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GRAND MAGUS-Bandphoto 1

Wenn man die Geschichte von GRAND MAGUS betrachtet, fällt sofort die stetig wachsende Popularität des schwedischen Trios auf. Diese hat jedoch nichts mit Business oder Beziehungen zu tun, sondern ist in erster Linie das Ergebnis einer beschwerlichen und langjährigen Aufbauarbeit.
Die Motivation des Trios ist auch nach gut 20 Jahren (rechnet man die Frühphase unter dem Banner SMACK mit), sieben Studioalben und zig Konzerten in jeder nur erdenklichen Größenordnung ungebrochen, deshalb braucht man kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, daß der Status der Band mit dem demnächst in die Umlaufbahn katapultierten neuesten Dreher »Sword Songs« weiterhin anwachsen wird.
Oberhaupt Janne "JB" Christoffersson war so nett, uns Auskunft zu geben und stellte sich als eloquenter Gesprächspartner, aber auch als "einer von uns", sprich als Metalfan durch und durch heraus.

Hast Du eine Erklärung, warum es gerade für Euch so gut läuft?

Ohne die entsprechende Hingabe läuft auch im Metal gar nichts. Daher war es mir ehrlich gesagt immer schon wichtiger, daß diese auch beim Hörer entsprechend ankommt, als daß man uns für irgendetwas anderes besonders gelobt hätte.

Das bedeutet, Ihr habt Euch von Anfang an "nur" mit Haut und Haar der Band verschrieben und alles dafür gegeben. In der Hoffnung, daß es mit dem Durchbruch einfach irgendwann mal klappen wird?

Ich bin davon überzeugt, daß sich unsere bisherige Arbeit aus genau diesem Grund dermaßen positiv ausgewirkt hat. Wie auch immer unsere Alben angekommen sind, an der Tatsache, daß wir zu jedem einzelnen Song auch heute noch stehen, ändert das nichts. Nur mit einer solchen Einstellung läuft es auch entsprechend, unabhängig von der Musik selbst!

GRAND MAGUS-Headline

Apropos Songs: Auffällig ist nicht nur, daß Ihr auf jeden Album feinste Ware liefert, Ihr seid ja obendrein auch noch ständig unterwegs. Wann kommen denn die Geistesblitze für neues Material und wie werden die dann festgehalten?

Nee, auf Tour geht bei uns gar nix! Daran hat sich seit den Anfängen nichts geändert. Wir schaffen es einfach nicht, auf Tournee zu sein und uns gleichzeitig auch noch um das Komponieren zu kümmern. Sollte einer von uns einmal eine dermaßen brillante Idee haben, die er auf der Stelle für die Ewigkeit festhalten möchte, findet sich bestimmt irgendeine Möglichkeit dafür. Bisher war es das aber nicht der Fall. Bei uns läuft es so, daß wir uns einen Termin ausmachen, zu dem wir uns zum Schreiben neuer Songs treffen. Zuvor muß man sich nach einer längeren Tour jedoch erst einmal eine Ruhepause gönnen. Sonderlich lange dauern diese bei uns zwar nicht, darauf verzichten wollen und können wir aber auch nicht.

Das wohlverdiente Verschnaufen war auch im letzten Jahr nur von kurzer Dauer. Wann ging denn die Arbeit für »Sword Songs« los?

Mit dem Schreiben der Songs für haben wir im letzten Sommer begonnen. Schon nach den ersten Treffen und gemeinsamen Proben war uns klar, daß wir drei dieselbe Intention verfolgt haben. Wir wollten die Essenz von GRAND MAGUS in den neuen Songs in komprimierter Form verewigt wissen. Ich bin davon überzeugt, daß uns genau das auch gelungen ist und die Fans das auch honorieren werden.

Wie waren die ersten Reaktionen auf das Album?

Die bisherigen Pressereaktionen geben uns schon mal recht. Man hat uns nämlich attestiert, unser bislang heftigstes Gerät abgeliefert zu haben und damit sogar die Härte unserer ersten Scheiben zu erreichen. Im selben Atemzug hat man uns aber auch dazu gratuliert, unsere bisher eingängigsten und melodiösesten Kompositionen auf der neuen Scheibe aufzufahren. Allein dadurch fühle ich mich in unserer Herangehensweise bestätigt. Es war nämlich in der Tat so, daß wir uns vorgenommen hatten, die härtesten, schnellsten und aggressivsten Nummern zu schreiben, die man je von GRAND MAGUS zu hören bekommen hat. Daß wir dabei auch den Hymnencharakter der Tracks noch einmal verstärken konnten, hat sich mehr oder weniger von selbst ergeben.

Übt Ihr die Tracks eigentlich "Old School"-mäßig in einem Proberaum ein bevor es ans Aufnehmen geht, oder habt Ihr Euch diesbezüglich der "Moderne" angepaßt und schickt mp3s quer durch die Prärie?

Ausschließlich jedoch durch die schwedische Prärie! [lacht] Nein, im Ernst. Unser Drummer Ludwig Witt lebt zwar im Südwesten Schwedens, während unser Basser Fox und ich in Stockholm residieren, auf gemeinsames Proben will ich aber dennoch nicht verzichten. Völlig fremd sind uns mp3s und dergleichen selbstverständlich nicht, ich bevorzuge es aber immer noch, zunächst in meinem kleinen Heimstudio erste Ideen und Fragmente aufzunehmen, um diese dann im Kollektiv weiter- und auszuarbeiten. Dafür ist ein Proberaum immer noch das Um und Auf. Abgesehen von der Einfachheit dieser Arbeitsweise ist aber auch die persönliche und emotionale Seite dabei entscheidend. E-Mails mit Songfragmenten hin- und herzuschicken ist zwar technisch kein Problem, dabei Gefühle zu vermitteln, ist aber völlig unmöglich. Bei den Texten sieht die Chose anders aus, aber auch in diesem Fall ziehe ich den direkten Kontakt zu meinen Bandkollegen vor, um ihnen an Ort und Stelle während des Einspielens der Nummern zu vermitteln, was es mit den Lyrics auf sich hat.

Sieht man von nordischer Geschichte und Mythologie einmal ab, ist spezielles Wissen immer noch nicht wirklich nötig, um zu checken, was Sache ist. Gibt es eigentlich auch bei Euch etwaige pseudo-unterhaltsame Kritiker, die Eure Texte als pures Klischee abtun?

Ja, doch. Ich kann es sogar durchaus nachvollziehen, daß sich so mancher Möchtegern-Intellektueller an unseren Lyrics stoßen mag, weil diese seiner Meinung nach zu klischeehaft ausgefallen sind. Na und? Wir spielen Heavy Metal, und was bitte paßt da besser als Texte, in denen es um Götter, Helden und mythologische Geschichten, diverse Kriegsthemen sowie den Heavy Metal selbst geht? Nichts! Daran wird sich auch in den nächsten 1.000 Jahren nichts ändern! Versteht mich nicht falsch, ich hab' überhaupt kein Problem, die Texte unserer Scheibe zu erläutern, kann es aber nicht leiden, wenn man mir mit pseudo-philosophischem Gut-Menschentum entgegentritt und sich nur darauf beschränkt, wie wenig originell die Lyrics wären.

GRAND MAGUS-Bandphoto 2

Dem kann man nur beipflichten, und zudem darf man bei Euch auch den historischen Bezug nicht verachten, richtig?

Korrekt! Nimm als Beispiel nur ›Varangian‹ her. Auf den ersten Höreindruck kann man sich durchaus am Refrain stoßen - die Zeile "Defenders Of Steel" wurde schließlich nicht von mir und schon gar nicht eben erst erfunden. Ich bin mir aber sicher, daß viele unserer Kritiker überhaupt keine Ahnung davon haben, daß wir hier von einer Elitetruppe im byzantinischen Reich berichten, deren Ursprung auf die Wikinger zurückgeht.

Heavy Metal hatte immer schon einen pädagogisch wertvollen Ansatz, kein Zweifel. Dennoch ist es für mich ein anderer Song, der das Herzstück des Albums darstellt. ›Forged In Iron - Crowned In Steel‹ bringt nämlich die Essenz unserer Musik auf den Punkt. Ich interpretiere den Titel im übertragenen Sinn so, daß man "Eisen", also ein Riff, für die Erzeugung von einem Song aus edelstem "Stahl" benötigt.

Das ist es! Verdammt, warum bin ich nicht schon früher auf diese Interpretation gekommen? An sich dachte ich, der Titel ›Forged In Iron - Crowned In Steel‹ wäre selbsterklärend, auf den rein technischen Ansatz "vom Eisen zum Stahl" wäre ich aber nicht gekommen. Noch weniger aber auf den musikalisch absolut zutreffenden, wenn man das Riff als Rohstoff, also Eisen, betrachtet, aus dem ein Stück Stahl, also ein Song "geschmiedet" wird. Grandios!

Noch genialer ist jedoch der Hymnencharakter dieses Songs. Ich denke, den werdet Ihr in Zukunft auch in entsprechender Form darbieten, oder etwa nicht?

Sicher doch, und nicht nur diesen Track von »Sword Songs«! Und zwar immer und überall! Es macht keinen Unterschied, ob man uns für ein Festival bucht, oder für einen winzigen Club. GRAND MAGUS werden immer und überall mit ganzem Herzen bei der Sache sein! Es gibt nichts Eindrucksvolleres für einen Musiker, als mitzuerleben, wie einem das Publikum seine Emotionen zurückgibt. Das ist der Grund, warum wir das überhaupt machen! Und wenn sich da draußen Leute finden, die zu unseren Songs lautstark Partys feiern und mitfeiern, um so besser!

http://www.grandmagus.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photos: Severin Schweiger

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