Wetton · Downes – Icon 3
FRONTIERS RECORDS/SOULFOOD
John Wetton und Geoff Downes galten zwar noch nie als unterbeschäftigte Zeitgenossen, eine derartige Umtriebigkeit ist aber in ihrem - mit Verlaub - doch schon etwas reiferen Alter, keineswegs mehr alltäglich. Nach »Rubicon«, dem letzten Album ihres gemeinsamen Projektes, das im Jahr 2006 veröffentlicht wurde, waren die beiden Musiker zunächst dafür "on the road" und danach an der ASIA-Reunion beteiligt, für die es im Jahr 2006 intensiv auf Tournee gegangen ist, ehe im letzten Jahr auch noch das ASIA-Comeback-Album »Phoenix« eingespielt wurde. Da - zumindest vorübergehend - bei dieser Formation abermals eine Schaffenspause angesagt sein dürfte, haben sich die Herren Wetton und Downes zuletzt erneut an die Arbeit für ein weiteres ICON-Album gemacht. Durch den Umstand, es mit dem dritten Werk unter diesem Banner zu tun haben, erklärt sich der Titel quasi von selbst, auch wenn die »3« auf dem Cover eher an ein "Om"-Zeichen erinnert.
Wie nicht anders zu erwarten, kredenzen uns die zwei Protagonisten locker-luftigen Rock mit reichlich Melodien, aber auch mächtig Prog-Appeal. Dominiert wird die Chose einmal mehr von Downes' Keyboard-Spiel, das erneut perfekt mit der Stimme von John Wetton, der selbstredend auch die dicken Saiten erklingen hat lassen, harmoniert. Insgesamt elf Kompositionen haben die beiden Herrschaften auf ihrem aktuellen Werk verewigt, diese sind zum Großteil sehr zugänglich und laufen auch verdammt gut rein, vom Chartcharakter, den Kompositionen von ASIA zumeist intus haben, sind sie aber doch einigermaßen entfernt, da hier offenbar mehr Raum für feinfühlige Passagen eingeräumt und den einzelnen Instrumenten mehr "Bewegungsfreiheit" zugedacht wurde, ohne allerdings Frickelorgien abzuliefern. Auch Gitarrist Dave Kilminster, der nicht nur für diese beiden Ikonen seine Gitarre bereits mehrfach erklingen hat lassen, sondern darüber hinaus auch schon Roger Waters und Keith Emerson unterstützte, vermag mit seinem virtuosen, aber dennoch eher dezenten Spiel nicht minder zu beeindrucken und kann sich in den Kompositionen sehr wohl als Solist beweisen, auch wenn er sich keineswegs in den Vordergrund fiedelt. Mit dem ehemaligen E.L.O.-Musiker Hugh McDowell als Cellist und Andreas Vollenweider an der Harfe sind weitere großen Namen auf »Icon 3« zu hören, wobei vor allem die vom feinfühligen, unter die Haut gehenden Spiel von Vollenweider geprägten Tracks ›Raven‹ und ›Anna's Kiss‹ mit zu den Glanzlichtern, dieses Albums zu zählen sind. Vor allem letztgenannte Nummer ist zu einer ganz wunderbaren Komposition geworden, die von MOSTLY AUTUMN-Frontdame Anne Marie Helder gesangstechnisch veredelt wurde. Hitverdächtig erscheinen mir persönlich zudem noch das an alte QUEEN angelehnte ›Destiny‹ und das vielschichtige, dezent progressive, aber dennoch im Melodic Rock fundamentierte ›Under The Sky‹, mit dem die Herren ihre gemeinsame Vergangenheit perfekt in die Gegenwart transferieren konnten.
Zum Abschluß muß noch angemerkt werden, daß das Duo Wetton und Downes erneut für überaus perfekte Arrangements gesorgt hat und dermaßen detailverliebt agiert, daß selbst beim x-ten Durchlauf noch Feinheiten in ihren Kompositionen - die zwar auf den ersten Höreindruck eher poppig und leicht wirken, das aber keineswegs sind, wie sich im Laufe des "Eintauchens" in dieses Werk herausstellt - zu erkennen sind. »Icon 3« ist logischerweise völlig frei von jedweder Heftigkeit, aber dennoch auch für Musikliebhaber der härteren Gangart durchaus empfehlenswert, denn diese Art von Musik gibt es in dermaßen intensiver Form nur ganz selten.
gut | 10 |