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DREAMSCAPE (D)-Logo

München erwacht aus dem Dornröschenschlaf. Nicht nur, daß SIEGES EVEN, ehemals Deutschlands Progressive Metaller Nummer Eins, wieder zurück sind, sondern auch ihre Nachbarn DREAMSCAPE erfreuen uns dieser Tage mit einem starken neuen Album »End Of Silence«.

DREAMSCAPE (D)-Headline

Doch bis diese Kreativbombe zündete verging eine Menge Zeit, wie DREAMSCAPE-Keyboarder Jan Vacik zu bestätigen weiß:

Im Grunde hatten wir nach unserer '99er Platte »Very« konstant weitergearbeitet. Wir haben neue Songs im Proberaum geschrieben, die noch keine Titel hatten, sondern einfach durchnumeriert wurden: ›99-1‹, ›99-2‹ und so weiter. Letztendlich wurde ›99-1‹ sogar veröffentlicht, denn als »Very« in Japan erschien, mußten wir einen Bonustrack aus dem Hut zaubern und daher haben wir diesen Arbeitstitel einfach beibehalten. Auch auf unserer neuen Platte »End Of Silence« sind einige Nummern drauf, die teilweise schon in dieser Zeit entstanden.
Im Sommer 2000 haben sich die Wege von uns und unserem damaligen Sänger Hubi Meisel getrennt, weil Hubi nur noch in die softere Richtung gehen wollte, während wir eher härter werden wollten. Die Sängersuche gestaltete sich schwieriger als erwartet; zunächst fanden wir im Stuttgarter Raum einen guten Mann, der sich Mike Zet nannte, doch er hat es zeitmäßig einfach nicht geschafft, regelmäßig nach München zu den Proben zu kommen, so daß die Sache wieder im Sande verlief.
Unseren jetzigen Sänger Roland Stoll hatten wir bereits 2001 schon mal gefragt, ob er bei uns mitmischen wolle: Seine Band PRIVATE SECRET sind Proberaumnachbarn von uns und ich hatte außerdem deren Demo in meinem Studio aufgenommen. Doch damals wollte Roland sich auf seine Band konzentrieren, die gerade im Aufwind war. Im Laufe des nächsten Jahres hat sich jedoch herauskristallisiert, daß PRIVATE SECRET mehr oder weniger eine Hobbyband bleiben würde und Roland sagte zu, ebenfalls bei uns mitzumachen.
Ab diesem Zeitpunkt konnten wir uns daran machen, die Arbeitsversionen zu richtigen Songs umzufunktionieren, so daß die Platte im Januar 2003 fertiggestellt war. Für die Labelsuche gingen auch etliche Monate drauf und schon waren fast fünf Jahre verstrichen.

Folglich ist der Titel der neuen Platte, »End Of Silence«, mehr als programmatisch.

Es ist immer schwierig, einen guten Titel für ein Album zu finden. Wir hatten zunächst die Idee, unser 20-Minuten-Stück 'The End Of Light' zum Titelsong zu machen, doch irgendwann wurde uns bewußt, daß eine leichte Abwandlung zu »End Of Silence« perfekt den Nagel auf den Kopf treffen würde.

Gab es in dieser langen Zeit nie die Gefahr, daß DREAMSCAPE alles hinschmeißen würden?

Natürlich war es frustrierend, so lange ohne einen Sänger auskommen zu müssen. Wir haben zwar weiterhin Songs geschrieben und zu diesen auch Gesangslinien entwickelt, aber letzten Endes haben wir alle Songs nochmal umarrangiert, da Roland viele gute Ideen eingebracht hat. Doch die gefährlichste Phase für die Band war im letzten Sommer als es so aussah, als würden wir keinen Deal finden: Damals durchlebten wir einen echten Tiefpunkt. Wir wollen zwar keine Rockstars werden, aber die Grundvoraussetzung, mit der Musik die Fans zu erreichen, sollte schon gegeben sein. Wir hatten drüber nachgedacht, die CD selbst zu veröffentlichen, aber wir hätten natürlich nie die gleichen Möglichkeiten gehabt, die einer Plattenfirma zur Verfügung stehen. Wenn wir also keinen Plattenvertrag bekommen hätten, wäre es durchaus möglich gewesen, daß DREAMSCAPE sich aufgelöst hätten, da jeder von uns auch noch andere Projekte hat, auf die er sich hätte konzentrieren können. Zum Glück jedoch konnten wir dieses Tief unbeschadet überstehen und jetzt sind wir natürlich extrem motiviert!
Unterm Strich ist diese lange Zeit der Platte zugute gekommen, weil wir alle Songs mit Roland nochmal genau unter die Lupe genommen haben und dadurch besser ausgefeilt haben. Roland hat nämlich nicht nur eine tolle Stimme, sondern er ist auch ein hervorragender Musiker. Außerdem habe ich in den letzten Jahren an einigen größeren Produktionen teilgenommen, bei denen ich sowohl produktionstechnisch als auch in Sachen Arrangement eine Menge hinzugelernt habe. Das heißt jedoch nicht, daß die nächste Platte genauso lange auf sich warten lassen wird, sondern der Nachfolger soll 2005 erscheinen, denn jetzt hat sich endlich das perfekte Line-up für DREAMSCAPE zusammengefunden.

Also werdet Ihr Roland nicht vergraulen, so wie Ihr es mit seinen Vorgängern gemacht habt? Immerhin sind die Instrumentalisten von DREAMSCAPE schon sehr lange zusammen, während Ihr in Sachen Sänger eine Menge durchmachen mußtet.

Die Anfänge von DREAMSCAPE reichen bis ins Jahr 1986 zurück, als unser Gitarrist Wolfgang Kerinnis zusammen mit Rhythmusgitarrist Stefan Gassner die Band gründete; 1988 stieß Basser Benno Schmidtler dazu. Unser erster Sänger Toby Zoltan war eigentlich ein Gitarrenschüler von Wolfgang, doch die Legende behauptet, er hätte bei einer Gitarrenstunde einen markerschütternden Schrei losgelassen, so daß er prompt das Angebot unterbreitet bekam, es als Sänger bei DREAMSCAPE zu probieren. 1996 begannen die Jungs, ihre erste Platte »Trance-Like State« aufzunehmen und ich kam quasi zeitgleich dazu, so daß ich noch einige Keyboards beisteuerte, während ein Teil davon schon fertigprogrammiert gewesen war. Noch vor der Veröffentlichung der Platte stiegen Stefan und Drummer Andy Angerer aus, so daß unser jetziger Drummer Bernhard Huber schon auf dem Bandphoto zu sehen ist, die Platte aber nicht eingespielt hatte.
Toby bekam nach und nach immer mehr Motivationsprobleme und seine Interessen veränderten sich, so daß er irgendwann seinen Ausstieg bekanntgab. Seinen Nachfolger Hubi Meisel hatten wir schon nach zwei Monaten gefunden. Vielleicht war es damals ein Fehler, daß wir nicht noch etwas länger gesucht hatten, um einen Sänger mit etwas mehr Power in der Stimme zu finden. Aber Hubi war ein sehr netter Kerl und hatte eine schöne, cleane Stimme, so daß wir uns für ihn entschieden. Letztendlich mußten wir dann feststellen, daß wir musikalisch nicht wirklich zusammenpaßten, weil Hubi eher auf die poppige Schiene stand, was man auch an seinen Solo-CDs ablesen kann.

DREAMSCAPE (D)-Bandphoto 1

Diesem Umstand hattet Ihr Euch schon auf »Very« angepaßt, da die Scheibe softer ausgefallen war als »Trance-Like State«. Doch bei »End Of Silence« seid Ihr wieder zu Eurem angestammten Härtegrad zurückgekehrt.

Bei »Very« ging es uns auch darum, ein möglich breites Spektrum von Songs zu schreiben, aber natürlich haben wir die Nummern auf Hubis Stimme zugeschnitten. Doch kurz nach der Produktion von »Very« stieg Wolfgang auf eine siebensaitige Gitarre um, die naturgemäß tiefer und härter klingt, was zwar zur Trennung von Hubi führte, aber eindeutig den Vorlieben der restlichen Band entgegenkam.

Wie geht Ihr mit dem Dämon "DREAM THEATER" um? Die Weltmacht im Progressive verfolgt Euch wie fast jede andere Band aus dieser Stilecke von Anfang an. Auf »End Of Silence« kann man zudem beobachten, daß Roland gelegentlich ein wenig nach James LaBrie tönt.

Es ging schon damit los, daß bei beiden Bands der erste Namensbestandteil identisch ist. Doch dazu kann ich nur sagen, daß wir den Namen früher hatten (Richtig, das Traumtheater firmierte damals noch unter dem Namen MAJESTY! - Stefan). Ansonsten ist es eine zwiespältige Angelegenheit, denn einerseits ist es eine Ehre, in einem Atemzug mit DREAM THEATER genannt zu werden, da dies impliziert, daß man uns zutraut, genauso gut zu sein. Wenn jedoch Plagiatsvorwürfe laut werden, ist es nicht erfreulich, denn wir machen unsere eigenen Songs. Natürlich mögen wir DREAM THEATER und »Awake« ist vom Sound her meine persönliche Traumproduktion. Wir würden allerdings nie etwas bei DREAM THEATER abschauen! Und daß Roland gesanglich manchmal an James erinnert, liegt nun mal im Charakter seiner Stimme begründet, den man natürlich nicht verändern kann.

In Sachen Coverdesign haben DREAMSCAPE zweifelsohne ein Faible für runde bis spiralförmige Elemente: Auf »Trance-Like State« sieht man eine Gestalt, die in einen Strudel hineingezogen wird, das »Very«-Cover wird von einem kreisförmigem Ornament dominiert und im Zentrum des neuen Cover befindet sich ein ähnliches, helixartiges Design.

Bei der ersten Platte hatte unser damaliges Label RISING SUN einen Künstler aus Rom beauftragt, vier Coverentwürfe anzufertigen. Unter seinen Vorschlägen war beispielsweise auch ein typisches Sword & Sorcery-Gemälde, während lediglich jenes Design, für das wir uns entschieden, zu uns paßte. Wir stehen zwar nach wie vor zu dem Cover, aber wenn wir eine größere Auswahlmöglichkeit gehabt hätten, wäre unsere Entscheidung vielleicht ganz anders ausgefallen. Der Künstler setzte einige unserer Änderungsvorschläge um und so entstand das Endresultat.
Bei »Very« wollten wir das Artwork selbst in die Hand nehmen, da unser Drummer Bernhard ein gewiefter Graphiker ist. Der Hintergrund ist ein Photo, das ein Freund von uns gemacht hatte. Die Grundlage für das Symbol in der Mitte ist ein Bild einer Tropfsteinhöhle, das gespiegelt und mehrfach rotiert wurde. Das Resultat gefiel uns so gut, daß es zu unserem Markenzeichen wurde und ich es zudem für mein Studio verwende.
Daher wollten wir das DREAMSCAPE-Symbol auch auf dem neuen Cover verwenden, so daß es sich in der Mitte wiederfindet, um das herum Bernhard das neue Design aufgebaut hat. Ich glaube durchaus, daß uns das Symbol auch in Zukunft begleiten wird.

http://www.dreamscape.de/

info@dreamscape-studios.de

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

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DREAMSCAPE (D) – 5th Season (Rundling-Review von 2007 aus Heavy 105)
DREAMSCAPE (D) – Decisions (Demo-Review von 1995 aus Y-Files)
DREAMSCAPE (D) – Demo 1993 (Demo-Review von 1994 aus Metal Hammer 08/94)
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DREAMSCAPE (D) – Everlight (Rundling-Review von 2012 aus Online Empire 53)
DREAMSCAPE (D) – Revoiced (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 35)
DREAMSCAPE (D) – Trance-Like State (Rundling-Review von 1997 aus Y-Files)
DREAMSCAPE (D) – Heavy, oder was!? 73-Special (aus dem Jahr 2004)
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Soundcheck: DREAMSCAPE (D)-Album »5th Season« im "Soundcheck Heavy 105" auf Platz 15
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