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”UNDERGROUND EMPIRE 3”-Datasheet

Contents:  FAITH NO MORE-Interview

Date:  28.08.1990 (created), 20.01.2010 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 3

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here!

Comment:

Ich kann mich noch bestens an diese schlicht famose Show von FAITH NO MORE erinnern, von der es allem Anschein nach auch ein Bootleg gibt (falls jemand im Besitz des Teils ist, würde ich mich enorm über eine Kopie freuen!)

Das Konzert hatte am 28. August 1990 in der Burgherrenhalle in Hohenecken, direkt vor den Toren von Kaiserslautern, stattgefunden, und da ich dank meiner Mitarbeit bei verschiedenen Festival in dieser Halle (s. beispielsweise hier) gewisse Insiderkenntnisse hatte, nutze ich die Gelegenheit, Billy direkt von der Bühne herunterzupflücken, um das Interview in die Wege zu leiten - vorher Interviews über die Plattenfirma anfragen machen nur lahme Poser! ;-) Ich rechne es Billy heute noch hoch an, daß er spontan zustimmte, obgleich er völlig verschwitzt war und sich während des kompletten Talks mittels eines Handtuchs den Schweiß abputzen mußte. That's Rock'n'Roll!

Wie man sieht, hatten wir keine Berührungsängste mit "modernen" Bands, sofern sie eine derart außergewöhnliche Leistung wie FAITH NO MORE zustandebrachten. Und so erleben wir hier einen ungeschminkten Blick auf FAITH NO MORE auf ihrem Höhepunkt, denn ihr Fabelwerk »The Real Thing« konnten sie leider nie wieder erreichen.

In den letzten Monaten haben FAITH NO MORE ihr Comeback gefeiert, doch dank der Entscheidung, auf Gitarrist Jim Martin zu verzichten, hat diese Aktion leider einen sehr schalen Beigeschmack.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

FAITH NO MORE-Logo

Neulich sprach mich ein Leser an und meinte, wir sollten doch auch mal etwas über Bands wie SOUNDGARDEN, FAITH NO MORE oder MASTERS OF REALITY bringen. Nun, erstens ist uns Euer Wunsch Befehl, zweitens verhilft es UNDERGROUND EMPIRE zu einer größeren stilistischen Variabilität und drittens findet die gesamte Redaktion diese Band göttlich. Man zähle also 1 und 1 und 1 zusammen, erhält 3 und ein FAITH NO MORE-Interview, das ich im Anschluß an den fast zweistündigen Gig, der sage und schreibe neun (9!) Zugaben umfaßte, mit Basser Billy Gould führte. Bill war natürlich mein Wunschinterviewpartner, denn beim Gig zeigte sich aufs Neue, wie sehr der FAITH NO MORE-Sound vom seinem Baßspiel geprägt ist. Mein Freund Mike Bellum sagte sogar, "Dieser Mann ist FAITH NO MORE!" Also fragte ich Billy sofort, welche Gründe das hätte, oder ob es sich bei unserem Eindruck um eine akustische Täuschung handele.

Die Band hat vor etwa acht Jahren mit Baß, Schlagzeug und Keyboards angefangen, so daß diese drei Instrumente der Kern der Band sind. Jim kam erst vor etwa fünf oder sechs Jahren dazu. Es hat auch damit zu tun, wie wir Songs schreiben. Der Baß ist ein fundamentaler Teil des Songwritings. Außerdem hat er einen einzigartigen Sound.

FAITH NO MORE-Bandphoto 1

Ich würde behaupten, daß Du den Baß teilweise wie eine Rhythmusgitarre spielst.

Ja, das ist richtig. Ich hatte nie Unterricht, sondern das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Ich spiele seit etwa 14 Jahren Baß, und bis vor acht Jahren spielte ich nur mit den Fingern und fing dann an, auch mit dem Plektrum zu spielen. Es ist einfach Übungssache. Außerdem touren wir sehr viel, und es ist einfach, sich zu verbessern, wenn man viel tourt.

Holger findet, daß Euer Sound eine Kombination aus METALLICA-Gitarren und einem Keyboard ist. Was sagst Du dazu?

Das mag sein. Ich liebe METALLICA - sie sind meine Alltime-Lieblingsband. Aber ich glaube, bei uns spielen noch andere Dinge eine Rolle.

Wie lange spielen FAITH NO MORE schon diesen Sound?

Das hat sich so ergeben. Jeder gibt seinen individuellen Part dazu, und das Resultat ist unsere Musik. Die Band wurde 1982/'83 gegründet, und sie klang damals total anders als heute. Die Songs zum Beispiel, die wir am Ende unseres heutigen Sets gespielt haben, stammen aus dieser Zeit, aber wir haben sie in unserer heutigen Art neu bearbeitet.

Wie, glaubst Du hätte das Publikum wohl reagiert, wenn »The Real Thing« vier oder fünf Jahre früher veröffentlicht worden wäre?

Das ist eine gute Frage. Es wäre wahrscheinlich weitaus schwerer für uns gewesen als es heute ist. »Introduce Yourself« wurde vor drei Jahren veröffentlicht, und wir hatten echt Probleme damit. Wir tourten zwar eineinhalb Jahre mit dieser Platte, aber ein richtiger Erfolg blieb aus.

Euer Keyboarder nahm letztens für den METAL HAMMER beim "Track Attack" teil, und er verriß absolut jeden Song...

Er wollte etwas Nettes sagen, aber konnte nicht...

Dann würde mich mal interessieren, welche Bands Ihr für innovativ haltet.

Es gibt eine ganze Menge. Da ist zum Beispiel eine Band aus Kanada, NO MEANS NO - they're fuckin' great! Dann gibt es in der Schweiz THE YOUNG GODS, PRIMUS aus San Francisco, SOUNDGARDEN, und noch eine Menge mehr. Mir fallen momentan aber keine mehr ein.

Als ich zum ersten Mal Eure neue Platte »The Real Thing« hörte, mußte ich bei den ersten Takten des Songs ›From Out Of Nowhere‹ spontan an die RAMONES denken.

Cool! Ich mag die RAMONES sehr und höre sie schon seit meiner Kindheit. Es ist schon denkbar, daß da entfernt eine Beeinflussung existiert.

Okay, jetzt wirst Du sicher meine Ohren verhaften wollen, aber stellenweise erinnert mich Euer Gesang an die BEASTIE BOYS.

Vielleicht weil wir weiß sind und ein schlechtes Benehmen haben. [lacht] Es kann schon sein, daß es hier und da Parallelen gibt. Ich habe noch nie so richtig darüber nachgedacht.

Welche Bedeutung hat eigentlich Euer Cover? Es sieht etwas surrealistisch aus und scheint außerdem auf dem Kopf zu stehen.

So ist meine Interpretation: Man sieht Feuer und Wasser, Luft und Erde - die vier Elemente also. Die Erde steht jedoch oben - die vier Elemente sind also herumgedreht, wie im Chaos.

FAITH NO MORE-Bandphoto 2

Thema Nummer 1 zur Zeit ist die Golfkrise. Was ist Deine Meinung zu den Vorkommnissen?

Ich glaube, daß Hussein ein Opfer nationalistischen Denkens ist, und er bemerkt jetzt seine Erbschaft, aber er weiß nicht, was er damit tun soll. Ich weiß allerdings wirklich nicht, was die westlichen Mächte tun sollen. Ich bin gegen jede Art von Gewalt, aber die ganze Angelegenheit wird lange dauern und viele Menschenleben auf eine nutzlose Art kosten.

Ich glaube, daß das, was Hussein zur Zeit macht, starke Paralellen zu Hitlers Vorgehensweisen in den 30er Jahren aufweist.

Hussein versucht imperialistische Mächte zu bekämpfen. Vielleicht existierte auch im Irak ein Haß auf die westlichen Mächte, so wie es damals in Deutschland die Gegner aus dem ersten Weltkrieg verhaßt waren, so daß Hilter eine große Gefolgschaft hatte.

Ich denke, daß die Art wie Hussein Kuwait überfallen hat, sehr ähnlich ist wie Hitler damals heimlich zuerst Österreich kassiert hat und dann bei der Tschechoslowakei weitergemacht hat. Jetzt will ich aber zu meiner letzten Frage kommen, die erwartungsgemäß folgendermaßen lautet: Was waren Deine Gründe, weshalb Du angefangen hast, Musik zu machen, und was bedeutet Dir die Musik?

Ich hatte schon immer Musik in meinem Kopf seit ich sehr jung war. Als Kind spielte ich schon Klavier und Gitarre. Als ich 13 wurde, begann ich, Baß zu spielen. Ich kam dann auch in eine Band und blieb einfach dabei. Als ich noch 13 war gefiel es mir natürlich besonders, daß wir oft auch Parties spielten, wo sonst nur Ältere Zugang hatten. So konnte auch ich auf solchen Parties abhängen, kräftig einen bechern... Und es wurde zu einer Karriere. Mit 22 oder 23 verließ ich die Schule, um den ganzen Tag mit dieser Band zu arbeiten. Ich liebe Musik - ich höre ständig Musik. Ich glaube, daß wir als Band momentan etwas entwickeln, mit dem wir sehr viel bewegen können. Es gibt immer noch sehr viel Arbeit zu tun. Je erfolgreicher wir werden und je mehr wir uns verbessern, um so mehr können wir tun. Ich glaube nicht, daß wir die Welt verändern können, aber wir können einige Dinge verändern und Türen für andere interessante Bands öffnen.

Leider ist es nur ein recht kurzes Interview geworden. Da die Band erst 30 Minuten vor den Gig erschien und im Anschluß sofort nach Bologna weiterfuhr, hatte man mir von offizieller Seite gesagt, daß ein Interview unmöglich sei. Frech wie ich nun mal bin, schnappte ich mir Billy, der spontan für ein Interview einwilligte. Aus Rücksicht auf den vorhergegangenen fast zweistündigen Gig, wählte ich nur einige Fragen aus, und nachdem ich diese gestellt hatte, rollte der Bandbus auch schon los. Trotzdem ein interessanter Quickie und von hier aus nochmal ein riesengroßes Danke an Billy, der seine wenigen Minuten mir (und Euch) geopfert hat.

http://www.fnm.com/

Vorbereitung:
Holger Schroth + Stefan Glas

Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

FAITH NO MORE im Überblick:
FAITH NO MORE – Who Cares A Lot? (Rundling-Review von 2000 aus Online Empire 2)
FAITH NO MORE – Underground Empire 3-Interview (aus dem Jahr 1990)
FAITH NO MORE – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
FAITH NO MORE – News vom 25.02.2009
FAITH NO MORE – News vom 26.07.2011
Playlist: FAITH NO MORE-Liveshow Kaiserslautern-Hohenecken, Burgherrenhalle 28.08.1990 in "Jahrescharts METAL HAMMER 1990" auf Platz 1 von Stefan Glas
siehe auch: Cover der FAITH NO MORE-Nummer ›Epic‹ im Film "Young Adult"
siehe auch: FAITH NO MORE als Bestandteil der Storyline in einer Episode der ersten Staffel der TV-Serie "Parker Lewis - Der Coole von der Schule"
siehe auch: Motiv vom FAITH NO MORE-»King For A Day... Fool For A Lifetime«-Cover als Bestandteil der Storyline in einer Episode der dritten Staffel der TV-Serie "Superman - Die Abenteuer von Lois & Clark"
siehe auch: Musik von FAITH NO MORE im Film "Black Hawk Down"
siehe auch: Musik von FAITH NO MORE in einer Episode der vierten Staffel der TV-Serie "21 Jump Street"
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