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  UE-Home → History → Online Empire 26 → Interview-Übersicht → SLOUGH FEG-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

SLOUGH FEG-Logo

SLOUGH FEG-Headline

Schon seit nahezu zehn Jahren veröffentlicht die kalifornische Formation (THE LORD WEIRD) SLOUGH FEG in regelmäßigen Abständen interessante, weil einzigartige Alben. Zudem sind die Amis auch hierzulande immer wieder gerngesehene Gäste auf unterschiedlichen Festivals, da ihre eigenwillige, aber stets energiereiche musikalische Mischung auf der Bühne ebenso für entzückte Fans sorgen kann, wie auf Tonträger. Vor wenigen Monaten erschien mit »Atavism« das bereits fünfte Werk des kalifornischen Quartetts, das stilistisch abermals relativ schwer zuzuordnen ist, da die Einflüsse vom Hard Rock der 70er Jahre über traditionellen NWoBHM-getünchten Metal bis hin zu einer in etwa nach SKYCLAD ohne Violine tönenden keltischen Metalvariante reichen.
Trotz nahezu ausnahmslos positiver Resonanz seitens der Presse werden SLOUGH FEG hierzulande aber noch immer sträflich ignoriert, weshalb wir Mastermind, Sänger und Gitarristen Mike Scalzi die Chance zubilligen wollten, in Form eines Interviews ein wenig mehr über seine Band preiszugeben:

Trotz zahlreicher Auftritte hier bei uns in Europa seid Ihr noch immer eher unbekannt. Zudem scheint es auch nicht ganz einfach, Eure bisherige Geschichte zu durchblicken. Laß' die Historie Deiner Band doch kurz Revue passieren!

Das ist wahrlich nicht einfach. Ich weiß selbst nicht mehr genau, wie viele Line-up-Wechsel in den letzten 15 Jahren, denn so lange bin ich mit der Band bereits am Start, vorgenommen werden mußten. Allerdings sind wir seit längerer Zeit in einer sehr stabilen Besetzung unterwegs. Die Band besteht seit den Anfängen aus Greg Haa (d) und mir. Seit gut drei Jahren ist auch Adrian Maestas (b) in der Band, lediglich Angelo Tringali (g), der anstelle von John Cobbett zu uns kam, ist noch relativ neu. Greg und ich sind ja bekanntlich die Gründer der Band, weshalb wir uns auch im Prinzip auch die Belange der Band kümmern. Unsere Entwicklung kann als "fortschrittlich" bezeichnet werden, denn seit nunmehr fünf Alben konnten wir uns konstant steigern und auch unsere Live-Shows haben mittlerweile ein recht professionelles Level erreicht.

Weshalb wurde denn der Bandname gekürzt? Schließlich seid ihr nun als SLOUGH FEG unterwegs, was wurde denn aus dem "Vornamen" THE LORD WEIRD?

Ich betrachte das nicht als Änderung unseres Namens. Wir waren schon immer SLOUGH FEG, "THE LORD WEIRD" war lediglich ein Zusatz, den wir nun eben der Einfachheit halber weggelassen haben.

SLOUGH FEG-Bandphoto 1

SLOUGH FEG unterscheiden sich sowohl stilistisch, als auch was das Auftreten an sich betrifft, erheblich vom Großteil der anderen Metal-Bands. Bezieht Ihr Eure Inspirationen aus einer anderen Ecke, oder gibt es einen ganz speziellen Grund hierfür?

Wir sind anders? Anders als andere Metal-Bands? Klar doch, wir sind schließlich auch eine Rock'n'Roll-Band, die Metal spielt. Wir sind wie wir sind und spielen genau jene Musik, die uns am Herzen liegt. Nicht mehr, aber schon gar nicht weniger. Die Songs, die ich schreibe entstehen quasi in mir, aber doch inspiriert durch alle möglichen Einflüsse von außen. Da kann natürlich auch Metal dabei sein, schließlich liebe ich diese Musik. Ich bin nun eben ein Musiker, der "Rock" liebt und zwar in jeder Form, sei es nun Heavy Metal oder Hard Rock. Der Alltag wäre ohne Musik doch langweilig, deshalb liebe ich es, Musik zu machen. Es gibt mir Berge, wenn ich meine Gitarre umhängen habe und losspielen kann. Harte, schnelle Klänge sind es, die mir erst so richtig helfen, meinen Alltag erträglich zu machen. Es ist mir scheißegal, was andere Leute tun oder denken, ich laß' sie machen, was sie wollen, aber ich möchte auch nicht darin gestört werden, wenn ich meine Musik spiele.

Diese Einstellung scheint sich auch auf das Songwriting auszuwirken, schließlich ist einer der wichtigsten Faktoren an »Atavism« die schier unglaubliche Intensität. Wird darauf eigentlich besonders Wert gelegt, wenn neue Songs geschrieben werden?

Ja, es ist mir wichtig, sehr intensiv zu klingen. Allerdings muß ich mich nicht sonderlich bemühen, denn unsere Songs klingen schon seit Beginn unserer Karriere so. Es scheint, als ob mir diese Fähigkeit im Blut liegen würde.

Ebenso intensiv wie die Musik an sich sind auch immer schon Eure Texte gewesen. »Traveller« war ein Konzeptalbum, »Atavism« dagegen ist keines, wirkt durch die zahlreichen kurzen Instrumentalpassagen aber so als ob auch diese Scheibe einen konzeptionellen und zusammenhängenden Hintergrund hätte.

Um die Texte hier und jetzt zu erläutern würde es wohl mehrerer Stunden und im Endeffekt auch mehrer Seiten Eures Zines bedürfen. Deshalb versuche ich, mich kurz zu halten. Wer sich eingehend mit den Lyrics befassen will, kann dies problemlos über unsere Webpage tun, denn dort sind einige der Texte verewigt. Generell besteht der Unterschied zwischen den beiden Scheiben darin, daß »Traveller« in der Zukunft spielt, während wir uns für »Atavism« der Vergangenheit bedient hatten.

Aber die Inspirationsquellen für Deine Texte sind auf der Webpage nicht zu finden. Kannst du uns diese verraten?

Ich lese sehr viel und auch sehr gerne. Deshalb inspirieren mich Bücher auch ungemein. Vorwiegend lese ich philosophische Bücher von Größen wie Friedrich Nietzsche oder Arthur Schopenhauer. Desweiteren liebe ich Science-Fiction-Romane; vor allem Alfred Bester hat es mir angetan. Allerdings gestehe ich, auch lyrisch von anderen Bands beeinflußt zu werden. Vor allem THIN LIZZY, THE BEATLES, Elvis Costello, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, BLACK SABBATH, SAINT VITUS und QUEEN sind diesbezüglich zu nennen. Nichts Besonderes eigentlich, aber diese Herrschaften sind oder waren nicht nur hervorragende Musiker, sondern auch Texter.

Bei so unterschiedlichen Inspirationsquellen darf man sich auch ob der musikalischen Vielfalt nicht wundern, die SLOUGH FEG anzubieten haben. Man kann Euch natürlich keinerlei Stilbruch unterstellen, denn ihr klingt nach wie vor in erster Linie wie ihr selbst, dennoch wirkt »Traveller« in meinen Ohren weniger "Old School"-lastig als euer aktuelles Album.

Ich wäre höchst unzufrieden, wenn sich ein Album exakt gleich anhören würde wie jenes davor. Ich meine, es gibt doch nichts Langweiligeres als Bands, die im Prinzip ein Album aufnehmen und aus jenen Songs im Laufe ihrer Karriere mehrere in ähnlicher Form gestalten. Es ist ja auch nicht so, daß man jeden Abend dasselbe Essen zu sich nehmen möchte.

Leckerer Vergleich. Abwechslungsreiche Kost ist eben gesund. Apropos Abwechslung: Bist Du eigentlich zum "Zeitvertreib" auch noch in anderen Bands aktiv?

Nein, nicht mehr. Im Moment konzentriere ich mich voll und ganz auf SLOUGH FEG. Ich bin zwar auf zwei Alben von HAMMERS OF MISFORTUNE zu hören, aber diese Band ist im Moment auf Eis gelegt.

HAMMERS OF MISFORTUNE sind ja ebenso wie SLOUGH FEG bei CRUZ DEL SUR MUSIC unter Vertrag. Wie kamen denn SLOUGH FEG bei diesem kleinen, aber feinen italienischen Label unter?

Das war keine besonders spektakuläre Angelegenheit. Eines Tages flatterte mir eine Offerte ins Haus, die ich unterzeichnete. Das war's auch schon. Bei uns in den Staaten dagegen schaut es für Metal-Bands wie SLOUGH FEG nicht gerade rosig aus. In Deutschland und anderen europäischen Ländern ist die Lage wesentlich besser. Hier bei uns gibt es unzählige, völlig untalentierte Bands, die gutdotierte Verträge erhalten und in ein Studio gezerrt werden, wo der Produzent im Prinzip das Album im Alleingang aufnimmt. Uns geht es ähnlich wie vielen Hardcore-Bands in den 80er Jahren, auch wir müssen uns unsere geeigneten Labels im Underground suchen. Leider hat sich an dieser Situation seit damals nicht viel geändert, aber so brauchen wir uns wenigstens keine Gedanken über das liebe Geld zu machen, das ist ja auch immerhin etwas. [lacht]

Traurig, aber wahr. Immerhin scheint neuerdings aber wieder mehr Zusammenhalt in der Metal-Szene zu geben. Habt Ihr denn euch eure speziellen Kumpels?

Nein, ich will mit diesen Metallern doch nichts zu tun haben! [lacht] Wir haben schöne Zeiten auf Tour in verschieden Ländern mit Bands wie IRONSWORD, TWISTED TOWER DIRE, SOLSTICE, SACRD STEEL, BIBLE OF THE DEVIL oder MIRROR OF DECEPTION verbracht. Diese Bands sind nicht nur talentiert, sondern auch wahre Freunde von uns! Oh ja, Metaller sind schon ein sehr loyales Völkchen!

Zahlreiche dieser Konzerte gingen in Europa über die Bühne, welche Länder sind verkaufstechnisch denn "Eure"?

In erster Linie Deutschland, Griechenland und Italien, aber auch Irland und, obwohl es eigenartig klingen mag, die USA.

Waren denn die Pressereaktionen auf »Atavism« so positiv, daß auch wieder eine Gastspielreise in Europa auf dem Programm stehen wird?

Die Reaktionen bisher sind nahezu ausschließlich positiv. Daraus läßt sich aber keineswegs eine Europa-Tournee auf die Beine stellen, denn mehr als 4000 Alben werden wir wohl kaum verkaufen können. Jene Leute, die das Album lieben, werden wohl auch zu unseren Shows kommen und die Auftritte genießen. »Atavism« ist ein gutes, rockiges Album geworden und schon nächstes Jahr wird wieder ein neues Werk erscheinen, das vielleicht noch ein paar Leuten mehr gefällt. Es könnte so einfach sein im Leben, aber sobald es nur mehr um das Geschäft geht, wird es kompliziert.

Wie wahr! Weil Eure Fans aber wohl wahre Gourmets sein dürften, gibt es »Atavism« auch als Vinylversion, oder?

Sicher doch, oder besser gesagt gab es. Die limitierte Auflage von 500 Stück ist nämlich bereits ausverkauft.

Das klingt aber auch business-mäßig nicht übel. Als weiteres Schmankerl könntet Ihr Euren Verehrern noch eine Special-Edition mit Euren unveröffentlichten Demo-Songs anbieten. Wäre das nichts?

Die Idee an sich ist gut. Aber leider ist ein Großteil dieser Songs nicht wirklich gut genug, um veröffentlicht zu werden. Vor allem der Sound war damals grottenschlecht. Es bringt keinem Menschen etwas, ein Album auf den Markt zu bringen, auf dem unausgegorene Songs in mieser Qualität verewigt sind. Okay, einige Freaks würden das cool finden, ich kann mich damit aber nicht unbedingt anfreunden. Obwohl ich sicher bin, daß eine derartige Veröffentlichung in Europa innerhalb kurzer Zeit ausverkauft wäre.

Europa liegt Euch eben zu Füßen, so daß Ihr just beim "Keep It True"-Festival gastieren konntet. Was stand im Anschluß an Eure Rückkehr in die Staaten auf dem Plan? Kann man schon Information preisgeben, oder ist es noch zu früh?

Es ist nie zu früh, um über die Zukunft zu sprechen. Ich habe die kommenden zehn Jahre nahezu vollständig im voraus geplant und arbeite schon an den nächsten zehn. Zuerst werden wir an unserem sechsten Album arbeiten, das stilistisch wohl deutlich 70er-lastig ausfallen wird. Vor allem AC/DC und THIN LIZZY kann ich diesbezüglich schon als Inspirationen nennen. Die Gitarren werden klarer, transparenter, aber auch rauher klingen und es wird auch auf jener Scheibe keinerlei Effekte geben, ausschließlich ehrliche, handgemachte Rockmusik!
Erwartet keinen Euro-Metal oder gar Trend-Stoff von uns, da seid Ihr auf jeden Fall an der falschen Adresse. Obwohl es hier in den Staaten gerade modern ist, die 70er wieder aufleben zu lassen, haben wir uns diesbezüglich aber nicht dazu verleiten lassen. Wir lieben einfach diesen natürlichen, harten Gitarrensound. Dazu wird es aber auch wieder einige akustische Spielereien geben, obwohl ich mir diesbezüglich noch gar keine Gedanken gemacht habe. Ich möchte schlicht und ergreifend ein weiteres Album veröffentlichen, das Spaß macht und ehrlich klingt. Viele Metaller vergessen leider immer mehr den Spaß an der Sache. Man sollte sich eher an Leuten wie Bon Scott orientieren, der genau wußte, was er wollte und auch hart dafür gearbeitet hat, aber nie darauf vergessen hatte, sich auch seinen Spaß zu gönnen. Auch dieser ganze "Fantasy Kram" verliert schön langsam seine Existenzberechtigung. Er hat Metal zum "Hobbit Rock" verkommen lassen. RAINBOW und DIO wußten bzw. wissen aus solchem Stoff brillante Alben zu kreieren, vergaßen aber nicht, was es bedeutet, ein Rock'n'Roll-Album aufzunehmen.
Ab dem Sommer 2006 sollte es dann auch wieder auf Tournee gehen, vor allem hier in Kalifornien sollten wir wieder öfter Gigs spielen. Vielleicht schaffen wir es ja sogar über unsere Landesgrenzen hinaus nach Oregon oder gar Washington, aber noch ist nichts fixiert. Wir haben zumindest schon einmal einen Booker beauftragt, eventuelle Auftrittsmöglichkeiten zu checken. Hier in der Bay Area liefen die letzten Konzerte wirklich gut und haben sogar ein wenig Geld eingebracht, was ja ein mehr als nur positiver Nebeneffekt ist. Wir werden auch in Zukunft nicht auf der faulen Haut liegen, sondern alles nur mögliche unternehmen, um immer wieder auftreten zu können. Meiner Meinung gehört das zum Metal dazu. Uns reicht es nicht aus, untereinander Mails mit Songideen auszutauschen oder uns darüber Gedanken zu machen, wie böse man schauen muß, um "true" zu sein.
Nein, wir sehen uns viel eher als Metal-Band als all diese Trend-Fuzzies, Pseudo-Punks und sonstigen Typen! Metal ist nichts anderes als Rock'n'Roll in seiner heftigsten Form und genau jenen spielen SLOUGH FEG!

http://www.slough-feg.com/

greg@slough-feg.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photo: Stefan Glas

SLOUGH FEG im Überblick:
SLOUGH FEG – Atavism (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 24)
SLOUGH FEG – Online Empire 25-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
SLOUGH FEG – Online Empire 26-Interview (aus dem Jahr 2006)
SLOUGH FEG – News vom 22.02.2006
SLOUGH FEG – News vom 28.07.2014
SLOUGH FEG – News vom 03.03.2015
Soundcheck: SLOUGH FEG-Album »Ape Uprising!« im "Soundcheck Heavy 122" auf Platz 7
Soundcheck: SLOUGH FEG-Album »Avatism« im "Soundcheck Heavy 82" auf Platz 7
Soundcheck: SLOUGH FEG-Album »Hardworlder« im "Soundcheck Heavy 104" auf Platz 9
Soundcheck: SLOUGH FEG-Album »The Animal Spirits« im "Soundcheck Heavy 132" auf Platz 6
unter dem ehemaligen Bandnamen THE LORD WEIRD SLOUGH FEG:
THE LORD WEIRD SLOUGH FEG – The Lord Weird Slough Feg (Re-Release-Review von 2002 aus Online Empire 12)
THE LORD WEIRD SLOUGH FEG – Down Among The Dead Men (Rundling-Review von 2001 aus Online Empire 7)
THE LORD WEIRD SLOUGH FEG – Traveller (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 16)
Soundcheck: THE LORD WEIRD SLOUGH FEG-Album »Traveller« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 69" auf Platz 5
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