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DEADSOUL TRIBE-Bandphoto 1

Bereits zum vierten Mal innerhalb von vier Jahren dürfen sich Freunde der intensiven, schwer von Devon Graves' fast schon hypnotischem Gesang geprägten, Monumentalkompositionen der Formation DEADSOUL TRIBE an deren Musik ergötzen. Mit »The Dead Word« setzt Devon, der wohl noch als Buddy Lackey und somit als Sänger der Götterband PSYCHOTIC WALTZ ein Begriff sein müßte, seinen Weg konsequent fort. Getragen von rhythmischen Spielereien, die sein Partner Adel Moustafa nicht nur mit einem Schlagzeug, sondern auch mit Hilfe diverser anderer Schlaginstrumente auf Silberling verewigt hat, brillieren DEADSOUL TRIBE auch diesmal wieder mit einfühlsamen Melodien, dezenten Anklängen an düstere Sounds und jenen Merkmalen, mit denen Devon mit seinem aktuellen Betätigungsfeld auch schon auf den Alben »Dead Soul Tribe« (2001), »A Murder Of Crows« (2003) und im letzten Jahr auf »The January Tree« zu begeistern wußte.
Im Rahmen der Promotion für »The Dead Word« gab Devon bereitwillig unzählige Interviews, wobei er eingangs unseres Gesprächs erfreut feststellte, daß sich offenbar auch in seiner österreichischen Wahlheimat jemand für seine Musik interessiert.

Du lebst ja nun schon einige Jahre hier in Österreich. Was hat Dich dazu bewogen, von San Diego nach Niederösterreich zu siedeln?

Meine erste Frau war Österreicherin und da sie es nicht lange in San Diego ausgehalten hatte, bin ich seinerzeit mit ihr nach Wien übersiedelt. In der Zwischenzeit bin ich zum zweiten Mal verheiratet und lebe mit meiner Frau und unseren beiden Kindern in der Nähe von St. Pölten. Zu Beginn war es schon eine Umstellung, die ich zu bewältigen hatte, aber in der Zwischenzeit habe ich mich perfekt akklimatisiert. Zudem habe ich mein eigenes Studio, den "Deadsoul Temple" eingerichtet, wo ich mich, wann immer es beliebt, auf meine Kompositionen stürzen kann.

DEADSOUL TRIBE-Headline

»The Dead Word« klingt zumindest musikalisch, wie der logische Nachfolger zu »The January Tree«, wobei die polyrhythmischen Anteile offenbar noch weiter ausgebaut wurden. Wird denn das lose Konzept des Baumes, der, wenn er bereits fast leblos ist, immer noch Äste und Zweige besitzt, die weiterleben, ebenso weitergesponnen?

Musikalisch mag eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden sein, aber ganz kann ich dem nicht zustimmen. Es ist ja noch nie so gewesen, daß ich einen zweiten Teil eines Albums zu komponieren versucht hatte. Was auch immer mich dazu bewegt, einen Song zu schreiben, im Grunde geht es mir in erster Linie darum, Emotionen zu vermitteln. Ich möchte kein Prediger sein, der den Zuhörern seine Meinung aufdrängen will, sondern will lediglich meine persönlichen Gefühle ausdrücken. Schon bei »A Murder Of Crows«, dessen Hintergrund darauf basiert, daß es mich schwer beeindruckt hatte, als ich bei einem Spanziergang im Winter tote Krähen entlang einer Leitung hängen sah, war eine gewisse Düsternis in den Songs zu erkennen. Diesbezüglich mag es stimmen, daß »The Dead Word« ein Nachfolger zu unseren älteren Alben ist. Was die Texte betrifft, gibt es aber keinerlei Beziehung. Nicht einmal von Song zu Song besteht da ein Zusammenhang. Meine Texte sind der Versuch, die Gefühle und Emotionen, die in einem Songs enthalten sind, auf möglichst poetische Weise festzuhalten. Im Laufe der letzten Jahre war DEAD SOUL TRIBE wesentlich mehr für mich, als bloß die "Band", bei der ich jetzt spiele. Meine Intention war es, ein richtiges Umfeld, ja genauso genommen sogar einen "Tribe", im wahrsten Sinne des Wortes, zu finden. Deshalb wählte ich auch diesen Namen für meine Band. Es ging mir nicht darum, die besten Musiker zu finden, sondern jene, die es am ehesten verstehen, Gefühle musikalisch umzusetzen. Hier geht es nicht um Perfektion, sondern um Emotion.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang vor allem die Tatsache, daß lediglich Adel und Du im Infoblatt aufgelistet seid. Existiert denn das Line-up nicht mehr in der bekannten Form, oder was ist aus dem "Tribe" geworden?

Der "Tribe" als solcher wird größer und größer. Was die Band DEADSOUL TRIBE als solche betrifft, besteht sie generell aus vier Musikern. Roland Ivenz (b) und Rollz Kerschbaumer (g) gehören natürlich fix zu dieser Band und tragen ihren wesentlichen Anteil zum Gelingen der Songs auf der Bühne bei. Allerdings haben Adel und ich die Songs allein eingespielt und ich die Angelegenheit auch produktionstechnisch erledigt. Vor allem Adel ist ein wichtiger Bestandteil von DEADSOUL TRIBE geworden, da er perfekt mit mir harmoniert. Ich persönlich bin sicherlich nicht der beste Gitarrist, aber es gibt keinen, der es schafft, meine Emotionen besser in Songs umzusetzen als ich selbst. Adel kann sich offenbar derart gut einfühlen, daß er immer die richtige Rhythmik dazu findet.

DEADSOUL TRIBE-Bandphoto 2

Dazu fällt mir ein, daß genau diese Tatsache wohl Deine Unzufriedenheit mit »The Strange Mind Of...«, Deinem ersten Soloalbum aus dem Jahre 1992 verursacht hatte, oder?

Exakt. Die Angelegenheit ist im Endeffekt völlig in die Hose gegangen. Die Songs an sich sind zwar gut und dazu stehe ich heute noch, aber die Arbeiten an sich sind keineswegs zufriedenstellend ausgefallen. Ich war jung und blind und hatte mich zu sehr auf Außenstehende verlassen. Aber ich habe sehr viel daraus gelernt und kann genau deswegen auf vier, zu meiner ganzen Zufriedenheit ausgefallene, DEADSOUL TRIBE-Alben zurückblicken.

Zuletzt hast du ja für »The January Tree« auf besagtes Solo-Album zurückgegriffen, um den Fans ›Just Like A Timepiece‹ zu präsentieren. Wird es denn in Zukunft weitere Songs daraus auf DEADSOUL TRIBE-Veröffentlichungen geben?

Schwierige Frage. Aber offenbar besteht diesbezüglich tatsächlich Handlungsbedarf. Ich werde bei Gigs immer wieder auf das Soloalbum angesprochen und die Fans verlangen auch immer wieder nach bestimmten Songs. So gesehen wäre es wohl fast "Dienst am Kunden", wenn es auch in Zukunft Songs davon zu hören geben würde. Aber ich werde es mit Sicherheit nicht einfach so managen und das Album neu auflegen, denn das wäre wohl zu billig. Vielleicht werden wir aber schon bei den nächsten Konzerten wieder das eine oder andere Stück in den Set integrieren.

Stichwort Konzerte: Ihr wart letztes Jahr zusammen mit THRESHOLD unterwegs. Diese Konstellation scheint mir nicht nur musikalisch durchaus kompatibel, sondern sollte auch auf der persönlichen Ebene funktioniert haben, oder?

Oh ja. Es war bestens, wir haben uns gut mit den Jungs von THRESHOLD verstanden und auch das Umfeld hatte gepaßt. Die Organisation war ebenfalls durchaus gut und es gab kaum Kritikpunkte. Aber auch die Tour als Opener für RAGE, die vielleicht musikalisch nicht unbedingt mit uns harmonieren, war als Erfolg anzusehen. Vor allem Drummer Mike Terrana bleibt mir wohl auf ewig als perfekter Entertainer in Erinnerung. Der Knabe versteht es wahrlich, Menschen zu unterhalten, selten habe ich auf Tour so gelacht.

Demnächst seid Ihr ja wieder unterwegs, diesmal zusammen mit den wiedervereinigten SIEGES EVEN. Was erwartest du denn davon?

Das ist schwierig zu beantworten. Tatsache ist, daß es sich um eine Double-Headliner-Tour handeln wird und beide Bands wohl in etwa dieselbe Spielzeit haben werden. SIEGES EVEN sind ja quasi auf einer Comeback-Tournee und hatten vor allem im deutschsprachigen Raum, aber auch im restlichen Europa, ein recht großes Following. So gesehen könnte es die bislang erfolgreichste Tournee werden, wenn man bloß auf Verkaufszahlen achtet. Diese Angelegenheit ist mir aber nicht wirklich wichtig, ich bin eher darauf aus, die Leute, die Eintritt für die Konzerte bezahlen, mit meinen Klängen zu berühren, egal ob es bloß 20 oder mehrere Hundertschaften sind. Was mir wirklich wichtig wäre, ist eine gut organisierte Tournee, denn nur so kann den Fans etwas geboten werden. Man sollte immer darauf achten, daß das "Produkt", sei es nun ein Konzert oder ein Album, genau so fabriziert wird, daß den Zuhörern das bestmögliche für ihr Geld präsentiert wird.

Daraus ergibt sich fast von selbst die Schlußfolgerung, weshalb du nun in Eigenregie Alben produziert und noch dazu im "Deadsoul Temple" aufnimmst.

Ja. Aus den Erfahrungen, die ich vor allem mit meinem Solo-Album machen konnte, habe ich gelernt, daß es nahezu unmöglich ist, einem Produzenten deine Emotionen so zu vermitteln, daß dieser die Songs dann in exakt deiner Intention auf Silberling verewigen kann. So gesehen versuche ich es lieber in Eigenregie, auch wenn es sicher bessere Studios als mein eigenes gäbe. [lacht] Dafür bin ich weder an den Faktor Zeit gebunden, noch brauche ich mich großartig um die finanzielle Seite einer Produktion zu kümmern, was ein ebenso großer Vorteil ist.

DEADSOUL TRIBE-Einzelshot: Devon Graves

Du bist nun schon lange Jahre in der Szene, doch mit Ausnahme deiner Vorliebe für JETHRO TULL wissen wir recht wenig über deinen Musikgeschmack.

Mein Geschmack hat sich über die Jahre hinweg nicht wesentlich geändert. Auch ich bin nach wie vor Verehrer jener Bands und Künstler, die mich quasi zum Musizieren gebracht haben. Diesbezüglich sind unbedingt BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN, Jimi Hendrix und eben JETHRO TULL zu nennen. Später kam ich dann auf den Geschmack von Kompositionen eines Frank Zappa, den ich aber mittlerweile ebenfalls schon lange Jahre verehre. An aktuellen Bands fallen mir spontan TOOL ein, deren Alben ich sehr gerne höre, und außerdem bin ich ein großer Fan von Tori Amos.

Beziehen sich Inspirationen dieser Art lediglich auf die Musik, oder auch auf die Texte?

Inspirationen für meine Musik und auf meine Texte kommen nicht von anderen Künstlern, sondern aus dem täglichen Leben. Ich lasse mich unheimlich gerne von der Natur inspirieren. Denke beispielsweise zurück an »The January Tree«, wo ich mir quasi direkt aus der Natur die Basis für meine Texte geholt habe. Der Baum war als Symbol für jegliches Leben gedacht. Auf den Menschen umgemünzt, wäre der Ahnvater einer Familie der Stamm, während die Generationen an Kindern eben die Äste und die nächste Generation die Zweige wären. Wenn im Winter die Blätter abfallen, entstehen im nächsten Frühjahr abermals neue und der Lauf des Lebens geht weiter. Ich bin als Mensch ein Teil eines Prozeß der Natur und genau daraus lasse ich auch meine Songs entstehen.

http://www.deadsoultribe.com/

info@deadsoultribe.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: M. Höfinger

DEADSOUL TRIBE im Überblick:
DEADSOUL TRIBE – A Lullaby For The Devil (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 33)
DEADSOUL TRIBE – Deadsoul Tribe (Rundling-Review von 2002 aus Heavy, oder was!? 62)
DEADSOUL TRIBE – Heavy, oder was!? 78-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
DEADSOUL TRIBE – Heavy 89-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
DEADSOUL TRIBE – Online Empire 12-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2002)
DEADSOUL TRIBE – Online Empire 20-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
DEADSOUL TRIBE – Online Empire 25-Interview (aus dem Jahr 2005)
DEADSOUL TRIBE – Online Empire 26-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
DEADSOUL TRIBE – Online Empire 28-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
DEADSOUL TRIBE – Online Empire 29-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
DEADSOUL TRIBE – Online Empire 46-Interview (aus dem Jahr 2011)
DEADSOUL TRIBE – News vom 31.10.2009
Soundcheck: DEADSOUL TRIBE-Album »A Lullaby For The Devil« im "Soundcheck Heavy 104" auf Platz 9
Soundcheck: DEADSOUL TRIBE-Album »A Murder Of Crows« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 71" auf Platz 3
Soundcheck: DEADSOUL TRIBE-Album »Deadsoul Tribe« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 62" auf Platz 23
Soundcheck: DEADSOUL TRIBE-Album »The Dead World« im "Soundcheck Heavy 87" auf Platz 3
Soundcheck: DEADSOUL TRIBE-Album »The January Tree« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 77" auf Platz 7
Playlist: DEADSOUL TRIBE-Album »A Lullaby For The Devil« in "Jahrescharts 2007" auf Platz 9 von Walter Scheurer
Playlist: DEADSOUL TRIBE-Album »A Lullabye For The Devil« in der Kategorie "aktuelle Faves" auf Platz 5 von Holger Andrae
Playlist: DEADSOUL TRIBE-Album »A Murder Of Crows« in "Jahrescharts 2003" auf Platz 2 von Walter Scheurer
Playlist: DEADSOUL TRIBE-Album »The Dead Word« in "Jahrescharts 2005" auf Platz 2 von Walter Scheurer
Playlist: DEADSOUL TRIBE-Album »The January Tree« in "Jahrescharts 2004" auf Platz 6 von Walter Scheurer
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