NAPALM DEATH – Time Waits For No Slave
CENTURY MEDIA RECORDS/EMI ELECTROLA
Auch wenn es zu Beginn der Laufbahn dieser Briten keineswegs den Anschein gemacht hatte, als daß NAPALM DEATH diese einst darauf ausgelegt hätten, als "nachhaltig" in die Geschichtsbücher der Musikbranche einzugehen, muß wohl auch der heftigste Kritiker dieser Band neidlos und voll Respekt eingestehen, daß sie exakt das geschafft haben und auch jetzt, knapp drei Jahrzehnte später, noch immer mit zu den mächtigsten Formationen im extremen Metal zu zählen sind.
In ihrer beeindruckenden Karriere haben es die Herrschaften in der Zwischenzeit auf insgesamt 27 "Bandjahre" und zeitgleich beachtenswerte 14 Studioalben gebracht. Angemerkt zu diesen Fakten sei zudem noch, daß es sich bei NAPALM DEATH um eine der wohl emsigsten und tourfreudigsten Bands im gesamten Business handelt. Von mangelnder Auslastung oder dergleichen konnte bei dieser Truppe ohnehin noch nie die Rede sein. Diese wahrlich imposante Statistik läßt darauf schließen, daß NAPALM DEATH wohl den Dreh heraus haben müssen, und anhand ihres aktuellen Silbertellers »Time Waits For No Slave« läßt sich problemlos nachvollziehen, weshalb die Herrschaften noch immer mit zu den essentiellsten Formation im extremen Metal zu zählen sind. Die Urväter aller ultra-brutalen Sounds haben uns darauf insgesamt 14 Tracks zu offerieren, die zum einen ganz klar ihre immer noch imposante Brutalität manifestieren und die Stärken der Band dokumentieren, auf der anderen Seite waren die "gereiften Helden" aber dann doch so frei, auch persönliche Einflüsse und Vorlieben ans Tageslicht zu befördern. Neben fiesen und räudigen Grindcore-Bastarden, die einmal mehr der Konkurrenz weltweit zeigen, weshalb NAPALM DEATH schon so lange "on top" sind, kommen dadurch auch massig "fremdartige" Anklänge zum Zug, die perfekt zur Vorgangsweise von NAPALM DEATH passen und ungemein homogen ins Erscheinungsbild eingefügt werden konnten.
So scheinen sich die Herren nunmehr verstärkt auf wuchtige Grooves im Midtempo festgelegt zu haben, die aber allesamt ebenso mit schier unglaublicher Brutalität aus den Boxen gedonnert kommen. Hier wird wohl gar kein Hehl daraus gemacht, daß die ganz alten CELTIC FROST mit zu den "gemeinsamen Nennern" im Bandgefüge zu zählen sind, wenn von "Favoriten" die Rede ist. Zudem läßt sich für mich auch desöfteren die versiffte Grind-Punk-Räudigkeit von Größen wie DISCHARGE vernehmen, kein Wunder eigentlich, denn auch diesbezüglich haben sich NAPALM DEATH immer wieder im Laufe ihrer Historie als eingefleischte Fans geoutet. Wie ebenso zu erwarten war, kommt die Chose auch einmal mehr mit nicht minder heftigen Lyrics um die Ecke. Wie der Titel schon vermuten läßt, haben sich NAPALM DEATH mit der aktuellen Variante der Sklaverei auseinandergesetzt, einem Thema, das trotz des vermeintlich "historisch" anmutenden Hintergrundes, auch in der "Moderne" leider immer noch reichlich Stoff zu bieten hat, der in einer, für die Band typisch bissigen und überaus sozialkritischen, aber keineswegs anklagenden Art "bearbeitet" wurde.
Die Mischung ist NAPALM DEATH einmal mehr perfekt gelungen, die im Proberaum im heimischen Birmingham im Laufe der letzten Monate entstandenen Tracks, die zum Teil in Wales (genauer gesagt unter der Regie von Russ Russell in den "Foel Studios" in Llanfair Caereinon), sowie in den "Parlour Studios" (Kettering, Northamptonshire) aufgenommenen und abgemischten Songs lassen keinerlei Zweifel an der Durchschlagskraft des Materials dieser Legende aufkommen und stellen auf mächtige Art und Weise unter Beweis, daß NAPALM DEATH im Extrem-Metal-Bereich immer noch eine der allerersten Adressen sind.
gut | 11 |