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ISOLE-Bandphoto 1

Obgleich ISOLE erst Mitte des letzten Jahrzehnts entscheidend auf sich aufmerksam machen konnten, feiern die schwedischen Epic Doomer heuer ihr 20-jähriges Jubiläum, was man mit der neuen Platte »Born From Shadows« standesgemäß begeht.
Doch Sänger und Gitarrist Daniel Bryntse half nicht nur, die Geburtstagstorte anzuschneiden, sondern auch in eben jene Schatten, aus denen ISOLE sich erhoben haben, hinabzusteigen.

ISOLE-Headline

Ihr wart unter dem Namen FORLORN fast 13 Jahre aktiv, habt etliche Demos aufgenommen, aber in Sachen Plattenfirmen regte sich nichts. Nach der Namensänderung mußtet Ihr lediglich eine Promo-CD aufnehmen und hattet umgehend einen Plattenvertrag. Was hat da bei FORLORN nicht gestimmt?

Ich schätze, da müßten wir all die Labels fragen, die uns abgelehnt hatten. Doom ist natürlich ein sehr kleines Genre und vielleicht waren die entsprechenden Plätze bei den Labels Mitte der Neunziger, was die Hauptaktivitätszeit von FORLORN war, schon besetzt. Ola, der uns später als eine der ersten Bands für sein Label I HATE RECORDS unter Vertrag nahm, kannte uns schon seit unseren frühen Tagen. Er hatte ich sogar mal um den Posten als Sänger bei FORLORN beworben, denn er ist bekanntlich selbst auch Musiker; das muß etwa 1992 oder '93 gewesen sein. Er hatte uns übrigens in Sachen Deal schon vor dem Namenswechsel kontaktiert, aber wir hatten damals beschlossen, daß es angesichts von mindestens drei anderen FORLORNs, von denen wir zwischenzeitlich erfahren hatten, einfach genug sei und daß ein Namenswechsel nun Pflicht sei.

Wie würdest Du die Musik von FORLORN im Vergleich zu dem, was Ihr unter dem Namen ISOLE macht, vergleichen? Ich habe leider nie etwas von FORLORN gehört, sondern mein erster Kontakt zu Euch fand beim "Doom Shall Rise"-Festival 2005 statt.

Im Grunde ist ISOLE nur eine Fortsetzung von FORLORN. Alle Songs des 2005er ISOLE-Debuts »Forevermore« stammten aus den frühen Tagen. Mit ISOLE haben wir uns allerdings doch schon etwas mehr auf die traditionellen, melodischen und epischen Aspekte des Doom-Genres konzentriert, während wir den Viking-Flair, der bei FORLORN präsent war, eher außen vor ließen. Diese Ideen haben Crister und ich dann bei EREB ALTOR untergebracht.

FORLORN war ein recht typischer Name für eine Doomband. Warum habt Ihr Euch dann für ISOLE entschieden, bei dem es sich meines Wissens nicht um ein existentes Wort handelt. Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß es sich um eine Kombination der englischen Wortes "I" (=ich) und des lateinischen Wortes "solus" (=allein) handelt. Vor diesem Hintergrund könnte man also Euren Bandnamen als "ich, allein" übersetzen, was ja durchaus passen würde.

Unser Bandname ist eine Abwandlung des französischen Wortes "isolée", was isoliert oder einsam bedeutet und somit quasi die gleiche Bedeutung wie unser alter Bandname hat. Aber wie man sieht, liegt Deine Interpretation nicht weit davon entfernt.

Warum bist Du etwa zur gleichen Zeit vom Schlagzeug an die Gitarre gewechselt?

Ich war Gitarrist von Anfang an. Ich begann dann allerdings, Drums zu spielen, teils weil wir keinen anderen Drummer finden konnten und teils weil ich ein weiteres Instrument erlernen wollte. Meiner Meinung nach war mein Schlagzeugspiel nie sonderlich großartig, so daß es keine Frage nach der weiteren Vorgehensweise geben konnte, als unser Schlagzeuger Jonas Lindström sich bereiterklärte, vom Livesessionmusiker zum festen Bandmitglied aufzusteigen. Außerdem ist es deutlich einfacher, zu singen und Gitarre zu spielen, als gleichzeitig an den Drums zu rackern.

Ich habe den Eindruck, daß Euer neues Album »Born From Shadows« stellenweise etwas schneller und auch ein wenig progressiver ausgefallen ist! Ist das der zukünftige Weg von ISOLE?

Es mag etwas schneller sein, aber ich bin mir da gar nicht so sicher. Wir hatten auch auf dem Vorgänger »Silent Ruins« schnellere Songs und Passagen. Ich würde ohnehin sagen, daß wir generell mehr schnelle und aggressive Elemente in unserer Musik haben als die typische Doom-Band. Im Hinblick auf die progressivere Gangart kann ich Dir vorbehaltlos zustimmen, und ich bin mir zudem sicher, daß wir damit weitermachen werden. Andererseits: Wer weiß schon, wie wir uns morgen fühlen werden? Ich denke, daß »Born From Shadows« in gewisser Hinsicht etwas näher an unserem 2008er Album »Bliss Of Solitude« liegt, was besonders auf die etwas düsterere Atmosphäre zurückzuführen ist. Ich glaube, daß es sehr wichtig ist, daß wir uns weiterentwickeln und eine größere Vielfalt in unsere Musik bringen, ohne dabei den Kern unserer Identität zu verlieren.

Bislang hattet Ihr meist recht Doom-typische Cover - man denke dabei nur an den toten Baum bei »Silent Ruins«. Das neue Cover aber ist ganz anderes: dunkler und böser wegen des Totenschädels in der Mitte, zugleich aber auch streng geometrisch aufgebaut und mit diversen Symbolen übersäht. Welche Bedeutung haben diese?

Du hast absolut recht, daß wir diesmal ein anderes Artwork wollten. Es ist moderner, mystischer und weniger typisch für epischen Doom. Wir wollten ein düstereres Feeling beim Artwork, weil sich dies auch in der Musik widerspiegelt. Das Frontcover soll das Album symbolisieren: Die beiden Ringe stehen für den "Moonstone" und den "Shadowstone", um die sich der Titelsong dreht, als die beiden großen Gegensätze, die Tod und Zerstörung bringen, was durch den Schädel in der Mitte symbolisiert wird. Die sieben Symbole versinnbildlichen die sieben Songs auf dem Album, während das achte Symbol auf dem Schädel an sich das Album repräsentiert, das aus diesen sieben umgebenden Symbolen aufgebaut ist.

ISOLE-Bandphoto 2

Wenn ich recht verstehe, spielst Du hierbei auch auf das Konzept an, das im Song ›Moonstone‹ auf »Forevermore« begonnen hatte, mittels ›Shadowstone‹ auf »Bliss Of Solitude« fortgesetzt wurde und nun in eine neue Runde geht. Dreht sich das ganze Album um dieses Konzept, und wird es hiermit abgeschlossen?

Nur der Titelsong setzt die Saga der Steine fort. Die Geschichte handelt vom klassischen Kampf - oder der Balance - zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, Hoffnung und Verzweiflung. In dem aktuellen Abschnitt treffen die beiden Gegensätze aufeinander und vereinen sich, wodurch sie die Welt, wie wir sie kennen, zu ihrem Ende - oder zu einem neuen Anfang - führen. Derzeit ist keine Fortsetzung geplant, was aber nicht heißt, daß die Story zwangsläufig beendet sein muß.

Ihr hattet in den letzten Jahren ein sehr stabiles Line-up. Es gab etliche Besetzungswechsel in den frühen Tagen von FORLORN, aber seit ihr vor etwa sechs oder sieben Jahren in dieser Zusammensetzung vereint seid, hat sich nichts mehr geändert. Allerdings hatte sich Euer Bassist Henrik Lindenmo Ende letzten Jahres eine kurze Auszeit genehmigt, kam jedoch nach wenigen Monaten wieder zurück.

Die momentane Besetzung ist etwa seit dem "Doom Shall Rise"-Festival 2005 zusammen, denn damals entdeckte unser Drummer Jonas den Spaß daran, Doom durch ganz Europa zu verbreiten. Die Gründe für Henriks kurzzeitiges Ausscheiden sind rein persönlicher Natur, so daß wir sie nicht öffentlich machen werden.

Ihr scheint wie die meisten Doomer nicht ohne diese ganz spezielle Musik leben zu können, oder? Man braucht sich nur Euer Nebenprojekt EREB ALTOR anzuschauen: Sicherlich treffen wir hier auf deutlich mehr Viking-Elemente, aber die Musik hat immer noch eine ordentliche Doomschlagseite.

Das ist richtig, aber mit EREB ALTOR konzentrierten wir uns hauptsächlich auf unsere BATHORY-Verehrung. Wie auch immer - wir haben momentan etwas andere Pläne mit EREB ALTOR...

Wie sehen diese aus? Ist ein neue Album in der Mache?

Ja, wir haben gerade mit den Aufnahmen angefangen. Jedoch werden wir dem Prozeß die nötige Zeit einräumen. Schließlich gibt es diesbezüglich keinen Streß, wenn man ein eigenes Studio hat.

In der Vergangenheit waren die meisten ISOLE-Musiker bei Extrembands involviert und hatten Black oder Death Metal gemacht. Wie paßt das zur Tatsache, daß Eure Hauptband nun ISOLE ist, die epischen Doom macht, der keine Elemente dieser anderen Stilrichtungen enthält?

Das paßt sehr gut. Jonas bringt beispielsweise mit seinem Drumming eine ganz neue Dimension ein, die sich völlig vom Stil der meisten Doom-Schlagzeuger unterscheidet. Ich denke, daß es wichtig ist, daß man nicht betriebsblind wird, indem man ständig die gleiche Musik und die gleichen Songs wieder und wieder spielt. Abwechslung ist ein großartiges Werkzeug, wenn man sich verbessern will!

Wie kommt es eigentlich, daß Du früher mal bei der Death Metal-Band SORCERY mitgemischt hattest, während beim 2009er Comeback plötzlich Dein ISOLE-Kollege Henrik involviert ist?

Ich war eigentlich nie ein richtiges Mitglied bei SORCERY. Ich spielte vor zehn oder 15 Jahren eine Show mit ihnen als Sessionmusiker. Ein paar Jahre später fungierte ich dann bei einigen Proben als Drummer für SORCERY, doch ich konnte einfach nicht die Zeit aufbringen, um bei ihnen weiterzumachen. Als Henrik sich SORCERY anschloß, war das nach einer langen Pause für die Combo. Den Zuschlag erhielt er wegen der Band OUTREMER, wo er mit den beiden SORCERY-Gründern Ola und Paul zockt und für die Gitarre zuständig ist. Auch der Drummer von OUTREMER spielt derzeit bei SORCERY.

Es gibt da zwei Sachen, die mich immer über zwei Deiner Ex-Bands interessiert haben! Zum einen: Warum ist eigentlich nichts mehr bei WITHERED BEAUTY nach dem Debut passiert?

Wir gründeten WITHERED BEAUTY 1993 und waren einige Jahre lang recht aktiv, bis unser Album veröffentlicht wurde. Doch dann wurden wir von unserem Label NUCLEAR BLAST gedroppt, und etwas später hatte Mitbegründer Magnus Björk die Schnauze von der Metalszene voll und stieg aus. Wir unternahmen ein paar vergebliche Versuche, die ganze Sache wieder anzukurbeln, aber die Zeit schien einfach nicht auszureichen. Dennoch hatte ich nie die Hoffnung komplett aufgegeben. Wir nahmen sogar vor etwa zehn Jahren nochmal ein Demo auf, aber als es an den Mix ging, brach irgendwas im Studio zusammen, so daß wir abbrechen mußten. Ich habe von diesem Demo nur einen Rough Mix ohne Gesang.

Und wie war das damals, als Du kurze Zeit Mitglied von THEORY IN PRACTICE warst? Du hattest Dich der Band angeschlossen, nachdem deren Sänger Johan Ekman ausgestiegen war, doch kurze Zeit später verkündete die Truppe, daß nun Drummer Henrik Ohlsson auch die Vocals übernehmen würde.

Ich probte zweimal mit der Band, aber ich hatte das Gefühl, daß ich es nicht schaffen könne. Meine Growlfähigkeiten waren damals quasi verschwunden, und zudem konnte ich auch in diesem Fall nicht genug Zeit freimachen, um die sehr komplizierten Songs einzustudieren.

Schließlich und endlich noch ein Wort zu Deinen Pseudonymen: Bei den Black Metallern MORANNON hattest Du Dich "Vortex" genannt, und bei EREB ALTOR trittst Du als "Ragnar" an. Warum hast Du zu diesen Namen gegriffen?

Vortex... Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich auf diese Idee gekommen war, allerdings paßt der Name doch sehr gut zu einem Drummer, was ich ursprünglich bei MORANNON gewesen war, oder? Die Frage nach Ragnar kann ich indes ganz einfach beantworten: Das ist einer meiner zweiten Vornamen. Da es zudem ein alter nordischer Name ist, paßt er perfekt zum Konzept von EREB ALTOR!

ISOLE-Bandphoto 3

Zum Abschluß nochmal zurück zu ISOLE: Auf einem neuen Bandphoto sieht man Euch vor einem Himmel mit zwei Himmelskörpern. Heißt das, daß Ihr "Star Wars"-Fans auf einem Besuch bei Luke Skywalker auf Tatooine seid?

[lacht] Ähm... Um ehrlich zu sein, bin ich in der Tat ein "Star Wars"-Fan; eigentlich mag ich Science Fiction generell. Henrik ist zudem auch ein gigantischer "Star Wars"-Fan, aber das hat nichts mit den beiden Monden zu tun. Man kann sie übrigens auch auf dem Albumcover sehen - wenn auch nicht so offensichtlich wie auf dem Bandphoto. Der rote und der blaue Mond repräsentieren vielmehr die beiden Steine - oder präziser gesagt, die beiden gegensätzlichen Formen der Macht. Oh, noch mehr "Star Wars"! [lacht]

http://www.forevermore.se/

isole@forevermore.se

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

Photos: Eki Kumpulainen [Photo 1 & 2], Martin Lundström [Photo 3]

ISOLE (vorhergehende Besetzung) im Überblick:
ISOLE – Forevermore (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 25)
ISOLE – Silent Ruins (Rundling-Review von 2009 aus Online Empire 39)
ISOLE – Throne Of Void (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 31)
ISOLE – Online Empire 23-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
ISOLE – Online Empire 45-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2010)
ISOLE – Online Empire 50-Interview (aus dem Jahr 2012)
ISOLE – News vom 27.08.2010
ISOLE – News vom 07.02.2011
ISOLE – News vom 21.02.2013
ISOLE – News vom 28.10.2014
ISOLE – News vom 19.11.2014
Soundcheck: ISOLE-Album »Bliss Of Solitude« im "Soundcheck Heavy 108" auf Platz 16
Playlist: ISOLE-Album »Bliss Of Solitude« in der Kategorie "aktuelle Faves" auf Platz 1 von Holger Andrae
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