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  UE-Home → History → Online Empire 24 → Interview-Übersicht → RAPID FIRE (I)-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Aus der schier endlosen Liste hochwertiger Scheiben, die über das ital­ienische Label STEELHEART/ADRENALINE RECORDS veröffentlicht wer­den, stach in den letzten Monaten vor allem eine Band hervor: RAPID FIRE, ein ebenfalls aus Italien stammendes Quintett, das mit seinem Debut »Scream!« den Fans traditioneller Metal-Klänge wohl ebensolche Schreie, wie im Titel befohlen, entlocken konnte. Kraftvoll und mit Schmackes, gleichzeitig aber auch mit einem geradezu grandiosen Gespür für Melodien ausgestattet, lassen die Italiener auf den insgesamt zehn Songs nichts anbrennen und zeigen auch was Coverversionen betrifft den richtigen Riecher: ›Crazy Doctor‹ von der japanischen Legende LOUDNESS haben sie dies­be­züg­lich auserkoren. Der Song wird noch dazu in Originalsprache wiedergegeben, viel mehr an Kult kann wohl gar nicht mehr sein. Wenn das kein Grund für ein Interview ist, was bitte dann?
Marco Poliani, seines Zeichens Gitarrist der Band war so freundlich, die an ihn übermittelten Fragen zu beantworten:

Die musikalischen Inspirationen für »Scream!« liegen geradezu auf der Hand. Nennen wir die Sache schlicht und ergreifend Heavy Metal. Wie und wann seid Ihr denn mit Bands wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST oder RUNNING WILD in Kontakt gekommen?

Ich bin ebenfalls der Meinung, daß für unsere Musik kein anderer Ausdruck verwendet werden sollte als Heavy Metal. Allerdings tragen wir keine Scheuklappen und sind auch für andere Einflüsse offen, solange sich diese mit unserem, eher an die "alte Schule" angelehnten, Stil vereinbaren lassen.
Hör' Dir nur unseren Opener ›Mirage‹ oder ›Coming Hope‹ an. Beide Songs kombinieren melodiöse Passagen und Gesänge mit schwer aggressiven Gitarrenriffs. Das ist es, was ich damit meine. Der Heavy Metal behält trotz aller Feinheiten die Oberhand. Klar wurden wir von Bands wie IRON MAIDEN, RUNNING WILD oder JUDAS PRIEST beeinflußt, aber welche Band wird das denn nicht von sich behaupten? Als RAPID FIRE im Jahre 1998 anfingen, hatte die Band jede Menge Spaß daran, ›Under Jolly Roger‹, ›Jawbreaker‹ oder ähnliche Klassiker zu covern. Im Prinzip liest sich unsere Geschichte wie jene von unzähligen anderen Bands auch. Zuerst waren es Coverversionen der einschlägigen Helden und später entschlossen wir uns, eigene Songs zu schreiben.

Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel, aber manchmal erinnert mich Eure Musik auch ein wenig an HAMMERFALL. Muß denn auch diese Formation erwähnt werden, wenn wir von weiteren Einflußquellen sprechen?

Obwohl ich HAMMERFALL, und zwar besonders »Renegade«, sehr schätze und sie verdammt gute Musik machen, denke ich nicht so! Ich betrachte unseren Stil ein wenig differenzierter. Wenn ich andere Bands und Musiker erwähnen muß, würde ich eher RAGE, SYMPHONY X, Ronnie James Dio oder Yngwie Malmsteen nennen. Wir wollen aber keinesfalls ein Klon irgendeiner anderen Band sein. Ich hoffe, daß unsere Musik als jene von RADID FIRE identifiziert werden kann. Vergleiche sind zwar speziell für die Presse geradezu notwendig, ein gesunde Dosis Eigenständigkeit im Sinne einer gewissen Distanz zu den erwähnten Acts lassen wir uns aber nicht absprechen. Um auf den HAMMERFALL-Vergleich zurückzukommen, liegt es wahrscheinlich daran, daß auch sie traditionellen Heavy Metal mit jeder Menge Melodien verbinden.

RAPID FIRE (I)-Headline

Wie wir nun wissen, wurde die Band 1998 gegründet. Bis zur Veröffentlichung der aktuellen Scheiblette sind aber einige Jährchen vergangen. Könntest Du uns einen Überblick über die Geschichte der Band geben:

Die Band wurde 1998 von Yuri Fiorani (g), Rino Migliozzi (d) und Paolo Pontiggia (b) ins Leben gerufen. Sie spielten zunächst nur aus Jux zusammen, erst als ich dem Trio im November 2000 beigetreten bin, wurde die Sache ernster. Wir spielten, wie bereits erwähnt Standards, allerdings nur solche, die wir wirklich mochten. Kurze Zeit später verließ Rino die Band und mit einem Aushlifsdrummer spielten wir unser erstes, selbstbetiteltes Demo ein. Allerdings kam Rino nicht recht los von der Band und kehrte wieder zurück. Im Dezember 2002 kam Antonio Pecere, unser Sänger, von SIGMA zu uns. Nach einigen Monaten harter Arbeit zusammen mit Antonio wurde unsere zweite Veröffentlichung Wirklichkeit: »Promo 2003«. Diese CD erntete phantastische Reviews und schon im Herbst des selben Jahres zeigten ADRENALINE/STEELHEART RECORDS Interesse. Jetzt ist es also geschehen, unser Album »Scream!« ist draußen und wir sind sehr glücklich damit.

Hat sich Eure Musik seit den Anfängen geändert?

Ja, aber die Wurzeln von RAPID FIRE, also der traditionelle, ursprüngliche Heavy Metal war schon damals - und wird es auch auf ewige Zeiten bleiben - Hauptbestandteil unserer Musik. Wie schon erwähnt, fügen wir zwar ab und an neue Elemente zu unserer Grundstruktur hinzu, Metal muß es aber bleiben.

Wie seid Ihr damals, als Euer Sängerposten frei war, an Antonio geraten?

Wir trafen Antonio während der Aufnahmesessions zu SIGMAs »Win Or Lose«. Wir waren auf der Suche nach einem neuen Sänger; nach jemand, der uns neue Impulse geben sollte. Ich bin davon überzeugt, den richtigen Mann dafür getroffen zu haben.

Hatte er SIGMA Euretwegen verlassen, oder war er in beiden Bands aktiv?

Er hatte sich kurz nach den Aufnahmen bei SIGMA aus persönlichen Gründen verabschiedet. Zu uns ist er aber erst einige Zeit später gestoßen. Es trifft uns also keine Schuld, was das Ende seiner Liaison mit SIGMA betrifft, haha.

»Scream!« enthält jede Menge Metal. Nicht nur die Musik, auch das Cover und das Artwork sind eindeutig Metal. Gehe ich recht in der Annahme, es mit "Vollzeit-Metallern" zu tun zu haben?

Heavy Metal ist viel mehr als nur Musik. Es ist eine Lebenseinstellung. Muß ich noch mehr sagen?
Wenn du so richtig mit Metal infiziert wirst, denkst du zunächst nur an die Musik an sich. Später wird der Metal ein Teil von dir. Viele Fans beginnen dann wahrscheinlich, selbst ein Instrument zu spielen. Bei uns war das nicht anders.

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Wie darf ich mir denn das Songwriting vorstellen? Ist es die Musik, die zuerst fertiggestellt wird, oder sind es die Texte?

Das hängt immer von der jeweiligen Situation ab. Im Normalfall schwirrt mir ein Riff durch den Kopf, aus dem dann eine Songidee wird. Zum Schluß kommen meistens eventuelle Chorpassagen, aber wir haben kein bestimmtes Schema, nach dem wir unsere Songs kreieren. Wenn wir ein neues Lied schreiben, kommt es gerade aus dem Herzen heraus und ich denke in jener Zeit an fast nichts anderes als an die Akkorde, der es bedarf, um die richtige Melodie zu spielen. Wichtig sind mir in diesem Zusammenhang auch immer jene Emotionen, die ich mit dem Song ausdrücken möchte. Jede Nummer, die ich schreibe, soll beim Zuhörer Gefühle und Stimmungen, welcher Art auch immer, auslösen. Wenn mir das gelingt, ist die Sache für mich positiv beendet.

Womit wir beim Thema "Texte" angelangt wären. Welche Stimmungen und Emotionen liegen »Scream!« zugrunde?

Zunächst einmal muß ich sagen, daß nicht alle Texte von mir stammen. Antonio ist ebenfalls ein hervorragender Texter, deswegen teilen wir uns diese Arbeit. Die Lyrics stehen uns sehr nahe, sie kommen ebenfalls direkt aus unseren Herzen. Songtexte sind nichts anderes als Kurzgeschichten, deren Titel man eben musikalisch umsetzt und zugleich mit den passenden Worten auskleidet.
Die Themen, die wir in ›Wild Obsession‹, ›Restless Soul‹, ›Wake Up!‹, ›Coming Hope‹ und ›Perfect World‹ aufgegriffen haben sind im Prinzip einander ähnlich. Wir reflektieren die Welt, in der wir leben und entdecken jede Menge Übel. Genau von jenem Übel handeln diese Texte. Allerdings vermeiden wir es, zu sehr ins Depressive abzudriften, das überlassen wir lieber anderen Bands. Der Opener ›Mirage‹ ist bisher unser einziges Liebeslied geworden, obwohl es musikalisch eher zu den heftigeren Songs gehört. ›Stranger‹ handelt von einem ruhelos herumirrenden Typen, der keine Heimat finden kann und somit überall als Fremder gesehen wird.

Als Band seid Ihr in der italienischen Metal-Szene sicher keine Fremdlinge. Wo seht Ihr Euch den selbst in dieser Szene? Gibt es bestimmte Beziehungen zu anderen Formationen?

Ich habe keine Ahnung, wo wir uns einordnen sollten. Wir möchten nur eines Tages so berühmt werden wie IRON MAIDEN. [lacht] Beziehungen zu anderen Bands gibt es schon. Schließlich trifft man sich immer wieder bei Konzerten, wir sind ja nicht die einzigen Metal-Fans hier in Italien.

In unserer Region gibt es nach wie vor jede Menge Kritikerstimmen, die italienische Metal-Bands generell als RHAPSODY und Co.-Klon abstempeln. Seid Ihr solchen Vorurteilen auch in Eurer Heimat ausgeliefert?

Überhaupt nicht! Klar, RHAPSODY zählen mit zu den bekanntesten Bands unserer Heimat und sie haben sicherlich den Weg für andere Bands geebnet, aber so viele Bands gibt es in Italien gar nicht, die ihnen nacheifern. Ich denke, da gibt es in anderen Ländern wesentlich mehr Formationen, die diese Art von Musik spielen. RAPID FIRE würde ich eher für eine Metal-Band aus Deutschland halten, als uns typisch italienisch zu nennen. Aber das ist Ansichtssache.

Soviel zur Gegenwart von RAPID FIRE. Was wird denn die Zukunft bringen?

Wir arbeiten hart daran, um gutes Feedback für unser Debut zu erhalten. Im Moment bereisen wir Italien, um eine Menge an Konzerten zu geben. Wir würden gerne über die Grenzen hinaus auftreten, aber es wird sich erst zeigen, ob da etwas möglich ist. Eine coole Idee wäre auch ein ADRENALINE/STEELHEART-Festival, aber auch das ist nicht so einfach zu finanzieren.
Wir sind uns der Sache bewußt, daß der Markt für Heavy Metal nicht besonders groß ist, hoffen aber dennoch einiges bewegen zu können. Ob es gar für Konzerte bei Euch im deutschsprachigen Raum reichen wird, wage ich nicht zu sagen, obwohl träumen darf man ja, oder?

Klar doch, träumen ist erlaubt. Mit einer starken Scheibe wie »Scream!« in der Hinterhand sollten sich diese Träume aber zumindest teilweise erfüllen lassen.

http://www.rapid-fire.it/

rapidfire@rapid-fire.it

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

RAPID FIRE (I) im Überblick:
RAPID FIRE (I) – Scream! (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 23)
RAPID FIRE (I) – Online Empire 24-Interview (aus dem Jahr 2005)
RAPID FIRE (I) – News vom 10.05.2005
RAPID FIRE (I) – News vom 06.06.2007
RAPID FIRE (I) – News vom 10.01.2008
RAPID FIRE (I) – News vom 10.11.2008
RAPID FIRE (I) – News vom 14.01.2014
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