Fast neun Jahre hat die amerikanische Underground-Institution ihre Fans schmachten lassen. Doch gut Ding braucht nun mal Weile, und solange wir dermaßen hochwertige Kost aufgetischt bekommen, nehmen wir Wartezeiten auch gerne in Kauf.
Dennoch muß ein vom Musikbusiness aktuell offensichtlich schwer gefrusteter Bandchef Horacio Colmenares, der bei diesem seit knapp 20 Jahren existierenden kalifornischen Power Metal-Express die Sechssaitige zupft, zum Einstieg erst einmal dazu befragt werden, warum zum Teufel es denn sooo lange gedauert hat.
Ganz ehrlich: Exakt diese Frage habe ich mir im Laufe der letzten Jahre selbst immer wieder gestellt, ebenso die Frage nach dem Sinn, die Band am Leben zu halten. NEW EDEN ist ja leider kein gewinnbringendes Unternehmen, im Gegenteil, mich kostest es eine ordentliche Stange Geld, und von daher mußte ich immer wieder hinterfragen, wozu ich mir eigentlich die Mühe gebe, ein neues Album aufzunehmen. Doch irgendwann einmal habe ich dann ganz tief in mich hineingehört und bin zum Entschluß gekommen, daß ich die ganze Sache in erster Linie ja doch für mich selbst mache. Bei NEW EDEN geht es mir also in erster Linie um meine Art, mich künstlerisch auszudrücken, und im Endeffekt bedurfte es auch nicht mehr als dieser Klarheit, um dann doch wieder loszulegen. Dadurch kann ich im Prinzip auch tun und lassen was ich will. Diese künstlerische Freiheit war und ist mir sehr wichtig, denn so kann ich streßfrei und wann immer es mir in den Sinn kommt arbeiten. Druck oder Zwang gab es also keinen, im Gegenteil, ich konnte so lange an Songs feilen und daran herumschrauben, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden gewesen bin.
Alles klar. Das heißt dann wohl auch, daß die doch deutliche stilistische Änderung vorwiegend auf diese Arbeitsweise zurückzuführen ist?
In gewisser Weise schon. Allerdings hatte ich zu keinem Zeitpunkt eine bestimmte Richtung vor Augen, in die ich abzielen wollte. Daß »Solving For X« im Endeffekt heftiger ausgefallen ist als »Stagnant Progression«, hat sich erst im Laufe der Aufnahmen ergeben. Was meine Intention betrifft, Musik zu kreieren, hat sich seit dem Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal versucht habe, eigene Songs zu komponieren, nichts verändert. Es war mir immer schon wesentlich wichtiger an der Herangehensweise und dem Gefühl für Songstrukturen zu arbeiten, als lediglich meine Fingerfertigkeiten an der Gitarre zu verbessern.
Für mein Empfinden hat auch Dein neuer Sänger Rod Arias (war mal kurzzeitig bei RECON, ist aber auf keiner Veröffentlichung zu hören - der Verf.) erheblichen Anteil am Gelingen des neuen Drehers. Wie kam es denn zur Zusammenarbeit?
Eher durch Zufall, wobei ich noch nicht einmal mehr ganz genau weiß, wann wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Der Kontakt an sich kam über STEEL PROPHET-Bassist Vince Dennis zustande, da Rod in dessen Nachbarschaft wohnt. Doch ganz so einfach war es dann dennoch nicht, denn erst der Umstand, daß unser früherer Sänger Tony DeVita es nicht mehr geschafft hat, sich um sämtliche Unterlagen und Papiere zu kümmern, um mit uns nach Deutschland zu reisen, um beim "Headbanger's Open Air" aufzutreten, brachte mich in die Verlegenheit, mich um einen anderen Sänger kümmern zu müssen. Meine Kumpels von AXEHAMMER, die ich mittlerweile auch am Baß unterstütze, haben mir dann insofern geholfen, da sie mir einen Bekannten nahelegten: Rod. Daß der Kerl ein begnadeter Typ ist, wurde mir so richtig klar, als wir diesen Auftritt absolvierten, für den er gerade einmal zwei Wochen Zeit hatte, um sich vorzubereiten.
Da wäre es doch fein, wenn Ihr Euch in dieser Besetzung erneut auf den Bühnen präsentieren würdet!
Diesbezüglich sind aktuell zwar nur Shows in kleineren Clubs hier in Los Angeles geplant, sollte sich aber erneut ein europäischer Veranstalter für NEW EDEN interessieren, wäre das mit Sicherheit ein ganz große Sache, und wir würden sofort unser Bestmögliches tun, um bei Euch auftreten zu können!
An uns liegt es sicher nicht - also los, rüber mit Euch! Die Chance zumindest Horacio live bestaunen zu können, ist zumindest insofern gegeben, da er seinen früheren Kumpels von STEEL PROPHET gegebenenfalls als Aushilfe für deren Gig beim "Keep It True" im nächsten Jahr zur Verfügung stehen würde. Abwarten und favorisiertes Getränk schlürfen ist aber auch hier erst einmal angesagt.