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”UNDERGROUND EMPIRE 2”-Datasheet

Contents:  SCREAMING MAGGOTS FROM HELL-Interview

Date:  1989/'90 (created), 14.09.2009 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 2

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here!

Comment:

Leider hatten Axel und Ralf vergessen, mir außer dem Text irgendwelches Layout-Material zu beschaffen, so daß ich mir lediglich noch das Logo von einem Flyer runterkratzen konnte; aber Axel hatte diverse Drohungen ausgesprochen, für den Fall, daß ich zu "feige" sei, das Interview abzudrucken, tststs...

Ich kann mich noch gut erinnern, daß ich fast dem ersten SCREAMING MAGGOTS FROM HELL-Konzert beigewohnt hätte: Selbiges fand im Ramsteiner "Haus der Jugend" statt, wo ich zufällig just zu jenem Zeitpunkt vorbeikam, als das MAGGOTS-Konzert starten sollte. Ich kann als "Zaungast" vor der Tür mich noch an das gefühlte viertelstündige Intro sowie ein anschließendes Noise-Inferno erinnern, bevor ich dann wieder meines Weges gehen mußte.

Supervisor:  i.V. Stefan Glas

 
 

SCREAMING MAGGOTS FROM HELL-Logo

Nun, es gibt Bands, die machen es sich wirklich nicht leicht. Anstatt, daß sie Musik für die Masse machen, lassen sie sich nicht beirren und ziehen ihre ehrgeizigen Pläne in Sachen Eigenständigkeit konsequent durch. Die SCREAMING MAGGOTS FROM HELL aus Kaiserslautern sind so eine Band. Ihren Stil beschreiben sie in einem Info mit "Abgedrehter Psych-Punk... BLACK SABBATH-Metal... Hardcore-Noise... Geräuschcollagen... Undefinierbares".
Obwohl sie a.) eine ziemlich große Fanschar im Untergrund haben und dementsprechend Kult sind und b.) seit einem dreiviertel Jahr eine LP (»Head«, so der Titel - Red.) draußen haben, macht man meist einen großen Bogen um sie und beachtet sie höchstenfalls mit einem mitleidigen Lächeln. Ein Grund dafür ist bestimmt der derbe und extreme Sound des Quartetts und, die exzentrische Liveshow, usw. Also kein Futter für den 08/15-Metalfreak bzw. Punk, doch da wir alle - die UNDERGROUND EMPIRE-Redaktion und die geneigten Leser - ziemlich tolerant sind, wollen wir mit diesem Interview auf eine der beachtenswertesten Gruppen der Pfalz hinweisen, das wir mit drei Viertel der MAGGOTS, Uwe Neu (v, g), Uzi (g) und Kroni (b) führten.

Wie seid Ihr auf diesen zugegebenerweise merkwürdigen Bandnamen gekommen? Hat er etwas mit Horror zu tun?

Eines schönen Tages kam unser Drummer Michael mit diesem Namen an. Wir fanden ihn großartig und haben ihn genommen. Mit Horror hat er schon etwas zu tun, doch wir möchten klarstellen, daß wir kein absolutes Horrorimage haben!

Da wir gerade beim Image sind: Was ist für Euch Klischee?

Nun, Klischee ist, so unsere Meinung, wenn gesagt wird, Heavy Metal muß von Langhaarigen gemacht werden und Punkrock eben von Punks. Das ist für uns Klischee, und eben das wollen wir brechen! Das gilt auch für Textklischees.

Ihr habt einen undefinierbaren Musikstil. Welche Einflüsse verarbeitet Ihr, und wie würdet Ihr Euren Stil beschreiben?

"Head Music"! [lacht] Wir haben verschiedene Einflüsse, z. B. Disco, Pop, Rock, Jazz, Psychedelic, Punk, Motown, usw. Da taucht nun wieder die Klischeefrage auf. Unser Ziel ist es, Klischees durch das Aufeinanderkommen verschiedener Musikrichtungen zu brechen. Wir stehen oft im Proberaum und spielen Punk- oder Hardcore- bzw. Metal-Sachen nach, vergessen sie aber schnell wieder, weil sie nicht zu uns passen und wir solche Musik überhaupt nicht spielen wollen. Wir finden, "Head Music" paßt ganz gut zu unserem Stil, Musik für den Kopf, drogeninspirierend (Diesen Ausdruck hätte ich gerne noch etwas näher erklärt bekommen... - Stefan Glas) sowie gehirnzellenerweiternd. [lacht]

Ihr habt zur Zeit eine selbstproduzierte LP draußen. Wieviele Exemplare habt Ihr pressen lassen, und wie verkauft sie sich?

543 Stück haben wir pressen lassen und noch 200 Stück haben wir zu Hause. Wir dachten, wir machen kein Demo, sondern gleich eine Platte. So bist du nicht eine Band unter Tausenden. 'ne LP stellt dagegen schon was dar!

Ihr seid eine der wenigen Bands aus dem Raum Kaiserslautern, die schon über die Dorfgrenze hinaus bekannt sind. Wo habt Ihr schon gespielt, und wie würdet Ihr einen Gig von Euch beschreiben?

Wir haben beispielsweise schon in Basel, Karlsruhe, Mainz, Alzey, Bruchsal und Pforzheim, etc. gespielt. Ein Gig von uns ist die absolute Guru-Extase (?!? - Red.) - wir schweben! Das heißt, wir drehen auf der Bühne total ab, wir sind nicht mehr die Leute, die wir im normalen Leben oder im Proberaum sind.

Was könnt Ihr über die derzeitige Szene in Kaiserslautern sagen? Welche Bands akzeptiert Ihr, welche nicht?

Akzeptieren tun wir alle, das ist klar. Nur finden wir es nicht gut, daß einige Bands vergessen, daß sie selbst mal klein waren. Wenn eine Anfängerband uns anruft, von wegen PA ausleihen oder mal zusammen proben, tun wir das selbstverständlich. Die meisten etablierten Gruppen machen das nicht. Sie denken, sie wären schon die Stars!

Ihr werdet von anderen Kaiserslauterer Combos recht stiefmütterlich behandelt. Es gibt beispielsweise Leute, die über Euch herziehen, obwohl sie selbst froh wären, drei Akkorde auf die Reihe zu bekommen oder nur annähernd soviel Erfolg, was Gigs und Touren angeht, zu genießen. Was haltet Ihr davon?

Wir haben überhaupt nichts gegen solche Kritik, solange jemand zu uns kommt und sagt: "Ihr seid Scheiße aus dem und dem Grund..." Respekt vor solchen Leuten. Aber - man sollte nicht irgendwelchen Mist über uns erzählen, der gar nicht stimmt und versuchen, uns schlechtzumachen. Wir kennen die Meinung der meisten Kaiserslauterer Bands über uns, aber der Erfolg spricht doch für uns, oder? Es gibt eben schwergewichtige Gitarristen, die werden wohl nie aus dem Proberaum herauskommen. [lacht]

Was zieht Ihr Euch privat rein, und was haltet Ihr vom Metal?

Nun, Uzi ist Metalfan. Er hört METALLICA, SODOM und GUNS N' ROSES, etc. Das macht im Endeffekt unsere Musik aus. Hier prallen verschiedene Stilrichtungen aufeinander. Uwe ist mehr abgedreht und steht auf BUTTHOLE SURFERS, etc.

Was haltet Ihr vom Nazitum und Rechtsradikalismus? Ihr wurdet selbst am Silvesterabend damit konfrontiert: Hooligans und Möchtegern-Nazis versuchten damals, die Studentenkneipe "Das Thing" in Kaiserslautern zu stürmen und harmlose Besucher des dort stattfindenden MAGGOTS-Konzertes mit Feuerwerkskörpern und Leuchtraketen zu beschießen. (Ein UNDERGROUND EMPIRE-Mitarbeiter war bei dem Konzert anwesend! - Red.)

Rechtsradikalismus, Nazitum, etc. sind absolute Dummheit. Das sind alles Leute, die kein Gehirn haben. Dazu kann man eigentlich nichts mehr sagen, sondern man kann nur hoffen, daß diese Sorte bald aussterben wird. Wir haben damals das Konzert natürlich sofort unterbrochen, und nachdem die Polizei und die Military Police alles geregelt hatte, machten wir weiter, aber die Stimmung war im Arsch, ist ja klar!

So, das wär's! Wollt Ihr noch etwas loswerden?

Wir wollen noch sagen, daß wir überall spielen. Anruf genügt. Hauptsache, das Catering stimmt. [lacht] Außerdem sollen unsere letzten 200 Platten schnell verkauft werden, so daß wir die nächste LP machen können, die übrigens im Sommer '90 erscheinen wird und noch etwas abgedrehter und experimenteller sein wird. Wir versprechen absolut ungeahnte Töne.

So, das war das interessante MAGGOTS-Interview. Wer jetzt Feuer gefangen hat und es kaum noch erwarten kann, die Noise-Doom-Punk-Götter zu hören oder ein T-Shirt zu bestellen - hier die Kontaktanschrift der Band:

http://www.screaming-maggots-from-hell.de/

Vorbereitung & Interview:
Axel Westrich + Ralf Henn

Bearbeitung:
Axel Westrich

SCREAMING MAGGOTS FROM HELL im Überblick:
SCREAMING MAGGOTS FROM HELL – Black Coffee King (Rundling-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
SCREAMING MAGGOTS FROM HELL – Inhale (Rundling-Review von 1990 aus Metal Hammer 21-22/90)
SCREAMING MAGGOTS FROM HELL – Inhale (Rundling-Review von 1990 aus Underground Empire 3)
SCREAMING MAGGOTS FROM HELL – Underground Empire 2-Interview (aus dem Jahr 1990)
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