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Der Name Lars Eric Mattsson sollte Freunden von Gitarrenkünsten ebenso geläufig sein, wie dem traditionell veranlagten Melodic-Hardrocker. Schließlich konnte der Schwede, der seit gut 20 Jahren aktiv ist, bereits mehrfach mit interessanten Alben auf sich aufmerksam machen. Aber nicht nur als Musiker, sondern auch als Eigentümer des Labels LION MUSIC ist Lars Bestandteil unserer Szene.
Da der gute Mann aber medientechnisch immer noch sträflich unterpräsent ist, sollte er bei uns die Chance bekommen, sowohl seine musikalische Entwicklung zu beleuchten, wie auch die geschäftlichen Hintergründe seiner Plattenfirma kundzutun:

Zu Beginn Deiner Karriere, es war so gegen Ende der 80er Jahre des letzten Jahrtausends, warst Du, wie zahlreiche andere Gitarristen auch, bei Mike Varney unter Vertrag. Wie bist Du mit ihm in Kontakt gekommen?

Ich hatte ein Demo an das GUITAR PLAYER-Magazine geschickt, für welches Mike damals geschrieben hat. Durch seine positive Kritik ist ein amerikanisches Management auf mich aufmerksam geworden und hatte mir einen Vertrag angeboten. Zudem unterbreiteten mir diese Herrschaften auch ein Angebot, an einer dieser so genannten "Supergroups" mitzuwirken. Allerdings kam es immer wieder zu Verzögerungen und Schwierigkeiten, weshalb die Sache im Sand verlaufen ist und ich mich wieder zurückzog.

Daraus resultierte dann wohl die Kooperation mit BLACK DRAGON RECORDS, oder?

Indirekt ja, denn ich nahm in Eigenregie eine 4-Song-EP auf und verschickte sie rund um die Welt. Die Eigentümerin von BLACK DRAGON RECORDS hörte meine Musik auf einem Radiosender und war offenbar derart beeindruckt, daß sie mich umgehend kontaktierte. Ich konnte einen Deal für drei Solo-Scheiben unterzeichnen und meine ersten Soloscheiben »Eternity«, »No Surrender« und »Electric Voodoo« kamen in Europa über BLACK DRAGON auf den Markt. Für Japan hatte ich schon damals einen eigenen Vertrag, da dieses Label dort nicht aktiv war.

Was ist denn aus besagtem Label geworden? Nach anfänglicher Veröffentlichungsflut war es ja auch relativ schnell wieder still.

Die Eigentümerin des Labels sah, daß sich der Markt veränderte und wollte keinem Trend folgen. Dadurch waren die Verkaufszahlen von Beginn an wohl nicht aussichtsreich genug und BLACK DRAGON schlossen ihre Pforten. Soweit ich informiert bin, hatten sie aber zu keinem Zeitpunkt finanzielle Probleme, eher im Gegenteil, denn angeblich soll es die Dame nicht einmal mehr nötig haben, einem Job nachzugehen. (Sie, Agnes Desgranges mit Namen, ist heute immer noch in kleinem Rahmen aktiv und vertickt Restbestände des BLACK DRAGON-Backkatalogs. Der letzte BLACK DRAGON RECORDS-Release liegt allerdings schon viele Jahre zurück. - sg)

Nach den Soloalben kam VISION auf den Markt. Da du also Solo-Künstler bereits einen recht guten Namen hattest, war es für mich ein wenig unverständlich, dich unter diesem Decknamen zu verbergen. Was steckt denn hinter VISION?

Ich wollte unbedingt in einer "richtigen" Band spielen und hatte mit Conny Lind, einem schwedischen Sänger, auch ein Riesentalent an meiner Seite. Die Idee zum Namen VISION kam eigentlich von meiner japanischen Plattenfirma, die mich unter dem Titel "Lars Eric Mattsson's VISION" vermarkten wollte. Das Album verkaufte sich wahrlich brillant in Japan und wurde 1992 auch von ROADRUNNER für Europa lizenziert. Es schien also nahezu perfekt zu laufen, aber dann...

Dann?

Mitten in den Arbeiten zu einem zweiten Album waren unsere japanischen Geschäftspartner in schwerwiegende finanzielle Probleme geraten. Sie begannen uns immer wieder zu vertrösten, wenn es darum ging, unsere Aufnahmen zu finanzieren oder uns anderwärtig zu unterstützen. Daraus resultierte einerseits das damalige Ende der Band, denn wir sahen keinerlei Zukunftsaussichten, aber auch den Bankrott der Plattenfirma. Bereits damals wurde mit bewußt, daß es wohl besser wäre, ein eigenes Label aus der Taufe zu heben, als von irgendjemand finanziell abhängig zu sein.

Sind denn VISION nun aufgelöst, oder doch nur auf Eis gelegt?

VISION sind definitiv Geschichte, es gibt keinen Grund mehr, unter diesem Namen Musik zu veröffentlichen. (Somit stellte die »On The Edge«-CD den Schlußpunkt für dieses Projekt dar, bei dem Lars Eric gemeinsam mit dem von ihm entdeckten Sänger John Jeff Touch unveröffentlichte VISION-Songs aus den Jahren 1993 - '98 einspielte. - sg)

Musikalisch warst Du dann mit ASTRAL GROOVE aktiv. War diese Kollaboration von Beginn an als reines "Jam-Project" gedacht, oder steckte etwa anderes dahinter?

Zum zweiten Mal in meiner Karriere wollte ich eine feste Band auf die Füße stellen. Allerdings schaffte ich es damit nie weiter als zu einem "Jam-Session-verdächtigen" Jimi Hendrix-Tribut. Nach nur 18 Monaten war allerdings auch schon wieder Schicht im Schacht, da einige der Musiker mehr mit persönlichen Problemen beschäftigt waren, als sich um Musik zu kümmern, weshalb ich ASTRAL GROOVE auch nicht unbedingt am Leben erhalten wollte.

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Abgesehen davon, daß Du als Gitarrist bekannt bist, hast Du auch schon seit einigen Jahren LION MUSIC am Laufen. Was war die Initialzündung für dieses, finanziell sicherlich eher risikoreiche Unterfangen?

Es war der Frust und die Enttäuschung, die sich über all die Jahre durch meine Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Labels aufgestaut hatte. Irgendwie hatte ich den Eindruck, daß sich niemand so recht mit mir und meiner Musik auseinandersetzen wollte oder konnte. Dazu bekam ich ständig irgendwo Lügen aufgetischt, von denen ich auch eines Tages die Schnauze voll hatte. Geschäftsmäßig war ich mir von Anfang an sicher, daß es eigentlich nicht schlechter werden könnte, als es schon einmal war. Die erste Veröffentlichung, auf der ich selbst nicht mitgewirkt hatte, war übrigens Alex Masis »In The Name Of Bach« im Jahre 1999 und schon kurz darauf hatten mich zahlreiche Bands kontaktiert und bemustert. Ja, dieses Album war eigentlich der Anfang für LION MUSIC. Allerdings wollte ich es von Beginn an nicht übertreiben, sondern den Überblick behalten und es war mir auch immer wichtig, auch menschlich mit den Musikern zusammenfinden.

Nach welchen Gesichtspunkten suchst Du Künstler und Bands aus, die bei LION unter Vertrag genommen werden?

Zunächst einmal bin ich in der glücklichen Lage, ausschließlich mit Musikern, Bands und Künstlern zusammenzuarbeiten, die ich allesamt sehr schätze, und zwar sowohl musikalisch, als auch, und was viel wichtiger ist, menschlich. Mir käme keine Band, so gut diese auch immer sein mag, unter Vertrag, bei der ich den Eindruck hätte, daß es zu zwischenmenschlichen Problemen kommen könnte. Ich lege sehr viel Wert darauf, daß auch das Umfeld paßt, wenn ich einer Band einen Deal anbiete. Aus meiner Erfahrung habe ich sehr viel gelernt, deshalb hoffe ich, besser auf Wünsche meiner Klienten eingehen zu können. LION MUSIC war von Anfang an als Alternative zu den gängigen Labels gedacht und bislang konnte ich meine Intention auch verwirklichen. Zudem lege äußerst viel Wert darauf, mich mit der Musik, die über LION MUSIC veröffentlicht wird, auch identifizieren zu können. Da mein musikalischer Geschmack sowohl melodiösen Progressive Metal, als auch traditionellen Hard Rock beinhaltet, tendiert auch das Spektrum der bei mir unter Vertrag stehenden Formationen in diese Richtungen. Deshalb habe ich auch so unterschiedliche Bands und Künstler wie SUN CAGED, LORDS OF MUSHROOMS, LALU, HOUSE OF SHAKIRA oder LOCOMOTIVE BREATH unter Vertrag. Aber wie schon erwähnt, es handelt sich ausnahmslos um nette Kerle, egal welcher Band sie angehören.

Manche deiner Releases schreien allerdings geradezu nach dem Begriff "Inzest", schließlich sind neben Dir auch zahlreiche andere Musiker immer wieder bei diversen, unterschiedlichen Projekten beteiligt. Hast Du keine Angst davor, irgendwann deshalb in Mißkritik zu geraten?

In erster Linie handelt es sich um äußerst kompetente Musiker, die es problemlos schaffen, bei unterschiedlichsten Projekten mitzuwirken, ohne dabei in irgendeiner Form an ihre Grenzen zu stoßen. Es stimmt, daß Leute wie Lance King, Hubi Meisel oder Alex Masi an sehr vielen Veröffentlichungen von LION MUSIC mitwirken, aber schlußendlich zählt in diesem Zusammenhang in erster Linie die Freundschaft zu diesen Typen als Menschen, weshalb sie auch immer wieder gerne mit von der Partie sind. In Mißkritik bin ich, oder besser gesagt, sind wir deshalb noch nicht geraten, schließlich war das Ergebnis noch immer zufriedenstellend.

Wenn Du an einem Song schreibst, ist dir dann klar, für welches Projekt dieser dann dienlich sein wird, oder stapelst Du die Songideen quasi in der Schublade um dann, bei Bedarf, das entsprechende Stück Musik zur Hand zu haben?

Beim Komponieren habe ich immer das jeweilige Projekt im Hinterkopf. Ich zwinge mich geradezu in jenem Momenten an nichts anderes zu denken, als an jene Klänge, die mir für das jeweilige Album vorschweben. Im Laufe der Jahre fällt es mir immer leichter, Songs zu schreiben, offensichtlich habe ich mir da in der Zwischenzeit eine Art Routine angeeignet. Manchmal lege ich aber mehrwöchige Pausen ein, um dann in neuer Frische an das Komponieren heranzugehen.

Da Du nicht ausschließlich Instrumental-Alben komponierst, sondern Dich auch gerne mit wahrlich begnadeten Sängern umgibst, wäre es auch noch interessant, etwas über die Texte zu erfahren.

Es gibt kaum "Messages", die ich zu verbreiten habe. Zumeist handelt es sich um persönliche Erfahrungen, die ich in meinen Texten umzusetzen versuche. Allerdings laufe ich auch nicht mit Scheuklappen durchs Leben, sondern verarbeite auch jede Menge an "Alltagsgeschehen".

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Als letztes Werk aus deiner Feder haben wir »War!« erhalten, eine Rock-Oper. Was gibt es diesbezüglich zu vermelden?

Das Album trägt nicht umsonst den Untertitel »A Non-Fictional Rock Opera About The State Of This Planet We Call The Earth«. Was die Texte betrifft, so habe ich mich sehr intensiv mit den Auseinandersetzungen im mittleren Osten beschäftigt. Sowohl im Irak, als auch in Israel respektive Palästina sollte es doch endlich möglich sein, zu einer gemeinsamen Friedenslösung zu kommen. Auch auf den Terrorismus bin ich einigermaßen eingegangen, denn auch der spielt in dieser Region eine sehr bedeutende Rolle. Ich möchte keinesfalls als Prediger verstanden werden, allerdings hoffe ich schon, den Leuten ein wenig die Augen öffnen zu können, denn es wird derart viel Mist zu diesen Problemen in den Medien verzapft, daß es kaum noch auszuhalten ist. Für die Kompositionen war ich alleine verantwortlich, ebenso für die Arrangements und die Produktion, allerdings haben mir zahlreiche meiner Musiker-Freunde unter die Arme gegriffen und waren bereit mitzuwirken. Neben Lance King, haben unter anderem auch Vitalij Kuprij (k, ARTENSION), Mark Boals (v, RING OF FIRE, ex-Yngwie Malmsteen), Irene Jansson (v, STAR ONE, ex-KARMA) oder Andre Vuurboom (v, SUN CAGED) mitgeholfen, WAR! so klingen zu lassen, wie wir es veröffentlicht haben.

Klingt nicht nur auf dem Papier interessant, sondern auch auf Silberling. Ich könnte mir gar vorstellen, daß sich besagtes Album im Zuge allgemein positiver Verkaufsergebnisse, die Rock-Opern im Moment einbringen, auch recht gut verkauft. Was waren denn bisher die verkaufstechnischen Renner aus dem Hause LION?

Es gibt einige Produkte, die sich relativ gut verkaufen, von "Bestseller" oder ähnlichem Status sind wir aber noch weit entfernt.

Vor wenigen Monaten hattest du noch das Problem hier im deutschsprachigen Europa keinen brauchbaren Vertriebspartner finden zu können. Hat sich diesbezüglich alles in Wohlwollen aufgelöst?

Nein, noch nicht. Leider schaffe ich es nicht, einen wirklich kompetenten Partner in Deutschland zu finden, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß es schon sehr bald besser wird. (Im Moment sind LION MUSIC-Alben über CM Distro zu erhalten. - der Verf.)

Dann wollen wir Dir und LION MUSIC natürlich weiterhin viel Glück wünschen und bitten zum Abschluß noch um eine Übersicht, was denn in nächster Zeit von Dir bzw. Deinem Label veröffentlichungstechnisch zu erwarten ist:

Im Oktober werden erscheinen:

Milan Polak - »Guitar Odyssey«
Milans Debut in überarbeiteter Version mit Bonustrack.

DOGPOUND - »A Night In The Gutter«
Das zweite Album der schwedischen Melodic-Hard Rocker.

LOCOMOTIVE BREATH - »Change Of Track«
Auch diese Schweden sind mit einem neuen Album zurück!

FREAK NEIL INC - »Characters«
Prog-Metal-Band mit Rob Van Der Loo (SUN CAGED) am Mikro.

Im November werden dann folgende Platten folgen:

Lars Eric Mattsson - »Earthbound«
Mein erstes Instrumentalalbum seit 1991.

BRAVE NEW WORLD - »Monsters«
Auch in England wird nach wie vor feiner Melodic-Hard Rock zelebriert.

DE GLADAS KAPELL - »Spelar Nilsson«
Ein Klassiker des schwedischen ProgRock, bereits 1978 veröffentlicht, sollte Proggies aber auch heute noch hervorragend munden.

Iain Ashley Hersey - »The Holy Grail«
Klassischer Hard Rock. Unterstützt wurde Iain dabei von Größen wie Graham Bonnet oder Carsten "Lizard" Schulz.

Für das nächste Jahr kündigen sich jetzt schon WINTERLONG - »Metal/Technology«, Marcel Coenen - »Color Journey«, WATERFIELD - »The Astral Factor« sowie die neue MIND'S EYE-Platte an. Und auch im weiteren Verlauf des Jahres 2006 sollte so manches Schmankerl von LION MUSIC zu erwarten sein.

Aktuelle Infos zu LION MUSIC findet Ihr natürlich immer auf der Homepage des Labels:

http://www.lionmusic.com/

Weitere Details zu Lars' solistischen Aktivitäten gibt's hier:

http://www.larsericmattsson.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Lars Eric Mattsson im Überblick:
Lars Eric Mattsson – Earthbound (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 27)
Lars Eric Mattsson – Electric Voodoo (Rundling-Review von 1991 aus Metal Hammer 11/91)
Lars Eric Mattsson – No Surrender (Rundling-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
Lars Eric Mattsson – Online Empire 25-Interview (aus dem Jahr 2005)
Lars Eric Mattsson – News vom 05.08.1991
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