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Das »Metronomicon«, das "geheime Buch der Rhythmik", legten die Jazz-Metaller von COUNTER-WORLD EXPERIENCE vor kurzer Zeit zum Schmökern vor und auch meine Wenigkeit fühlte sich regelrecht verdammt dazu, dieses immer wieder aufzublättern, da ich vom Inhalt geradezu magisch angezogen wurde.
Warum? Wohl deshalb, weil der überaus geschmackvolle Inhalt, sprich die elegante, Jazz-lastige Instrumental-Mucke der Jungs, geradezu verführerisch ausgefallen ist. Gebannt von besagtem Werk, lag es auf der Hand, ein klein wenig mehr über das geheimnisvolle »Metronomicon« und deren "Verfasser" in Erfahrung zu bringen. Gitarrist Benjamin Schwenen war so freundlich, meinen Wissensdrang diesbezüglich zu stillen.

COUNTER-WORLD EXPERIENCE-Headline

Nachträglich nochmals Gratulation zu Eurem sehr gelungenen neuen Album! Bevor wir uns diesem widmen, würde ich aber gerne die Historie der Band ein wenig aufrollen. Als COUNTER-WORLD EXPERIENCE habt Ihr im Jahr 2001 begonnen, doch war das in der Tat euer "Start" ins metallische Leben?

Nicht ganz. COUNTER-WORLD EXPERIENCE gibt es zwar bereits in der Tat seit dem Jahr 2001, wo wir uns in Hannover, während unseren Musikstudien zusammengefunden haben, aber es gab sehr wohl auch "Vorgeschichten".
Ich habe vorher acht Jahre lang in einer Death Metal-Band namens EXECUTION gespielt, die sich allerdings auflöste, als ich meine Heimatstadt verließ, um zum Studieren nach Hannover zu gehen. Drummer Thorsten war immer schon passionierter Metal-Hörer, hat aber vorher eher in Fusion- und Funk-Bands gespielt. Unser Bassist Sebastian Hoffmann dagegen kommt an sich aus dem Jazz-Lager, COUNTER-WORLD EXPERIENCE sind demnach seine bislang härteste Band.

Gab es zu Beginn eine bestimmte Intention hinsichtlich der Musik als Ihr COUNTER-WORLD EXPERIENCE aus der Taufe gehoben habt?

Wir wollten ursprünglich eigentlich Jazz-Rock machen, was man unserem ersten Album »Always Home« auch anhört. Doch nach und nach kamen aber Thorstens und meine Metal-Wurzeln immer mehr zum Tragen. Mit dem Versuch, das "Verkopfte" des Fusion in eine direktere Richtung zu überführen, sind wir schlußendlich zu unserem Sound gelangt, der harten Metal mit Electronic und Jazz-Improvisationen verbindet.

Hattet Ihr denn von Anfang an einzig und alleine im Sinn, die Welt mit "Jazz Metal" zu erfreuen, oder hat sich dieser erst im Laufe der Zeit als "Euer" Stil herauskristallisiert?

Ab unserem zweiten Album »Fraktal«, auf dem unser heutiger Sound zumindest andeutungsweise schon enthalten war, kam immer wieder die Frage auf, was das denn eigentlich sei, was wir da spielen. Da wir die Energie Heavy Metal und auch die Improvisation des Jazz lieben, haben wir dem Kind den provokanten Titel "Jazz Metal" gegeben. Aber Stilschubladen sind ohnehin eher etwas für Journallisten, wir als Musiker suchen stets nach etwas, das uns selbst kickt, das ist das Wichtigste für uns!

Schon klar, wir Schreiberlinge versuchen damit ja auch bloß, den Stil von Bands für eventuelle Interessenten einigermaßen zu erklären. »Always Home« und »Fraktal« sind mir leider nicht bekannt, deshalb kann ich diesbezüglich auch keine Vergleiche ziehen. Wie würdet Ihr denn heutzutage Eure ersten beiden Veröffentlichungen kommentieren?

»Always Home« eignet sich weniger, um jene Musik, die wir jetzt spielen, zu beschreiben. Unsere Jazz-Rock-Wurzeln sind damals noch wesentlich stärker in unseren Sound integriert gewesen, und wir hatten auch noch keine Sequenzer benutzt, die unsere Elektronic-Elemente beisteuerten. »Fraktal« ist schon eher das, was wir jetzt machen, obwohl wir mittlerweile noch mehr nach Metal klingen, was unter anderem auch an den siebensaitigen Gitarren liegt. Dennoch versuchen wir neben dem typischen Sound, den wir ja mittlerweile haben, immer weiterzudenken und uns selbst und die Fans zu überraschen. Bei COUNTER-WORLD EXPERIENCE gilt das Motto: Alles ist möglich!

Wie sind denn die Reaktionen auf Eure vorherigen Veröffentlichungen generell ausgefallen?

Bis auf ein paar wenige Ausnahmen immer sehr positiv. Es braucht aber immer einen Zuhörer, der sich auch intensiv auf unsere Musik einläßt, sonst findet man die Chose wohl nicht wirklich gut. Klar, wenn ein COUNTER-WORLD EXPERIENCE-Album an einen klassischen Metaller gerät, der nur JUDAS PRIEST oder so hört, können wir nicht punkten. Aber auch ein Hardcore-Jazzer wird sich nicht wirklich zuständig fühlen, sondern uns eher im Sinne von "Das ist doch kein Jazz!" abhandeln. Aber wir können nicht klagen, denn die Reaktionen waren bislang überwiegend positiv und wurden zudem von Album zu Album sogar kontinuierlich besser.

Werdet Ihr denn von Fans aus beiden Genres wohlwollend aufgenommen, oder überwiegt das Metal-Publikum?

Uns strömen eher aufgeschlossene Metal-Fans zu als Jazz-Liebhaber. Bands wie MESHUGGAH haben die Niveau-Latte extrem nach oben verschoben und das Interesse für abgedrehtes Material massiv ansteigen lassen.

Hat denn »Metronomicon« pressetechnisch zu Eurer Zufriedenheit abgeschnitten?

Ja, absolut, denn die Resonanz war erstaunlich gut! Wir haben das Gefühl, daß Akzeptanz und Interesse von Album zu Album steigen. Man nimmt uns ernst, und desweiteren scheint es für uns zu sprechen, daß wir unsere Klientel konsequent mit neuen Alben versorgen.

Seid Ihr eigentlich mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Veröffentlichung des neuen Albums herangegangen?

Man ist natürlich schon gespannt, was die Öffentlichkeit von einem Album hält, an dem man ein Jahr lang gearbeitet hat und kann wohl gar nicht mehr einschätzen, ob das Ergebnis nun gut oder schlecht ist. Sobald das Produkt aus dem Mastering-Studio kommt, hat man ohnehin keine Kontrolle mehr. Dann ist ein Album den kritischen Ohren der Hörer und Rezensenten hilflos ausgesetzt, und wir können nur noch untätig abwarten, was da kommen wird.

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»Metronomicon« ist erneut in Eigenregie erschienen, gab oder gibt es eventuell bereits Angebote für Plattenverträge (oder zumindest für Vertriebsdeals)?

Wir produzieren unsere Platten zwar selbst, arbeiten dann aber mit Vertrieben zusammen, damit die Alben auch flächendeckend erhältlich sind (beispielsweise bei iTunes oder Amazon). Auch in Amerika sind unsere Scheiben mittlerweile erhältlich, was uns sehr freut. Einzig wirklich gute Promotion zu machen, ist für uns als Band im Alleingang recht schwierig. Ob wir mit einer Plattenfirma zusammenarbeiten würden, hängt vor allen Dingen von den Bedingungen ab. Mal sehen, was noch so kommt.

Wie es sein muß, Instrumental-Stücke zu komponieren, kann ich mir durchaus vorstellen, wie aber kommt man auf Titel dafür?

Oft höre ich mir die komponierte Musik an und überlege erst dann, wie das Stück heißen könnte. Manchmal gibt es aber sehr wohl von Beginn an einen direkten Bezug, wie beispielsweise bei ›Quintus‹ (lateinisch: der Fünfte), wo sich das Grundmotiv auf die Zahl 5 bezieht. Auch bei ›Deep Waters‹ lag der Titel auf der Hand, denn schon beim Komponieren ist der Gedanke an die Tiefe der Ozeane präsent gewesen. Ganz einfach ist die Sache aber nicht immer. Man kann die Sprache der Musik ja generell nur bedingt eins zu eins in Worte fassen, wie soll da ein einziges Wort für die vielleicht tausend Noten eines Stückes stehen?

Woher kamen denn die Inspirationen für das Quasi-Konzept »Metronomicon«?

Das "Necronomicon" von H.P. Lovecraft geistert ja schon seit Urzeiten durch die Metal-Welt: Das Buch des Todes! Da unser aktuelles Album einen starken Fokus auf dem Rhythmus hat, der nur durch ein Metronom zusammengehalten werden konnte, lag der Begriff »Metronomicon« nahe. Auch die Bilder im Booklet verweisen augenzwinkernd auf dieses Thema.

Experiment gelungen, kann man da nur sagen. Gibt es eigentlich auch Nebenprojekte in die Ihr involviert seid, oder "reicht" COUNTER-WORLD EXPERIENCE aus?

Nun, wir sind ja alle Profimusiker, die ihren Lebensunterhalt lediglich mit Musik bestreiten, da bleiben Projekte unterschiedlicher Art nicht aus. Thorsten hat beispielsweise noch ein ProgRock Projekt namens CRYSTAL BREED am Start, Sebastian ist bei einigen Jazz-Trios aktiv, und zudem in diverse Bossa- und Flamenco-Projekte involviert. Ich absolviere von Zeit zu Zeit Klassik-Konzerte, bin aber auch noch bei einigen Pop- und Funk-Projekte mit von der Partie.

Beachtlich und wohl auch sehr zeitaufwendig, man kann nur hoffen, daß COUNTER-WORLD EXPERIENCE da nicht zu kurz kommen. Auf dem Live-Sektor habt ihr nach all den Jahren zumindest schon eine recht beachtliche Referenzliste vorzuweisen. Welche Gigs mit COUNTER-WORLD EXPERIENCE waren denn bislang die Highlights?

Auf jeden Fall die Gigs auf der Frankfurter Musikmesse oder auf dem "Burg Herzberg Festival". Leider spielen wir aber immer noch viel zu selten, was sich 2010 ändern soll!

Angenommen Ihr hättet die Chance Bands/Künstler für ein Festival einzuladen, welche Formationen müßten auf dem ersten "COUNTER-WORLD EXPERIENCE-Festival" unbedingt mit von der Partie sein?

Das wäre eine gute Idee! Bands wie MESHUGGAH, CYNIC oder TRIBAL TECH würden ein gutes Line-up abgeben, allerdings müßten wir uns enorm anstrengen, um neben diesen Meistern einen guten Gig hinzulegen.

Das wäre in der Tat eine interessante Konstellation. Wer weiß, ob es uns nicht eines Tages tatsächlich ein solches Line-up die Ehre erweist. Die letzten Worte sollen nun aber die Euren sein, aber natürlich nicht, bevor Ihr uns noch einen kurzen Ausblick in Eure Zukunft gegeben habt

Möglichst viel live zu spielen, das ist unser Ziel für 2010. Wir hoffen Euch alle bei unseren Gigs zu sehen! Be a part of the Jazz-Metal-Army!

http://www.counterworldexperience.de/

contact@counterworldexperience.de

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

COUNTER-WORLD EXPERIENCE im Überblick:
COUNTER-WORLD EXPERIENCE – Leaving Lotus (Do It Yourself-Review von 2007 aus Online Empire 31)
COUNTER-WORLD EXPERIENCE – Leaving Lotus (Do It Yourself-Review von 2007 aus Y-Files)
COUNTER-WORLD EXPERIENCE – Metronomicon (Do It Yourself-Review von 2009 aus Online Empire 40)
COUNTER-WORLD EXPERIENCE – Online Empire 41-Interview (aus dem Jahr 2009)
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