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  UE-Home → History → Online Empire 30 → Interview-Übersicht → CONTRADICTION (D)-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Vor kurzem ist das neue Album der deutschen Thrasher CONTRADICTION er­schienen. »The Warchitect« haben die vier langgedienten Metaller ihr aktuelles Werk getauft und abermals, dem Sinne des Titels entsprechend, ein feines Thrash-Bauwerk auf einem massiven Groove-Fundament kon­stru­iert.
In den letzten 17 Jahren - so lange gibt es CONTRADICTION bereits - mag sich vieles auf dieser Welt verändert haben, nicht aber die Tatsache, daß die Herren Oliver "Koffer" Lux (g, v) und Oliver Kämper (g) ihre Thrash Metal-Formation CON­TRA­DICTION am Laufen haben. Zwar gab es in den Jahren einige Besetzungswechsel zu verzeichnen und auch der nötige Support eines Labels war nicht immer vorhanden, doch die beiden "Olis" haben mit ihren Mitstreitern immer wieder bewiesen, daß es sich bezahlt macht, für eine Band alles nur Mögliche zu unternehmen, um damit auch etwas reißen zu können.
In den letzten Jahren schien sich die Lage durchaus verbessert zu haben, denn obwohl mächtiger, von der alten Schule infiltrierter Thrash Metal nicht un­be­dingt dem Zeitgeist entspricht, konnte nicht nur das Line-up durch Karsten Heyn (b) und Tim Obernyer (d) stabilisiert werden, sondern mit ARMAGEDDON MUSIC auch ein verläßlicher Partner für Businessangelegenheiten gewonnen werden. Als erstes Ergebnis dieser Liaison erschien im letzten Jahr »The Voice Of Hatred« und auf der letzten Europatournee der New Yorker Institution OVERKILL durften CON­TRA­DICTION den Support-Act geben.
Keine schlechte Ausgangslage. Doch »The Warchitect«, das in fast re­kord­ver­däch­tiger Zeit nachgeschoben werden konnte, wird die Band mit Sicherheit ein gehöriges Stück die Erfolgsleiter weiter nach oben klettern lassen. Davon bin zumindest ich nach intensivem Hörgenuß dieses Albums überzeugt. Gitarrist Oliver sieht das zwar nicht ganz so euphorisch wie ich, wußte aber jede Menge an Neuigkeiten zu erzählen, wie diesem Interview zu vernehmen ist.

CONTRADICTION (D)-Headline

Wie ist denn die Tournee zusammen mit OVERKILL gelaufen? Ich habe damals den Gig in Wien gesehen und war beeindruckt. Die Besucherstrom war zwar ein wenig spärlich, aber das hat sicher nicht an Euch gelegen.

Die Tour war unterm Strich sehr gut, wenn auch bei den ersten Dates relativ dürftig besucht, wie Du richtig erkannt hast. Nach dem Konzert in Wien zog die Besuchermarke deutlich an. Besonders gut war, daß es auch zwischenmenschlich super gelaufen ist, OVERKILL sind nämlich ein ziemlich netter Haufen, von denen fast alle immer für ein Gespräch oder einen Scherz aufgelegt sind. Und wir selbst sind von den Besuchern auch meist sehr gut aufgenommen worden, ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Grundstimmung während einer Tour.

Trotz der Tatsache, daß Ihr im Anschluß an Euer letztes Album auf Tournee gehen konntet, habt Ihr es in sehr kurzer Zeit geschafft, ein neues Studioalbum einzuspielen. Seid Ihr in den letzten Monaten besonders kreativ gewesen oder war es Eure Intention möglichst schnell mit einer weiteren Platte am Start zu sein?

Nach der Tour haben wir noch eine ganze Reihe Festivals und Gigs gespielt, bevor wir dann gegen Ende 2005 angefangen haben, neues Material zu schreiben. Wir wollten einfach frühzeitig Material sammeln, um dann für eine weitere CD eine gute Songauswahl beisammen zu haben, was uns dann mit 22 neuen Songs auch gelungen ist. Diese haben wir zunächst vorproduziert und daraus die Songs für das Album ausgewählt. Unterdessen waren wir trotzdem dauerhaft live unterwegs, wir haben also zweigleisig gearbeitet.

CONTRADICTION (D)-Bandphoto 1

Fleißig, fleißig. Wie darf man sich das Songwriting bei Euch generell vorstellen? Im Sinne von "traditionellen" Bands, die sich ein- oder mehrmals die Woche im Proberaum treffen, um dort eventuelle Songideen gemeinsam anzutesten, oder doch "modern", so daß jeder in seinem Wohnzimmer sitzt und per Mail seinen aufgenommenen mp3-Dateien durch die Weltgeschichte flitzen läßt?

Da liegen wir wohl ziemlich genau in der Mitte. Wir zwei Gitarristen treffen uns ab und zu anstatt der Probe zu Songwriting-Sessions im Homestudio von Koffer und arbeiten dort unsere Ideen aus. Das wird dann als ganzer Song dem Rest der Band vorgeführt, die das dann absegnen oder mit ihren Ideen ergänzen. So fahren wir bisher am besten und sind damit auch äußerst produktiv.

Klingt plausibel. Auffällig an »The Warchitect« ist auch, daß ein Großteil der Songs trotz aller Heftigkeit, durch prägnante Melodien das Zeug zu Hits hat. War das Songwriting dahingehend ausgelegt? Ich behaupte einmal, daß es daran liegt, daß Ihr mittlerweile kompositorisch gereift seid und gar nicht mehr anders könnt.

Du triffst den Nagel meiner Meinung nach voll auf den Kopf! Gerade eben erst habe ich ein Review gelesen, wo uns der Rezensent doch tatsächlich "Melodie-Armut" bescheinigt... Deshalb finde ich es echt gut, daß Du in dieser Art auf diesen Punkt eingehst, der uns meiner Meinung nach ausmacht. Wir sind kompositorisch sehr gereift und wir schreiben uns ja auch auf die Fahnen, heftige Mucke zu machen, bei der das melodische Moment nicht zu kurz kommt. Früher haben wir z.B. haufenweise Riffs für einen einzigen Song gebraucht, heute strukturieren wir die Songs besser und benötigen dafür halt weniger Riffs, was sich im Endergebnis immer sehr gut macht. Dabei profitieren wir am meisten davon, daß Koffer einfach ein gutes Händchen für das Arrangement eines Songs hat.

Und zudem ist auch die stilistische Bandbreite offensichtlich breiter geworden. Steigen eigentlich auch Eure Erwartungen, mit »The Warchitect« erfolgreicher zu sein, als mit den Scheiben zuvor?

Auch hier danke für das Kompliment. Erwartungen? Na ja, das mit dem Erfolg hängt von so vielen Faktoren ab, die man nicht beeinflussen kann. Die Hoffnung, daß die Tendenz weiter nach oben geht, ist natürlich da und wir sind auch eine recht emsige und umtriebige Band. An mangelndem Einsatz jedenfalls kann's nicht scheitern.

Das wird Euch wohl hoffentlich auch niemand unterstellen, schließlich brauchen manchen Bands wesentlich länger, um nur das Schlagzeug im Studio zu richtig zu stimmen, während Ihr mit einem neuen, imposanten Album am Start seid.
Anderes Thema: »The Voice Of Hatred« stand zumindest was die Texte betrifft, in direktem Zusammenhang mit »All We Hate«. Stellt »The Warchitect« eine Art Fortsetzung dar?

Ganz sicher! Es ist wieder einmal (und doch mal wieder anders) eine Abrechnung mit den Herrschern und Verbrechern dieser Welt. Und zwar nicht nur mit dem anklagenden, gehobenen Zeigefinger, sondern mit konkreten Ansagen, die wir zu gerne jetzt und hier in die Tat umsetzen würden. Welch eine Genugtuung das wäre...

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Das Thema Texte war und ist bei CONTRADICTION ein sehr wichtiges. Offenbar reicht der Alltag aus, um Euch zu Euren lyrischen Ergüssen zu inspirieren, oder ist da noch etwas das erwähnt werden sollte?

Der Alltag gibt da schon genug Themen her - sofern man sich nicht nur von der Glotze und bescheuerten Ballerspielen zudröhnen läßt bzw. auch mal die Augen offenhält und über den Tellerrand schaut. Wir schreiben über Themen, die real sind und uns täglich und konkret ankotzen, da ist es ganz einfach ein Bedürfnis, diesen Haß rauszulassen. In der Musik können wir das kanalisieren. In Zeiten, in denen der Mensch nur noch "Kostenfaktor" oder "Menschenmaterial" darstellt, müssen wir uns nicht auch noch hinsetzen und über "666 evil corpse-grinding butcher devil & Co." texten. Das langweilt mittlerweile!

Verstanden. Stilistisch scheint Ihr schätzungsweise aufgrund des "Alters" - ich tippe jetzt einmal auf Mittdreißiger und hoffe niemanden beleidigt zu haben - von der "alten Schule" des Thrash Metal beeinflußt zu sein. Ich für meinen Teil würde sagen, man hört zwar auch Einflüsse aus dem europäischen Thrash, in erster Linie aber scheinen es Euch Bands aus den Staaten angetan zu haben. Welche Bands müssen denn erwähnt werden, wenn man von Einflüssen spricht?

Richtig, der Old School-Thrash ist unser Basissound, den wir dann mit ein paar modernen Einflüssen sparsam ergänzen. Einflüsse sind ganz klar Bands wie SLAYER, EXODUS, TESTAMENT, OVERKILL, KREATOR und Konsorten, was man auch ruhig raushören darf. Dennoch haben wir unsere ganz eigene Note, wie uns oft bescheinigt wird.

Genau deshalb finde ich ›Rock'n'Roll‹, die MOTÖRHEAD-Coverversion, die sehr gelungen ist und perfekt zur Scheibe paßt, eher untypisch für CONTRADICTION. War das so beabsichtigt?

Da zumindest Koffer und ich auch große MOTÖRHEAD-Fans sind, war es uns ganz einfach ein Bedürfnis, Lemmy und seiner Mannschaft mit der Umsetzung dieses Songs unsere Ehrerbietung zu erweisen. Koffers Stimme paßt zu diesem Song einfach ideal, wie wir jetzt wissen. Diese Coverversion rundet die neue Scheibe ziemlich gut ab.

Wer hat das Cover entworfen, das den Titel sehr treffend wiedergibt?

Das Cover hat Jacek Wisniewski kreiert, der auch die letzten Albencover von VADER, GRAVE und GOD DETHRONED gemacht hat. Da reihen wir uns doch gerne ein.

Glaub' ich Dir. In ähnlich guter Gesellschaft seid Ihr ja auch zuletzt auf Tour gewesen. Gibt es schon Verhandlungen, um auch mit »The Warchitect« auf Tournee zu gehen? Oder ist etwa schon eine Tour spruchreif?

Es gibt Planungen, aber spruchreif ist davon noch gar nix, leider. Wir müssen halt auch immer zusehen, daß wir eine Tour finden, die sich nicht allzu lange hinzieht, da wir fast alle beruflich und auch familiär stark eingebunden sind. Mit der OVERKILL-Tour ist uns das ja schon mal gelungen und ich bin zuversichtlich, daß es da bald was zu verkünden gibt.

Wie man Euch kennt, werdet Ihr ohnehin keine Gelegenheit auslassen, Euch wieder vor Publikum zu präsentieren. Sehr lobenswert und außerdem sicherlich immer ein Garant für einen coolen Abend voll energiereicher Thrash-Mucke.

Oh ja, 2007 werden wieder diverse Örtlichkeiten zerlegt... Live sehe ich uns besonders stark. Wir haben derzeit einen ganzen Haufen Dates in Arbeit, die wir euch baldigst bekanntgeben wollen. Als wahren Publikumsmagnet kann man uns nicht unbedingt bezeichnen, aber der Bekanntheitsgrad hat in den letzten zwei Jahren schon deutlich zugelegt. Auffällig ist auch, daß wir immer mehr Anfragen aus dem Ausland bekommen, das will ja auch was heißen. Es geht in unserem Bereich nichts über eine anständige, kontinuierliche Live-Präsenz.

Ganz genau, so soll es sein. Irgendwelche Schlußkommentare, die Ihr noch loswerden wollt?

Gebt »The Warchitect« mal 'ne Chance und er wird sie Euch auch geben. Da wir in jeder Ecke irgendwann einmal aufspielen, sollte auch jeder einmal die Gelegenheit nutzen, uns live anzuchecken. Es lohnt sich wirklich!

Woran kein Zweifel besteht!

CONTRADICTION
c/o Oliver Kämper
Kurfürstenstraße 74
D - 42369 Wuppertal

http://www.contradiction.de/

info@contradiction.de

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

CONTRADICTION (D) im Überblick:
CONTRADICTION (D) – Contraminated (Do It Yourself-Review von 2002 aus Online Empire 12)
CONTRADICTION (D) – Good Company (Do It Yourself-Review von 2000 aus Online Empire 2)
CONTRADICTION (D) – Old Demon (Demo-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
CONTRADICTION (D) – The Voice Of Hatred (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 23)
CONTRADICTION (D) – The Warchitect (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 29)
CONTRADICTION (D) – Online Empire 30-Interview (aus dem Jahr 2007)
CONTRADICTION (D) – Online Empire 39-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2009)
CONTRADICTION (D) – News vom 04.04.2009
CONTRADICTION (D) – News vom 30.03.2011
CONTRADICTION (D) – News vom 15.03.2013
CONTRADICTION (D) – News vom 15.02.2023
Soundcheck: CONTRADICTION (D)-Album »The Essence Of Anger« im "Soundcheck Heavy 125" auf Platz 33
Soundcheck: CONTRADICTION (D)-Album »The Warchitect« im "Soundcheck Heavy 97" auf Platz 20
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