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Es sind über zehn Jahre vergangen seit der erste Kontakt zwischen FORSAKEN und dem UNDERGROUND EMPIRE stattfand: In unserer sechsten Ausgabe befand sich ein Review zum Debutdemo der Band. Seither hat sich vieles verändert. Nicht allerdings für FORSAKEN: Sie sind immer noch purer Underground, weil sie erfolgstechnisch keine nennenswerten Sprünge machen konnten; viel wichtiger ist aber, daß sie damals wie heute zu den stärksten Doomformationen der Szene zählen. Daher war es höchste Zeit, die Band aus Malta intensiver zu durchleuchten! Basser und Szeneveteran Albert Bell stellte sich zur Verfügung.

Wie kommt man dazu, Anfang der Neunziger im sonnigen Malta eine Doomband zu gründen?

Meine späteren Mitmusiker spielten in einer Band namens BLIND ALLEY, mit der sie sich normalem Metal mit einem leichten Doomtouch widmeten. Ich war damals noch in einer Combo namens VANDALS, die stark von deutschen Thrashbands wie DESTRUCTION oder KREATOR beeinflußt war. Doch zugleich mochte ich Doombands wie TROUBLE oder CANDLMASS. Damals sprach mich Simeon Gatt an, der noch heute bei FORSAKEN an den Drums sitzt, weil sie einen neuen Bassisten suchten. Ich hörte mir ihr Material an und sah die Chance, daß ich mit FORSAKEN in eine doomigere Richtung gehen könnte. Es gab auf Malta schon seit der frühen Achtziger eine starke Metalszene, aber nur ganz wenige Fans hörten auch Doom, so daß es schwierig war, ein solches Line-up zusammenzubekommen. Doch dadurch, daß FORSAKEN sich gut entwickelten, haben wir nach und nach immer mehr Malteser Metaller auch für Doom interessiert. Wir haben also gewissermaßen eine kleine Welle ausgelöst. Natürlich stand die Szene in Malta seit jeher stark unter dem Einfluß dessen, was in Europa passierte. Daher war es natürlich hilfreich, daß Bands wie CATHEDRAL oder MY DYING BRIDE größer wurden.

Euer erstes Demo, »Requiem« von 1991, habt Ihr mit Marcelo Scarpello von BEHEADED aufgenommen. BEHEADED waren eine der wenigen Malteser Bands, die es geschafft haben, auch außerhalb Eurer Heimatinsel bekannt zu werden. Allerdings waren BEHEADED eine Grindband; wie konnte es gutgehen, daß Marcelo Euch produziert hat?

Malta hat knapp 400.000 Einwohner und folglich ist die Szene sehr überschaubar, so daß wir seit jeher Kontakte zu allen anderen Bands hatten. Zudem lebte Marcelo damals in der gleichen Stadt wie ich, wir waren befreundet und trafen uns häufig. Die Zusammenarbeit mit ihm hat sogar sehr gut funktioniert, wenngleich es eine echte Low Budget-Angelegenheit war: Er brachte den 4-Spur-Recorder von BEHEADED in unseren Proberaum und so nahmen wir »Requiem« auf. Man sollte bedenken, daß es in Malta damals unmöglich war, in ein reguläres Studio zu kommen oder daß man als unsigned Band die geforderten Tarife unmöglich zahlen konnte. Das war der Grund, daß nahezu keine Malteser Metal-Band aus den Achtzigern eine Aufnahme vorweisen kann. Daher war es eine große Sache für uns, ein Demo aufzunehmen und wir gehörten somit auch diesbezüglich zu den Pionieren in der Szene.

Was denkst Du heute über die alten Songs? Immerhin tauchte ›Where Angels Have Fallen‹ seither noch auf der '93er Single »Virtues Of Sanctity« und auf Eurer letzten Mini-CD »Iconoclast« in neuen Versionen auf!

Ich denke, daß gerade ›Where Angels Have Fallen‹ ein starker Song ist, ebenso wie ›All Is Accomplished‹, den wir gerade für die kommende Platte überarbeitet haben.

Warum müßt Ihr so oft auf alte Songs zurückgreifen? Schreibt Ihr so wenige Songs?

Im Gegenteil: Wir haben gerade die nächste Platte aufgenommen und hätten noch genügend Material, um eine weitere CD zu füllen. Auf »Requiem« hatten wir noch nicht genügend Erfahrung, um die Stücke richtig zu arrangieren. Damals lag unser Hauptaugenmerk darauf zu experimentieren und unseren Doomsound weiterzuentwickeln. Aber die Songs an sich waren gut, so daß sie es verdient haben, in ordentlichem Sound und mit genau ausgearbeiteter Struktur nochmal aufgenommen zu werden. Bei der ersten Neuaufnahme von ›Where Angels Have Fallen‹ stammte der Vorschlag sogar von unserem damaligen französischen Label ARKHAM; sie rieten uns allerdings, den Song zu straffen, so daß die Neuversion nur etwa acht Minuten lang wurde. Da die 1.000 Exemplare der 7"-Single schon seit Jahren ausverkauft sind, wollten wir den Song mittels »Iconoclast« erneut zugänglich machen, weil er live stets zu den Faves unserer Fans zählte.
Wenn ich zurückdenke, muß ich sogar sagen, daß wir zwischenzeitlich sogar ein Album "verloren" hatten: Als wir 1994 in Frankreich und Spanien tourten, bekundeten HOLY RECORDS großes Interesse an uns. Also begannen wir, eine Platte aufzunehmen, und unter den Songs befanden sich auch ›Where Angels Have Fallen‹ und ›All Is Accomplished‹. Doch der Studiobesitzer, der auch als Engineer fungierte, bekam plötzlich private Probleme, so daß wir die nahezu vollendeten Aufnahmen abbrechen mußten. Einige Zeit später gingen wir dann in ein anderes Studio, doch diese Recordings erschienen nie komplett, sondern wurden lediglich teilweise für unser '96er Album »Evermore« verwendet. Wir fühlten uns diesen alten Songs also verpflichtet, so daß wir sie erneut aufnahmen. Ich schätze, daß wir diesbezüglich einfach ein wenig nostalgisch sind...

FORSAKEN [M]-Einzelshot: Leo Stivala

Wie kam es dazu, daß Ihr für »Virtues Of Sanctity« einen Deal bei einem winzigkleinen französischen Label wie ARKHAM bekommen hattet?

Ich verschickte damals »Requiem« an alle nur erdenklichen Fanzines weltweit. Eines davon war das französische Zine IN MY VEINS, dessen Herausgeber bei ARKHAM involviert war. Er hatte damals ohnehin einen Urlaub auf Malta geplant, so daß er uns besuchte und im Proberaum vorbeischaute. Da er unsere Musik rundum mochte, kam es zu dem Deal. Wir waren die dritte Band bei ARKHAM, die außerdem die Pariser Combo ASTRAL RISING und die Amis SARKOMA unter Vertrag hatten. Die Single lief sehr gut und sie organisierten ein Tour für uns: Wir spielten etwa 15 Shows in Frankreich und Spanien zusammen mit LONE WOLF, MELEM, HUMAN WASTE und ODDMONGERS, die Joel von ARKHAM managte. Leider verlor Joel danach relativ bald das Interesse, so daß es ARKHAM kurze Zeit nicht mehr gab und wir bei dem Malteser Label STORM PRODUCTIONS unterschrieben.

Bei dieser Firma erschien 1996 Eure erste Full Length-Scheibe »Evermore«, die eine äußerst starke BLACK SABBATH/OZZY OSBOURNE-Schlagseite hatte, die sich vor allem im Gesang zeigte. Fand diese Veränderung mit Absicht statt?

Es gab zwei Gründe: Zum einen gab es tiefgreifende Veränderungen in unserem Line-up. Wir hatten von »Requiem« zu »Virtues Of Sanctity« unseren Keyboarder Cay Schembri verloren, der enorm auf Progressive Bands wie KING CRIMSON, YES oder GENESIS stand. Daher klang schon »Virtues Of Sanctity« sehr straight forward und außerdem tauchten fast keine Keyboards auf der Single auf. Wir hatten nämlich keinen neuen Keyboarder verpflichtet, sondern uns stattdessen in Daniel Magri mit einem zweiten Gitarristen verstärkt. Einige Zeit später verließ uns dann unser langjähriger Gitarrist Kevin Azzopardi, der heute bei ORBUS VITAE spielt. Sein Ersatz wurde Sean Vukovic, der heute noch bei uns ist. Auch für »Evermore« hatten wir also keinen neuen Keyboarder angeheuert - unser heutiger Tastenmann Mario Ellul kam erst später zu uns - was damit einherging, daß der persönliche Geschmack einiger Musiker damals ein wenig vom epischen Doom wegging. Daher mußte »Evermore« einfach anders klingen und reflektierte all die unterschiedlichen Einflüsse, die damals auf uns einströmten; es herrschte damals ein Richtungsstreit innerhalb der Band: Ein Teil von FORSAKEN, zu dem ich mich zählte, wollte zu den epischen Wurzeln der Band zurückkehren, während der andere Teil in Richtung Doom Rock gehen wollte. Es gipfelte darin, daß sich die Band auflöste. Doch drei Monate später machten wir weiter, weil wir so gut miteinander befreundet waren, daß wir es einfach nicht aushielten, uns nicht mehr zu sehen. Zu diesen Unstimmigkeiten kam hinzu, daß der Sound einfach zu dünn ist, so daß ich heute die Meinung vertrete, daß »Evermore« um einiges besser hätte ausfallen können.

Also bist Du nicht wirklich böse, daß »Evermore« mittlerweile ausverkauft ist.

Nein, ich möchte mich keinesfalls von »Evermore« distanzieren! Ich akzeptiere jeden FORSAKEN-Release vor dem Hintergrund seiner jeweiligen Geschichte. Wir haben sogar schon überlegt, »Evermore« wiederzuveröffentlichen, weil wir desöfteren Anfragen von Fans erhalten. Allerdings ist das eine schwierige Geschichte, weil unser damaliges Label STORM PRODUCTIONS nicht mehr existiert, sie aber immer noch das Glasmaster der CD haben.

FORSAKEN [M]-Einzelshot: Sean Vukovic

2002 habt Ihr »Iconoclast« aufgenommen, mit der Ihr Euch endgültig dem Epic Doom zugewandt habt. Wie seid Ihr für diese Mini-CD an GOLDEN LAKE PRODUCTIONS geraten? Immerhin handelt es sich um ein kleines schottisches Label, das wahrlich nicht auf Doom spezialisiert ist.

Unser Drummer Simon und ich betreiben nebenbei einen kleinen Non-Profit-Vertrieb für Underground-Produkte auf Malta. Wir wollen den hiesigen Fans Releases zugänglich machen, die sie normalerweise hierzulande nicht finden können. Wir hatten Kontakt mit GOLDEN LAKE, um ein paar CDs zu tauschen, und machten im Zuge dessen sehr gute Erfahrungen mit ihnen. Daher entschieden wir uns für sie und wir sind bislang sehr zufrieden. Sie haben viel für uns getan, so daß »Iconoclast« weitaus besser gelaufen ist als »Evermore«: Innerhalb von sechs Monaten ist die erste Auflage von 1.000 Exemplaren ausverkauft und die zweite Auflage wird gerade gepreßt. Wir freuen uns darauf, unsere nächste Platte ebenfalls bei ihnen zu veröffentlichen!

Dabei wird es sich wieder um eine Full Length-Scheibe handeln, die »Anima Mundi« heißen wird und deren Veröffentlichung für den Jahreswechsel geplant ist. Müssen wir mit einem erneuten Stilwechsel rechnen oder können wir uns auf die konsequente Fortsetzung von »Iconoclast« einstellen?

Wir sind nicht sicher, ob wir den Zeitplan einhalten werden können. Wir brauchen für den letzten Feinschliff noch zusätzliche Studiozeit, doch das Studio ist ständig ausgebucht.
Die Platte wird auf jeden Fall die epischen Momente von »Iconoclast« enthalten, doch »Anima Mundi« wird eine etwas düstere Note erhalten. Meines Erachtens wird die Platte tiefgründiger ausfallen und daher nicht ganz so problemlos zugänglich sein wie »Iconoclast«.

Zwischen all den Releases gab es zwei Samplerveröffentlichungen, an denen Ihr teilgenommen habt. So habt Ihr 2000 ›Neon Nights‹ zu dem BLACK SABBATH-Tribute »Dehumanized Witch« beigesteuert. Das müßte eigentlich eine maßgeschneiderte Aufgabe für Euch gewesen sein, oder?

Richtig! Wenn es für alle FORSAKEN-Musiker einen kleinsten gemeinsamen Nenner bei den Einflüssen gibt, dann ist es BLACK SABBATH. Wir waren sehr stolz, daß wir an diesem Underground-Tribute teilnehmen durften, zumal viele andere sehr gute Bands wie MEMORY GARDEN oder LAST CHAPTER vertreten waren.
Außerdem war es unsere letzte Aufnahme mit unserem Gitarristen Daniel, der am 4. Januar 2001 seinen Kampf gegen den Krebs verlor, so daß dieser Beitrag etwas ganz besonderes für uns ist.

Einige Wochen nach seinem Tod habt Ihr für ihn ein Tribute-Konzert gespielt. Wie kam es dazu?

Wir waren es ihm schuldig, denn Daniel war ein sehr guter Freund. Zudem sollte man bedenken, daß FORSAKEN international zwar eine unbedeutende Band sind, auf Malta allerdings sehr populär sind. Weil Daniel ein wichtiges Element der Malteser Metalszene war, wollten wir allen Fans die Möglichkeit geben, gemeinsam Abschied zu nehmen. Daher schrieben wir einen Song extra für diese Show, der den Titel ›Evermore‹ trug und unsere Verbundenheit mit Daniel ausdrückte. Es waren 500 Fans anwesend und es war mit Sicherheit das emotionalste Konzert unserer Karriere. Die Einnahmen kamen der Hospiz-Stiftung für Sterbebegleitung zugute, die sich um Daniel gekümmert hatten.

FORSAKEN [M]-Einzelshot: Albert Bell

Euer zweiter Samplerbeitrag war der Song ›Moon Dancer‹, der 1995 auf »The Storm Has Begun« erschien; dabei handelte es sich um einen Underground-Sampler, auf dem ausschließlich Bands aus Malta zu finden waren.

Der Sampler war die erste Veröffentlichung von STORM PRODUCTIONS, bei denen wir anschließend einen Vertrag unterschrieben. Die Jungs hatten einen Plattenladen auf Malta und es war ihr Ziel, Malteser Bands weltweit bekannt zu machen. Sie hatten ebenfalls die Doomer ORBUS VITAE oder die Thrashband NORM REJECTION unter Vertrag. Mittlerweile gibt es die Firma allerdings nicht mehr.

Kannst Du, der Du schon seit über fünfzehn Jahren Teil der Malteser Szene bist, deren Entwicklung nachzeichnen?

Ich glaube, daß sich die Metalszene in Malta sehr ähnlich wie im Rest der Welt entwickelt hat. In den frühen Jahren passierte allerdings alles mit ein wenig Zeitverzögerung, weil es damals nicht so viele Kontakte zur internationalen Szene gab: Es gab keine Magazine oder Radiosendungen und nur wenige Platten waren erhältlich, weil eine gewisse Zensur absolut üblich war. Das hat sich allerdings nach und nach geändert, denn irgendwann waren englischsprachige Magazine wie METAL HAMMER, METAL FORCES oder später TERRORIZER hier erhältlich und einige Bands wie BLACK SABBATH, DEEP PURPLE oder ANATHEMA spielten auf Malta.
Mittlerweile ist es dank des Internets kein Problem mehr, alle erwünschten Informationen und Produkte zu erhalten. Daher haben wir eine sehr weitgefächerte Szene: Neben den normalen Metal-Bands gibt es Nu Metal-Gruppen wie SLIT oder SPIN, bis zu Death Metal-Acts wie BEHEADED und ABYSMAL TORMENT oder Black Metal-Truppen wie MARTYRIUM, die sehr symphonisch sind, oder ARCHREAN HARMONY, die eher in die progressive Richtung gehen. Zudem hat sich das spielerische Level dieser Bands deutlich verbessert und die heutigen Newcomer sind sicherlich auf ihren Instrumenten fitter als wir in den Anfangstagen; natürlich haben diese Jungs in Sachen Studios oder Equipment ganz andere Möglichkeiten als wir damals hatten. Die Szene ist dadurch größer geworden, aber sie bildet nicht mehr so sehr eine Einheit: Wenn wir früher spielten, waren alle Metaller da, ganz gleich ob sie eher auf Death Metal, Doom oder normalen Metal standen.

FORSAKEN [M]-Einzelshot: Mario Ellul

Wo muß man die Wurzeln der Malteser Szene suchen?

Man sollte bedenken, daß Malta über 150 Jahre lang eine britische Kolonie war und erst 1964 unabhängig wurde. Daher ist Malta nach wie vor stark von dem beeinflußt, was in England passiert; zudem haben viele Malteser familiäre Beziehungen nach England. So kam mein Großvater von Wales nach Malta.
Folglich stießen Bands wie BLACK SABBATH oder DEEP PURPLE die Entwicklung des Hard Rock in Malta an und es gab die ersten Bands, die sich einem ähnlichen Stil verschrieben. Ein wichtiges Element in diesem Prozeß war das Radio, denn zu jener Zeit gab es viele Radiomacher, die nach England reisten und von dort jene Platten mitbrachten, die angesagt waren. Außerdem kam neue Musik durch Touristen auf die Insel.
Eine der ersten maßgeblichen Metalbands waren STRATKAST, die Ende der Siebziger starteten und stark von der NWoBHM beeinflußt waren. Ich sah diese Band Anfang der Achtziger mehrfach und sie haben meinen persönlichen Geschmack mitgeprägt. Damals gab es auch eine relativ starke Punkszene, deren beliebteste Band RIFF war, so daß es eine gewisse Konkurrenz zwischen den Szenen gab. Doch Metal wurde stärker und es kamen immer mehr Bands hinzu. Als dann Speed und Thrash weltweit immer populärer wurden, faßte diese Entwicklung auch auf Malta Fuß. So gründete ich beispielsweise Mitte der Achtziger meine erste Band: Wir spielten Speed Metal und nannten uns EXORCIST, doch wir änderten den Namen in KREMATION um, weil es in Kanada eine Band gleichen Namens gab (Na ja, das ist ein wenig zu viel gesagt, denn mittlerweile wissen wir, daß es sich nur um ein Projekt handelte, hinter dem VIRGIN STEELE-Mainman David DeFeis steckte. - sg). Außerdem gab es Bands wie PASSION BLADE oder VANDALS, die sich einem thrashigen Stil verschrieben hatten. Vor allem VANDALS waren sehr populär bis sie sich Anfang der Neunziger auflösten. Ich selbst spielte zwischenzeitlich auch etwa zwei Jahre lang bei der Band, wie ich eingangs schon erwähnt hatte. Danach erfolgte langsam aber sicher die Auffächerung in die verschiedensten Stile.
Ich schreibe gerade ein Buch über dieses Thema, das den Titel "Metal Across The Globe" tragen wird. Ich bin nämlich Soziologe und die metallischen Subkulturen gehören zu meinem Forschungsgebiet, so daß es eine sehr soziologisch geprägte Publikation sein wird.

Gibt es auf Malta viele Clubs, in denen Metalbands spielen können?

Das ist ein echtes Problem hierzulande, denn es gab nie mehr als drei Clubs für Metal gleichzeitig, die zudem oft pleite gingen. Daher können wir natürlich nicht sehr oft live spielen, aber wir haben das Glück, daß wir mittlerweile eine feste Fangemeinde haben, so daß wir bei unseren Liveauftritten immer ein wenig Geld verdienen, mit dem wir neues Equipment oder Studioaufenthalte teilweise finanzieren können.

Gibt es abgesehen von den englischen Magazinen, die man mittlerweile auf Malta kaufen kann, auch andere Metalmagazine?

Reguläre Magazine gibt es keine, aber es gab einige Fanzines auf Malta. Das bekannteste war vermutlich RANCID SOUP, das sehr humorvoll war und von Malcolm Callus gemacht wurde. Er lebt heute in Australien und spielt in einer Death Metal-Band namens SCEPTOCRYPT. Desweiteren gab es das Doom Metal-Fanzine CALL OF ANGELS. Mittlerweile gibt es auch ein Webzine namens TEMPLE OF OMEGA.
Außerdem gibt es zwei Radiosendungen: Eine nennt sich GRINTA, die sehr beliebt ist und im öffentlich-rechtlichen Radio läuft; der DJ heißt Brian Micallef, der fast fünfzig Jahre alt ist und seit langem in der Szene aktiv ist. Die zweite Show nennt sich ROCK ANALIZI, die auf einem lokalen Kanal zu empfangen ist.

Ihr habt beim ersten "Doom Shall Rise"-Festival teilgenommen, wo Ihr gewissermaßen die Exotenband gewesen seid. Doch die Doomszene weltweit ist wie eine große Familie, so daß es wohl nicht so schwer war, Kontakt zu Jochen Fopp zu bekommen, der die Bands für das Festival gebucht hat.

Richtig: Ich kenne Jochen schon seit vielen Jahren, denn er war einer der ersten, denen ich unser »Requiem«-Demo geschickt hatte. Als die Idee des "Doom Shall Rise" aufkam, waren wir natürlich Feuer und Flamme. Schließlich war es eine willkommene Möglichkeit, mal wieder außerhalb von Malta zu spielen. Es war phantastisch, daß wir teilnehmen konnten, denn das Festival war großartig und außerdem konnten wir endlich viele der Menschen persönlich kennenlernen, mit denen wir seit Jahren nur Brief- oder Mailkontakt hatten. Wir hoffen sehr, daß wir demnächst wieder in Deutschland auftreten können!

FORSAKEN [M]-Einzelshot: Simeon Gatt

Die Herkunft hat es FORSAKEN sicherlich nicht erleichtert, bekannter zu werden. Hättest Du Dir manchmal gewünscht, daß Ihr nicht von Malta stammen würdet?

Im Gegenteil. Es mag ein wenig mit der typischen Inselmentalität zusammenhängen, aber wir sind alle stolz auf unsere Malteser Wurzeln. Sicherlich ist es richtig, daß einiges für uns einfacher gewesen wäre, wenn wir nicht von Malta stammen würden; wenn wir eine Show spielen wollen, die weiter als 50 Kilometer von unserem Heimatort entfernt ist, müssen wir ein Flugzeug besteigen.
Andererseits war es nie unser Traum, Rockstars zu werden. Vielmehr ist FORSAKEN für uns quasi eine zweite Familie, so daß wir ohne die Band nicht leben könnten. Wir haben uns für die Zukunft das Ziel gesteckt, daß wir regelmäßiger unsere nächsten Platten veröffentlichen und die ein oder andere Show außerhalb von Malta spielen können.

Auf der Rückseite von »Evermore« findet man ein Symbol, das Ihr ebenfalls auf Eurer Homepage verwendet. Hat es eine besondere Bedeutung?

Ich habe diesen Anhänger von meiner Reise nach Wales mitgebracht. Es ist ein keltisches Symbol, das für die Ewigkeit steht. Folglich paßte er sehr gut zum Titel von »Evermore« und soll zudem der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß FORSAKEN noch möglichst lange weiterexistieren werden.

Eure Namenswahl war sicherlich nicht unproblematisch, denn obgleich Ihr schon seit fast 15 Jahren existiert, gab es in der Zwischenzeit etliche andere Bands, die sich ebenfalls auf diesen Namen gestürzt haben.

Wir haben gerade von einer neuen deutschen Hardcoreband gehört, die sich ebenfalls FORSAKEN nennen. Wir haben sie darauf hingewiesen, daß wir diesen Namen schon lange tragen, aber sie bestehen darauf, den Namen weiterhin zu benutzen. Das größte Problem sind sicherlich die schwedischen THE FORSAKEN, da sie relativ bekannt sind. Dank des vorangestellten "the" unterscheiden sich unsere Namen zwar, aber es kommen doch immer wieder Verwechslungen vor. Ich bin mir zwar bewußt, daß FORSAKEN nicht gerade der originellste Name ist, aber wir hängen einfach sehr daran. Die Band hieß früher BLIND ALLEY und ich denke, der Name ließ keinen sinnvollen Rückschluß auf den Stil der Band zu. FORSAKEN hingegen empfinde ich durchaus als einen passenden Namen für eine Doomband.

Auf Eurer Homepage habe ich entdeckt, daß Ihr alle große Fußballfans seid. Das erinnert mich daran, daß ich dank des runden Leders zum ersten Mal etwas von Malta hörte: Damals spielte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Malta und gewann 6:0. Ihr seid sicherlich froh, daß solche Ergebnisse heute ins Reich der Utopie zu verweisen sind.

Ich bin sehr wütend darüber, daß unsere Nationalelf eine solche Katastrophe ist. Wie man an den Leistungen von Island oder den Färöer Inseln sieht, haben die kleinen Länder gegenüber den großen Fußballnationen aufgeholt, was die Malteser Nationalmannschaft nicht geschafft hat. Das ist sehr traurig, denn Malta ist eine fußballverrückte Nation. Fußball setzte sich auf Malta schon im 19. Jahrhundert nicht lange nach den Anfängen in England durch; der erste Maltester Fußballverein St. Georges wurde um das Jahr 1880 gegründet. In unserer Premiere League spielen zwölf Mannschaften und es gibt auch eine zweite und dritte, sowie eine Amateurliga, doch viele fixieren sich auch auf ausländische Teams; so bin ich beispielsweise ein Liverpool-Fan. Die besten Malteser Kicker spielen ohnehin bei ausländischen Clubs: So ist mein Lieblingsspieler Michael Mifsud beim 1. FC Kaiserslautern.

Ich weiß, denn der 1. FCK ist mein Lieblingsverein! Kannst Du mir nebenbei noch verraten, warum Euer Sänger Leo Stivala ausgerechnet ein Fan von Bayern München ist? Er konnte sich zwischen Tausenden Mannschaften weltweit entscheiden und dann landet er ausgerechnet beim FC Hollywood...

Ich weiß, was Du meinst: Wir haben bei unserem Besuch in Deutschland im Rahmen des "Doom Shall Rise" festgestellt, daß man bei Euch entweder ein Fan von Bayern München ist oder aber die Mannschaft durch und durch haßt. Ich kann Dir nicht sagen, was Leo an Bayern fasziniert, aber ich kann Dich beruhigen, daß er eigentlich hauptsächlich ein Fan der deutschen Nationalmannschaft ist.

Dann hat ja doch noch alles ein gutes Ende gefunden... Somit bleibt mir nur noch auf die FORSAKEN-CD »Iconoclast« hinzuweisen, die erstklassigen epischen Doom enthält und in Form von ›Via Crucis (The Way Of The Cross)‹ eine superbe Hymne enthält. Ihr könnt die CD online bei GOLDEN LAKE PRODUCTIONS bestellen:

http://www.goldenlakeprods.co.uk/

serenade4@yahoo.co.uk

Wer Kontakt mit der Band aufnehmen möchte, kann dies über folgende Adressen tun:

FORSAKEN
c/o Albert Bell
Madrigal, Plot 42 B
Triq Salvu Buhagiar
Marsacala ZBR 11
Malta

http://www.forsakenmalta.com/

albertbell@rocketmail.com

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

FORSAKEN (M) im Überblick:
FORSAKEN (M) – Dominaeon (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 27)
FORSAKEN (M) – Iconoclast (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 16)
FORSAKEN (M) – Requiem (Demo-Review von 1992 aus Underground Empire 6)
FORSAKEN (M) – Heavy, oder was!? 70-Special (aus dem Jahr 2003)
FORSAKEN (M) – Heavy, oder was!? 72-Interview (aus dem Jahr 2003)
FORSAKEN (M) – Online Empire 15-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
FORSAKEN (M) – Online Empire 17-Interview (aus dem Jahr 2003)
FORSAKEN (M) – Online Empire 20-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
FORSAKEN (M) – Online Empire 25-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
FORSAKEN (M) – Online Empire 31-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2007)
FORSAKEN (M) – News vom 30.09.2005
Soundcheck: FORSAKEN (M)-Album »After The Fall« im "Soundcheck Heavy 122" auf Platz 2
Soundcheck: FORSAKEN (M)-Album »Anima Mundi« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 75" auf Platz 6
Soundcheck: FORSAKEN (M)-Album »Dominaeon« im "Soundcheck Heavy 88" auf Platz 1
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