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  UE-Home → History → Online Empire 54 → Interview-Übersicht → HELL:ON-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

HELL:ON-Logo

Dank der Öffnung des Ostens ist es seit geraumer Zeit endlich auch Bands aus jener Region möglich, ihr Material und sich selbst mehr oder weniger weltweit zu präsentieren. Dennoch fristet die dortige Metalszene eine Art "Mauerblümchen-Dasein" fristen, auch wenn man Bandnamen wie MORIA oder HELL:ON eventuell schon gehört hat.
Zeit also, ein wenig hinter die Kulissen zu blicken, wofür wir Alex Pasko, der als Gitarrist in den beiden genannten Formationen aktiv ist, zu Wort kommen lassen, um ein wenig Licht in unsere Dunkelheit zu bringen.

HELL:ON-Headline

Zunächst wollen wir natürlich wissen, wie die Geschichte von HELL:ON eigentlich begonnen hat.

Wir haben uns als Band im Jahr 2005 formiert, wobei die Gründung von HELLION, wie wir zuerst geheißen haben, eher eine Art Konsequenz war, da wir untereinander befreundet waren und schon davor eine gemeinsame Vorliebe für Musik teilten. Zudem hatten wir alle bereits davor erste Erfahrungen in Bandprojekten gemacht und wußten, was wir wollten. Dennoch war der Start in die "Karriere" für HELLION sehr imposant, da wir schon nach wenigen Monaten für das größte ukrainische Festival, das "Metal Heads' Mission" gebucht wurden und dabei unterem für NAPALM DEATH eröffnen durften. Die Gründung erfolgte durch mich und Schlagzeuger Oleg Talanov, später kam dann der zweite Gitarrist Anton Pavlenko dazu, der jedoch bald wieder abhaute und durch Anton Vorozhtsov ersetzt wurde. Als nächster stieß Bassist Alexandr Sitallo zu uns und zuletzt Sänger Alexander Baev.

Und bald darauf dürfte dann Euer erstes Demo »Strong Enough« die Runde gemacht haben.

Korrekt, wobei es sich dabei keineswegs um eine "Resteverwertung" oder so handelte, sondern wir waren - nicht zuletzt durch den genannten Auftritt - ungemein motiviert und schäumten vor Ideen geradezu über.

HELL:ON-Bandphoto 1

Daß so ein Auftritt motiviert, ist klar. Welche anderen Inspirationen für Euch gab es denn noch?

Da wir alle aus unterschiedlichen musikalischen Ecken stammen, gibt es da jede Menge, von Jazz und Blues angefangen, über Rock'n'Roll, den unser Basser in einem Nebenprojekt immer noch auslebt, bis hin zu den "üblichen Verdächtigen" wie METALLICA, SEPULTURA, SLAYER, MEGADETH, PANTERA, KREATOR oder DEATH. Unser Sänger pflegt darüber hinaus sogar noch eine Vorliebe für das Saxophon und lebt diese auf diversen Nebenbaustellen regelmäßig aus. Für mich persönlich war auf jeden Fall das "Extreme Metalfest" hier in Kiew die bis dato wichtigste Erfahrung überhaupt, denn nicht nur, daß wir selbst spielen durften, war sensationell, was KREATOR als Headliner hier abgeliefert haben, war der helle Wahnsinn! Ein wahrhaftig unvergeßlicher Auftritt!

Solange er dieses Instrument nicht zu sehr bei HELL:ON unterzubringen versucht, darf er das wohl gerne, auch wenn für Experimente bei Euch durchaus Platz zu sein scheint. Inwiefern darf man denn »Age Of Oblivion« mit den früheren Alben vergleichen?

Da zwischen »Re:Born« und »Age Of Oblivion« einige Zeit vergangen ist, darf ich wohl durchaus behaupten, daß wir uns an den Instrumenten durch permanentes Üben gut weiterentwickelt haben. Dennoch waren wir bemüht, uns nicht zu sehr von der "Old School"-Gangart zu entfernen und die Songs trotz aller Technik immer schnell, aggressiv und kraftvoll zu halten. Zuletzt, also in den Jahren 2010 und 2011, haben wir auch eine Menge an Live-Erfahrung machen können, und von daher galt es, die Energie der Bühne auf Tonträger zu transferieren. So ganz gelungen ist uns das nicht, aber ich bin sicher, beim nächsten Mal wird das noch deutlich besser funktionieren.

Klingt interessant, kann Du uns schon ein bißchen mehr über das kommende Album verraten?

Generell sind wir uns schon intern über den Titel und das Artwork einig und auch einige Tracks sind bereits fertig. Diese gehen noch ein wenig mehr in Richtung Old School-Death Metal und stellen zumindest bisher die wohl aggressivsten Nummern dar, die wir jemals komponiert haben. Allerdings weiß ich noch nicht, wie es diesbezüglich weitergehen wird, denn unter Druck setzen brauchen wir uns auch nicht.

Wie darf man sich das Komponieren bei Euch generell vorstellen?

Wir treffen uns regelmäßig in unserem Proberaum und spielen uns gegenseitig unsere Ideen vor. Daraus entstehen dann oft spontane Jams, die in weiterer Folge zu Songs, oder zumindest Passagen werden. Es kann aber auch sein, daß wir die Riffs quasi "ansparen" und diese dann bei Gelegenheit in völlig andere Tracks einbauen als ursprünglich angedacht war. Wichtig ist nur, daß wir alle davon überzeugt sind und der Song funktioniert. Die Texte kommen zumeist zum Schluß dazu, auch wenn ich mitunter Themenvorschläge oder sogar schon ungefähre Ideen habe, worum es im jeweiligen Song gehen soll.

Du hast zuvor bereits kurz das Thema Live-Aktivitäten angedeutet. Was gibt es denn davon noch zu berichten?

Das ist generell ein schwieriges Thema, da wir allesamt unseren Jobs nachzugehen haben und von daher ein wenig eingeschränkt sind. Allerdings führt diese Tatsache auch dazu, daß wir eben ganz gezielt und fokussiert an eventuelle Gigs herangehen. Einmal im Jahr ist es uns dann doch möglich, für ungefähr zwei bis drei Wochen am Stück Urlaub zu nehmen und diese werden dementsprechend für Tourneen genutzt. Für die kommende Tour wollen wir auch erneut versuchen, außerhalb der Ukraine spielen zu können, denn hier fühlen wir uns doch bereits ein wenig eingeschränkt. Im letzten Jahr konnten wir schon beim "Metalfest" in Polen spielen und auch beim "Ciechanow Rock Festival" gab man uns eine Chance, beides phantastische Erfahrungen für uns. Im Herbst des letzten Jahres haben wir dann eine kleine Tournee, die uns nach Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei, aber auch für drei Gigs nach Deutschland führte, absolvieren können, und daran wollen wir aufgrund der positiven Erfahrungen gerne wieder anschließen und speziell in Deutschland viel mehr Konzerte geben.

Sind diese Pläne schon konkret?

Ja, es muß einfach etwas in dieser Richtung geschehen, damit HELL:ON auch entsprechend bekannt werden können. In Osteuropa konnten wir uns mittlerweile auch schon einen ganz ordentlichen Ruf erspielen, jetzt aber soll auch der Westen von der Band etwas mitbekommen. Von daher planen wir Gigs in Deutschland, Österreich, Dänemark und in den Niederlanden. Fixieren konnten wir zwar noch nichts, aber ich denke, die Planungsphase geht gut voran, und wir sind sehr zuversichtlich.

Da klingt nicht nur ziemlich euphorisch, sondern auch gut geplant. Eventuelle "Nebentätigkeiten" sollten kein Problem sein, oder?

Nein, auch wenn wir allesamt auch in anderen Bands und Formationen aktiv sind. So hat Anton beispielsweise sein Death Metal-Nebenprojekt UNGRACE am Laufen, und ich selbst bin bei den Groove/Thrashern MORIA tätig. Unser Bassist Alexandr hat wie schon gesagt sein Rock-Outfit SWIFT am Start, und unser Sänger läßt immer wieder gerne sein Saxophon ertönen. Der Fokus liegt aber dennoch ausschließlich bei HELL:ON, so daß ein Tournee hier in keiner Weise beeinträchtigt würde.

Der Name HELL:ON ist ja nun immerhin zumindest ein klein wenig bekannt, ebenso MORIA. Was aber hat die Metalszene in der Ukraine sonst noch an "Schätzen" anzubieten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden?

Eine ganze Menge, alleine in unserem Freundeskreis tut sich viel. So gibt es mit DEF/LIGHT, D-HATE, SINFUL, BLACKTHORN und FRAGILE ART einige Bands in unserem unmittelbaren Umkreis, die es verdient hätten, ein wenig bekannter zu werden. Darüber hinaus ist obendrein auch noch zu erkennen, daß sich in den letzten Jahren viele junge Musiker mehr dem Metal verschrieben haben.

HELL:ON-Bandphoto 2

Gutes Stichwort: Inwiefern hat sich denn da in den letzten 20 Jahren etwas ändern können?

Seit dem Fall des russischen Regimes hat sich hier wirklich viel verändert. Unter anderem hat sich auch eine Unzahl an Möglichkeiten für Bands aufgetan, die zuvor noch nicht einmal ansatzweise möglich gewesen wären. Die "Szene" an sich ist zwar immer noch tief im Underground verwurzelt, aber immerhin besteht nun endlich die Chance für kleine Formationen ihre Songs bei Konzerten, wenn auch ganz kleine, zu präsentieren. Und auch was das Equipment betrifft, hat sich hier einiges getan, auch wenn der wesentlichste Part immer noch der Musiker selbst geblieben ist.

War es denn zu UdSSR-Zeiten überhaupt möglich, als Band aufzutreten?

Das schon, ich denke, da waren die Unterscheide zu andere Ländern nicht ganz so kraß. Allerdings kann ich mich auch noch gut an das wirklich miese Equipment erinnern, mit dem beispielsweise ich meine ersten Gehversuche unternehmen mußte. Doch zumindest erfinderisch hat mich jene Zeit auf jeden Fall gemacht, ich mußte für meine Gitarre nämlich die Effektpedale selbst anfertigen und hatte auch keine Vorstufen-Verstärker oder so zur Verfügung und dementsprechend klang die Chose dann auch. Es war zwar unheimlich anstrengend, aber immerhin sehr lehrreich.

Nachvollziehbar und auch sehr informativ, da uns Bands wie Ihr nicht alle Tage zur Verfügung stehen. Aktuell erweckt es zumindest aber den Anschein, als ob wir von HELL:ON in den nächsten Monaten vermehrt etwas mitbekommen würden.

Das hoffe ich auch! Zuletzt haben wir für ›Disaster‹ von unserem aktuellen Silberling ein Video gedreht und dieses auch ins Internet gestellt:

http://www.youtube.com/watch?v=dDGt2pxEkj8

Und wie schon gesagt sind wir zudem bereits mit Feuereifer am Komponieren von weiteren Songs, deren Ausrichtung wohl noch aggressiver sein wird. Sicher ist auf jeden Fall, daß wir Andy LaRocque als Gastmusiker mitwirken lassen werden und er uns wohl das eine oder andere Solo spendieren wird. Für den Sommer hoffen wir, einige Festivals bestreiten zu können, und im Herbst sollte dann unsere Europatournee über die Bühne gehen können. Mehr ist dazu leider noch nicht spruchreif, aber ich lasse es Euch gerne rechtzeitig wissen!

Feine Sache, die wir gerne weiterverbreiten werden.

http://myspace.com/hellionbandmusic

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

HELL:ON im Überblick:
HELL:ON – Age To Oblivion (Rundling-Review von 2012 aus Online Empire 52)
HELL:ON – Hunt (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 58)
HELL:ON – The Shadow Of Emptiness (Do It Yourself-Review von 2011 aus Online Empire 46)
HELL:ON – Online Empire 54-Interview (aus dem Jahr 2013)
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