vorzog, sich aus der Band zu verabschieden. Wir schafften es zwar noch, innerhalb von kurzer Zeit einen Ersatzmann zu finden, doch plötzlich war es Scott, der nicht mehr wollte. Die Suche nach einem geeigneten Sänger für CONFESSOR nahm sage und schreibe zwei Jahre in Anspruch, eine viel zu lange Zeit in diesem Geschäft. Zu diesem Zeitpunkt war die Band mehr oder weniger am Ende, es machte irgendwie keinen Sinn mehr weiterzumachen. Auch wenn es keiner wahrhaben wollte, aber im Endeffekt hatten wir nur eineinhalb Jahre nach unserer erfolgreichen Tournee das Kapitel CONFESSOR zunächst einmal beendet.
Allerdings hätte ich damals nie im Leben daran gedacht, daß ich gut zehn Jahre später als Bandmitglied von CONFESSOR wieder darum gebeten werde, Interviews zu geben.

Der Zeitpunkt mag zwar nicht unbedingt vorhersehbar gewesen sein, doch vielleicht kommt die Reunion als Wink des Schicksals gerade jetzt. Abgefahrene und doomige Sounds sind in Europa offensichtlich generell wieder im Kommen. Es gibt Festivals, und die Größen des Genres sind auch auf traditionell ausgerichteten Metal-Festivals gerngesehene Gäste. Werden denn auch CONFESSOR von dieser Entwicklung profitieren können?

Um ganz ehrlich zu sein, habe ich keinen Schimmer, was musikalisch im Moment so abgeht. Wenn es vor zehn oder 15 Jahren schon eine derart vielfältige und gewachsene Szene gegeben hätte, wäre es wohl das Paradies auf Erden für uns gewesen. Die einzigen Metal-Bands, die ich zur Zeit wirklich gerne und oft höre, sind OPETH und NECROPHAGIST. Keiner von uns ist ein eingeschworener Metaller, wie vielleicht manche vermuten würden. Ich persönlich habe nicht einmal Scheiben der ganz großen Bands im Archiv. Für mich gab es zwar zweifelsohne immer Bands aus diesem Bereich, die ich bewundert hatte, allerdings auch zahlreiche Nachahmer, deren Namen ich mir nicht einmal merken wollte. Im Prinzip geht es doch immer nur um die Show und dafür hatte ich noch nie besonders viel übrig. Musik muß mich im Innersten packen, dann macht es für mich Sinn. Außerdem glaube ich, daß Metal im Moment ein wenig zu einem kommerzialisiertem Begriff geworden ist, da Metal mittlerweile auch in die Charts Einzug halten konnte und so den Kids als Musik präsentiert wird, die mit den Ursprüngen des Begriffs und den Beweggründen für Musiker Metaller zu werden, kaum noch etwas gemeinsam hat. Leider hat die Industrie hier gnadenlos zugeschlagen und so den ehrlichen Musikern und Bands gehörig das Leben erschwert.

Davon können wohl auch CONFESSOR ein Lied singen. Trotz einschlägig positiver Resonanz seitens der Presse wurde die Band auch in ihrer Glanzzeit zum Großteil mit Ignoranz bestraft. Da die Verkäufe aber mit derlei Klängen wohl ohnehin niemals in schwindelerregende Höhen geklommen wären und das damalige Ende der Band bereits erläutert wurde, stellt sich die Frage nach der Inspiration für euren urtypischen Sound.
Was hat Euch denn zu Klängen wie den Euren inspiriert? Mit "Haarspray-Metal" hättet Ihr sicher viel länger ohne regulären Job überleben können.

Wir hatten schon immer gesagt, daß CONFESSOR jene Art von Musik machen, die wir uns auch von anderen Bands erwartet hätten. Wären es jedoch andere Bands gewesen, die ihren Sound ähnlich konzipiert hätten wie wir, sähe die Sache wohl anders aus. Wir schreiben Songs genauso, wie wir sie hören möchten. Egal, ob es jemanden interessiert oder eben nicht. In erster Linie sind CONFESSOR unsere Band und auch wenn es egoistisch klingt, so behalten wir es uns dennoch vor, unsere Songs zu gestalten, wie wir es wollen. Auf Verkaufszahlen oder Geld hatten wir es beim Songwriting nie angelegt, daß uns mit »Condemned« ein gewisser Erfolg widerfahren ist, war ein positiver Nebeneffekt, aus dem wir aber noch nicht einmal großartig Kapital schlagen konnten. Aber, wie schon gesagt, es war uns ohnehin egal. Ebenso kümmerten wir uns kaum darum, ob wir nun als Metal-Band bezeichnet wurden oder nicht. Wenn Metal aggressiv, hart und dennoch gefühlvoll und in gewisser Weise auch provozierend ist, dann waren und sind auch CONFESSOR eine Metal-Band. Leider ist die Kreativität in der Szene abhanden gekommen, denn mitunter sind manche Metal-Bands schon näher am Pop als sie es vielleicht hören möchten. So etwas verurteile ich und damit will ich auch gar nichts am Hut haben. Solche Acts sind keinen Deut besser oder notwendiger als irgendwelche konstruierten Pop-Stars oder Country-Musiker, von denen hier bei uns in den Staaten beinahe wöchentlich neue zu hören sind.
Allerdings werden diese Acts kaum Chancen haben zu überleben. Egal in welcher Branche du arbeitest, ohne die nötige Ehrlichkeit wird dir kein Erfolg bestellt sein.

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Nach diesem Plädoyer für den wahren Metal, möchte ich auf Euer aktuelles Silberscheibchen mit dem Titel »Unraveled« zu sprechen kommen.
Ich persönlich höre mehr konventionelle Metal-Anteile und weniger Doom-Sounds wenn ich es direkt mit »Condemned« vergleiche. Deine Meinung?

An und für sich waren CONFESSOR schon immer eher eine Metal-Band als ein Doom-Act. Ich habe bis heute nicht verstanden, weshalb man uns in diese Schublade eingeordnet hat. Ich meine, wenn ich an Doom denke, sage ich BLACK SABBATH und ich war noch nie ein großer SABBATH-Anhänger, noch klingen CONFESSOR in irgendeiner Form nach dieser Band. Die einzige Band, die mir sofort einfällt, die ich verehre und die ebenfalls in diesem Genre gehandelt wird, ist TROUBLE. In unserer Jugend haben wir deren Frühwerke abgöttisch verehrt und das dritte TROUBLE-Album »Run To The Light« tagein, tagaus gehört. Allerdings habe ich ihr viertes, selbstbetiteltes Album nie wirklich gemocht und mich deshalb auch nicht mehr mit TROUBLE beschäftigt. Später kam ich mit Band wie NASTY SAVAGE, KING DIAMOND und DESTRUCTION in Kontakt, allesamt Formationen in deren Nähe ich CONFESSOIR eher sehe als bei Doom-Bands. Auf der neuen Scheibe sind natürlich völlig andere Einflüsse zu vernehmen, was nicht zuletzt an der großen Zeitspanne zwischen den Veröffentlichungen liegt. Unser Sänger und die Gitarristen sind große ALICE IN CHAINS-Fans und hören kaum härtere Klänge als solche. Die heftigste Band, auf die wir uns im Moment einigen könnten, ist wohl TOOL. Ansonsten haben wir uns eher auf Musik wie jene von RADIOHEAD eingeschworen. Früher versuchten wir unsere Songs möglichst vielfältig und vertrackt zu gestalten, doch diesbezüglich sehen wir nun ebenfalls keinen Bedarf mehr. Wenn ein Song komponiert wird, belassen wir den Fluß, der beim Songwriting entsteht, um die Natürlichkeit des Liedes zu gewährleisten. Das neue Album lebt geradezu von dieser Natürlichkeit. Dadurch entstand ein mehrdimensionales Werk, dessen einzelne Songs zwar keineswegs zusammenhängend sind, aber bewußt in jener Reihenfolge verewigt wurden.

Die Resonanzen waren zwar bisher recht unterschiedlich, allerdings scheint sich Europa abermals als Euer "Markt" zu zeigen, oder doch nicht?

Oh ja. Auch wenn ich es immer noch nicht verstehe, weshalb CONFESSOR in Europa wesentlich populärer sind als bei uns in den Staaten, scheint es aber auch mit »Unraveled« wieder so zu laufen. Gut die Hälfte, oder eher noch mehr, aller unserer Fanmails kamen aus Europa, was ich darauf zurückführe, daß man uns bei euch einfach noch immer in Erinnerung hat, während wir in den Staaten nicht einmal eine durchgehende Tournee absolvieren konnten und dadurch völlig unbekannt sind. Vielleicht liegt es aber auch nur an der Einstellung der Fans an sich. Hier bei uns ist es für eine "Provinzband", wie wir es als Formation aus North Carolina nun einmal sind, schon von Anfang an schwierig, in den Städten Fuß zu fassen. Es gibt bei uns auch kaum größere Clubs, in denen wir spielen könnten, geschweige denn würde sich die Chance bieten, für einen größeren Act den Opener machen zu können, da man hier kaum Konzerte veranstalten kann. Mit Ausnahme des "Ozzfest" waren in den letzten Jahren in der Tat keine nennenswerten Ereignisse zu vermelden, weshalb es hier kaum Fans gibt. Für Konzerte müßte man schon gut fünf Stunden Anreise nach Washington DC oder südwärts nach Atlanta in Kauf nehmen, was auch nicht unbedingt einfach wäre. Es freut mich aber immer wieder, von Fans zu hören, die in der Ukraine oder in Malaysia leben und die CONFESSOR anhimmeln.

Habt Ihr denn wenigstens befreundete Bands, mit denen Ihr Konzerte spielen könnt, oder seid Ihr ganz auf Euch alleine gestellt?

Leider sind wir zu lang von der Szene fern gewesen, um alle Bekanntschaften und Freundschaften aufrecht erhalten zu können. Aber mit einigen Leuten von NOCTURNUS, mit denen wir ja auch bei Euch auf Tour waren, sind wir immer noch in Kontakt, genauso wie mit Michael Amott, den wir ja noch von CARCASS her kennen. Mit LAMB OF GOD verbindet uns eine enge Beziehung, schließlich haben wir mit diesen Jungs schon gespielt, als sie noch BURN THE PRIEST geheißen haben. Auch mit SUPERJOINT RITUAL haben wir bereits gespielt, nicht zuletzt deshalb weil Phil Anselmo ein großer Fan von CONFESSOR ist und ein guter Freund von uns deren Tour-Manager war.

Wie seid ihr mit Eurem europäischen Label SEASON OF MIST in Kontakt gekommen?

Als bekannt wurde, daß wir einen Deal suchten, war Michael, der Besitzer von SEASON OF MIST, der erste, der uns kontaktierte und uns einen Deal anbot. Er war schon in unseren Anfangstagen ein großer CONFESSOR-Fan und auch die Mitarbeiter der US-Niederlassung von SEASON OF MIST haben sich als CONFESSOR-Fans geoutet. So gesehen war es fast schon logisch, daß wir uns auf eine Zusammenarbeit einlassen würden. Da unsere Kooperation mit Plattenfirmen in der Vergangenheit nicht unbedingt optimal verlaufen ist, erwarten wir uns von daher recht viel von unserem Label, zumindest aber sind wir uns sicher, daß die Leute, die mit uns arbeiten. für unsere Klänge offen sind und die Band somit nicht ausschließlich als "Ware" betrachten. Sie haben es uns sogar ermöglicht, nach Norwegen zu fliegen, um dort einige Sequenzen für eine im Laufe des Jahres erscheinende DVD zu filmen. Der Start hinsichtlich der Zusammenarbeit ist also in der Tat sehr vielversprechend und ich bin davon überzeugt, daß es auch so weiter gehen wird.

Wird es denn auch eine Tournee geben? Es wäre mit Sicherheit von Vorteil, um das Album auch entsprechend unters Volk bringen zu können.

Wir haben schon im letzten Jahr einige Shows gespielt und auch für das kommende Jahr bin ich guter Dinge, daß diesbezüglich einiges klappen wird. Zudem werden wir aber auch ein neues Album einspielen, zumal erste Ideen bereits existieren. Wir werden wohl einen passenden Rhythmus in Sachen Tour/Songwriting für uns finden können, denn seit den Aufnahmen zu »Unraveled« brennt es uns geradezu unter den Nägeln, wieder zusammen spielen zu können. Was die neuen Songs betrifft, bin ich schon gespannt, in welche Richtung sich die gesammelten Ideen weiterentwickeln werden. Ich muß gestehen, daß ich es immer bevorzugt habe, neue Songs zu komponieren, denn trotz aller Freude, die mir das Spielen auf der Bühne bereitet, war es immer das Songschreiben selbst, das ich bevorzugt habe.

Klingt ja regelrecht euphorisch. Zu einem neuen Album müssen wohl aber auch Texte verfaßt werden, womit wir wieder beim noch immer "heißen" »Unraveled«-Album angelangt wären. Kann man Eure Lyrics in irgendeiner Form zusammenfassen, um sie auch für den nicht von Geburt an englischsprechenden Teil der Bevölkerung verständlich zu machen?

Der Großteil von Scotts lyrischen Ergüssen handelt von Ängsten. Er liebt es, über innere Ängste oder Menschen zu philosophieren, die in ihrem Leben ständig mit Angst in allen nur erdenklichen Formen konfrontiert werden. Manche Hörer werden sich zumindest teilweise damit identifizieren können und mir geht es mitunter ebenso. Scott schafft es, auf mir unerklärbare Weise immer wieder sich in die Seele andere Menschen regelrecht hineinzudenken. Vielleicht liegt es auch an den Texten, daß uns manche Kritiker in den Doom-Bereich einordnen, da die Texte mitunter recht düster gehalten sind. Wer sich zu sehr gestoßen fühlt und in sich den Charakteren wiedererkennt, die Scott besingt, sollte allerdings eventuell einen Arzt zu Rate ziehen. [lacht]
Was Angst an sich betrifft, so muß ich immer wieder an ein T-Shirt denken, das ich einmal gesehen habe, auf dem stand: "Fear: Thief Of Dreams". Besser kann man den Begriff Angst nicht umschreiben.

Zum Schluß muß ich noch auf das wahrlich gelungene Artwork der neuen Scheibe eingehen. Ich bin zwar nicht unbedingt ein Kunstkenner, aber euer Cover wirkt irgendwie bedrohlich, was an sich perfekt zum Thema "Angst" passen würde. Besteht denn ein direkter Zusammenhang?

Ja, Kunst war schon immer ein wesentlicher Bestandteil unserer Alben. Für unser Debut entdeckte ich damals bei einem Kumpel, der eben dabei war, ein lokales Kunstblatt zusammenzustellen, ein Gemälde eines jungen Künstlers namens Greg Wilson. Nachdem mein Kumpel den Kontakt hergestellt hatte, dauerte es nicht mehr lange bis Greg auch unser Debut illustrierte, wenngleich wir aber nicht jenes Bild verwendeten, sondern eines, das noch besser zur Musik paßte. Das Original dazu hängt übrigens noch immer in meinem Foyer, doch was Greg gerade macht, weiß ich gar nicht. Er hat damals von unserem Management eine Menge Geld erhalten, doch wir haben nie wieder etwas von ihm gehört. Eigentlich waren sich Greg und unser Manager damals über die Summe uneinig und wir waren schlußendlich froh, unseren Manager loszuwerden, von daher hatten weder wir noch Greg offenbar Interesse, weiterhin gemeinsame Sache zu machen. Das Cover für unsere Single habe übrigens ich selbst entworfen und zwar schon in einer Zeit, als ich noch nicht einmal wußte, daß ich jemals in einer Band spielen werde. Dieses Motiv mit dem Totenkopf und auch das Bandlogo, das auf meinem Mist gewachsen ist, gehört übrigens bis heute zu den "Topsellern" aus dem Hause CONFESSOR, wenn es um T-Shirt-Verkäufe geht. Damals hatte ich keine Idee, daß man mit solchen Kleinigkeiten auch Geld machen kann, vielleicht hätte man durchaus mehr herausholen können, aber ich hatte ja keinerlei Ahnung. Das Cover für »Unraveled« stammt von einem Künstler namens Mike Bohatch. Nachdem wir uns auf das Motiv geeinigt hatten, bemerkten wir, daß es nicht nur perfekt zur Musik der Scheibe paßt, sondern auch mit »Condemned« in Verbindung zu bringen ist. Obwohl es auch hier meiner Meinung nach bessere Motive gegeben hätte, einigten wir uns auf jenes als Cover.

Metal und Kunst gehören meiner Meinung nach ohnehin zusammen. Wie seht Ihr das?

Mit Sicherheit gibt es da einen Zusammenhang. Lange bevor ich zum ersten Mal hinter einem Schlagzeug Platz genommen hatte, wollte ich unbedingt Zeichner werden. Ich deckte mich mit Fantasy-Literatur jeder Art ein, nur um die vielen Motive bestaunen zu können. Ich besitze noch immer eine Menge dieser alten "Heavy Metal"-Comics, da mich die Zeichnungen noch immer beeindrucken. Schon in den 70er Jahren gab es Bands, die mit künstlerisch anspruchsvollen Motiven ihre ebenso nicht minder anspruchsvolle Musik einhüllten. Nimm' PINK FLOYD als Paradebeispiel dafür. Bilder von "Hipgnosis", wie sich jene Künstlergruppe nennt, sind zumindest hier bei uns in zahlreichen Wohnungen zu finden, obwohl die Leute keine Ahnung von PINK FLOYD haben. Oder denke an YES und deren von Roger Dean immerzu fabulös gezeichnete Alben, die dem Maler mit Sicherheit Tausende von Dollars eingebracht haben. Roger war später ja auch für die Covermotive von ASIA zuständig. ASIA haben mit Sicherheit gute 50 Prozent ihrer Verkäufe ihren genialen Covermotiven zu verdanken. Hätte es zahlreiche Bands nicht gegeben, würde wohl keiner wissen, was ein "Nazgul" ist. Erst durch Peter Jacksons Verfilmung sind diese Geschöpfe so richtig visualisiert worden, doch schon MOLLY HATCHET hatten ein solches Untier auf ihren Cover. Später waren es unzählige Bands, die sich ihre Motive von H.R. Giger haben anfertigen lassen. Und wenn man die Anzahl derer mit 20 multipliziert, kommst Du ungefähr auf die Anzahl jener, die eines seiner Gemälde..., na, sagen wir, ausgeborgt haben, um ein brauchbares Cover gestalten zu können.
Es wird wohl auf ewige Zeiten eine der wichtigsten Angelegenheiten für eine Band bleiben, sich auch ein entsprechendes Cover auszuwählen, um damit auffallen zu können. Gerade im Metal-Bereich existieren Fantasy-Covermotive, die noch nicht einmal die Qualität einer Kinderzeichnung aufweisen. Damit tut sich die jeweilige Band sicher keinen Gefallen. Klar ist die Musik das wichtigste an einem Album, aber es kommt sehr wohl auch auf die Verpackung an.

Das Auge ißt also nicht nur mit, es hört demnach auch mit. Womit wir wieder etwas gelernt hätten.

http://www.confessorband.com/

scott@confessorband.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

CONFESSOR (US) im Überblick:
CONFESSOR (US) – Unraveled (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 25)
CONFESSOR (US) – Underground Empire 6-Interview (aus dem Jahr 1992)
CONFESSOR (US) – Online Empire 26-Interview (aus dem Jahr 2006)
CONFESSOR (US) – Online Empire 29-"Eye 2 I"-Artikel: »Live In Norway« (aus dem Jahr 2006)
CONFESSOR (US) – News vom 20.11.2002
CONFESSOR (US) – News vom 12.06.2007
CONFESSOR (US) – News vom 04.03.2009
CONFESSOR (US) – News vom 22.08.2010
CONFESSOR (US) – News vom 18.07.2011
Soundcheck: CONFESSOR (US)-Album »Unraveled« im "Soundcheck Heavy 85" auf Platz 19
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