|
Nach 25 durchaus erfolgreichen Jahren wurde das Kapitel M.ILL.ION kurz vor Jahresende 2014 von Bandchef B.J. Laneby für immer geschlossen. Grund zur Traurigkeit besteht für seine Fans aber nicht, hat der Schwede doch mit MAJOR INSTINCT ein neues, heißes Eisen im Feuer.
Weshalb hast Du denn Dein durchaus gewinnbringendes Unterfangen derart abrupt beenden müssen?
Nach 25 Jahren war es einfach an der Zeit, neue Perspektiven zu finden. Ich war bei M.ILL.ION von Anfang an die treibende Kraft und hab' mich um sämtliche Belange der Band gekümmert. Das war zum größten Teil zwar fein, es gab aber auch nervenaufreibende Tage, unter anderem, wenn mal wieder einer der unzähligen Besetzungswechsel vorzunehmen war. Das Ende ließ sich spätestens dann nicht mehr vermeiden, als ich 2014 während einer UK-Tour gesundheitlich dermaßen angeschlagen war, daß ich nur knapp dem Tod entgangen bin. Zum meinem Glück konnten mich britische Mediziner aber binnen zwei Wochen wieder einigermaßen herstellen und ich konnte ein dreimonatiges Reha-Programm in Schweden antreten. Dort hatte ich viel Zeit nachzudenken und kam schließlich zur Entscheidung, etwas Neues anzufangen. Etwas, das mir neue Energie gibt.
Scheint eine verdammt erfolgreiche Reha gewesen zu sein, denn Du scheinst binnen kurzer Zeit nicht nur gesundheitlich wieder auf den Dampfer gebracht worden zu sein, sondern auch einen gehörigen Motivationsschub erhalten haben.
Das stimmt, denn ich hatte das Glück, ausschließlich von kompetenten Medizinern betreut zu werden und zwar rund um die Uhr. Von daher stand bald fest, daß ich weitermachen werde, auch weil ich es ohne Musik wohl nicht lange aushalten würde. Wie nicht weiter verwunderlich sein dürfte, auch auf durchaus vergleichbare Art, schließlich waren beziehungsweise sind sowohl M.ILL.ION als auch MAJOR INSTINCT definitiv meine Bands, meine Babys. Dennoch besteht ein gewaltiger Unterschied zu früher: Jetzt habe ich ausschließlich Musiker um mich, die sich produktiv am Geschehen und bei diversesten organisatorischen Dingen aktiv beteiligen, vor allem aber am Schreiben der Songs. Da ich obendrein festgestellt hatte, daß sich M.ILL.ION gegen Ende hin viel zu weit von meiner ursprünglichen Idee einer Hard Rock-Band wegbewegt hatten, lag es nahe, einen kompletten Neustart zu wagen.
Und der sollte wieder deutlich näher zu Deinen Wurzeln zurückführen?
Exakt! Ich wollte mich wieder näher bei meinem musikalischen Ursprung ansiedeln und der liegt nun einmal im klassischen 70er Rock, denn nur der hatte diesen ganz speziellen Vibe. Bands wie DEEP PURPLE, RAINBOW oder THIN LIZZY, sie alle erzeugen ein ganz eigenes und spezielles Feeling. Und so wie sie, hab' auch ich ein spezielles Empfinden für den Blues, der bei M.ILL.ION so gut wie nicht mehr vorhanden war. Ganz besonders verehre ich seit jeher auch Michael Schenker. Der Kerl hat mich mit seinem Spiel auch als Bassist schwer geprägt. Kein anderer vermittelt zugleich dermaßen viel Gefühl, Heaviness und Melodien. Ich halte Michael Schenker für ein Genie!
War denn das Suchen von neuen Mitstreitern ein kompliziertes Unterfangen?
Nein, gar nicht, denn durch meine exakten Ideen, meine Szenekenntnis und Kontakte wußte ich, wen ich zur Mitarbeit befragen würde. So habe ich mit Stefano Marchesini, dem Sänger, schon in den 90er Jahren zusammengearbeitet. Ehrlich gesagt hab' ich ihn seit damals, als ich seine RAINBOW-Tribut-Band produziert hatte, gar nicht mehr aus den Augen gelassen und hatte ihn immer wieder im Sinn, als ich über etwaige Projekte nachdachte. Bereits vor der letzten M.ILL.ION-Tour waren wir uns einig, gemeinsam loszulegen. Stefano brachte Magnus Mild mit ins Boot, einen echten Guitar Hero! Auch Johan Hall war von Beginn dabei, ein langjähriger treuer Kumpan, der mich auch lange Zeit bei M.ILL.ION hinter dem Drum-Kit unterstützt hat. Nicht ganz so einfach zu finden war ein Tastenzauberer, doch in Gabriel Glamheden wurde uns von meinem Baßsponsor EBS ein junger, hungriger Hammond-Organist empfohlen, der trotz seiner erst 22 Lebensjahre spielt wie ein alter Hase. Doch das Beste an der Sache ist, daß ich jetzt ausschließlich Musiker um mich habe, die Musik genauso empfinden wie ich selbst.
Inwiefern darf man durch den Titel »Roots & Wings« Rückschlüsse auf den Stil ziehen? Naheliegend wär' das auf jeden Fall, denn das Album läßt auf Anhieb die 70er als Inspiration vernehmen.
Der Denkansatz, den Titel auf die musikalische Ausrichtung zurückzuführen, gefällt mir gut. Er läßt aber durchaus noch einige andere Interpretationsmöglichkeiten offen. Zum Beispiel den, daß es völlig egal ist, wer du bist und was auch immer du im Schilde führst - du brauchst Wurzeln, die dich am Boden halten, aber auch Flügeln, die es möglich machen, sich fortzubewegen. Ich denke, aus den Texten läßt sich noch einiges mehr über mich erfahren. Die stammen nämlich zu 100 Prozent von mir und waren zum größten Teil fertig, bevor wir die Songs fertig komponiert hatten. Im Gegensatz zu früher, war ich jedoch keineswegs allein für die Finalisierung der Kompositionen zuständig, sondern konnte auf ein Team bauen. Im Laufe der Zeit hat sich bei uns ein unglaublicher Kreativitätsprozeß eingestellt, weshalb die Scheibe auch exakt zu jenem Bandalbum geworden ist, das mir vorschwebte.
http://www.facebook.com/major-instinct-957707434250701/
|
|||||||
| © 1989-2024 Underground Empire |
|
