UNDERGROUND EMPIRE 3-Datasheet |
Contents: STEEL PROPHET-Interview |
Date: 1990 (created), 22.11.2009 (revisited), 22.01.2022 (updated) |
Origin: UNDERGROUND EMPIRE 3 |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Availability: original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here! |
Comment: Bei STEEL PROPHET ist wohl alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte. Anders ist nicht zu erklären, daß eine Band mit einem derartigen Potential, dermaßen wenig erreicht hat. So sollten schon mal fünf Jahre (=Grungeära) vergehen, bis die Band endlich ihre erste Platte veröffentlichen konnte. Zudem waren die unzähligen Besetzungsänderungen auch nicht gerade hilfreich gewesen, und sicherlich lag darin ein Grund, weshalb die Combo auf besagtem »Inner Ascendance«-Demo ihren kreativen Höhepunkt hatte, den sie bis heute - trotz etlicher superber Platten - nicht wieder erreichen konnten. Ansonsten beweist das Interview, daß Oliver Jung keineswegs Bands nur aus Eigeninteresse vorstellte, sondern daß es ihm - wie allen anderen UE-Schreibern auch - darum ging, herausragende Bands zu fördern. STEEL PROPHET hatte er nämlich nie mit seinem DEMOLITION-Tapelabel vertrieben. Gegenüber dem Originalinterview haben wir in die Neufassung noch ein weiteres Photo eingebaut, das Oliver während der Probe von Bandkopf Steve gemacht hatte. |
Supervisor: i.V. Stefan Glas |
L.A. strikes back. Nicht nur in Sachen Speed oder Thrash (siehe LAST RITES in diesem Heft) hat Los Angeles einiges zu bieten. Nein, auch auf dem Progressive Metal-Sektor hat man in Form von STEEL PROPHET ein As im Ärmel und zwar was für eins! Stellt Euch vor, anno 1990 wäre John Arch noch bei FATES WARNING und die Band hätte ihren Stil der »Awaken The Guardian«-Kult-LP noch etwas perfektioniert. So ungefähr könnte man den Stil dieser Band beschreiben. Das aktuelle »Inner Ascendance«-Demo ist schlicht und einfach genial und sollte in jeder Sammlung stehen. Aus diesem Grund war ich natürlich happy, als Vicky vom TRUE STAR MANAGEMENT mich zu einer STEEL PROPHET-Probe einlud. Es fiel mir von der ersten Minute an sofort auf, wie tight Vince Dennis (b), John Tarascio (d), Rick Mythiasin (v), Jon Paget (g) und Steve Kachinsky Blakmoor (g) sind. Wenn nicht bald ein Label die Band signt, wäre es wohl eine der größten Ungerechtigkeiten in diesem Business. Anyway, nach der Probe sprach ich mit der total verschwitzten Band.
Wie fing alles bei STEEL PROPHET an?
John und ich (hier muß demzufolge Steve Kachinsky antworten - sg) haben STEEL PROPHET in Middletown, Connecticut, gegründet. Nach einigen Jahren sind wir dann umgezogen, weil wir gute Mitmusiker suchten. Nun sind wir wirklich zufrieden.
Ihr hattet doch bestimmt ziemliche Probleme nach dem Umzug, Euch in der L.A.-Szene mit Eurer Art von Musik zu etablieren?
Ja, denn die Szene hier ist sehr stagnierend. Wenn man etwas macht, das sich nicht so gut bei der breiten Masse verkauft, hat man echt Schwierigkeiten. Ich glaube, es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, daß Bands wie GUNS N' ROSES oder Gruppen, die diese Band einfach kopieren, schneller größeren Erfolg haben als eine wirklich originelle Band wie STEEL PROPHET.
Wie war die Reaktion auf das erste Demo?
Die Fans mochten es. Wir verkauften etwa 400 bis 500 Kopien, dann stoppten wir den Vertrieb. Allerdings finden alle unser neues Demo »Inner Ascendance« viel besser.
Ihr hattet zwei Line-up-Wechsel seit der Veröffentlichung des Vorgängerdemos. Warum sind Euer Sänger Nick Mantis und Gitarrist Domenic Chavira gegangen?
Der Sänger war drogenabhängig und unser Gitarrist wurde immer oberflächlicher. Deshalb mußten sie gehen.
Ihr habt Euch viel Mühe mit dem Artwork zu Eurem neuen Demo gegeben. Meint Ihr, es ist wirklich notwendig, so viel Geld in diese Dinge zu investieren?
Ich glaube, die Fans schätzen es mehr, als nur ein weißes Cover. Außerdem sieht es auch in der Demosammlung gut aus. Man muß heutzutage schon ein gutes Demo vorlegen, das auch graphisch etwas hermacht, damit man überhaupt beachtet wird. Früher waren ja Demos für billige ihre Produktion bekannt, doch da hat sich in den letzten Jahren viel getan.
Wie seht Ihr die L.A.-Szene?
Oh, wir haben ein paar gute Bands. Die besten unsigned Bands sind sicherlich LAST RITES und GRIND STONE.
Ist eigentlich das Image in L.A. wichtiger als die Musik?
Nein, auf keinen Fall. Eine Kombination von beiden ist hier sehr wichtig. Viele Leute meinen, hier ist das Outfit wichtiger als Musik, was allerdings bei vielen Bands auch der Fall ist.
Werdet Ihr noch ein Demo aufnehmen, wenn Ihr keinen Deal bekommt?
Auf jeden Fall. Wir werden es weiter probieren. Die Band entwickelt sich immer weiter und wir werden immer unser bestes geben.
Meinst Du, Ihr seid etwas zu kompliziert für die breite Masse?
Die ganze Progressive-Szene fing ja eigentlich mit RUSH an. Damals konnte auch keiner den komplizierten Rhythmen folgen, doch wenn man sich mehr mit der Musik beschäftigt, ist es gar nicht so schwer. Ich finde diese Art von Musik besser, da du bei jedem Anhören etwas neues entdeckst. Es ist doch total langweilig, wenn du schon vorher voraussagen kannst, wann der Chorus kommt.
Wenn ich an Euren Bandnamen denke, kommt mir irgendwie die Religion in den Kopf. Seid Ihr religiös?
Ja, aber ich würde sagen, daß unsere Musik nicht so viel mit Religion, sondern mehr mit Philosophien zu tun hat. Wir sind nicht religiös oder satanisch, es ist irgendwie etwas mysteriös. Ich finde es auch nicht gut, wenn Bands wie SLAYER oder STRYPER Religion als Gimmick benutzen. Das limitiert erstens die Band, und außerdem finde ich es auch nicht gut.
Nun wollte ich die Allgemeinbildung der Jungs testen, denn ich fragte sie nach Karl Marx und dessen Annahme "Religion sei Opium der Masse". Was denkt Ihr darüber?
Ich glaube, daß die Leute von Anfang an etwas brauchten, an das sie glauben. Heutzutage kontrolliert die Kirche viele Leute, indem sie sagt, daß man in der Hölle brennen wird, wenn man Sünden begeht. Ich glaube, es ist wie eine Droge, denn viele Leute, die religiös sind, fühlen sich bei der Ausübung ihres Glaubens sehr gut.
Hattet Ihr schon einmal Probleme, weil Ihr einen Schwarzen in der Band habt?
Nein, keiner hat direkt etwas zu uns gesagt. Ich finde es gut, daß es unter Musikern diese Barrieren zwischen Schwarzen und Weißen nicht gibt. Dieser ganze Rassismus ist doch total bescheuert. Jeder ist gleich, und man sollte keinen wegen seiner Hautfarbe verurteilen.
Was wißt Ihr über Deutschland?
Von dem, was ich gehört habe, scheinen die Leute dort sehr loyal bezüglich der Musik zu sein. Sind die Grünen eigentlich populär bei Euch? (Seltsam, wissen kaum etwas über Deutschland, aber kennen die Grünen - Red.).
http://myspace.com/steelprophets
Photos: Oliver Jung