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Hierzulande nahezu unbemerkt musiziert seit über zehn Jahren in Italien eine Band, die zum Besten zählt, was der Progressive Metal weltweit zu bieten hat: TIME MACHINE. Daher war der neue, exzellente Rundling »Evil« das beste Argument, sich mit Bandkopf Lorenzo Deho' in Klausur zu begeben und eine Spazierfahrt mit der Zeitmaschine zu machen.

Hätte H. G. Wells diese Episode als Zwischenstop in seinem Romanklassiker "Die Zeitmaschine" eingeplant, hätte das Display seines Gefährts die Jahreszahl "1987" angezeigt und ihn direkt in das Herz Mailands geführt.
In diesem Jahr beginnt die Geschichte eines Seitenastes des Stammbaumes, der zu TIME MACHINE führen wird: Guiseppe Ruggeri ist damals Sänger und Giuseppe Taccone (der sich allerdings mit dem Pseudonym Vic De Lamare schückt) Gitarrist der Band MOON OF STEEL. Deren wechselhafte Geschichte, die mit der LP »Passions« eines der begehrtesten Werke des Italo-Metals gebiert, haben wir beim aktuellen Review des wiedergeborenen Stahlmondes schon nachgezeichnet. Nach dem (vorläufigen) Ende von MOON OF STEEL dauert es bis ins Jahr 1993, bis die beiden als Quereinsteiger wieder aktiv werden.

Lorenzo, hattest Du zu diesem Zeitpunkt Kontakt zu MOON OF STEEL?

Nein, denn ich lebte damals in England und kam erst 1991 nach Italien zurück. Damals wußte ich nicht viel über die italienische Szene und hatte lediglich einige wenige Kontakte aus der Zeit bevor ich nach England gegangen war, als ich noch in verschiedenen, extrem unprofessionellen Bands gespielt hatte. Das war Mitte der Achtziger und eine hieß beispielsweise ENTER, und wir haben melodischen Heavy Rock gespielt. Allerdings war Fabio Pagani, der einige Songs auf der ersten TIME MACHINE-EP »Project: Time Scanning« die Songs ›Holy Man‹ und ›Past And Future‹ eingesungen hat, in einer dieser Bands dabei gewesen. Als er uns allerdings verließ, nahm ich mit Klaus Byron vom italienischen FLASH-Magazin Kontakt auf, und er gab mir den Tip, daß Andrea Ruggeri, der ehemalige MOON OF STEEL-Sänger, frei sei. Andrea sagte zu und brachte später Giuseppe Taccone mit, da wir noch einen zweiten Gitarristen brauchten.

Warst Du wegen der Musik nach England gegangen?

Nein, es hing mit meinem damaligen Job zusammen. Ich habe aber in England auch Musik gemacht und habe beispielsweise einige Sessions mit Paul Di'Anno und Jannick Gers gespielt. Als ich dann von England zurückkam, rief ich Ivan Oggioni an und schlug ihm vor, zusammen eine Band zu starten. Unser erster Name war übrigens ANTARES, den wir dann aber nicht mehr prägnant fanden, so daß wir uns für TIME MACHINE entschieden.


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Seit 1991 betreibt Lorenzo also TIME MACHINE und "es steckte nie die Absicht dahinter, daß daraus eine Band werden sollte," so der Initiator - und deshalb soll die Geschichte seines Projekts durch schier endlose Besetzungswechsel geprägt sein. Dennoch gibt er von Anfang an Vollgas: Er wartet erst gar nicht ab, bis sich ein stabiles Line-up herauskristallisiert hat, sondern bringt schnellstmöglich die Mini-LP »Project: Time Scanning« auf den Weg. Lorenzo: "Nach und nach fand ich einige Musiker, die sich bereiterklärten, Parts im Studio einzuspielen." Im einzelnen bedeutet dies, daß Lorenzo Ivan Oggioni als Gitarristen und Andrea Ruggeri fürs Mikro verpflichtet. Die Drums werden von Roberto Besana bedient, der seinen Job jedoch nicht vollenden kann, da er nach einem Autounfall einen langen Krankenhausaufenthalt über sich ergehen lassen muß, so daß sein Part mittels Drumcomputer komplettiert wird. Außerdem steuert Roberto Gramegna, Co-Producer der Scheibe und Besitzer des Aufnahmestudios, einige Keyboardparts bei und Tony Priolo sowie Fabio Pagani reihen sich in die Liste der Gastmusiker ein. Das klingt nach Streß pur, doch Lorenzo winkt ab: "Die Aufnahmen gingen [...] ganz relaxt vonstatten und zogen sich fast ein ganzes Jahr hin." Schneller fluppt hingegen der sonst meist mühsame Prozeß bis eine Platte erscheint: Da Lorenzo der Boß des Indielabels LUCRETIA ist, steht der Erstling noch 1993, kurz nach Beendigung der Studioarbeiten, als CD und Picture Disc in Italiens Läden und wird mittels Mailorder in ganz Europa verbreitet.

Wurde Deine Firma LUCRETIA gegründet, um die erste TIME MACHINE-Platte auf dem Unterlabel LIMITED RECORDS zu veröffentlichen?

Nein, LUCRETIA gab es schon zuvor; wir vertrieben damals hauptsächlich Merchandise in Italien und führten einen Mailorder-Service. Als dann jedoch die TIME MACHINE-Platte fertig war, lag es nahe, sie selbst zu veröffentlichen. Glücklicherweise lief die Platte so hervorragend, daß wir schon bald die Möglichkeit hatten, andere Bands wie ABIGOR oder ARCHANGEL zu signen beziehungsweise Bands wie ANGRA für Italien zu lizenzieren. Seither bin ich in der glücklichen Lage, mit LUCRETIA meinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Es ist zwar nicht immer ganz einfach gewesen und es bereitet Schmerz und Freude zugleich; besonders in den letzten drei Jahren hatten wir einige Probleme zu bewältigen. Wir sind jetzt wieder zu unserer ursprünglichen Vision für LUCRETIA zurückgekehrt: Wir schauen nicht mehr auf die Chancen, die eine Band auf dem Markt haben wird, sondern wir nehmen uns nun wieder Bands an, auf die wir hundertprozentig stehen. Daher war diese Veränderung sehr gut!

War es eigentlich eine bewußte Entscheidung, der ersten TIME MACHINE-Platte »Project: Time Scanning« einen Titel zu verpassen, der quasi identisch konstruiert war wie der von QUEENSRYCHEs Meisterwerk »Operation: Mindcrime«?

Es steckte keine solche Absicht dahinter. Natürlich kann ich nicht leugnen, daß QUEENSRYCHE eine wichtige Inspirationsquelle für uns darstellten - jede andere Aussage wäre eine verdammte Lüge. Vielleicht war es eine unbewußte Entscheidung.

Warum hattet Ihr ein Bild von Stonehenge auf dem Cover von »Project: Time Scanning«?

Diesbezüglich gibt es viele verschiedene Aspekte: Zunächst einmal ist Stonehenge ein Symbol für die Zeit. Man muß bedenken, daß niemand wirklich weiß, wie alt der Steinkreis ist und welchen verschiedenen Zwecken er diente. Man weiß, daß der Ort als Kultstätte genutzt wurde. Zudem kann man mit Hilfe der Steine den Wechsel der Jahreszeiten vorhersagen. Andere wiederum behaupten, Stonehenge sei ein Landeplatz für Ufos gewesen. Es ranken sich viele Mysterien um diesen Ort, so daß unser Cover die Phantasie anregen konnte.

Gerade weil »Project: Time Scanning« ihre Existenz einem überstürzten, unverbindlichen Flirt verdankt, fällt sie sehr reizvoll aus: Die Stücke werden frisch und unbeschwert dargeboten und da die Technik die menschlichen Lücken im Bandgefüge ausbügeln muß, erhält der Rundling einen sehr unterkühlten Sound, den man schnell als elementaren Bestandteil der CD akzeptiert. Außerdem lebt die Platte von dem phantastischen Gesang Andrea Ruggeris.

"Langsam kristallisierte sich eine Band heraus, weil die beteiligten Musiker auch weiterhin mitarbeiten wollten," so Lorenzo weiter. Leider jedoch gehört Ruggeri nicht dazu, da er an der Uni ein Diplom ansteuert und seine Musikerkarriere beendet.

Das Studium hat er allerdings abgebrochen und sich nun als Versicherungsmakler selbständig gemacht. Mit Musik hat er leider wirklich nichts mehr am Hut. Er hat lediglich 1999 zwei Shows mit uns gespielt. Wir hatten damals gerade keinen Sänger und sollten einige Shows für ANGRA eröffnen. Also sprang er kurzfristig ein, da er den Großteil des Materials noch kannte. Leider konnte er sich damals nicht dazu entschließen, wieder fest bei uns einzusteigen, denn er steht beruflich sehr unter Streß und war zudem gerade Vater geworden.

Im Grunde hat jeder Musiker, der in Italien irgendwann mal bekannt war, ein paar Takte für TIME MACHINE eingespielt. Wie konnte es dazu kommen?

Keine Ahnung - das hat sich alles ziemlich problemlos ergeben: Meist wurden uns die Musiker von Bekannten empfohlen und die meisten sagten zu, bei TIME MACHINE mitzumischen.

Warum haben sich die meisten Musiker binnen kürzester Zeit wieder verabschiedet? Bist Du solch ein unerträglicher Zeitgenosse?

Dafür gab es unzählige Gründe: Meist hatten sie andere Pläne für sich als wir für TIME MACHINE. Es gab auch einige, die mit mir nicht klar gekommen sind, aber mit den allermeisten habe ich auch heute noch ein gutes Verhältnis. Es gab natürlich auch Musiker, die von vornherein nur als Aushilfskraft angeheuert wurden. Ich muß sagen, daß ich keine Probleme damit habe, daß TIME MACHINE nie ein stabiles Line-up hatten, denn alle Musiker haben eine Menge für die Band eingebracht, so daß jede Platte ein wenig anders klang. TIME MACHINE konnten seit jeher nur auf einem semiprofessionellen Level arbeiten; es war unmöglich, von der Musik allein zu leben. Daher brauchte jeder einen Job neben der Band, so daß ich jedem die Möglichkeit zugestehen mußte zu gehen, wann er wollte. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mir ohnehin nicht vorstellen, daß eine Band ewig mit den selben Leuten weitermacht. Wie jeder weiß, gibt es bekannte Bands gibt, die reine Zweckgemeinschaften geworden sind, bei denen sich die Musiker nicht mehr ausstehen können. Ich finde es besser, wenn man Freunde bleibt, aber nicht mehr in der gleichen Band zusammenspielt, als sich zu hassen und trotzdem immer wieder miteinander auf die Bühne zu gehen.
Ich würde nicht sagen, daß ich ein besonders schwieriger Mensch bin, aber ich fordere zweifelsohne sehr viel Einsatz und die richtige Einstellung von meinen Mitmusikern. Am Anfang habe ich sehr unter den Besetzungswechseln gelitten, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Du bist der Musiker, um den herum TIME MACHINE immer aufgebaut war. Wie ist Deine Stellung in der Band - besonders unter dem Gesichtspunkt, daß Du dank Deiner Firma wahrscheinlich am meisten Ahnung vom Business hast?

Da hat jeder andere mehr zu sagen als ich. Mir reicht es, daß ich mich bei LUCRETIA mit solchen Sachen herumärgern muß. Bislang hatte sich hauptsächlich unser Drummer Nick Rosetti um Managementangelegenheiten gekümmert. Allerdings ist er nicht mehr in der Band, was einer der Gründe für die oben erwähnten Schwierigkeiten war. Ich bin froh, daß das Management nun von INTROMENTAL übernommen wird.

Joe Taccone ist der einzige Musiker, der es fast seit den Anfangstagen mit Dir ausgehalten hat. Hat er eine besondere Strategie?

Nein und abgesehen davon ist Joe gerade ausgestiegen. Er ist gerade Vater geworden und hat einen neuen Job angenommen, so daß er alles nicht mehr unter einen Hut bekommen hat. Daher hat er sich eine Auszeit erbeten, aber es ist sehr wahrscheinlich, daß er demnächst zurückkehren wird. Joe und ich waren schon immer sehr gute Freunde.


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Andreas ehemaliger MOON OF STEEL-Kollege Giuseppe Taccone schließt sich genauer gesagt im Dezember 1993 TIME MACHINE an. Als fester Keyboarder wird Mirko Criscioni vorgestellt und Fabio Brigliadoro ist ab sofort für die Schlagarbeit zuständig. Der Mikroständer wird zunächst vom ehemaligen ROYAL AIR FORCE-Vokalisten Marco Signorini übernommen, der aber umgehend von Jonathan Lavino ersetzt wird. Dieser hat jedoch genauso wenig Glück wie sein Vorgänger: Er wird zwar auf der nächsten CD »Dungeons Of The Vatican« in der Besetzungsliste geführt, singt für TIME MACHINE jedoch keinen einzigen Ton ein. Der Grund dafür ist einfach, denn »Dungeons Of The Vatican« erscheint 1994 als kleines Zwischenschmankerl für Japan: Die EP enthält zwei Songs der Vorgänger-CD und lediglich in Form des instrumentalen Titelstücks gibt es eine unveröffentlichte Nummer, die jedoch ebenso auf der nächsten Platte erscheinen wird. Ergo: Kein Job für einen Sänger.

Warum gab es von der »Dungeons Of The Vatican«-EP nur 500 Exemplare?

Die Japaner wollten eine streng limitierte Auflage haben und diesem Wunsch haben wir entsprochen. Von ihnen kamen desöfteren sehr spezifische Wünsche: So wollten sie auch für die Wiederveröffentlichung von »Project: Time Scanning«, daß wir die beiden Songs ›Dungeons Of The Vatican‹ und ›Fear‹ von »Act II: Galileo« zu einem einzigen kombinieren. Das Resultat ist ›A Nightmare‹, das auf diesem Re-Release als Bonus zu finden ist.


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Besser erwischt es da der singende Nachfolger Folco Orlandini, der die erste Full Length-Scheibe von TIME MACHINE einsingt, mit der man sich dem Leben und Wirken von Galileo Galilei widmet. Auf »Act II: Galileo« ist deutlich zu spüren, daß nun eine "richtige" Band am Werk ist (die zwischenzeitlich in Antonio Rotta einen neuen Drummer gefunden hat): Die '95er Platte (die LUCRETIA an das italienische Label SPELL RECORDS lizensiert) wirkt in sich geschlossen, präsentiert hervorragenden progressiven Power Metal und erlebt in ›Stargazer‹ ein echtes Glanzlicht.

Warum habt Ihr »Act II: Galileo« an SPELL RECORDS, ein Unterlabel der italienischen Firma DIG IT INTERNATIONAL, lizenziert?

Die Firma fungierte damals als Vertrieb für viele ausländische Firmen und auch für LUCRETIA. Wir dachten, es sei eine gute Idee, die Platte an SPELL zu lizenzieren. Es stellte sich allerdings schnell heraus, daß es keine gute Idee war, so daß wir froh waren, als der Vertrag ausgelaufen war. Mittlerweile existiert DIG IT INTERNATIONAL nicht mehr.

Woher rührte die Faszination für historische Themen? Sie tauchten schon bei den ersten beiden EPs auf und werden auf »Act II: Galileo« natürlich intensiviert.

Jeder spricht von den Dingen, die er mag. Und ich habe mich schon immer sehr für Geschichte und spirituelle Dinge interessiert. Ich kann einfach nicht über Liebe und Drachen schreiben... Es war klar, daß ich mich eher Themen der italienischen oder europäischen Geschichte gewidmet habe, da sie für mich näher liegen, als Themen aus der amerikanischen Geschichte.

Bis zur nächsten Platte vergehen mehr als drei Jahre, in der TIME MACHINE nicht gerade durch blinde Aktionswut auf sich aufmerksam machen, sondern ihre Fans mit kleinen Häppchen bei Laune halten.

Ihr hattet Eure CDs zumeist mit einem sehr aufwendigen Artwork ausgestattet. Eher ungewöhnlich für eine kleinere Band, oder?

Ich muß sagen, daß es mich immer enttäuscht, wenn ich eine gute Platte höre, aber das zugehörige Booklet fällt nur armselig aus. Auf mich wirkt das immer so, als hätte die Band nur die Hälfte ihrer Arbeit anständig gemacht. Wir wollten immer die Wirkung unserer Musik mit Hilfe des Artworks unterstützen.

Außerdem gab es von Anfang an viele spezielle Pressungen oder Limited Editions Eurer Releases und oft habt Ihr nur EPs veröffentlicht. Wollt Ihr Eure Fans ausnehmen wie die Weihnachtsgänse?

Meist haben wir diese Dinge veröffentlicht, weil sie von uns verlangt wurden. So wollte beispielsweise unser Label in Japan die Urversion der »Dungeons Of The Vatican«-EP. Also haben wir sie gemacht. Die beiden Singles »Secret Oceans Part 1 & 2« waren für die italienischen Radiostationen bestimmt, die es damals wie Sand am Meer gab, heute aber leider nicht mehr existieren. Seit der neuen Platte arbeiten wir in Italien mit UNDERGROUND SYMPHONY zusammen und sie wollten vorab eine CD-EP, so daß wir »Aliger Daemon« zusammengestellt haben. Wir haben all' diesen Wünschen gerne entsprochen, da wir ohnehin eine Menge unveröffentlichtes Material hatten. Und warum sollten wir jemand einen Korb geben, wenn er unsere Songs veröffentlichen wollten? Da die alten EPs meist nur in begrenzten Stückzahlen veröffentlicht wurden, haben wir diese irgendwann mit Bonusmaterial versehen re-releast.
Es ging uns nie darum, die Fans auszunehmen! Schließlich hat jeder die Wahl, ob er die Wiederveröffentlichungen kaufen möchte oder nicht. Wir haben immer im Vorfeld schon genau erklärt, was auf der CD zu hören sein wird, so daß jeder entscheiden kann, ob sich das Teil für ihn lohnt. Für Sammler ist es eine feine Sache, diese unterschiedlichen Pressungen zu kaufen. Wer aber alle speziellen Songs auf einen Schlag haben wollte, kann die »Hidden Secrets«-Doppel-CD kaufen, auf der sie gebündelt zum Preis einer Einzel-CD erhältlich sind.

Nach Veröffentlichung von »Hidden Secrets« sollte jetzt aber endgültig das gesamte TIME MACHINE-Extramaterial verheizt sein, oder ist es nur eine Frage der Zeit sein, bis »Hidden Secrets« 2 bis 7 erscheinen?

Im Gegenteil: Wir haben immer noch eine Menge Liveaufnahmen, unveröffentlichte Studiotracks sowie Demos, die wir verwenden können.


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Da Lorenzo nachwievor die tonangebende Figur bei TIME MACHINE ist, sich aber dank seines Labels nicht über Langeweile zu beschweren braucht, überbrückt er diese Phase geschickt: »Shades Of Time« (im aufwendig gestalteten Pappschuber) bietet kaum etwas Neues, sondern Songs, die Galileo übersehen hatte sowie eine Coverversion von BLACK SABBATHs ›Heaven And Hell‹. Neuerungen gibt es hingegen zuhauf auf der Soldliste: Ex-SABOTAGE-Sänger Morby darf nun bei TIME MACHINE das Mikro bei Laune halten, Nicola Rossetti wird auf die Felle losgelassen und in Stefano Della Giustina verpflichtet man einen Tenorsaxophonisten.

Auf »Shades Of Time« sang Morby bei TIME MACHINE, der heute bei DOMINE ist. Wie habt Ihr ihn ausgegraben?

Morby sang nach SABOTAGE bei einer Band namens LA ROX, die Street/Glam-Musik machten. Damals hatte er schon mehrfach mit DOMINE geprobt und wir waren auf der Suche nach einem Sänger, der unseren Sound ein wenig heavier gestalten könnte. Ein Freund besorgte uns seine Telephonnummer und wir wurden uns mit Morby schnell einig.
Wir waren damals noch an SPELL RECORDS gebunden und mußten laut Vertrag eine weitere Platte machen. Daher nahmen wir »Shades Of Time« im April 1997 auf und nutzten die Chance, mit einem neuen Sänger und einem neuen Drummer eine leichte stilistische Änderung vorzunehmen. SPELL lehnten jedoch den Gesang von Morby ab und so kamen wir relativ einfach aus dem Vertrag heraus. Folglich erschien »Shades Of Time« erneut via LUCRETIA.

Warum war er nur bei »Shades Of Time« für Euch aktiv?

Letztendlich war er etwa ein Jahr bei uns, aber in dieser Zeit stand nur dieser eine Studiotermin an. Wir spielten aber einige Liveshows mit ihm und Morby sang bei unserem Auftritt beim '97er "Gods Of Metal"-Festival mit MANOWAR.

Null News bietet hingegen der nächste Silberling: »Project: Time Scanning« wird neu aufgelegt und vereint die ursprünglichen Songs mit einer Instrumentalversion des "Time Scanning"-Tracks ›753 A.C., Ab Urbe Condita‹ und einer sogenannten "Gothic Edit Version" des Songs ›A Nightmare‹. Dabei handelt es sich lediglich um eine Verbindung der beiden Songs ›Dungeons Of The Vatican‹ und ›Fear‹ von »Act II: Galileo«. Doch stop: Optisch gibt es mit dem leicht variierten Cover eine kleine Veränderung.


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In der Zwischenzeit haben TIME MACHINE mehr als 30 Minuten neukomponierten Materials über Bord geworfen und die bereits fertiggestellten Bänder gelöscht, da man sich zu einem Stilwechsel entschlossen hat. Daher wird die Wartezeit bis zur nächsten Full-Length noch länger. Man kommt nur langsam wieder in die Gänge und recycelt auf den nachfolgenden Maxis »Secret Oceans - Part 1« und - welch' Überraschung - »Secret Oceans - Part 2« alte Stücke und kündigt zugleich mit je einem neuen Track das zweite komplette Album von TIME MACHINE an, das den Titel »Eternity Ends« tragen wird. Besonderes Gimmick der beiden CDs: Den neuen Track ›I Believe Again‹ (auf "Part 2" zu finden) singt Andre Matos von ANGRA ein.

Ein extremer Schritt, bereits aufgenommenes Material einfach mit der Delete-Taste zu liebkosen!

Nach dem "Gods Of Metal"-Festival fühlte ich mich einfach nicht mehr wohl mit unserer Gangart; es nervte mich, daß bei den Konzerten die meisten Leute nur darauf warteten, daß wir Fehler spielen. Damals lag ein großer Erwartungsdruck auf uns, denn es existierten zu diesem Zeitpunkt nur wenige Bands in Italien: Neben TIME MACHINE gab es noch ELDRITCH und LABYRINTH hatten gerade ihre erste EP fertiggestellt. Das Debut von RHAPSODY erschien beispielsweise erst Ende 1997, durch das der eigentliche Startschuß für die italienische Szene gegeben wurde.
Um es genau zu sagen, wollte ich damals die Band auflösen, weil mir vieles im Business und mit der Band gegen den Strich ging. Außerdem hatte ich damals persönliche Probleme. Doch Joe und Nick bestanden darauf, daß wir weitermachen, so daß wir die Pre-Production für »Eternity Ends« begannen.

Wen würde es wundern, daß zu diesem Zeitpunkt bei der Rotation der Personalkarussels erneut einige Musiker das Gleichgewicht verlieren: Mit Ivan Oggioni macht sich ein weiteres Gründungsmitglied aus dem Staub und dank der Neuverpflichtung von Nick Fortarezza bleiben TIME MACHINE ihrem Motto "neue Platte - neuer Sänger" treu. Dies alles geht mit dem geplanten Stilwechsel einher, der TIME MACHINE näher an den normalen Metal rückt, aber zugleich bewirkt, daß »Eternity Ends« deutlich profilloser als seine Vorgänger klingt.

Lag die stilistische Veränderung bei »Eternity Ends« ausschließlich in den oben erwähnten Problemen begründet? Die Platte war straighter und konnte nicht mehr diese geheimnisvolle Atmosphäre aufweisen.

Es war eine Kombination von verschiedenen Dingen: Es hing mit diesen Problemen zusammen, aber wir hatten auch neue Musiker in der Band, die andere Einflüsse mitbrachten. Da sie sehr kompetente Musiker waren, wollten wir ihre Ideen ebenso berücksichtigen. Das sollte eigentlich verdeutlichen, daß ich kein Diktator bin, wie mir schon oft vorgeworfen wurde. Jeder TIME MACHINE-Musiker hat die Möglichkeit, sich einzubringen und hat beim Songwriting das gleiche Recht wie ich.
»Eternity Ends« bedeutete eine gute Veränderung für uns als Musiker: Die Platte enthielt einige ziemlich verrückte Elemente und es gab Einflüsse, die typisch für den Mittelmeerraum sind. Daher hatte »Eternity Ends« einen gewissen Fusion-Charakter und öffnete unseren Blick für neue Dinge. Ich bin stolz auf »Eternity Ends«, denn wir sind nicht den sicheren Weg gegangen. Dennoch bin ich rückblickend nicht mehr zufrieden mit der Struktur der Songs auf »Eternity Ends«, dem Gesang und mit der Produktion.

Ihr hattet von »Shades Of Time« bis »Eternity Ends« einen Saxophonspieler in der Band. Nicht gerade das typische Metalinstrument, oder?

Stefano Della Giustina ist ein begnadeter Musiker. Er liest Musikpartituren wie wir Comics. Wir wollten unseren Stil etwas mehr in die jazzige, funkige Richtung drehen und dafür war er der perfekte Musiker. Er hat es immer verstanden, sein Instrument hervorragend in den Dienst der Songs zu stellen. Ich war besonders fasziniert von seinem Spiel bei ›Silent Revolution‹ auf »Shades Of Time«: Es erinnerte mich ein wenig an die Art wie PINK FLOYD ein Saxophon einsetzen

Dennoch signalisiertet Ihr keine Abwendung vom alten TIME MACHINE-Stil, denn die beiden Maxis, die Ihr vor beziehungsweise nach »Eternity Ends« veröffentlicht habt, enthielten sowohl alte als auch neue Songs.

Wir werden niemals etwas leugnen, was wir getan haben. Wir haben unseren eigenen Stil. Wenn wir Songs komponieren, haben sie immer ein gewisses TIME MACHINE-Feeling. Aber es war immer unser Anliegen, diesen Stil mit möglichst vielen unterschiedlichen Elementen zu bereichern, weil wir uns nicht wiederholen wollen. Ich glaube, daß die Latin-Einflüsse bei »Eternity Ends« durch Andre Matos von ANGRA begünstigt wurden: Er sang ›I Believe Again‹ und hat uns sehr beeindruckt. Wir spielten damals eine Akustikshow zusammen mit ihm, genauer gesagt waren es einige der TIME MACHINE-Musiker und zwei Jungs von ANGRA, die zusammenspielten. Auf »Hidden Secrets« sind einige Songs von diesem Live-Experiment zu hören.

Warum fiel Eure Wahl damals auf Andre?

Ich hatte schon immer eine sehr gute Beziehung zu Andre. Er ist einer meiner besten Freunde und er war mein Trauzeuge bei meiner Hochzeit. Abgesehen davon ist er natürlich ein großartiger Sänger und ein noch viel besserer Komponist.


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Bei TIME MACHINE ist mal wieder eine Pause angesagt - genauer gesagt eine "Babypause": Mehrere der Musiker erleben Vaterfreuden, so daß die Band zugunsten des Babysittings zunächst mal zur Generalüberholung in den Hangar geschoben wird. Gute Gelegenheit mit der Doppel-CD »Hidden Secrets« einen Rückblick auf ein paar TIME MACHINE-Schmankerl zu wagen: Von unveröffentlichten Songs und Studioversionen über Liveaufnahmen bis zu remasterten Stücken gibt's einen Schnelldurchlauf der Bandgeschichte. Doch damit nicht genug, denn schon zuvor hat man »Project: Time Scanning« zum zweiten und »Shades Of Time« zum ersten Mal wiederveröffentlicht - beide natürlich remastered und mit neuem Artwork versehen.

In dieser Zeit waren bei TIME MACHINE eine Menge Leerlauf zu verzeichnen.

Exakt. Nach »Shades Of Time« hatte ich einige Monate lang eine Auszeit genommen, bevor wir »Eternity Ends« in Angriff nahmen. Nun war es Zeit für eine weitere Pause, weil Nachwuchs ins Haus stand: Ich hatte den Anfang gemacht und mein Sohn ist jetzt zweieinhalb Jahre alt. Dann zog Joe nach... Es war eine unglaubliche Zeit: Alle paar Wochen fand eine Hochzeit statt...

Doch Lorenzo will die TIME MASCHINE'sche Auszeit nicht ungenutzt verstreichen lassen und widmet sich einem neuen Projekt: Mit KHALI veröffentlicht er im Frühjahr 2000 eine exzellente Scheibe, die mit einer gelungenen Mischung aus Progressive, Epic und True Metal glänzt. Dabei unterstützen ihn seine TIME MACHINE-Kollegen Rossetti und Taccone (der sich schon seit einigen Jahren lieber "Joe" als "Giuseppe" rufen läßt). In Folco Orlandini wird ein ehemaliger Passagier der TIME MACHINE wiederbelebt, der bekanntlich »Act II: Galileo« eingesungen hatte und in der Zwischenzeit deutliche Fortschritte mit seiner Band MESMERIZE gemacht hat und bei Truppen wie SKYLARK oder WHITE SKULL mitgewirkt hatte.

Was waren die Gründe, statt TIME MACHINE in Form von KHALI ein Seitenprojekt zu starten?

Wir wollten eine Platte machen und frei von dem Erwartungsdruck sein, der auf TIME MACHINE lastet. Folglich hatten wir auch musikalisch freie Hand und mußten nicht unbedingt Progressive Metal machen. Es war alles sehr relaxt, als wir das KHALI-Album gemacht haben und man hört dem Album an, daß wir uns dabei keine Gedanken um eine Zielgruppe oder mögliche Verkaufszahlen machten. Die Musik ist sehr viel leichter und mehr US-orientiert.

Warum kam Folco, der schon »Act II: Galileo« eingesungen hatte, für KHALI zurück?

Er mußte TIME MACHINE damals verlassen, da seine eigene Band MESMERIZE an ihrem Debutalbum arbeitete. Doch wir haben uns im Guten getrennt und sind auch heute noch sehr gute Freunde. Ich hatte ihm schon damals angeboten, daß er jederzeit zurückkommen könne und KHALI war folglich die perfekte Möglichkeit, wieder zusammenzuarbeiten. Er ist immer noch mein Lieblings-TIME MACHINE-Sänger und sein Gesang berührt mich sehr tief. Unsere Zusammenarbeit war immer sehr intuitiv. Er wußte immer ohne großartige Erklärungen, wie er singen muß.

Im Info zum KHALI-Album war zu lesen, daß der Nachfolger schon in Arbeit sei. Dieser ist jedoch noch nicht erschienen.

Wir mußten die Arbeiten für das zweite KHALI-Album wegen der neuen TIME MACHINE-Platte unterbrechen. Ein Teil des neuen KHALI-Materials ist fertiggestellt und sogar schon aufgenommen. Allerdings hat Folco nun mit MESMERIZE ein neues Album gemacht und außerdem renoviert er gerade sein Haus, so daß er momentan keine Zeit hat. Ich hoffe, daß wir bald mit KHALI weitermachen können.


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Lorenzo und Joe konzentrieren sich zunächst wieder auf TIME MACHINE, deren Line-up sie mit den Musikern Pino Tozzi (v), Gianluca Ferro (g), Claudio Riotti (d) runderneuern müssen. Während man das dritte Full Length-Studioalbum fertigstellt, wird die EP »Aliger Daemon« als Appetizer serviert.

Letztendlich hättet Ihr die TIME MACHINE-Pause nicht unbedingt einlegen müssen, denn außer Joe und Dir sind auf »Evil« ausschließlich neue Musiker zu hören.

Ja, aber das konnten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht ahnen. Außerdem bekam unser Drummer Nick 1999 Probleme mit seinem Arm und mußte operiert werden. Nachdem er das alles überstanden hatte, begann er wieder zu spielen, doch urplötzlich entschloß er sich im Lauf des Jahre 2000, sich komplett von der Musik zurückzuziehen. Das war der Zeitpunkt als wir ohne Manager dastanden und die ganzen Probleme begannen, die ich zuvor ausgeführt habe. Unterm Strich haben wir auch dafür eine Lösung gefunden: Unser neuer Gitarrist Gianluca Ferro übernimmt jetzt sehr viele organisatorische Aufgaben und kümmert sich auch ums Booking. Somit hat TIME MACHINE einen Vorteil von KHALI gehabt, denn Gianluca hat bei KHALI mitgespielt.

Wieso seid Ihr für die neue Platte »Evil« zu Eurem alten, sehr mystisch angehauchten Stil zurückgekehrt?

Hauptsächlich wegen des Konzepts der Platte, zu dem ein solcher Klangcharakter sehr gut paßt. Ich hatte das Buch "Cherudek" von Valerio Evangelisti gelesen, das mich völlig in seinen Bann gezogen hat, so daß ich beschloß, ein Konzeptalbum zu machen, das der Geschichte des Buches folgt und die gleiche Atmosphäre verbreitet. Die Entstehungsgeschichte von »Evil« ist ohnehin ein Novum in der History von TIME MACHINE: Ich habe die Songs nahezu allein geschrieben und habe die Demos für das Album selbst fertiggestellt. Daher war ich frei, die Songs so zu schreiben, wie sie mir vorschwebten. Wir haben die Songs nie zusammen als Band geprobt, sondern alles wurde in verschiedenen Studios oder bei den entsprechenden Musikern zu Hause eingespielt und die ganzen Tapes wurden erst am Ende zusammengebaut.

Erzähl' doch ein wenig mehr über das Konzept von »Evil«.

Auf den ersten Blick erscheint es wie eine Geschichte über den Kampf zwischen Gut und Böse. Die eigentliche Aussage ist jedoch, daß man sich nie sicher sein kann, ob etwas gut oder böse ist. Wir müssen lernen, daß sich das Böse im Guten verstecken kann und umgekehrt. Es gibt dafür in der Geschichte unzählige Beispiele - ich möchte an dieser Stelle nur das Stichwort "Inquisition" anführen oder an die Zwiespältigkeit der modernen Marktwirtschaft erinnern. So geht es auch der Hauptfigur des Buches, die uns durch das Konzept der drei TIME MACHINE-CDs führen wird, die mit »Evil« begonnen hat: Sie strebt nach dem Guten, aber auf dem Weg dorthin macht sie auch schlechte Dinge. Das Buch ist sehr verwirrend und ich mußte es dreimal lesen, bis ich es wirklich verstanden habe.

Hast Du den Autor des Buches persönlich kennengelernt?

Valerio Evangelisti ist in Italien sehr berühmt und seine Bücher wurden in elf Sprachen übersetzt. Ich hatte lediglich die Möglichkeit, einige Male am Telephon mit ihm zu sprechen. Aber es war großartig, daß er ein kurzes Geleitwort geschrieben hat, das wir in der CD abdrucken konnten. Das war eine Ehre für uns!

Die Geschichte hat mich ein wenig an eine umgekehrte Version der Folge "Computerdämon" aus der Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" erinnert. Dort wird ein uralter Dämon entfesselt, der ins Internet gelangt, und in der Folge wird versucht, den Dämon wieder unschädlich zu machen. Bei Euch wird hingegen ein Inquisitor wiederbelebt, um das Böse zu bekämpfen.

Es mag sein, daß es Parallelen gibt, aber es gab mit Sicherheit keine direkte Beeinflussung, denn ich habe von "Buffy - Im Bann der Dämonen" nur sehr wenig gesehen. Ich war immer eher ein Fan der frühen "Akte X"-Folgen.

Du sprichst viel über Gut und Böse und beschäftigst Dich häufig mit diesem Thema. Bist Du ein gläubiger Mensch?

Ich weiß es nicht. Ich möchte nicht ausschließen, daß es einen Gott oder eine göttliche Macht gibt. Ich glaube daran, daß Jesus Christus wirklich gelebt hat und daß er ein besonderer Mensch war - genauso wie es Buddha war. Aber ich glaube mit Sicherheit nicht an die römisch-katholische Kirche. Ich weiß, daß Zeichen existieren, die auf die Existenz Gottes hindeuten, aber es gibt keine Beweise. Aber brauchen wir wirklich Beweise? Vielleicht gibt es ja Beweise und wir sind nur zu blind, sie zu erkennen. Es kann ja sein wie mit einer Fremdsprache, die Du nicht kennst: Du kannst die Buchstaben lesen, aber den Sinn nicht erfassen. Was meinen Glauben betrifft, bin ich immer noch auf der Suche. Ich bin jedoch davon überzeugt, daß man als normaldenkender Mensch Zweifel haben muß; schließlich hat sogar Jesus gezweifelt.

Macht es eigentlich Sinn, ein Konzept über drei Alben zu ersinnen, wenn es doch vorprogrammiert ist, daß sich das TIME MACHINE-Line-up in dieser Zeit mehrmals ändern wird. Daher kann die Konstanz, die für ein Konzept nötig ist, eigentlich nicht gewährleistet werden.

Glaubst Du, daß Mozart oder Korsakow, als sie ihre wunderschönen Symphonien geschrieben haben, an die Musiker gedacht haben, die ihre Musik später spielen werden? Ich möchte mich nicht mit diesen Genies vergleichen, aber ich werde die komplette Musik für diese drei CDs schreiben. Dennoch werden die anderen Musiker ihren Teil beisteuern, aber die generelle Richtung werde ich bestimmen. Abgesehen davon war es nie beabsichtigt, daß alle drei Alben gleich klingen. Ich kann jetzt schon sagen, daß der zweite Teil wahrscheinlich etwas progressiver und nicht mehr so symphonisch ausfallen wird. Zudem besteht die Möglichkeit, daß wir schon bei der zweiten oder spätestens bei der dritten Episode mit mehreren Gastsängern arbeiten werden, wie das beispielsweise der Fall war bei Tobias Sammets AVANTASIA-Projekt oder bei dem »Leonardo - The Absolute Man"-Projekt, welches mich ehrlich gesagt ein wenig an »Act II: Galileo« erinnert. Sicher ist jedoch, daß wir einen neuen Sänger haben werden, denn Pino Tozzi, der »Evil« eingesungen hat, ist nicht mehr bei uns. Sein Nachfolger heißt Omar Zoncada.

Deine Firma LUCRETIA hat mittlerweile eine Co-Operation mit dem italienischen Indielabel UNDERGROUND SYMPHONY und der dänischen Management-Company INTROMENTAL. Wie kam das zustande?

Es begann mit einem Telephonat mit UNDERGROUND SYMPHONY: Ich schrieb zu diesem Zeitpunkt gerade das Material für »Evil« und die Jungs von UNDERGROUND SYMPHONY bekundeten Interesse, das Album zu veröffentlichen. Wir kamen überein, daß sie ab sofort alle LUCRETIA-Produkte auch über ihre Schiene anbieten werden. INTROMENTAL kamen schließlich als unser Management ins Spiel und sie werden in Zukunft weitere Aufgaben übernehmen. Wir kannten die Jungs von INTROMENTAL bereits durch Bands wie SINPHONIA oder TWILIGHT, die sie ebenfalls managen, und die bei LUCRETIA erschienen. Ich bin mit der derzeitigen Konstellation sehr zufrieden.

Was sind die nächsten Releases, die wir von TIME MACHINE erwarten können?

Zunächst einmal wird die Vinylversion von »Evil« erscheinen. Dann sieht es so aus, daß »Act II: Galileo« neu veröffentlicht wird und zwar in der Version als Doppel-CD, die wir früher schon einmal geplant hatten: Es wird neben der eigentlichen CD eine zusätzliche Scheibe namens »Live Heresy« geben, die Livematerial und Mitschnitte von einer Akustikshow aus jenen Tagen erhält. Die Doppel-CD wird erneut zum Preis einer Einzel-CD angeboten werden. Eigentlich sollte »Act II: Galileo« ursprünglich schon so erscheinen, aber wie ich schon sagte, hatten wir gewisse Probleme mit SPELL RECORDS und wir mußten lange darum kämpfen, alle Rechte zurückzubekommen.

Wie stehen eigentlich die Chancen, TIME MACHINE endlich mal live diesseits der Alpen zu sehen?

Ich muß Dir ehrlich sagen, daß die Chancen für Konzerte gering sind, da wir in Deutschland derzeit keine Plattenfirma haben. Vielleicht werden wir es mal schaffen, in München zu spielen, aber es sieht wohl eher danach aus, daß Ihr über die Alpen kommen müßt, um TIME MACHINE live zu sehen.

Also sattelt die Elefanten und zieht gen Italien. Das beste Reisegepäck ist die komplette TIME MACHINE-Discographie, die Ihr über die LUCRETIA-Homepage beziehen könnt:

Den Neuling »Evil« erhalten Ihr ebenfalls für 15,50 Euro bei

HELLION RECORDS
Sandberg 13
25524 Itzehoe

Wer sich in Sachen TIME MACHINE immer noch nicht rundum informiert fühlt, kann auf der Homepage der Band nach versteckten Informationen graben:

http://www.metalhunter.com/timemachine

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

TIME MACHINE (I) im Überblick:
TIME MACHINE (I) – Aliger Daemon (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 10)
TIME MACHINE (I) – Dungeons Of The Vatican (Re-Release-Review von 2006 aus Online Empire 27)
TIME MACHINE (I) – Evil (Re-Release-Review von 2004 aus Y-Files)
TIME MACHINE (I) – Evil (Re-Release-Review von 2005 aus Online Empire 23)
TIME MACHINE (I) – Project: Time Scanning (Rundling-Review von 1994 aus Metal Hammer 08/94)
TIME MACHINE (I) – Reviviscence - Liber Secundus (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 21)
TIME MACHINE (I) – Underground Empire 7-Interview (aus dem Jahr 1994)
TIME MACHINE (I) – Y-Files-Special (aus dem Jahr 2000)
TIME MACHINE (I) – Heavy, oder was!? 64-Interview (aus dem Jahr 2002)
TIME MACHINE (I) – Online Empire 14-Interview (aus dem Jahr 2003)
TIME MACHINE (I) – News vom 09.02.1999
TIME MACHINE (I) – News vom 15.02.2013
TIME MACHINE (I) – News vom 03.10.2013
Soundcheck: TIME MACHINE (I)-Album »Evil« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 62" auf Platz 17
Soundcheck: TIME MACHINE (I)-Album »Reviviscence« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 77" auf Platz 26
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