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”UNDERGROUND EMPIRE 7”-Datasheet

Contents:  CHANDEEN-Special

Date:  26.03.1994 (created), 10.11.2012 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 7

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several earlier issues still available; find details here!

Comment:

Auf CHANDEEN hatte mich unser "Gruftie" Axel gebracht, doch der Musik der Frankfurter Kapelle war ich ebenso schnell verfallen: Ihr Song ›Lumis‹ von »Shaded By The Leaves« hat mich bis heute nicht losgelassen.

Designtechnisch sollte diese außergewöhnliche Band auch mit einigen optischen Specials bedacht werden: So stand jenes Design, das man heute gegen Ende des Artikels sieht, ganz oben. Es handelt sich dabei - ähnlich wie im Falle des DETERRENT-Bandphotos - um ein Experiment mit einem damals neuen Photoshop-Filter; da es sich um ein sehr plakatives Photo mit deutlichen Schwarz/Weiß-Kontrasten handelt, bot sich dieser Filter geradezu an, und das Endresultat, in das noch eine Version des CHANDEEN-Logos eingebaut wurde, konnte sich sehen lassen. Leider sind die Originalscans aus jenen Tagen nicht mehr vorhanden, so daß ich dieses Design nun aus dem gedruckten Heft abgescannt habe; daher ist leider nicht zu vermeiden, daß die Zeilen von der Blattrückseite durchschimmern.

Als Abgrenzung zum Artikel links daneben, legte ich außerdem unter die erste Spalte das zweite CHANDEEN-Logo, von unten nach oben verlaufend, so daß der CHANDEEN-Artikel wie eine in sich abgeschlossene Einheit dasteht.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

CHANDEEN-Logo

Allein schon der Name faszinierte mich - CHANDEEN - geheimnisvoll, schwebend, alles und nichts sagend, regte meine Phantasie an, gebar wilde Konstrukte in meinen Assoziationsbahnen. Schon allein aus diesem Grunde war meine Neugierde entfesselt, ließ mich ruhelos das »The Twilight Crossing«-Demo in den Abspielschacht versenken. Die Musik hielt, was der Name mir versprochen hatte. Feinfühlig, mal mit der Polareskälte, die eine einsame Seele verspürt, und dann jene flimmernde, wallende Hitze, jener Rausch der Sinne, der das menschliche Fassungsvermögen bis an seine äußersten Grenzen und darüber hinaus fordert. Einen Atemzug später ward ein Brief unterwegs, unterwegs in die unergründlichen Welten von CHANDEEN und produzierte ein Vorabtape der ersten runden Angelegenheit von CHANDEEN, »Shaded By The Leaves«.

CHANDEEN-Bandphoto

Diese zeigt CHANDEEN im ersten Reifestadium, das so wenige Bands nur erreichen, die trotz all' ihrer handwerklichen Fähigkeiten doch nie das Innerste des Hörers erreichen, ihn wirklich bewegen können, ihm mehr geben als nur eine gutgemachte Zusammenstellung von Worten, Rhythmen und Melodien. CHANDEEN spielen sich sofort in die entlegensten Winkel des Labyrinths menschlicher Existenz, wirbeln auf, was dort schon verhärtet und abgestorben war, so leicht, daß man zwangsläufig dabei mitgesogen wird, dahindriftet auf einem Hauch aus Klängen, Farben, Formen. Musik, die mehr ist als Musik, das bedeutet CHANDEEN. Meist sehr ruhig gehalten, mit verhaltenem Rhythmusspiel, das nach einer gewissen Versenkungsphase nahezu verschwunden zu sein scheint, ohne daß CHANDEEN jedoch wie eine mächtige, zeitlose Eiche ohne Wurzeln wäre. Maßlos, erschütternd schön und gewaltig und dennoch beim Angriff der geringsten physischen Kraft zum Fall verurteilt. Darauf breitet sich eine Wolke aus Synthklängen und trotz seiner bei oberflächlichem Betrachten als unauffällig erscheinenden Rolle, gleich ob mit fiebernden Sphärenklängen oder bedrohlichen Soundeffekten die Stücke ganz durchdringend und seine Multidimensionalität verleihend. Gitarren eher nicht vorhanden, und plötzlich brechen sie so mächtig durch, daß man verwirrt und erschrocken den Ort sucht, an dem sie sich verborgen hatten, doch bis man wirklich seine Gedanken gesammelt hat, haben sie akustischem Saitenspiel Platz gemacht, um genauso schnell wieder zu verschwinden, wie sie gekommen waren. Zurück bleiben zwei Stimmen, entflohen einem fiebernden Traum jenseits alles Irdischen. Zwei Stimmen, die zwischen Magie und Wahnsinn treiben, zerbrechlich scheinen, aber ein entfesselter Quell der Energie und Expression darstellen. Doch das wirkliche Geheimnis von CHANDEEN liegt im Wechselspiel dieser Details und vieler anderer Elemente, die sich dem Definitionsversuch mit Hilfe der Sprache ebenso entziehen wie alles bislang Gesagte. "Spannung" ist das Zauberwort, das in CHANDEEN regiert! Die Kunst des Minimalismus, optimale Wirkung geschaffen aus dem gigantischen Mikrokosmos der Musik, so präsentieren sich CHANDEEN heute. Was wird erst sein, wenn sie unaufhaltsam die weiteren Ebenen nach und nach durchlaufen haben werden...

CHANDEEN-Design

"Electronic Poetry", so bringt es die Band unerhört treffend auf den Punkt und sagt mit zwei Worten mehr aus als seitenlange Beschreibungen es je vermögen würden. Treibt mir alle Vergleiche aus, bis auf die eine Idee, die ein wenig Bestand behält, nämlich der Geistesblitz, daß man eine Experimentierfreudigkeit und Liebe zu ausgetüftelten Sounds an den Tag legt wie ein großer Franzose namens Jean-Michel Jarre. Erlöst mich nun aber endgültig aus einem verzweifelten Ringen um Worte, für Tiefen, die Worte nie ausfüllen können, wo nur das Erlebnis, das Teilhaftwerden, die Informationsdefizite befriedigen kann.

http://www.chandeen.com/


Stefan Glas

CHANDEEN im Überblick:
CHANDEEN – Jutland (Rundling-Review von 1995 aus Y-Files)
CHANDEEN – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
CHANDEEN – News vom 25.01.2008
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