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Titel: Cult Complete
Dekolinie

STORMWITCH-Logo

Im Schwabenländle gründen 1979 die drei Freunde Andreas Mück (v), Harald Spengler (g) und Stefan Kauffmann (g) die Band LEMON SYLVAN. Mit wechselnden Rhythmusgruppen werden die ersten Gehversuche unternommen, doch erst im März 1983 findet man in Thomas Gleisberg (b) und Peter Langer (d) ein solides Line-up. Bereits 1981 entscheidet man sich für den weniger dubiosen Bandnamen STORMWITCH, veröffentlicht 1983 ein Demo mit den vier Songs ›The Cave Of Steenfoll‹, ›Priest Of Evil‹, ›Walpurgis Night‹ und ›Flour In The Wind‹ und so steht nach der Unterzeichnung eines Vertrages mit GAMA der Debütscheibe »Walpurgis Night« nichts mehr im Weg. Der Erstling erscheint 1984 und begeistert zum einen mit schnellem, melodiösen Metal, der straight aus dem Bauch gespielt wird, und präsentiert zudem einen Sänger, der aus dem Stand den Sprung in die Eliteliga der deutschen Sängerknaben schafft. Der Band wird zu dieser Zeit (nicht besonders stichhaltig) eine Verwandschaft zu IRON MAIDEN angedichtet, aber das kann nichts daran ändern, daß hier eine der beständigsten Karrieren der deutschen Metalszene begonnen hat.

STORMWITCH-Cover: »Walpurgis Night« [SCRATCH RECORDS/GAMA]

Im folgenden Jahr erscheint bereits die zweite Platte »Tales Of Terror«, die dem Vorgänger in nichts nachsteht. Zudem offenbart die Platte zwei neue Facts über die Sturmhexen (übrigens nicht mit den Gewitterziegen verwandt...): Man will bewußt nicht nur den deutschen, sondern auch den internationalen Markt ansteuern und für ein solches Vorhaben sind Namen wie "Mück", "Langer" oder "Kauffmann" eher kontraproduktiv. Also wird aus Andreas Mück Andy Aldrian, Harald Spengler nennt sich fortan Lee Tarot, Stefan Kauffmann mutiert zu Steve Merchant, Thomas Gleisberg läßt sich in Ronny Pearson umtaufen und Peter Langer firmiert fürderhin als Pete Lancer. Außerdem wird spätstens jetzt die Vorliebe der Band für Fantasy-, Black Romantic- und klassische Horrorliteratur deutlich. So bearbeiten sie zum Beispiel Edgar Allan Poes "Die Maske des Roten Todes" in einem Song oder erzählen die Saga des ›Sword Of Sagon‹.

STORMWITCH-Cover: »Tales Of Terror« [SCRATCH RECORDS/GAMA]

Konsequenterweise nimmt man für die '86er Platte »Stronger Than Heaven« auch vom Leder/Nietengürtel/Patronengurt-Outfit Abschied und tritt in Kostümen aus dem 17. und 18. Jahrhundert auf. Zurecht kürt man sich nun als "Masters Of Black Romantic", macht diese Kombination aus altertümlichem Flair und modernem Metalsound doch den Reiz von STORMWITCH aus. Außerdem steht nach »Stronger Than Heaven« die erste echte Tour an: Gemeinsam mit den Schweizern KILLER wird die Bundesrepublik bereist.

STORMWITCH-Cover: »Stronger Than Heaven« [SCRATCH RECORDS/GAMA]

STORMWITCH-Cover: »Stormwitch - 2 Albums« [SCRATCH RECORDS/GAMA]

Doch nicht nur in Deutschland wächst die Popularität von STORMWITCH ständig, sondern auch jenseits des Eisernen Vorhangs. Daher geht die Band im Herbst 1987 nach der Veröffentlichung des vierten Albums »The Beauty And The Beast« in Ungarn auf Tour. Zugleich wird jedoch Kritik an der neuen Scheibe laut: Viele Altfans finden, daß man die Schöne und das Biest zu sehr glattpoliert hat.

STORMWITCH-Cover: »The Beauty And The Beast« [SCRATCH RECORDS/GAMA]

STORMWITCH-Cover: »The Beauty And The Beast« [LASERLIGHT DIGITAL]

Im Jahr 1988 verabschiedet sich Basser Thomas aus privaten Gründen und wird von Andy Jäger ersetzt (der offiziell selbstverständlich Andy Hunter heißt). Mit ihm geht die Band in der Tschechoslowakei und erneut mehrfach in Ungarn auf Tour. Das Konzert in Budapest wird live mitgeschnitten und erscheint unter dem Titel »Magyarországon« als Liveplatte in Ungarn via T-34 RECORDS.

STORMWITCH-Cover: »Magyarországon« [T-34 RECORDS]

STORMWITCH-Cover: »Live In Budapest« [MUSICOLOR]

Im Juli 1989 erscheint das fünfte STORMWITCH-Album »Eye Of The Storm« und führt den Trend von »The Beauty And The Beast« fort: »Eye Of The Storm« wird zum kommerziellsten Album der Band, das streckenweise gar an typischen US-Rock erinnert. Dennoch hat das Songwriting der Hexen genug Klasse, um die Platte nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen.

STORMWITCH-Cover: »Eye Of The Storm« [HOT BLOOD/GAMA]

STORMWITCH-Cover: »Eye Of The Storm« [APOCALYPSE]

STORMWITCH-Cover: »Eye Of The Storm« [TREND]

An dieser Stelle gibt es eine Zäsur in der Bandgeschichte: Zum einen steigt Harald Spengler aus, der bislang für die Texte verantwortlich war und somit zum Großteil das Image der Band geprägt hatte. Außerdem ist der Vertrag mit GAMA ausgelaufen, den STORMWITCH unter keinen Umständen verlängern wollen. Bis man 1992 die nächste Platte bei SPV veröffentlicht, muß man noch etliche Besetzungswechsel verkraften: Zunächst besetzt Wolfgang Schludi die vakante Gitarrenposition; 1990 ersetzt Martin Albrecht (ex-ROUGH) Baßmann Andy Jäger (der sich Andy Susemihl anschließt, der gerade bei U.D.O. seine Papiere bekommen hat); 1992 verlieren STORMWITCH ihr komplettes Gitarrengespann und können von Glück sagen, daß sie drei Wochen vor dem Studiotermin mit Jo Gassmann (von LETTER X) und Damir Uzunovic die Sechssaitigen erneut bestücken können. Diese arg kurzfristige Komplettierung des Line-ups mag der Grund dafür sein, daß »War Of The Wizards« das erste STORMWITCH-Album wird, das musikalisch nur bedingt überzeugen kann. Textlich jedoch sorgt die neue Managerin Lisa Höniger für eine durchdachte Fantasystory, die im Reich von J.R.R. Tolkiens Meisterepos "Herr der Ringe" spielt. Eine Quasi-Neuerung ist die Tatsache, daß die Musiker auf »War Of The Wizards« wieder ihre "richtigen" Namen benutzen. Zudem schrumpfen STORMWITCH 1993 zur Viererbesetzung, da Neuzugang Joe Gassmann gleich wieder seine Koffer packt.

STORMWITCH-Cover: »War Of The Wizards« [STEAMHAMMER/SPV]

Anno 1994 erscheint in Form des deutlich besseren Albums »Shogun« das letzte Lebenszeichen der Melodiemeister aus Schwaben. In dieser "Endzeitphase" von STORMWITCH gibt es noch einige Irrungen und Wirrungen in der Besetzungsliste: Hatte bereits nach dem Ausstieg von Joe Gassmann der Ex-DEATH IN ACTION-Gitarrist Robert Balci bei Konzerten ausgeholfen, so kommt er nach »Shogun« ebenfalls nochmal kurzfristig zum Zug. Doch damit nicht genug: So übernimmt nämlich nach dem Ausstieg von Damir Uzunovic der ehemalige MURDOCK-Gitarrist Siggi Maier dessen Position bei den Hexen. In einem letzten Aufbäumen wechselt gar Bassist Martin Albrecht an die Gitarre, während Jürgen Ustrnul von MOONSHADOW den Tieftöner übernimmt. In dieser Besetzung entstehen sogar noch einige Demos für neue Songs, dem geplanten Album verpaßt man allem Anschein nach den Arbeitstitel "Death Poems", doch kurze Zeit später bricht das in letzter Zeit stark schwankende Kartenhaus STORMWITCH in sich zusammen.

STORMWITCH-Cover: »Shogun« [STEAMHAMMER/SPV]

Vier Jahre später lassen B.O. RECORDS die Karriere von STORMWITCH mit der "Best Of"-Scheibe »Priest Of Evil« revuepassieren. Der Sampler faßt auf 70 Minuten 15 Songs der ersten drei und somit definitiv besten STORMWITCH-Alben zusammen.

STORMWITCH-Cover: »Priest Of Evil« [B.O. RECORDS]

Dies ist die einzige offizielle Zusammenstellung der besten Sturm-Nummern, doch beileibe nicht die einzige: Nach dem Schiffbruch von GAMA, der ehemaligen Plattenfirma von STORMWITCH, scheinen die Rechte an den Songs in der Konkursmasse in mehrere dubiosen Kanälen zu versacken, so daß unzählige STORMWITCH-CDs erscheinen, die sich gegenseitig an dilettantischer Machart übertreffen: Es erscheint eine CD, die vollmundig verkündet, "2 Albums" zu enthalten; In Wahrheit ist jedoch nur »Stronger Than Heaven« komplett auf dem Silberling enthalten, während von »Walpurgis Night« ›Skulls And Crossbones‹ und ›Werewolves On The Hunt‹ fehlen. Diese CD erscheint zumindest laut Bookletaufdruck noch via GAMA und zeigt im Booklet eine Aufstellung von 20 verschiedenen GAMA-Veröffentlichungen. 1991 veröffentlicht das Ramschlabel LASERLIGHT DIGITAL »The Beauty And The Beast« als CD in Billigstversion: Nur das neugestaltete Cover sowie die Tracklist auf der Rückseite der Inlaycard sind STORMWITCH gewidmet, während man innen im Booklet mit den Perlen des Firmenprogramms vertraut gemacht wird, die vom »Großen Zapfenstreich« über die HOLLIES bis zu Franz Schubert reichen. Eine böse dreinschauende Dame mit Dolch begrüßt uns auf »Live In Budapest«, wobei es sich um die CD-Version der in Ungarn erschienenen Livescheibe »Magyarországon« handelt. Für diese Veröffentlichung übernimmt eine Firma namens COSMUS TONTRÄGER aus Berlin die Verantwortung, die die Scheibe angeblich von STARS & STRIKES lizenziert haben, und sie auf ihrem Label MUSICOLOR herausbringen. So dubios das alles klingt, hat man sich wenigstens ein wenig Mühe gegeben und nicht nur die komplette Platte auf der CD vertont, sondern im Booklet sogar zwei Photos abgedruckt, die nicht auf der Hungaropressung zu sehen waren. »Eye Of The Storm« erscheint in identischer Aufmachung wie das Vinyl, wird von der Firma IN-AKUSTIK vertrieben und könnte noch eine offizielle Veröffentlichung darstellen. Außerdem existiert eine Version, die auf dem Cover einen Ausschnitt des Originalmotivs zeigt, und bei der amerikanischen Firma APOCALYPSE sowohl als Vinyl als auch als CD erscheint. Dabei könnte es sich um eine offizielle Lizenzpressung handeln; stutzig macht lediglich die Tatsache, daß man dabei das Bandphoto von »The Beauty And The Beast« verwendet. Der Schäbi-Faktor wird jedoch bei einer weiteren Variante von »Eye Of The Storm« ins Unermeßliche gedrückt: Die Firma TREND gönnt uns ein Cover der Marke "Ken Kelly für Hungerleider" mit blanker Rückseite sowie ein quasi eins zu eins übernommenes Styling der Rückseite der Inlaycard von der ursprünglichen Version der CD, bei dem man lediglich das IN-AKUSTIK-Logo durch das eigene Signet austauscht. Die Krönung stellt jedoch eine sogenannte »The Best Of Stormwitch« dar, die die Münchner Firma POLYBAND 1992 erbricht. Schaut Euch einfach das Cover an, und dann ist jeder weitere Kommentar überflüssig... Als winziges Schmerzmittel gibt es da eine zweite CD mit dem Titel »The Best Of Stormwitch«, die die österreichische Firma TYROSTAR 1995 veröffentlicht: ganz andere Songzusammenstellung und zum Glück ein Cover, das nicht ganz so hundsmiserabel ist. Dies sind alle "Sonderpressungen", die mir in die Hand gekommen sind, doch mit Sicherheit gibt es noch eine Menge weitere solcher saurerer Special-Bonbons.

STORMWITCH-Cover: »The Best Of Stormwitch« [POLYBAND]

STORMWITCH-Cover: »The Best Of Stormwitch« [TYROSTAR]

Nach dem Ende von STORMWITCH tauchen einige der ehemaligen Musiker bei anderen Band auf: Martin Albrecht steigt schon bald bei VALLEY'S EVE ein, Harald Spengler veröffentlicht 1999 mit seinem Projekt TAROT'S MYST eine Platte mit Namen »Odyssey«. Bei THE ARMADA sind vor wenigen Monaten auch wieder Peter Langer sowie Damir Uzunovic aufgetaucht. Außerdem ist für das diesjährige "Summer Breeze"-Festival eine einmalige Reunionshow von STORMWITCH angekündigt.

Nachtrag: Der wohl unglaublichste STORMWITCH-Rätsel-Release ist mir erst neulich in die Hände gefallen: Auf dem Cover, das natürlich mit dem Original nicht das Geringste zu tun hat, steht ebenso wie auf der CD der Titel »Walpurgis Night«, doch auf der Inlay Card wird indes »Stronger Than Heaven« als Inhaltsbezeichnung angegeben. Nein, dieser Hybrid kam nicht zustande, weil ein schlampiger Händler in ein CD-Case versehentlich das falsche Booklet sowie den falschen Rundling gesteckt hatte, denn sowohl auf Booklet, CD als auch Inlay Card ist die LASERLIGHT-interne Katalognummer "15 391" aufgedruckt. Für den Klanginhalt dieser konzeptionellen Fehlgeburt wurden Songs von beiden Platten ohne Sinn und Verstand - und vor allem musikalisches Feingefühl - wahllos durcheinandergeworfen. Es ist also quasi eine abgewandelte Version des oben zu sehenden Releases unter dem Motto "2 Albums". Laut einer abgedruckten Angabe wurde diese Pressung im Jahr 1991 in ihre bizarre Existenz hinausgeschleudert, was durchaus passen kann, denn jene »The Beauty And The Beast«-Version à la LASERLIGHT erschien im gleiche Jahr, und der Stil des Covermotivs ist ähnlich. Zudem ist auf beiden Veröffentlichungen das Logo der "Metalmania"-Serie abgedruckt. Wer da allerdings bei den Machern eine Familienpackung halluzinogener Drogen verteilt hatte oder ob in der LASERLIGHT DIGITAL-Chefetage damals einfach der kollektive Wahnsinn ausgebrochen war, kann man heute wohl kaum mehr feststellen, aber so haben wir hier einen Beleg dafür, daß der wahre Wahnsinn einfach keine Grenzen kennt...

STORMWITCH-Cover: »Walpurgis Night«/»Stronger Than Heaven«-Hybrid [LASERLIGHT DIGITAL]

STORMWITCH

Demo- und Discographie

4-Song-Demo1983

Walpurgis Night [LP]1984

Tales Of Terror [LP]1985

Stronger Than Heaven [LP]1986

The Beauty And The Beast [LP]1987

Magyarországon [LP]1989

Eye Of The Storm [LP & CD]1989

War Of The Wizards [LP & CD]1992

Shogun [LP & CD]1994

Priest Of Evil [CD]1998

”Sonderpressungen“

Stormwitch - 2 Albums [CD – via GAMA]?

Walpurgis Night/Stronger Than Heaven-Hybrid [CD – via LASERLIGHT DIGITAL]1991

The Beauty And The Beast [CD – via LASERLIGHT DIGITAL]1991

Live In Budapest [CD – via MUSICOLOR]?

Eye Of The Storm [CD – via TREND]?

The Best Of Stormwitch [CD – via POLYBAND]1992

The Best Of Stormwitch [CD – via TYROSTAR]1995

Stand: April 2004


Stefan Glas


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