UNDERGROUND EMPIRE the ONLINE EMPIRE-Titel
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”UNDERGROUND EMPIRE 7”-Datasheet

Contents:  THE GATHERING-Interview

Date:  15.10.1993 (created), 05.03.2015 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 7

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several earlier issues still available; find details here!

Comment:

"Wir haben nicht das Ziel, eine große Band zu werden und weltweit zu touren." Na, bei dieser Mission habt Ihr aber kläglich versagt, mein lieber Hans! :-) Zwar sollte die Initialzündung erst erfolgen, als für die dritte Platte »Mandylion« von 1995 eine Symbiose aus Zauberin und Fee namens Anneke van Giersbergen ins Leben der holländischen Band trat, doch dann ging es etliche Jahre für THE GATHERING nur noch bergauf. Meinereiner freute sich da auch mit der Band, denn Hans hatte sich hier schon als sehr sympathischer Zeitgenosse herausgestellt. Diesen Eindruck machten auch die anderen THE GATHERING-Musiker, die ich über die Jahre persönlich kennenlernen durfte.

Eine Aussage im Interview muß man übrigens kommentieren: Hans erwähnt, daß Ex-Sänger Bart zu DEAD END gestoßen sei. Letzten Endes sollte daraus keine Wiederbelebung von DEAD END werden, sondern Bart gründete mit zwei DEAD END-Musikern die Band WISH.

Apropos Interview: Selbiges sollte, wie im Vorwort schon angedeutet, nicht ganz so einfach über die Bühne gehen. Denn: Ich hatte eine Kassette mit meinen Fragen zur Band geschickt (eben jenes Standardvorgehen, das wir - wie schon öfter in diversen "Extra-Infos" erläutert - entwickelt hatten, um bei einem postalischen Interview näherungsweise an den Charakter eines Liveinterviews ranzukommen), doch die Band meldete sich nicht. Also klopfte ich irgendwann mal bei der holländischen Versammlung an, woraufhin Hans sich meldete und entschuldigte. Er habe das Interviewtape an Sänger Bart gegeben, doch dieser habe mittlerweile die Band verlassen und die Kassette nicht zurückgegeben. Gleichzeitig teilte er mir seine Telephonnummer mit, so daß wir den heißen Draht nutzten, um das Interview zu führen. Wir erwischten damit THE GATHERING in ihrer Zwischenphase, die durch einen massiven stilistischen Wandel gekennzeichnet war. Doch durch die lange Produktionszeit der Ausgabe war unsere Story fast schon wieder überholt, als das Druckerzeugnis erschien: Hans teilte mir in seinem Brief mit, in dem er sich für die Zusendung des Belegexemplars bedankte, daß die Band gerade erfolgreich die ersten sechs Konzerte mit ihrer neuen Sängerin bestritten hätten, die auf den Namen Anneke van Giersbergen hören würde.

Optisch wollten wir bei einem solch umfangreichen Interview natürlich auch ordentlich was bieten. Daher legten wir das Fabelcover von »Always...« als Hintergrund unter die erste Seite, das Motiv der »Almost A Dance«-Umhüllung unter die dritte Seite - was wir, wie schon öfter gesagt, bei der Online-Umsetzung leider nicht nachbauen können. Dazwischen durfte die damalige Besetzung der Band auf einem Klettergerüst herumturnen. Da das Photo einfach perfekt paßte, beließen wir es dabei, während wir heuer natürlich noch weitere Photos aus unserem Archiv ausgepackt haben: Das erste Photo stammt vom Presseinfo der 2001 erschienenen Demozusammenstellung »Downfall: The Early Years« und zeigt somit die Band noch mit ihrem Ursänger Bart Smits. Es folgt ein Photo, das die Band als Sextett zeigt, allerdings ist es mir leider nicht möglich, alle Musiker zweifelsfrei zu identifizieren. Ist hier auch noch Bart zu sehen? Oder ist es die Band schon mit dem neuen Sänger Niels Duffhues, aber noch vor dem Einstieg von Sängerin Martine van Loon? Anschließend folgt besagtes Klettergerüst-Photo, von dem es eine zweite, leicht schiefe Version gab, die wir Euch nun aber auch nicht vorenthalten wollte.

Zurück zum Design im gedruckten Heft: Auf der zweiten Seite fand außerdem noch der Bandname sein Plätzchen - und zwar ganz oben. Auch hierbei handelte es sich um eine Eigenproduktion, da die Band das coole, stylische Logo von »Always...« (das lediglich im oben schon erwähnten hinterlegten Coverphoto zu sehen war) auf »Almost A Dance« nicht weiterverwendete, sondern den Bandnamen einfach in einer relativ normalen Schrift auftauchen ließ: Ich hatte einfach eine schnieke, aber doch recht konventionelle Schrift ausgesucht und damit den Bandnamen in großen Lettern direkt ins Satzprogramm Pagemaker reingehackt. In der Onlineversion wollten wir im Hinblick auf die Logos etwas "umfassender" vorgehen, so daß das alte Logo die Story eröffnet, während die Eigenkonstruktion des »Almost A Dance«-Nicht-Logos nun den Abschluß bildet. Zu diesem Zweck habe ich nun die gleiche Schrift verwendet, aber im Photoshop noch etwas gestylt.

Der Interviewtitel "Always dancing", der ebenfalls Seite 2 des Interviews zierte, enthielt bewußt Elemente der Albentitel der beiden ersten THE GATHERING-Alben. Durch die beiden sehr unterschiedlichen Schrifttypen, aus denen ich den Interviewtitel zusammenbaute, wollte ich die Verschiedenheit der beiden Alben symbolisieren. Dabei hatte ich für das Wort "always" einen sehr ähnlichen Font genommen, der auch auf dem Albumcover für den Titel zum Einsatz gekommen war, während das schlangenlinienförmige "dancing" perfekt dieses Wort verkörperte.

Nun ja, auch diese große Kunst aus den Hause UNDERGROUND EMPIRE - hüstel, kleine Übertreibung gefällig..? - könnt Ihr hier leider nicht erspähen, sondern müßt sie Euch anhand meiner Worte ausmalen. Leider ist UNDERGROUND EMPIRE 7 mittlerweile ausverkauft, so daß Ihr Euch diesbezüglich allenfalls auf eBay auf die Lauer legen könnt; ab und zu tauchen dort mal Exemplare der ausverkauften UNDERGROUND EMPIRE-Nummern auf.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

THE GATHERING-Logo

Wenn es auf dem Sektor des Death Metals noch eine Offenbarung gibt, so heißt sie gewiß THE GATHERING! Wer ihr Debut »Always...« kennt, der wird mir da voll beipflichten, beinhaltet besagter Rundling doch klischeefreien, atmosphärischen Doom-Goth-Death der Spitzenklasse. Ultraschwere Gitarren mit einem schwebenden Spinnet-artigen Keyboard. Leider gibt es von jenen Kennern nur sehr wenige. Um diesen Mißstand zu beheben, war es keine Frage, daß diese megatalentierte und sträflich unbeachtete Band in UNDERGROUND EMPIRE 7 einfach vorgestellt werden mußte. Die Anfrage wurde prompt positiv beantwortet. Wer aber glaubt, daß damit alles in Butter war, den muß ich drüber aufklären, daß es nun erst kompliziert werden würde. Die Fragensammlung war noch der einfachste Act. Verschnürt Richtung Holland geschickt, wurde THE GATHERING-Sänger Bart Smits mit der Beantwortung des Interviews betraut. Just zu dieser Zeit trennte sich die Band jedoch von ihm, so daß er verständlicherweise kaum noch Interesse zeigte, unsere Fragen zu beantworten, was ohnehin kaum noch Sinn gemacht hätte. Als ich nach fünfmonatiger Funkstille seitens THE GATHERING dezent anfragte, wie es unserem Interview denn gehen würde, legte mir Drummer Hans Rutten obigen Sachverhalt dar. Idealerweise stand zu diesem Zeitpunkt die Fertigstellung der neuen Ausgabe direkt vor der Tür. Einzige Alternative - ein Telefoninterview, welches wir für den nächsten Tag vereinbarten. Jetzt ging jedoch die Sucherei nach dem alten Schmierzettel los, auf dem sich die Fragen befanden, welche ich erst 15 Minuten vor dem Interviewtermin mit einer Erfolgsmeldung abschließen konnte. Großer Vorteil dieser Aktion ist die Tatsache, daß wir nun dermaßen brandaktuelle News bieten können, daß man sich dran die Finger verkohlt (ich hoffe, Euer UNDERGROUND EMPIRE-Exemplar ist noch nicht in Flammen aufgegangen...). Allem voran die Nachricht, daß die zweite THE GATHERING-Scheibe fix und foxi ist und daß sie vermutlich ultragenial, wenn auch total anders, ausfallen wird. Doch das soll Euch Hans selbst erzählen, der mir auf Holländisch einen Satz entgegendrückte, nachdem ich den magischen Zahlencode in die Telefontastatur getippt hatte. Nach einem leicht verwirrten Ausdruck der Hilflosigkeit meinerseits schwenkte er jedoch sofort souverän auf Englisch um.

THE GATHERING-Bandphoto [mit Bart Smits]

Also laß' uns mit dem beginnen, was sich in letzter Zeit bei THE GATHERING getan hat!

Nach der Veröffentlichung von »Always...« haben wir hier in Holland und in Belgien über 60 Gigs gespielt und sind sogar durch Israel getourt. Danach hatten wir etwa sechs neue Songs fertig, und wir mußten bald feststellen, daß Bart Probleme hatte, diese zu singen. Die Musik hatte sich weiterentwickelt, und das Death-mäßige Gegrunze vom ersten Album hätte nicht mehr dazu gepaßt. Es war notwendig, eher eine normale, cleane Stimme einzusetzen Bart hat es probiert und sogar Unterricht genommen, aber es hat nicht funktioniert. Bei Gigs hat er die neuen Songs immer gegrunzt, und es klang schrecklich. Es gab einige Diskussionen, und schließlich merkten wir, daß es am besten ist, uns zu trennen. Bart singt jetzt bei DEAD END, die schon ewig existieren und sich eigentlich schon aufgelöst hatten, aber nun mit Bart als Sänger wieder neu begonnen haben. Bei einer lokalen Band fanden wir unseren neuen Sänger Niels Duffhues. Wir sahen ihn auf einem Festival und waren sofort von seiner Stimme begeistert. Also sprachen wir ihn an und nahmen zwei der neuen Songs mit ihm auf. Es klang wirklich sehr gut, und so behielten wir ihn!

Außerdem habt Ihr eine neue Dame, die bei Euch singt, Martiene van Loon. Ist sie ein regelrechtes Bandmitglied oder nur Gastmusiker wie schon Marike Groot auf »Always...«?

Auch sie ist nur Backgroundsängerin. So ist sie beispielsweise nicht auf allen Songs auf dem neuen Album zu hören.

Habt Ihr eigentlich jemals dran gedacht, eine der Damen als festes Bandmitglied zu integrieren?

Nein, niemals! Es ist schon schwer genug, ein Band mit sechs Mitgliedern zu sein. Es gibt schon so endlose Diskussionen. Weißt Du, wir schreiben unsere Songs bei den Proben, und jeder beteiligt sich dabei, so daß wir im Endergebnis länger über einen neuen Song diskutieren, als wir ihn spielen. Aber ich glaube, gerade darin liegt die Stärke von THE GATHERING! Mit einem siebten Mitglied (Moment! Sie wäre dann ja ohne Glied... - Red.) jedoch, würde es geradezu unmöglich werden.

Warum singt eigentlich Marike nicht mehr bei Euch?

Marike hatte Probleme damit, daß sie meist mehr Aufmerksamkeit erhielt als Bart, der schließlich der Leadsänger war, und das behagte Ihr überhaupt nicht. Wir haben lange drüber geredet und uns schließlich getrennt, zumal Marike die Absicht hatte, in Zukunft andere Musik zu machen. Kein Metal, sondern eher Country oder Western, oder so. Sie hat nun eine eigene Band, in der sie die Leadvocals übernimmt. Sie hat eine herrliche Stimme, und ich glaube, sie hat die Kraft dazu, allein zu singen!

Hat auch Martiene eine andere Band, in der sie singt?

Martiene sang zuvor in einigen lokalen Bands, die sich jedoch alle sehr schnell auflösten. Als sie hörte, daß Marike sich von uns getrennt hatte, wandte sie sich umgehend an uns. Wir wagten einen Versuch, und ihre Stimme gefiel uns echt gut, obwohl sie total anders klingt als die von Marike. Also hat sie für uns auf der neuen Platte gesungen. Derzeit denkt sie drüber nach, eventuell nebenher eine eigene Band zu gründen.

THE GATHERING-Bandphoto 1

Doch was hat sich, vom Gesang abgesehen, an der Musik von THE GATHERING geändert?

Die Musik ist schneller und besitzt viel mehr Melodie! Die Soli sind viel langsamer gehalten, entspannter und atmosphärischer. Auf »Always...« gab es eine Menge Keyboard und ein wenig Gitarre, während nun die Gitarren mehr Gewicht erhalten. Sehr metallisch und heavy also. Die Songs haben viel mehr Atmosphäre und sind einerseits unbeschwerter, aber andererseits auch immer wieder extrem melancholisch.

Wann können wir mit dem neuen Album rechnen?

Es wird wieder bei FOUNDATION 2000 erscheinen und Anfang November hier in Holland auf den Markt kommen. Das Cover wird ähnlich wie beim ersten Album sein. Es ist auch ein Mädchen zu sehen, die in einem Wald mit einem kleinen Tümpel steht. Ein wunderschönes Cover! Der Titel wird »Almost A Dance« lauten.

Aha, warum »Almost A Dance«?

Wir spielten einen Gig in Arnheim mit GOREFEST, bei dem viele Mädchen waren. Keine Headbanger-Girls, sondern ganz normale Mädchen, und sie tanzten bei den neuen Liedern total ab. Wir waren zunächst total verwirrt, aber so sind wir im Endergebnis zu dem Titel des neuen Album gekommen.

Es ist also Dancecore, was Ihr jetzt spielt...

In gewissem Sinne ja, denn die neuen Stücke sind absolut tanzbar! Wir haben beispielsweise bereits einen Song für die dritte Platte fertig, der wie eine Rumba klingt! Immer noch sehr heavy, aber echt tanzbar! Seltsam, oder?

Wenn Eure Musik diese Dimensionen annimmt und sie in Zukunft vielleicht sogar noch weiter in diese Richtung geht, wie Du gerade eben angedeutet hast, könntest Du dann vorstellen, daß Ihr Anhänger in ganz anderen Szenen finden könnt, ja gar in der Disco-Szene?

Das ist gut möglich, aber wir werden vorrangig wohl nur andere Underground-Leute erreichen. Leute aus dem Wave-Bereich vielleicht oder aus der Gothic-Ecke. Wir hoffen das sehr, denn wir wissen, daß wir sehr viele Death Metal-Freaks verlieren werden, weil das neue Album mit Death Metal absolut nichts mehr zu tun hat. So hoffen wir, daß wir andere Leute für uns interessieren können.

Ihr distanziert Euch also mittlerweile vom Allerwelts-Death Metal! Wenn man Eure alten Demoaufnahmen vor »Always...« anhört, so muß man sagen, daß sie doch eher 08/15-Death Metal sind. Auf »Always...« habt Ihr dann die Klischees abgelegt, aber die Death Metal-Herkunft war noch deutlich zu hören. Mit »Almost A Dance« seid Ihr dann erneut einen Schritt nach vorne gegangen!

Es ist eindeutig unser Ziel, die Death Metal-Standards hinter uns zu lassen, weil man damit musikalisch absolut eingeschnürt ist. Unser musikalischer Geschmack deckt sich auch kaum noch mit dem, was heute veröffentlicht wird. Wir lieben die guten alten Sachen von POSSESSED oder VENOM, die wirklich originell waren. Heute geht's beim Death Metal nur noch um die Kohle, und das ist zum Kotzen. Ja, wir entfernen uns vom Death Metal, aber wir alle hoffen, daß der Death Metal dorthin zurückkehren wird, wo er einmal begonnen hat! Es gibt aber auch heute sehr gute Death Metal-Bands. Ich mag beispielsweise GOREFEST sehr.

Ist diese Veränderung, die Ihr durchgemacht habt, eine Folge des Aufwachsens?

Auf jeden Fall! Als wir »Always...« aufnahmen, waren wir 17 oder 18 Jahre alt. Wir sind älter geworden und auch geistig offener. So hören wir heute ganz verschiedene Arten von Musik, auch solche Sachen wie Reggae, Dancemusik bis hin zu Klassik, und diese Dinge beeinflussen natürlich auch die Musik, die wir schreiben, wobei wir immer noch eine Metal-Band bleiben. Wir alle lieben beispielsweise DEAD CAN DANCE, und man wird auf dem zweiten Album hören, daß sie ein großer Einfluß für uns sind, ohne daß wir DEAD CAN DANCE in irgendeiner Form kopieren würden.

Werden die Songs genauso lang ausfallen wie auf »Always...«?

Das ist bei »Always...« einfach so passiert, und auch auf »Almost A Dance« haben wir Songs zwischen acht und zehn Minuten Länge. Wenn man Atmosphäre und Spannung aufbauen möchte, so kann man das einfach nicht in zwei Minuten tun!

THE GATHERING-Headline

Dann nenn' uns doch mal geschwind einige Titel von »Almost A Dance«!

Es werden neun Stücke zu hören sein. Der Opener heißt ›On The Wave‹ und handelt von den Veränderungen, die THE GATHERING durchgemacht haben, davon, daß wir nicht »Always... Part II« machen wollten, sondern etwas wirklich Neues! Der zweite Song ist ›The Blue Wessel‹, textlich quasi eine Fortsetzung von ›Gaya's Dream‹, musikalisch extrem brutal. Einige Leute wollen darin sogar Hardcore-Elemente entdecken. Ich höre es zwar nicht so, aber es ist sicherlich der brachialste Song, den wir bislang gemacht haben. ›Hurl Of Slide‹ ist ein zehnminütiges Stück, sehr atmosphärisch und mit vielen Tempowechseln. ›The Sky People‹ ist extrem experimentell und ein wenig von Jean-Michel Jarre inspiriert. Man merkt den Keyboardlines dieses Songs an, daß unser Keyboarder Frank Boeijen Jean-Michel Jarre total verehrt. Der fünfte Song ist ein Akustiklied namens ›Nobody Dares‹, das unser Sänger Niels geschrieben hat. Der Text handelt von den Indianern und dem, was ihnen alles angetan wurde. Es ist ein sehr entspannter Song mit einer Hammondorgel, Flöte und einem Glockenspiel. Es folgt ›Like Fountains‹, der noch am meisten an »Always...« erinnert, da er sehr doomy ist und eine Menge weiblichen Gesang enthält. Er ist sehr episch, und ich denke, daß es der beste Song des Albums ist. ›Proof‹ ist total von den alten PINK FLOYD-Sachen á la »Animals« beeinflußt. Gesanglich sehr experimentell gehalten und geradezu gespenstisch klingend. ›Heartbeat Amplifier‹ geht dann wieder schneller zur Sache. Wir haben den Song schon oft live mit Bart gespielt, und er ist total tanzbar, hat aber eine sehr doomige Bridge in der Mitte. Der letzte Song ist zugleich der atmosphärischste und epischste des Albums, ›Acid To Desire‹. Viele cleane Gitarren, verträumter Gesang und viele Gesänge von Martiene. Schließlich haben wir noch ein Outro, das von DEAD CAN DANCE inspiriert ist. »Almost A Dance« wird 55 Minuten lang werden.

Wie waren eigentlich die Reaktionen auf die ungewöhnliche Mischung, die Ihr auf »Always...« vorgeführt habt?

Sehr gut! Der KERRANG! beispielsweise hat uns mit "KKKK" bewertet, und alle Fanzines weltweit haben sehr positiv reagiert. Im amerikanischen College-Radio haben wir eine Menge Airplay erhalten. Einzig das ROCK HARD hat uns ziemlich niedergemacht (Schande über Euch! Andererseits muß eine vorübergehende Taub-, Blind- und Doofheit auch mal verziehen werden. Nobody is Perfect, but everybody is Imperfect, wie man auf Neu-Deutsch so sagt... - Red.).
Bei unseren Gigs war immer eine sehr relaxte Atmosphäre. Die Leute standen da und hörten zu. Hin und wieder gab es mal etwas Slamming. Nach den Songs wurde nur geklatscht oder nur minimal geschrien - fast wie bei einem klassischen Konzert. Das hat uns sehr gefallen, denn solche Sachen wie Stagediver mögen wir nicht besonders.
Irgendwie sind uns die Reaktionen auch ziemlich egal. Wir sind alle Studenten, und die Musik ist nur unser Hobby. Es interessiert uns nicht, wie groß wir werden, sondern wir wollen uns mit der Musik ausdrücken. Wenn sie nur drei Leute mögen, dann ist das okay, wenn sie dreitausend mögen, dann ist es auch in Ordnung. Wir haben nicht das Ziel, eine große Band zu werden und weltweit zu touren. Wir wollen einfach unsere Musik machen.

Im Info zu »Always...« habt Ihr erwähnt, daß Ihr das Wort "Filmmusik" mögt, um Eure Musik zu beschreiben!

Wenn Du »Always...« hörst, Deine Augen schließt und Deiner Phantasie freien Lauf läßt, dann wirst Du Visionen, bewegte Bilder erleben! Es war eines unserer Ziele bei »Always...«, den Hörer in seinen Träumen zu schwebenden Landschaften zu entführen. Und zwar alles ohne Drogen! Viele Leute denken, wir bräuchten Drogen, um unsere Musik zu schreiben, aber das ist absolut nicht richtig! Es ist alles eher poetisch, fast märchenhaft.

Auch auf dem neuen Album?

Ja, die neuen Songs könnte man sogar noch besser mit Filmen verbinden!

Dann stell' Dir doch mal vor, Ihr hättet die Möglichkeit, für einen Film die Musik zu schreiben. Wie müßte der Film aussehen?

Ein wenig Märchen, ein wenig Fiktion, etwas Fantasy und gleichzeitig etwas Black Romantic!

Gibt es irgendwelche Filme, die bereits existieren, für die Ihr gerne die Fimmusik geschrieben hättet?

Oh ja! Wir haben neulich mit der ganzen Band einen Film angesehen, der uns sehr beeindruckt hat, "Clockwork Orange", und wir haben die Atmosphäre sehr gemocht. Wir werden wahrscheinlich einen Song dazu schreiben. Oder aber "2001 - Eine Odysee im Weltall" ist traumhaft, relaxt und doch gefährlich, und die klassische Musik paßt einfach perfekt dazu!

THE GATHERING-Bandphoto [1993] 1

Gutes Stichwort, denn Du hilfst mir für meine nächste Frage auf die Sprünge! In ›Second Sunrise‹ habt Ihr ein klassisches Stück verwendet. Werden diese klassischen Einflüsse in Zukunft stärker werden?

Ja, definitiv! Klassische Musik ist einfach zeitlos. In zehn Jahren wird wahrscheinlich kein Mensch mehr von Death Metal reden, aber die Klassik hat schon Jahrhunderte überdauert und wird weiter bestehen. Es ist die reinste Form der Musik. Auf dem dritten Album werden wir bestimmt viel mehr mit klassischen und akustischen Elementen experimentieren.

Wollt Ihr eventuell sogar solche Instrumente wie Geigen einbinden?

Nein, sicher nicht. Wir werden versuchen, klassische Einflüsse mit Schlagzeug, Gitarre, Keyboards und Baß zu verarbeiten!

Wie wichtig sind eigentlich die Texte für THE GATHERING? Auf »Always...« hattet Ihr zwar klasse Texte, die jedoch wegen Barts Grunzvocals nicht zu verstehen waren!

Ja, das war sicher ein Problem, das allerdings auf der neuen Platte verschwunden ist, da Niels, wie erwähnt, sehr clean singt. Man wird sogar mitsingen können! Die Texte sind sehr wichtig, und sie müssen mit der Musik Hand in Hand gehen. Wir benutzen viel Zeit dafür, uns zu überlegen, wie die Atmosphäre eines Songs ist, um dann den entsprechenden Text dazu verfassen zu können. Auf »Always...« gab es viele eher verzwickte und sehr persönliche Geschichten, während es auf »Almost A Dance« klarer und realer gehalten ist. Es ist nicht so wage und poetisch formuliert.

Zwei Texte von »Always...« wollte ich mir noch vorknöpfen. ›The Mirror Waters‹ handelt vom Älterwerden. Richtig?

Nicht ausschließlich! Wir hatten Bart schon mal vor zwei Jahren aus der Band geschmissen, weil wir Probleme mit ihm hatten. Sein Gesang auf unserem Demo »Moonlight Archer« war total verkrampft. Man merkt, daß er sich die ganze Zeit dazu zwingt zu grunzen, aber es klappt nicht überzeugend. Also trennten wir uns von Bart. Jedoch erhielten wir sehr gute Resonanzen auf das Demo, so daß Bart wieder zurückkam, zumal sich seine Stimme sehr gut weiterentwickelt hatte. Wir nahmen dann eine Single auf, die jedoch nie veröffentlicht wurde, weil niemand Interesse hatte, sie zu veröffentlichen. Davon handelt ›The Mirror Waters‹. Dieser Background ist allerdings gut versteckt und daher nur schwer zu entdecken. Der Song hieß zuerst ›White Raven‹, weil Bart sagte, daß er sich damals wie ein weißer Rabe fühlte.

Außer diesem Demo und der unveröffentlichten Single hattet ihr noch ein Rehearsal namens ›An Imagery Symphony‹!

Ja, das war eine sehr seltsame Angelegenheit. Es waren sehr viele Speed Metal-Elemente in der Musik, und wir hatten viele Experimente gewagt. Drei der Songs hat Bart beispielsweise normal und nicht gegrunzt gesungen. Ich habe das Tape gerade gestern mal wieder gehört, und ich glaube, es sind auch Hardcore- und Punk-Einflüsse drauf zu hören!

Laß' mich noch einen Text vom Debut ansprechen. In ›Subzero‹ geht es um die Emotionslosigkeit und Kälte unserer Gesellschaft!

Genau. Es geht darum, daß jeder in sich einen gewissen Rassismus hat, obwohl jeder das verleugnet. Dennoch ist Rassismus ein ganz normaler Prozeß. Ich bin beispielsweise absolut kein Rassist, aber dennoch bemerke ich manchmal, daß ich ungewollt rassistische Gedanken im Kopf habe. Der Rassismus ist ein sehr kompliziertes soziales Phänomen, das viel zu oberflächlich behandelt wird. Erst wenn wir das Phänomen "Rassismus" genauer erforscht haben, können wir es auch bekämpfen.

Für die nächste Frage muß ich Dir eine Geschichte erzählen. Es war bevor ich THE GATHERING kennenlernte, da stand ich in einem Laden und blätterte die CDs durch, als mir plötzlich Eure CD in die Hand fiel, ich sie sofort wie hypnotisiert aus dem Regal nahm, zu einem CD-Player wankte und den Silberling auflegte, während ich immer noch gebannt auf das Cover starrte. Als ich dann feststellte, daß die Musik auch noch genial ist, kaufte ich mir besagte CD, und so hatte ich THE GATHERING kennengelernt. Wie seid Ihr nur zu diesen legendären Cover (das, Ihr als Background der ersten Seite dieses Interviews sehen könnt - Red.) gekommen???

Wir hatten »Always...« bereits aufgenommen, aber noch kein Cover ausgewählt. Wir hatten eine Genehmigung von GREENPEACE, ein tolles Photo von ihnen fürs Cover benutzen zu können, doch GREENPEACE machten in letzter Minute einen Rückzieher, vielleicht wegen unserer Musik, oder wie auch immer. Seither sind wir auf GREENPEACE nicht mehr besonders gut zu sprechen. Also saß ich eines Tages bei einem alten Freund in seiner Wohnung, und er hatte ein Bild aus einem Kalender an der Wand hängen. Ich sah das Bild, verliebte mich sofort, riß es meinem Freund von der Wand runter, und so kam es auf unser Cover. Diese unbeschrieblichen Kontraste in diesem Photo passen einfach einmalig zu unserer Musik.

Kann man sagen, daß Ihr sehr naturverbunden seid, denn auf dem Backcover von »Always...« sieht man ein Bild eines Canyons, und auch im Booklet habt Ihr tolle Naturaufnahmen als Rasterhintergrund für die Textseiten gewählt.

Eigentlich nicht unbedingt. Aber andererseits wollen wir damit dem normalen Death Metal-Fan andeuten, daß es mehr gibt, als Death Metal, Bier trinken, kotzen und so weiter. Man braucht nur ein wenig zu fahren und steht mitten in der Natur, und es gibt eine Menge herrliche Gegenden.

Auf der CD befindet sich ein Design, in dessen Mitte sich eine weinende Sonne befindet, von der aus viele Kugeln auseinanderströmen. Irgendeine besondere Bedeutung dabei?

Unser Keyboarder Frank hat dies in einem Buch, das noch aus dem Mittelalter stammt, gefunden. Da es super aussah, verwendeten wir es für das Banner mit unserem Schriftzug, das wir bei Livekonzerten immer aufhängen. So kam irgendwann die Idee auf, das Design auch in der CD zu verwenden. Es gibt nebenbei noch eine kleine Story dazu. All' diese Kugeln rund um die Sonne sollten Planeten darstellen, und die Sonne weint, weil einer dieser Planeten sich total abnorm verhält, jener Blaue Planet nämlich.

THE GATHERING-Bandphoto [1993] 2

Warum habt Ihr eigentlich bei einem solchen Minilabel wie FOUNDATION 2000 unterschrieben, obwohl auch beispielsweise PEACEVILLE Interesse an Euch hatte!

Niemand sonst wollte uns! Wie ich schon gesagt habe, gab es noch nicht mal eine Firma, die bereit war, unsere Single zu veröffentlichen, die schon rundum fertig war. Vielleicht waren für diese Zeit, 1990, einfach zu strange? Ja, PEACEVILLE hatten Interesse an uns, aber sie hätten uns wegen ihrer beschränkten Kapazität erst 1993 unter Vertrag nehmen können, und so lange wollten wir natürlich nicht warten. Also haben wir bei FOUNDATION 2000 für zwei Platten unterschrieben, obwohl es von nur einem Mann betrieben wird. Mittlerweile sind wir nicht mehr so sehr zufrieden mit dem Label, weil FOUNDATION 2000 einfach zu geringe Möglichkeiten hat. Sie können keine Anzeigen schalten, haben nicht die nötigen Connections, etc. So hatten wir für »Always...« nur sechs Tage für die Aufnahmen plus zwei Tage Mix. Für »Almost A Dance« hatten wir acht Aufnahmetage und vier zum Mixen. Daher haben wir Drums, Baß und Gitarren zusammen live aufgenommen, um Zeit zu sparen. Wir hatten uns für die neue Platte zwar nach einer anderen Firma umgesehen und hatten auch einige Angebote, die uns aber im Endergebnis nicht solide beziehungsweise seriös genug waren.

Warum ist eigentlich für Euch nie was pressemäßig gelaufen? In den großen Magazinen waren weder Stories noch Kritiken zu finden und wenn, dann wie beispielsweise im ROCK HARD erst fast ein Jahr nach der Veröffentlichung, und auch in Fanzines war Euer Name nur ganz sporadisch zu lesen!

Das ist wohl auch ein Problem, das mit dem Status von FOUNDATION 2000 zusammenhängt. Dieser eine Mann kann nicht so viel Geld und Energie in alle seine Bands investieren wie beispielsweise ein größeres Label. Außerdem ist es nachteilig, daß wir nie in Deutschland gespielt haben, sieht man mal von einem einzigen Gig in Ost-Berlin ab.

Wenn ich Dich zum Abschluß auffordern würde, Eure Musik zu beschreiben, wie würdest Du Dich aus der Affäre ziehen?

Eine atmosphärische Band mit vielen verschiedenen Einflüssen! Außerdem würde ich bestimmt auch das Wort "Filmmusik" benutzen. Aber ich muß ehrlich zugeben, daß es extrem schwer ist, unsere Musik in Worte zu fassen! Unsere Musik ist holistisch. Alles, was sich in unserem Leben ereignet, reflektiert sich in unserer Musik.

Was hältst Du von folgendem: Man kombiniere John Carpenter mit Edgar Allan Poe und übertrage das Ganze in Musik!

Nicht schlecht...

Nur nicht so bescheiden, Mann! Schließlich werde ich jetzt auch mit einer kleinen Lobeshymne loslegen. Meiner Begeisterung über »Always...« habe ich ja schon genügend Ausdruck verliehen, aber mittlerweile ist »Almost A Dance« schon einige Tage alt, so daß da einige Worte fällig sind. Jedoch nicht allzu viele, denn Hans hat schon sehr präzise geschildert, was uns auf dem neuen THE GATHERING-Album erwartet, so daß ich kaum noch einen substanzhaltigen Nachtrag verfassen kann. So möchte ich nur sagen, daß die Scheibe echt fesselnd ist und eine Alternative zum Einheitsbrei heutiger Tage darstellt. »Almost A Dance« hat mit Death Metal wahrlich nichts zu tun und sollte all diejenigen unter Euch interessieren, die Musik suchen, die individuell, abwechslungsreich und faszinierend klingt!
Zum Abschluß noch die Kontaktadresse der Band, denn vielleicht wollt auch Ihr dem siebenköpfigen Sextett zu der vollbrachten Leistung, die so anders und doch konsequent ist, gratulieren oder einfach nur ein THE GATHERING-Shirt bestellen, welche nach meinen Informationen zu einem Preis von 17 US-Dollar offeriert werden.

http://www.facebook.com/thegatheringofficial

Vorbereitung:
Heiko Simonis + Stefan Glas

Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

THE GATHERING-Logo

 

THE GATHERING (Besetzung auf »Almost A Dance«) im Überblick:
THE GATHERING – Almost A Dance (Re-Release-Review von 2002 aus Online Empire 11)
THE GATHERING – Always (Re-Release-Review von 2002 aus Online Empire 11)
THE GATHERING – Beautiful Distortion (Rundling-Review von 2022 aus Online Empire 91)
THE GATHERING – Black Light Destrict (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 13)
THE GATHERING – Downfall - The Early Years (Rundling-Review von 2001 aus Online Empire 9)
THE GATHERING – Home (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 27)
THE GATHERING – How To Measure A Planet? (Rundling-Review von 2000 aus Online Empire 2)
THE GATHERING – Mandylion (Re-Release-Review von 2006 aus Online Empire 26)
THE GATHERING – Monsters (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 17)
THE GATHERING – Nighttime Birds (Re-Release-Review von 2007 aus Online Empire 32)
THE GATHERING – Souvenirs (Rundling-Review von 2003 aus Online Empire 16)
THE GATHERING – if_then_else (Rundling-Review von 2000 aus Online Empire 5)
THE GATHERING – Underground Empire 7-Interview (aus dem Jahr 1994)
THE GATHERING – Online Empire 12-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2002)
THE GATHERING – Online Empire 14-"Eye 2 I"-Artikel: »In Motion« (aus dem Jahr 2003)
THE GATHERING – Online Empire 28-Interview (aus dem Jahr 2006)
THE GATHERING – News vom 28.10.2003
THE GATHERING – News vom 06.06.2007
THE GATHERING – News vom 13.05.2008
THE GATHERING – News vom 21.12.2008
THE GATHERING – News vom 11.03.2009
THE GATHERING – News vom 29.12.2011
THE GATHERING – News vom 17.01.2014
THE GATHERING – News vom 30.06.2018
Soundcheck: THE GATHERING-Album »The West Pole« im "Soundcheck Heavy 121" auf Platz 11
Playlist: THE GATHERING-Album »Always...« in "Cavelist Metal Hammer 01/93" auf Platz 1 von Stefan Glas
Playlist: THE GATHERING-Album »Always...« in "Jahrescharts METAL HAMMER 1992" auf Platz 9 von Stefan Glas
Playlist: THE GATHERING-Album »Always...« in "Playboylist Underground Empire 7" auf Platz 1 von Heinz-Günter Weber
Playlist: THE GATHERING-Album »Souvenirs« in "Jahrescharts 2003" auf Platz 3 von Stefan Glas
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