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VENGEANCE verbreiten seit jeher beste Laune in der Zielgruppe. Bandoberhaupt Leon Goewie weiß das selbstverständlich und sorgt mit »Crystal Eye« endlich für rockigen Party-Nachschub, vergißt dabei aber auch seinen verstorbenen Kollegen Jan nicht.
Deine Fans durften zwar ab und an über Liveshows jubeln, ehe es dieser Tage endlich ein neues Album zu beklatschen gibt, hat aber doch ein wenig gedauert. Woran lag es, was hat Dich aufgehalten?
Ich wollte nicht mit halbgarem oder unausgereiftem Material an den Start gehen und habe mir selbst alle Zeit der Welt geben. Richtig losgehen sollte es erst ab jenem Zeitpunkt, als ich mich mit Michael Voss zusammengetan habe, um gemeinsam an neuen Songs zu arbeiten. Da es zwischen uns einmal mehr auf Anhieb funkte, wir bekanntlich in etwa dieselben Inspirationsquellen haben und zudem auch eine sehr ähnliche Intention verfolgen, was Rockmusik generell betrifft, ging dann dafür alles verdammt einfach und schnell.
![VENGEANCE [NL]-Singleshot: Leon Goewie](picture.php?type=2&idx=2203&issue=oe050&bgimage=pos.jpg&shadowswitch=1&image=/img/oe050/interviews/vengeance_nl_p01_min.jpg&backref=photo1&desc=VENGEANCE [NL]-Singleshot: Leon Goewie "VENGEANCE [NL]-Singleshot: Leon Goewie")
Gut vorstellbar, zumal Ihr ja auch nicht erst seit gestern in der Szene aktiv seid. Hattet Ihr denn eine spezielle Zielvorgabe beim Schreiben der Songs?
Wenn ich die Frage damit beantworten darf, daß es uns in erster Linie darum ging echte, handfeste Rocksongs aufzunehmen, die schlicht und ergreifend für gute Laune sorgen sollen, dann bitte! Denn genau das war unser Ziel! Darum geht's doch im Rock'n'Roll, oder etwa nicht? Die Fans sollen Spaß haben, wenn sie VENGEANCE hören. Auch mir ist es immer schon darum gegangen, denn ich mache Musik aus dem simplen Grund der Unterhaltung. Das will ich, und das kann ich auch.
Mit »Crystal Eye« ist Euch zweifelsfrei ein überaus unterhaltsames Werk gelungen, das hinsichtlich dieser Intention keinerlei Fragen offenläßt, die momentane Besetzung aber schon. Wer gehört denn aktuell zum Line-up?
Deine Verwirrung dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, daß ich zwar mit Michael Voss komponiert habe, er aber nicht zur Besetzung gehört, oder? Ich weiß, das klingt kompliziert, aber ganz so einfach wollte ich es Euch nicht machen. [lacht]
Spaß beiseite. Michael war ein ganz wichtiger Faktor für das Gelingen des Albums, denn er hat die Scheibe nicht nur mit mir zusammen komponiert, er hat sie auch produziert. Man kann ihn also zum erweiterten "Familienkreis" zählen. Die eigentliche Band besteht jedoch im Moment aus Chris Glen (Baß, ex-MSG), Chris Slade (Drums, ex-AC/DC) und Keri Kelli (Gitarre, unter anderem ex-die-halbe-L.A.-Szene, zuletzt bei Alice Cooper) und mir. Ob wir in dieser Besetzung auch auf Tournee gehen können ist aber noch nicht fix, da Keri auch noch andere Verpflichtungen hat.
Neben diesen Herrschaften sind aber auch noch weitere Namen zu nennen, die ihre Finger im Spiel hatten, auch solche mit denen nicht unbedingt zu rechnen war. Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit Tony Martin, auf dessen Kappe der wohl härteste Track des Albums geht, das unmißverständlich betitelte ›Whole Lotta Metal‹?
Auch diese Nummer ist zunächst mit Michael in Zusammenhang zu bringen. Eines Tages spielte er mir eine Rohfassung der Nummer vor, und ich verspürte sofort die überaus beeindruckenden, mächtigen Vibes. Erst danach teilte er mir mit, daß der Track eigentlich auf Tonys Konto geht, auch wenn sich Michael um die Ausarbeitung der Ideen kümmerte. Im Endeffekt komplettiert dieser Song »Crystal Eye« perfekt, denn wir können dadurch fast das gesamte Spektrum des harten Rocks abdecken, und da gehört melodiöser Heavy Metal meiner Meinung nach auf jeden Fall dazu.
Keine Widerrede. Auch was den Text betrifft, fügt sich dieser Titel gut ins Gesamtbild ein. Ich darf wohl auch diesbezüglich annehmen, daß Du auf hohen Unterhaltungswert setzt?
Sicher doch, die Texte sind nun mal essentieller Bestandteil eines Songs, und von daher liegt es doch auf der Hand, die Richtung beizubehalten.
Das ist Dir auch fraglos gelungen, denn »Crystal Eye« quillt förmlich vor Spaß, Spielfreude und Hingabe über, auch wenn der Abschluß ein sehr ernster, sentimentaler und trauriger ist. Ich nehme an, es war eines Deiner wichtigsten persönlichen Anliegen, Deinem leider im letzten Jahr verstorbenen Kollegen Jan Somers auf diesem Album die Ehre zu erweisen?
Auf jeden Fall! Jan hat so lange zusammen mit mir bei VENGEANCE gespielt und war zudem auch mehr als nur ein Bandkollege. Von daher war es völlig klar, daß ich ihm nach seinem unerwarteten Tod auch gebührend Tribut zollen werde. Deshalb ist er auch in vielfacher Hinsicht auf »Crystal Eye« präsent. Zum einen natürlich als Musiker, aber auch als Künstler. Wir haben uns dazu entschieden seine letzten aufgenommenen Gitarrenpassagen unter dem Titel ›Jans Ending Theme‹ als Abschluß der Scheibe zu verwenden, damit sein gefühlvolles Gitarrenspiel auch jenen Ehrenplatz erhält, das es verdient. Darüber hinaus stammt aber auch die Idee zum Artwork von Jan, der für mein Dafürhalten auch ein begabter Künstler war und wohl auch in diesem Sektor durchaus erfolgreich werden hätte können, wenn er nicht Zeit seines Lebens lieber der Musik gefrönt hätte. Ich werde ihn vermissen und mich immer an jene Werke erinnern, die wir beide zusammen mit VENGEANCE aufgenommen haben, und zwar auf alle Zeiten.
Auch wenn ich jetzt fast vor Ehrfurcht erstarrt bin und mit einem dicken Kloß im Hals weiterfragen muß, wollte ich exakt bei jener Phase von VENGEANCE nachhaken, in der Ihr wohl Eure "Blütezeit" hattet. Mich persönlich läßt »Crystal Eye« nämlich in mehrfacher Hinsicht an »Arabia« denken, oder empfinde etwa nur ich jene Vibes auch beim Hören des neuen Drehers?
Ehrlich? Das ist uns gelungen? Feine Sache, denn genau das führten wir im Schilde. [lacht] Im Ernst, ich würde es phantastisch finden, wenn sich die Fans, sobald sie das neue Album zu Gehör bekommen, an jene Tage erinnert fühlen würden. Meiner Meinung nach versprühten »Arabia«, aber auch schon »Take It Or Leave It« einen ganz speziellen Esprit, und genau an diesen fühlte ich mich beim Komponieren mit Michael immer wieder erinnert. Keine Ahnung, was diese magischen Momente ausmachte, aber jene Tage waren sofort in meiner Erinnerung als wir an den neuen Songs arbeiteten.
Apropos "jene Tage": Auch Dein damaliger Mitstreiter, AYREON-Mastermind Arjen Lucassen, ist auf »Crystal Eye« zu hören. Das dürfte auch etwas mit "speziellem Gefühl" zu tun gehabt haben?
Ganz bestimmt, wobei ich sehr wohl anfügen muß, daß unser Verhältnis seit den seinerzeitigen Querelen innerhalb der Band über die letzten Jahre hindurch stetig besser geworden ist. Wir sind reif genug, um zu wissen, daß wir uns besser nach vorne orientieren sollten, als über Vergangenes zu streiten, und so hat er erneut mit mir zusammengearbeitet.
Du hast ihn wohl auch mit Deiner permanent guten Laune angesteckt, hmm? Beeindruckt von Deinem Enthusiasmus dürften ohnehin nicht nur Deine Fans sein, sondern auch so mancher Business-Vertreter. Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit STEAMHAMMER?
Du kannst mir glauben, daß ich mich besonders wohl dabei fühle, ein Teil dieser Firma, ach, was sag' ich, dieser "Business-Familie", zu sein. Diese Jungs wissen ganz genau, wie man mit Rockmusikern umgeht und daß einige der Angestellten langjährige VENGEANCE-Fans sind, sollte auch nicht störend sein. [lacht] Laß es mich einfach so sagen: "Together We Have Ways To Make You Rock!"
Bleibt nur noch zu hoffen, daß uns Leon nebst Begleitung schon bald die Ehre erweist, um uns in Grund und Boden zu rocken!
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