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CATHEDRAL (GB)-Bandphoto 1

Was vor über 15 Jahren als Liaison des kurzeitigen NAPALM DEATH-Sän­gers Lee Dorrian und dem ehemaligen CARCASS-Roadie Mark Griffiths unter dem Einfluß von Bands wie SAINT VITUS oder THE OBSSESSED be­gann, hat sich im Laufe der Zeit durch Alben wie das großartige Debut »Forest Of Equilibrium« oder die musikalisch zwar deutlich unterschiedlichen, aber qualitativ um nichts schwächeren Scheibe »The Carnival Bizarre« zu einer fixen Institution am Metal-Firmament entwickelt. Vor allem Sänger Lee Dorrian weiß seit den Anfangstagen der Band mit seinem, zwar ein wenig eigenwilligen, aber durchaus eigenständigen Gesang zu überzeugen, von seinen, für den Betrachter recht unterhaltsamen Bewegungsabläufen auf der Bühne ganz zu schweigen. Auch in den letzten Jahren waren CATHEDRAL trotz mehrmaliger Wechsel der Plattenfirma immer Garant für hochklassige Alben, zelebrieren sie doch nach wie vor gekonnt ein buntes Sammelsurium unterschiedlicher Zutaten, die weit über das Genre Doom hinausgehen. Neben psychedelischen Elementen, verstehen es CATHEDRAL auch, so richtig furztrocken zu rocken, oder aber auch die Zuhörerschaft in elegischen Kompositionen schwelgen zu lassen.
Anno 2005 sind die Briten, die nun schon seit längerer Zeit in der Formation Lee Dorrian (v), Leo Smee (b), Brian Dixon (d) und Gary Jennings (g) aktiv sind, bei NUCLEAR BLAST gelandet und offerierten uns vor wenigen Wochen mit »The Garden Of Unearthly Delights« ihr insgesamt achtes vollständiges Studioalbum.
Lee scheint nicht nur Sänger der Band zu sein, sondern auch das hochoffizielle Sprach­rohr, denn er war es auch, der die unzähligen Interviewanfragen zu be­wäl­ti­gen hatte.

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»The Garden Of Unearthly Delights« verbindet meiner Meinung nach, gekonnt den Doom Eurer Frühphase mit den rockigeren Sounds der späten 90er Jahre, aber auch die psychedelischen Sounds, die wir zuletzt von Euch offeriert bekamen. War das Absicht?

Nein. Da wir unterschiedliche Charaktere mit ebenso unterschiedlichen Geschmäckern sind, haben sich im Laufe der Zeit immer mehr Einflüsse zu unserem Sound addiert. Ich bin der Meinung, daß man den Songs zu hundert Prozent anhören kann, daß es sich um CATHEDRAL-Kompositionen handelt. Egal in welche Richtung ein neuer Song auch tendieren mag, das Grundgerüst wird immer für uns typisch sein. Da wir uns nicht beweisen müssen, wie gut wir an unseren Instrumenten sind, nehmen wir uns die Freiheit heraus, Songs so zu gestalten, wie sie uns gefallen. Es sollte doch im Sinne eines Künstlers sein, diesem seinen Freiraum zu lassen, oder etwa nicht?

Sicher doch, schließlich zählt Ihr nicht gerade zu jenen Formationen, bei denen man bereits im Vorfeld sicher sein kann, wie das Album klingen wird. Haben sich die stilistischen Unterschiede von Album zu Album in der Frühphase eher durch die unterschiedliche Besetzung ergeben?

Nicht unbedingt. Da mit Gary und mir das Komponistenteam eigentlich seit den Anfängen bestehen geblieben ist, kann man kaum von Änderungen sprechen. Was sich aber mit Sicherheit durch wechselnde Bandmitglieder verändert hat, war die Ausführung der Songs während der Aufnahmen. Unterschiedliche Drummer haben nun mal verschiedene Spielvarianten von ein und demselben Song, auf den Songwritingprozeß an sich, hatten die Line-up-Wechsel aber kaum Einfluß.

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Auf der aktuellen Scheibe klingt vor allem der opulente Titeltrack ›The Garden‹ phasenweise recht untypisch für euch.

Genau das meinte ich mit künstlerischer Freiheit. Man sollte niemals mit einer bestimmten Erwartungshaltung, hinsichtlich der Ausführung eines Kunstwerkes an ein solches herangehen, sondern sich immer zuerst einen Eindruck davon vermitteln lassen. Da ich schon öfters darauf angesprochen worden bin, scheint es so, als ob uns der Effekt mit der Überlänge und den zahlreichen Space Rock-Elementen durchaus geglückt ist.

Unerwartet kam für mich Euer Wechsel zu NUCLEAR BLAST. Wie kam es dazu?

Wir sind in der Tat so etwas wie gebrannte Kinder, was die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Plattenfirmen betrifft. Aber Markus Staiger, der Chef von NUCLEAR BLAST, hat sich über die Jahre hinweg als echter CATHEDRAL-Fan entpuppt und von daher hatten wir keinerlei Bedenken, als er uns einen Deal anbot. Außerdem sind NUCLEAR BLAST ja schon eher ein Major als ein Independent-Label, was sich natürlich auch positiv auf das Budget ausgewirkt hat. [lacht]

Dieser Tatsache ist wohl auch der Umstand zu verdanken, daß CATHEDRAL nicht über das von Dir geführte Label RISE ABOVE RECORDS in die Läden kommt?

Genau. Auch wenn es sich ein wenig überheblich klingen mag, aber CATHEDRAL sind eine Spur zu groß für RISE ABOVE RECORDS. Ich habe zwar Bands unter Vertrag, die sowohl von der Einstellung als auch von der Musik her CATHEDRAL nicht unähnlich sind, es spielt sich aber alles in einem eher überschaubaren Rahmen ab. Schon allein wenn ich nur an die Promotion dieses neuen Albums denke, bin ich heilfroh darüber, mich nicht selbst um die Organisation kümmern zu müssen. [lacht]

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Das Organisieren einer Tournee wäre wahrscheinlich ebenfalls nicht gerade einfach. Weshalb hat sich denn das Unterfangen, zusammen mit CANDLEMASS auf Achse zu gehen, wieder zerschlagen?

Ich weiß, das wäre für viele Fans eine sehr lohnende Angelegenheit gewesen. Abgesehen davon, hätte offenbar auch im Vorfeld alles einigermaßen zusammen gepaßt. Beide Bands sind schon relativ lange in der Szene aktiv, können in etwa eine ähnliche Fanbase mobilisieren und haben noch dazu nahezu gleichzeitig aktuelle Alben im Gepäck. An uns ist es jedenfalls nicht gelegen, daß diese Tour abgesagt werden mußte. Aber ehrlich gesagt kann ich den Schritt von CANDLEMASS durchaus nachvollziehen, denn offenbar war das Angebot zusammen mit DESTRUCTION auf Tournee zu gehen nicht nur finanziell lukrativer, sondern auch von der Konstellation her interessanter. Thrash und Doom an einem Abend wird wohl wesentlich mehr Fans von den heimischen Öfen hervorlocken können.

Trotz dieser Absage, zu deren Erklärung ich einen bitteren Unterton heraushören konnte, werdet Ihr es Euch aber nicht nehmen lassen auf Tournee zu gehen, oder?

Natürlich nicht. Wir werden zusammen mit GRAND MAGUS unterwegs sein. Egal, mit wem auch immer wir touren werden, man darf sich wie immer auf eine typisch, energiegeladene Live-Show von CATHEDRAL freuen.

In welchen Ländern sind CATHEDRAL besonders angesagt?

Das ist sehr schwierig zu beantworten. Generell kann man aber schon behaupten, daß wir in Europa wohl die größte Ansammlung an Fans haben. Aber auch in Asien und speziell in Japan läuft es sehr gut für CATHEDRAL. Einzig und allein die Vereinigten Staaten wollen nicht so recht auf uns abfahren, weiß der Geier warum.

Vielleicht weil Ihr für den durchschnittlichen amerikanischen Musikkonsumenten zu "unmodern" seid?

Na und? Wir sind CATHEDRAL und Engländer noch dazu, was braucht man mehr. [lacht] Nein, im Ernst, wahrscheinlich liegt es in der Tat daran, daß wir nicht gerade brandneue Sounds anzubieten haben. [lacht] Denn rein geschäftsmäßig sollte es kein Problem geben, unsere Alben waren alle offiziell zu erhalten und der Vertrieb hat auch immer einwandfrei funktioniert. Aber es hat eben noch nicht sein sollen.

Was nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht schaffen es ja CATHEDRAL mit »The Garden Of Unearthly Delights« auch in den Staaten. Bei uns darf man schon einmal die nötigen Utensilien für einen Konzertabend mit Lee Dorrian und seiner Truppe vorbereiten.

http://www.cathedralcoven.com/

info@cathedralcoven.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

CATHEDRAL (GB) im Überblick:
CATHEDRAL (GB) – In memoriam (Rundling-Review von 2015 aus Online Empire 64)
CATHEDRAL (GB) – The Garden Of Unearthly Delights (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 24)
CATHEDRAL (GB) – The Guessing Game (Rundling-Review von 2010 aus Online Empire 43)
CATHEDRAL (GB) – The Last Spire (Rundling-Review von 2013 aus Online Empire 56)
CATHEDRAL (GB) – Heavy, oder was!? 59-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
CATHEDRAL (GB) – Online Empire 25-Interview (aus dem Jahr 2005)
CATHEDRAL (GB) – Online Empire 45-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2010)
CATHEDRAL (GB) – Online Empire 55-Interview (aus dem Jahr 2013)
CATHEDRAL (GB) – News vom 26.07.2010
CATHEDRAL (GB) – News vom 07.02.2011
Playlist: CATHEDRAL (GB)-Album »The Last Spire« in "Jahrescharts 2013" auf Platz 10 von Walter Scheurer
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